Lohnarbeit und KapitalLohnarbeit und Kapital ist eine erstmals 1849 veröffentlichte Schrift von Karl Marx. VeröffentlichungsgeschichteDem Text liegen nach Friedrich Engels Vorträge zugrunde, die Marx 1847 im deutschen Arbeiterverein in Brüssel hielt. Erstmals veröffentlicht wurde der fragmentarische Text in Form von fünf Leitartikeln in der von Marx herausgegebenen Neuen Rheinische Zeitung zwischen dem 5. und 11. April 1849. Aufgrund der politischen Verhältnisse musste die Veröffentlichung der Serie unterbrochen werden, eine Fortsetzung des Manuskriptes war im Nachlass von Marx nicht auffindbar. Der in der Neuen Rheinische Zeitung veröffentlichte Text erschien später in verschiedenen, weitgehend unveränderten Einzeldrucken, beispielsweise 1884 in Zürich. 1891 wurde in Berlin eine von Engels überarbeitete Fassung (beispielsweise wurde der Begriff „Arbeit“ durch „Arbeitskraft“ ersetzt) mit einem Vorwort in einer Auflage von 10.000 Stück veröffentlicht. Im Marxists Internet Archive ist die Schrift in 16 Sprachen verfügbar. Im Onlinekatalog der Deutschen Nationalbibliothek finden sich etwa 140 Veröffentlichungen der Schrift von 1891 bis 2002. Inhalt1. Artikel vom 5. April
Marx beginnt den Artikel mit der Bemerkung, dass von unterschiedlichen Seiten kritisiert wurde, dass die ökonomischen Verhältnisse, welche die Grundlage der National- und Klassenkämpfe bilden sollen, bisher nicht ausreichend dargestellt wurden.[1] Die Artikelreihe soll nun allgemein verständlich jene ökonomischen Verhältnisse darstellen, welche die „Existenz der Bourgeoisie und ihre Klassenherrschaft“ wie „die Sklaverei der Arbeiter“ begründet. Dabei soll in drei großen Abteilungen dargestellt werden:
Die erste Frage ist nach Marx, was der Arbeitslohn sei und wie er bestimmt werde. Nach Marx ist der Arbeitslohn die Summe Geld, „die der Kapitalist für eine bestimmte Arbeitszeit oder für eine bestimmte Arbeitslieferung zahlt.“ Mit dem Geld, womit der Kapitalist Arbeitskraft kauft, „z. B. mit 2 Mark, hätte er 2 Pfund Zucker oder irgendeine andre Ware zu einem bestimmten Belauf kaufen können.“ Die Arbeitskraft ist nach Marx eine Ware, „nicht mehr, nicht minder als der Zucker. Die erste mißt man mit der Uhr, die andre mit der Waage.“ Die Arbeitskraft tauschen die Arbeiter in einem bestimmten Verhältnis „gegen die Ware des Kapitalisten aus, gegen das Geld“.
Die Arbeitskraft sei also eine Ware, die ihr Eigentümer, der Lohnarbeiter, an das Kapital verkauft. Es stelle sich nun die Frage, warum er seine Arbeitskraft verkaufe? Nach Marx ist die Antwort einfach: „Um zu leben.“ Der Arbeiter verkaufe seine Lebenstätigkeit „an einen Dritten, um sich die nötigen Lebensmittel zu sichern. Seine Lebenstätigkeit ist für ihn also nur ein Mittel, um existieren zu können. Er arbeitet, um zu leben.“ Marx endet mit der Feststellung:
2. Artikel vom 6. April
Es finde eine Konkurrenz zwischen den Verkäufern einer gleichen Ware statt, welche den Preis der Ware drücke, und es finde eine Konkurrenz zwischen den Käufern statt, welche den Preis hebe. Ebenso finde eine Konkurrenz zwischen Verkäufern und Käufern statt, dessen Resultat durch die Konkurrenz in den Gruppen bestimmt wird. „Die Industrie führt zwei Heeresmassen gegeneinander ins Feld, wovon eine jede in ihren eignen Reihen zwischen ihren eignen Truppen wieder eine Schlacht liefert. Die Heeresmasse, unter deren Truppen die geringste Prügelei stattfindet, trägt den Sieg über die entgegenstehende davon.“ Wenn die Zufuhr einer Ware schwächer als ihre Nachfrage ist, findet nur „eine geringe oder gar keine Konkurrenz unter den Verkäufern statt. In demselben Verhältnis, wie diese Konkurrenz abnimmt, wächst die Konkurrenz unter den Käufern. Resultat: Mehr oder minder bedeutendes Steigen der Warenpreise. Es ist bekannt, daß der umgekehrte Fall mit umgekehrtem Resultat häufiger stattfindet. Bedeutender Überschuß der Zufuhr über die Nachfrage: verzweifelte Konkurrenz unter den Verkäufern; Mangel an Käufern: Losschlagen der Waren zu Spottpreisen.“ Wenn der Preis nun durch das Verhältnis von Nachfrage und Angebot bestimmt wird, wodurch wird das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr bestimmt?
Erhält man im Austausch einer Ware eine Summe von Waren zurück, deren Herstellung weniger gekostet hat, so hat man gemeinhin „verloren“. Erhält man im Austausch gegen eine Ware eine Summe von andern Waren zurück, deren Herstellung mehr gekostet hat, so hat man „gewonnen“. Das Fallen oder Steigen des Gewinns berechnet man demnach „nach den Graden, worin der Tauschwert einer Ware unter oder über Null – der Produktionskosten – steht.“[2] Steigt der Preis einer Ware, so ist der Preis aller „andern Waren, die auf ihren alten Preisen stehngeblieben sind“, im Verhältnis gefallen.
„Die Bestimmung des Preises durch die Produktionskosten“ ist nach Marx „gleich der Bestimmung des Preises durch die Arbeitszeit, die zur Herstellung einer Ware erforderlich ist, denn die Produktionskosten bestehen aus 1. Rohstoffen und Verschleiß von Instrumenten, d. h. aus Industrieprodukten, deren Herstellung eine gewisse Summe von Arbeitstagen gekostet hat, die also eine gewisse Summe von Arbeitszeit darstellen, und 2. aus unmittelbarer Arbeit, deren Maß eben die Zeit ist.“
Nach Marx regeln dieselben Gesetze, welche den Preis der Waren im Allgemeinen regeln, auch den Arbeitslohn. Der Arbeitslohn bewege sich nach dem Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr, „je nachdem sich die Konkurrenz zwischen den Käufern der Arbeitskraft, den Kapitalisten, und den Verkäufern der Arbeitskraft, den Arbeitern, gestaltet. Den Schwankungen der Warenpreise im Allgemeinen entsprechen die Schwankungen des Arbeitslohns. Innerhalb dieser Schwankungen aber wird der Preis der Arbeit bestimmt sein durch die Produktionskosten, durch die Arbeitszeit, die erforderlich ist, um diese Ware, die Arbeitskraft, hervorzubringen.“ Die Produktionskosten der Arbeitskraft seien jene „Kosten, die erheischt werden, um den Arbeiter als Arbeiter zu erhalten und um ihn zum Arbeiter auszubilden.“ Je weniger Bildungszeit eine Arbeit erfordere, desto geringer seien die Produktionskosten des Arbeiters, umso niedriger sein Arbeitslohn. In Industriezweigen, in denen fast gar keine Ausbildung erforderlich ist und „die bloße leibliche Existenz des Arbeiters genügt, beschränken sich die zu seiner Herstellung erforderlichen Produktionskosten fast nur auf die Waren, die erforderlich sind, um ihn am arbeitsfähigen Leben zu erhalten. Der Preis seiner Arbeit wird daher durch den Preis der notwendigen Lebensmittel bestimmt sein, “den „Existenz- und Fortpflanzungskosten des Arbeiters“ oder dem „Minimum des Arbeitslohns“.
3. Artikel vom 7. April
In der Produktion wirken die Menschen nach Marx „nicht allein auf die Natur, sondern auch aufeinander,“ sie treten in bestimmte Verhältnisse zueinander. Nach der Art der Produktionsmittel werden die gesellschaftlichen Verhältnisse verschieden sein.
Auch das Kapital sei ein gesellschaftliches Produktionsverhältnis. „Es ist ein bürgerliches Produktionsverhältnis, ein Produktionsverhältnis der bürgerlichen Gesellschaft. … Das Kapital besteht nicht nur aus Lebensmitteln, Arbeitsinstrumenten und Rohstoffen, nicht nur aus materiellen Produkten; es besteht ebenso sehr aus Tauschwerten. Alle Produkte, woraus es besteht, sind Waren. Das Kapital ist also nicht nur eine Summe von materiellen Produkten, es ist eine Summe von Waren, von Tauschwerten, von gesellschaftlichen Größen.“
Damit eine Summe von Waren, von Tauschwerten, zu Kapital wird, müssen sie eine „selbständige gesellschaftliche Macht“ sein, das heißt als „Macht eines Teils der Gesellschaft“ sich erhalten und vermehren durch den „Austausch gegen lebendige Arbeitskraft. Die Existenz einer Klasse, die nichts besitzt als die Arbeitsfähigkeit, ist eine notwendige Voraussetzung des Kapitals. Die Herrschaft der aufgehäuften, vergangenen, vergegenständlichten Arbeit über die unmittelbare, lebendige Arbeit macht die aufgehäufte Arbeit erst zum Kapital.“
Der Arbeiter entäußert im Austausch gegen Lebensmittel seine produktive Tätigkeit an den Kapitalisten, wobei der Arbeiter „der aufgehäuften Arbeit einen größern Wert gibt, als sie vorher besaß.“ Er habe seine produktive Tätigkeit nach Marx „für sich selbst verloren.“ Der Arbeiter produziere Kapital, er produziere Werte, „die von neuem dazu dienen, seine Arbeit zu kommandieren und vermittelst derselben neue Werte zu schaffen.“
4. Artikel vom 8. April
Nach Marx entspringen unsere Bedürfnisse und Genüsse aus der Gesellschaft; „wir messen sie daher an der Gesellschaft; wir messen sie nicht an den Gegenständen ihrer Befriedigung. Weil sie gesellschaftlicher Natur sind, sind sie relativer Natur.“[3]
Obgleich die Genüsse des Arbeiters im Kapitalismus gestiegen sind, „ist die gesellschaftliche Befriedigung, die sie gewähren, gefallen im Vergleich mit den vermehrten Genüssen des Kapitalisten, die dem Arbeiter unzugänglich sind, im Vergleich mit dem Entwicklungsstand der Gesellschaft überhaupt.“[5]
Der Geldpreis der Arbeit falle nach Marx nicht mit dem reellen Arbeitslohn zusammen, „das heißt mit der Summe von Waren, die wirklich im Austausch gegen den Arbeitslohn gegeben wird.“ Weder „der nominelle Arbeitslohn, d. h. die Geldsumme, wofür der Arbeiter sich an den Kapitalisten verkauft, noch der reelle Arbeitslohn, d. h. die Summe Waren, die er für dieses Geld kaufen kann, erschöpfen die im Arbeitslohn enthaltenen Beziehungen. Der Arbeitslohn ist vor allem noch bestimmt durch sein Verhältnis zum Gewinn, zum Profit des Kapitalisten – verhältnismäßiger, relativer Arbeitslohn.“ Der reelle Arbeitslohn drücke „den Preis der Arbeit im Verhältnis zum Preise der übrigen Waren aus, der relative Arbeitslohn dagegen den Preis der unmittelbaren Arbeit im Verhältnis zum Preise der aufgehäuften Arbeit.“[6]
Nach Marx stehen Arbeitslohn und Profit in umgekehrter wechselseitiger Beziehung zueinander, der „Tauschwert des Kapitals, der Profit, steigt in demselben Verhältnis, worin der Tauschwert der Arbeit, der Taglohn, fällt, und umgekehrt.“[8] Nach Marx wird man vielleicht einwenden, „daß der Kapitalist gewinnen kann durch vorteilhaften Austausch seiner Produkte mit andern Kapitalisten, durch Steigen der Nachfrage nach seiner Ware, … daß der Profit des Kapitalisten sich also vermehren kann durch die Übervorteilung dritter Kapitalisten, unabhängig vom Steigen und Fallen des Arbeitslohns, des Tauschwerts der Arbeit, oder der Profit des Kapitalisten könne auch steigen durch Verbesserung der Arbeitsinstrumente, neue Anwendung der Naturkräfte usw.“ Nach Marx bleibe das Resultat dasselbe, „obgleich es auf umgekehrtem Wege herbeigeführt ist. … Der Kapitalist hat mit derselben Summe von Arbeit eine größere Summe von Tauschwerten erkauft, ohne deshalb die Arbeit höher bezahlt zu haben.“ Zudem erinnert Marx, dass „der Durchschnittspreis jeder Ware, das Verhältnis, worin sie sich gegen andere Waren austauscht, durch ihre Produktionskosten bestimmt ist. Die Übervorteilungen innerhalb der Kapitalistenklasse gleichen sich daher notwendig aus. Die Verbesserung der Maschinerie, die neue Anwendung von Naturkräften im Dienst der Produktion befähigen in einer gegebenen Arbeitszeit, mit derselben Summe von Arbeit und Kapital eine größere Masse von Produkten, keineswegs aber eine größere Masse von Tauschwerten zu schaffen. Wenn ich durch die Anwendung der Spinnmaschine noch einmal soviel Gespinst in einer Stunde liefern kann wie vor ihrer Erfindung, z. B. 100 Pfund statt 50, so erhalte ich für diese 100 Pfund nicht mehr Waren im Austausch zurück als früher für 50, weil die Produktionskosten um die Hälfte gefallen sind, oder weil ich mit denselben Kosten das doppelte Produkt liefern kann.“ Der Reinertrag der Kapitalistenklasse, sei es in einem Lande oder am ganzen Weltmarkt, „ist jedesmal nur die Summe, um welche die aufgehäufte Arbeit im großen und ganzen durch die lebendige Arbeit vermehrt worden ist. Diese Gesamtsumme wächst also in dem Verhältnis, worin die Arbeit das Kapital vermehrt, d. h. in dem Verhältnis, worin der Profit gegen den Arbeitslohn steigt.“ Nach Marx erkennt man nun, dass „innerhalb des Verhältnisses von Kapital und Lohnarbeit … die Interessen des Kapitals und die Interessen der Lohnarbeit sich schnurstracks gegenüberstehen.“[9] Eine rasche Zunahme des Kapitals sei gleich einer raschen Zunahme des Profits, der wiederum nur rasch zunehmen kann, wenn der Tauschwert der Arbeit, der relative Arbeitslohn ebenso rasch abnimmt. „Der relative Arbeitslohn kann fallen, obgleich der reelle Arbeitslohn gleichzeitig mit dem nominellen Arbeitslohn, mit dem Geldwert der Arbeit steigt, aber nur nicht in demselben Verhältnisse steigt wie der Profit. Steigt z. B. in guten Geschäftszeiten der Arbeitslohn um 5 Prozent, der Profit dagegen um 30 Prozent, so hat der verhältnismäßige, der relative Arbeitslohn nicht zugenommen, sondern abgenommen.“
5. Artikel vom 11. AprilWeil er der Behauptung der bürgerlichen Ökonomen, dass ein Wachstum des produktiven Kapitals (d. i. das in den Produktionsprozess reinvestierte Kapital) den Arbeitslohn anhebt, nicht folgt, da, wie er meint, die (historisch aus dem Städtebürgertum hervorgegangene) Bourgeoisie zu aufgeklärt sei und zu gut rechne, „um die Vorurteile des Feudalen zu teilen, der mit dem Glanze seiner Dienerschaft prunkt“ (S. 35), einfach weil ihre Existenzbedingungen sie dazu zwingen – auch dem Klassenfeind wird Verständnis entgegengebracht –, wirft Marx in diesem letzten Artikel ebendiese jetzt näher zu untersuchende Frage auf: „Wie wirkt das Wachsen des produktiven Kapitals auf den Arbeitslohn?“ (S. 36). Bevor Marx jedoch an die eigentliche Beantwortung der Frage geht, untersucht er zunächst ihre Vorbedingung, das Wachstum des produktiven, bürgerlichen Kapitals. Dieses kann auf dreifacher Weise: „durch größere Teilung der Arbeit, durch Anwendung und Verbesserung neuer Maschinen, durch vorteilhaftere und massenhaftere Ausbeutung der Naturkräfte“ (S. 36) gesteigert werden. Dieses Wachstum, diese Vermehrung der Kapitalien bewirkt jetzt (zunächst einmal) eine Erhöhung der Konkurrenz unter den Kapitalisten, den Produktionsmittelbesitzenden, nachdem es zuvor den Druck auf den einzelnen Kapitalisten gesteigert hat, denn, da er jetzt zum selben Produktionspreis mehr produzieren und damit billiger anbieten kann, muss er dieses Mehr an Produkten auch verkaufen, es hat sich „das Bedürfnis des Absatzes für ihn ausgedehnt“ (S. 36) und „schwierigere Bedingungen der Verwertung seines Kapitals“ (S. 38) sind aufgetreten. Zusätzlich bewirkt der Konkurrenzdruck unter den Kapitalisten, dass nicht nur der Einzelne den Produktionsvorteil behält – über kurz oder lang werden
Wie vor der Einführung der neuen effizienteren Produktionsmittel konkurrieren die Produzenten/Anbieter jetzt also wieder mit gleicher Ausstattung ihrer Produktionskraft, nur dass „sie jetzt gezwungen [‚sind‘], unter dem alten Preis das doppelte Produkt zu liefern“ (S. 37). Und diese den gesamten Weltmarkt beherrschende Dynamik bleibt nach diesem eben beschriebenen einmaligen Umlauf nicht stehen, mit jeder technologischen Neuerung werden neue potentere Maschinen eingeführt, mit jedem wissenschaftlichen Durchbruch werden die Naturkräfte effizienter ausgebeutet und in der Folge die Arbeit stets aufs Neue geteilt.
Im selben Maß, in dem das Produktionsinstrument immer teurer wird (Ankauf neuer und immer neuerer Maschinen), wird der Preis der Ware immer billiger, sodass, um die Produktionskosten zu ersetzen – unterliegen die Wirtschaftsakteure doch dem „Gesetz, welches innerhalb der Schwankungen der Handelsepochen den Preis einer Ware notwendig zu ihren Produktionskosten ausgleicht“ und haben ihm unbedingt zu folgen –, „ein massenhafterer Verkauf jetzt nötig ist“ (S. 38).
Nach dieser Klärung der Geschehnisse auf Seiten der Kapitalisten – das Wachsen des produktiven Kapitals – kann Marx nun endlich darangehen, die eigentliche Frage – dessen Wirkung auf den Arbeitslohn – zu beantworten, jedoch nicht ohne vorher dieselbe Frage, wenn auch variiert, noch einmal zu stellen: „Wie aber wirken diese Umstände, die von dem Wachsen des produktiven Kapitals unzertrennlich sind, auf die Bestimmung des Arbeitslohns ein?“ (S. 39). Entgegen der von ihm also bestrittenen bürgerlichen Behauptung der positiven Korrelation dieser beiden Faktoren konstatiert Marx (nun auch) eine Vermehrung der Konkurrenz unter den Arbeitern auf drei Ebenen, als deren Wirkung eine Verringerung des Lohns auftritt: zunächst „machen sich [‚{d}ie Arbeiter‘] Konkurrenz, indem einer sich wohlfeiler verkauft als der andre; [dann] machen [‚sie‘] sich Konkurrenz, indem einer die Arbeit von 5, 10, 20 verrichtet“ (S. 39), also ein einzelner Arbeiter allein die Arbeitsbelastung und den Konkurrenzdruck auszuhalten hat, den früher fünf, zehn oder zwanzig Arbeiter zusammen ertragen mussten, weil er jetzt die Arbeit dieser Arbeiteranzahl verrichtet und daher mit seiner Anstellung ebenso viele verdrängt, ohne aber das betreffende Mehrfache an Salär zu erhalten; und drittens vereinfacht sich die Arbeit infolge der Arbeitsteilung derart, dass
Marx konkludiert, dass „[i]n demselben Maße also, worin die Arbeit unbefriedigender, ekelhafter wird, in demselben Maße nimmt die Konkurrenz zu und der Arbeitslohn ab“ und dass „[j]e mehr er [der Arbeiter] arbeitet, um so weniger Lohn erhält er“, wobei vor allem „die Maschinerie“ maßgeblichen Anteil daran hat (S. 39). Es wird das Bild des „industriellen Krieg“ (S. 40) bemüht: dieser „Krieg hat das eigentümliche, daß die Schlachten in ihm gewonnen werden weniger durch Anwerben als durch Abdanken der Arbeiterarmee. Die Feldherren, die Kapitalisten, wetteifern untereinander, wer am meisten Industrie-Soldaten entlassen kann.“ (S. 40) Zwar sagen die bürgerlichen Ökonomen, gegen die Marx opponiert, nicht, dass die von den neu eingeführten Maschinen verdrängten Arbeiter neue (adäquate) Beschäftigung finden würden, da dies zu offensichtlich nicht der Wahrheit entspräche, aber sie behaupten, dass dies „für andre Bestandteile der Arbeiterklasse, z. B. für den Teil der jungen Arbeitergeneration, der schon bereitstand, um in den untergegangenen Industriezweig einzutreten“ (S. 40) zuträfe. Sollte dies wahr sein, was Marx aber bestreitet – viel mehr meint er, darin tröstende Worte zu sehen, die die bürgerliche Ökonomie an die Kapitalisten richtet, deren Klasse, würde die der Lohnarbeiter durch die Maschinen verschwinden, ebenfalls unterginge –, dann würde aber der Lohn für diese neue Arbeit geringer sein. „[D]ie moderne Industrie [‚bringt‘] es mit sich, stets eine einfachere, untergeordnetere Beschäftigung der zusammengesetzten, höheren unterzuschieben.“ (S. 40), welche – wie oben schon dargestellt – schlechter bezahlt wird. Auch das Argument, dass durch den höheren Einsatz von Maschinen „die Beschäftigung der Arbeiter in der Maschinenfabrikation“ (S. 40) zunähme, kann Marx entkräften, indem er feststellt, dass „zum Fabrizieren von Maschinen […] höchst kunstvolle […] Maschinen […] angewandt [werden], gegenüber [denen] die in den Maschinenfabriken beschäftigten Arbeiter […] nur noch die Stelle von höchst kunstlosen Maschinen spielen“ (S. 41) können. Durch diese „Bewegung […], schon vorhandne riesenhafte Produktionsmittel auf größerer Stufenleiter auszubeuten“ (S. 41), wird der kleine Industrielle, der damit nicht mehr Schritt halten kann, vernichtet; infolge seines Konkurses muss er „sich auf die Industrie werfen […] und [‚hilft‘] damit die Kandidaten für das Proletariat vermehren“ (S. 41): „So wird der Wald der in die Höhe gestreckten und nach Arbeit verlangenden Arme immer dichter, und die Arme selbst werden immer magrer.“ (S. 41) Auch nehmen korrelierend mit der Ausdehnung der Produktenmasse, dem „Bedürfnis nach ausgedehnten Märkten“ (S. 42) die Krisen – „die industriellen Erdbeben“ (S. 41) – zu:
Nach Klärung und Darstellung all dieser Sachverhalte nun kann Marx abschließend das Resümee ziehen, dass, „[j]e mehr das produktive Kapital wächst, desto mehr dehnt sich die Teilung der Arbeit und die Anwendung der Maschinerie aus. Je mehr sich die Teilung der Arbeit und die Anwendung der Maschinerie ausdehnt, um so mehr dehnt sich die Konkurrenz unter den Arbeitern aus, je mehr zieht sich ihr Lohn zusammen“ (S. 41) und die diesen 5. Artikel vom 11. April 1849 dominierende Frage nach dem wechselseitigen Verhältnis von Wachstum des produktiven Kapitals einerseits und Höhe des Arbeitslohn anderseits kann abschließend folgendermaßen beantwortet werden:
WirkungAlfred Müller entnimmt dem Text eine Reihe von Argumenten für das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate.[10] WeblinksWikiquote: Lohnarbeit und Kapital – Zitate
Einzelnachweise
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