Luigi Caccia Dominioni, Sohn des Rechtsanwalts Ambrogio und Maria Paravicini sowie Cousin des Mailänder Schriftstellers und Ingenieurs Paolo Caccia Dominioni (1896–1992), wuchs in einem Haus an der Piazza Sant’Ambrogio in Mailand auf. Während seiner Schulzeit besuchte er das von Jesuiten geführte Gymnasium Istituto Leone XIII in Mailand. Im Herbst 1931 begann er mit dem Studium der Architektur am Polytechnikum in Mailand und schloss dieses 1936 mit dem Diplom ab. Noch im selben Jahr eröffnete er in Venedig ein Büro zusammen mit den Brüdern Livio und Pier Giacomo Castiglioni.
Auf der Triennale VII in Mailand präsentierte er 1940 eine Serie von Rundfunkgeräten, die er bereits 1939 gemeinsam mit seinen Büropartnern entworfen hatte. Das futuristisch anmutende, mit 5 Röhren ausgestattete „Phonola 547“ revolutionierte das bis dahin bekannte Design von Radiogeräten.
1941 heiratete er Natalia Tosi. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Von 1939 bis 1943 leistete Caccia Dominioni seinen Militärdienst, widersetzte sich jedoch dem Militärdienst in der von Benito Mussolini 1943 gegründeten Repubblica Sociale di Salò und floh in die Schweiz, wo er bis 1945 blieb.
Nach Kriegsende kam er zurück nach Mailand und eröffnete dort 1946 auf den Fundamenten seines ehemaligen, von Bombardements im August 1943 stark beschädigten Elternhauses an der Piazza Sant’Ambrogio 16 sein eigenes Büro. Von 1947 bis 1950 arbeitete er am Wiederaufbau dieses Gebäudes, in dem sich bis heute sein Büro befindet. 1947 gründete er zusammen mit Ignazio Gardella, Corrado Corradi Dell’Acqua, Maria Teresa und Franca Tosi das Unternehmen „Azucena“, das als erstes Geschäft Italiens für Produktion und Verkauf von Objekten und Einrichtungsgegenständen gilt.[2]
Der Zeitraum von 1950 bis 1970 war für Caccia Dominioni die intensivste Schaffensphase. Während dieser Zeit baute er zahlreiche herausragende Gebäude im Stadtgebiet von Mailand und prägte damit entscheidend die Entwicklung einer modernen Nachkriegsarchitektur in Italien. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit waren Wohnbauten. Von 1975 bis 1982 lebte Dominioni in Monaco, wo er das Wohnhochhaus Parc Saint Romain, das über rund 390 Apartments verfügt, realisierte.[3]
Sein bekanntestes Projekt blieb das Wohngebäude an der Piazza Carbonari in Mailand, das er 1961 fertigstellte: Die Patchwork-artig angeordneten Fenster, die in verschiedenen Größen nahezu bündig in die Fassade gesetzt sind, die Verkleidung des Hauses mit glatten, kleinformatigen Keramikfliesen, das blockhafte Volumen, das durch die Flächenbündigkeit betont wird, sind architektonische Themen, die bis in die Gegenwart ihren Einfluss auf zeitgenössisches Bauen ausüben.[4]
Verwaltungs- und Fabrikationsgebäude Loro e Parisini, via Savona, Mailand 1953–1956. Foto von Paolo Monti
Kloster Istituto Beata Vergine Addolorata, via Calatafimi 10, Mailand 1946–1954.[5] Foto von Paolo Monti.
Zitate
Zum Thema Design:
„Alles, was nicht unbedingt notwendig ist, muss weggenommen und das Objekt auf sein Wesen reduziert werden. Es geht also darum, das Objekt so zu gestalten, dass es für den Zweck, zu dem es bestimmt ist, geeignet ist und erst danach, eventuell, etwas hinzufügen. Aber bitte in Maßen.“[2]
Zum Thema Wohnen und Stadt:
“In realtà l’appartamento è una microcittà, con i suoi percorsi, i suoi vincoli, gli spazi sociali e quelli privati.”
„In Wirklichkeit ist die Wohnung eine Mikrostadt, mit ihren Laufwegen, ihren Verbindungen, den sozialen und den privaten Räumen.“[6]
Maria Antonietta Crippa: Luigi Caccia Dominioni, fiussi, spazi, e architettura. Testo & Immagine, Turin 1996, ISBN 88-86498-04-7.
Alberto Gavazzi, Marco Ghilotti (Hrsg.): Luigi Caccia Dominioni architetto in Valtellina e Grigioni. Skira Editore, Mailand 2010, ISBN 978-88-572-0827-5 (italienisch).
Artikel: Luigi Caccia Dominioni. In: Werk, Bauen + Wohnen. Nr. 12, Zürich 2013, OCLC884827033.
Alberto Gavazzi, Marco Ghilotti: Luigi Caccia Dominioni (= Itinerari di architettura Milanese, Bd. 3). Solferino Edizioni, Mailand 2014, ISBN 978-88-98274-09-3 (italienisch, englisch).
↑Maurizio Boriani, Corinna Morandi, Augusto Rossari: Milano contemporanea. Itinerari di architettura e di urbanistica. Maggioli Editore, 2007, ISBN 978-88-387-4147-0, S. 239.