Lykische BauernDie Lykischen Bauern wurden von der Göttin Latona in Frösche verwandelt, weil sie ihr das Trinken aus einem See verweigerten. Die Geschichte ist Teil von Ovid, Metamorphosen, Buch 6, Vers 335–381. Nachdem Latona auf die Insel Delos verbannt wurde und sie dort ihre Zwillinge Apollo und Diana gebären musste, flüchtet sie mit den Neugeborenen nach Lykien. Völlig erschöpft erkundet sie die fremde Umgebung. Dabei trifft sie an einem See auf Bauern,[1] die Binsen und Schilf sammeln. Wegen der Sommerhitze dem Verdursten nahe, bittet Latona für sich und ihre Kinder höflich und mit vielen guten Gründen um Wasser. Doch nicht nur, dass die Bauern Latona verbieten zu trinken, sie wirbeln sogar den Schlamm vom Grunde des Sees auf, um das Wasser untrinkbar zu machen. Daraufhin verflucht Latona sie, auf ewig in diesem See als Frösche zu leben. In ihrer Verblendung erkennen die Bauern ihre Sünde nicht, sondern fahren in ihrem gotteslästerlichen Treiben fort:
– Ovid: Metamorphosen 6,376 Dieser Satz stellt einen von Ovid geschickt geformten Sprachwitz dar, da man bei lautem Lesen in lateinisch quamvīs … sub aquā, sub aquā lautmalerisch den typischen Lärm der Frösche zu hören glaubt (quak-quak). Damit ist auch ohne jede Nennung der Tierart im Text klar, was geschehen ist. Erst danach erfolgt im Text die explizite Erklärung:
– Ovid: Metamorphosen 6,379–381 Latona argumentiert wie folgt:
– Ovid: Metamorphosen 6,349–351
Man kann die Verwandlung in Frösche auch so interpretieren, dass die Bauern dadurch, dass sie keine menschlichen Gefühle (Mitgefühl, Mitleid) zeigen und sich nicht von den Argumenten Latonas überzeugen lassen, ihre Menschlichkeit aufgegeben haben und es so nicht mehr verdienen, Menschen zu sein. Hier zeigt sich ein Motiv, das Ovid schon in der vorhergehenden Niobegeschichte beschrieben hat: Das Innere kehrt sich nach außen. Die Tierhaftigkeit der Bauern kehrt sich nach außen, indem sie zu Tieren werden. Anmerkungen
Literatur
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