Liste geflügelter Worte/WWacht am RheinDie Wacht am Rhein ist der Titel eines 1840/41 entstandenen patriotischen Gedichts von Max Schneckenburger, der den Text im November 1840 in Bern unter dem Eindruck der Gefahr eines neuen Krieges mit Frankreich dichtete. Der Titel des Gedichts ist auch ein Teil des Kehrreims:
Das Gedicht erlangte in der 1854 entstandenen Vertonung von Carl Wilhelm volkstümliche Beliebtheit und erhielt durch seinen mobilisierenden Charakter besondere Aktualität im Deutsch-Französischen Krieg der Jahre 1870/71. Zu finden ist der Text des Liedes auch auf einer großen Schrifttafel auf der Schauseite des Sockels der Germania-Monumentalstatue des Niederwalddenkmals oberhalb von Rüdesheim am Rhein. Im Film Casablanca singen die deutschen Offiziere um Major Strasser dieses Lied in Rick’s Café Americain, werden dabei aber mehr und mehr durch die anderen Gäste übertönt, die als Antwort die Marseillaise anstimmen. Wacht auf, Verdammte dieser Erde!Mit diesem kämpferischen Aufruf beginnt die deutsche Fassung der Internationale, des Kampflieds der internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung. Der ursprüngliche Text des französischen Kommunarden Eugène Pottiers von 1871 erschien in Deutschland und anderen Nachbarländern in verschiedenen Übersetzungen. Sie wurde besonders bei Feiern zum 1. Mai gesungen und war bis 1943 Nationalhymne der Sowjetunion. Der deutsche Text stammt von Emil Luckhardt und lautet: Wacht auf, Verdammte dieser Erde, Wagalaweia!Dieses unverständliche Wort ist ein Zitat aus Richard Wagners Opernzyklus Der Ring des Nibelungen. Im Rheingold spielen die drei Rheintöchter (Woglinde, Wellgunde und Floßhilde), die Vater Rhein mit der Bewachung des Rheingolds beauftragt hat, in den Wellen:
Wandel durch AnnäherungIm Juli 1963 hielt der SPD-Politiker Egon Bahr vor der Evangelischen Akademie Tutzing einen Vortrag mit dem Titel Wandel durch Annäherung. Bahr gilt als einer der wichtigsten Berater Willy Brandts im Hinblick auf die Ostverträge und wird bisweilen auch als Architekt der Ostverträge bezeichnet. Als Zielsetzung deutscher Außenpolitik forderte er die Aufgabe der Politik der Stärke und vertrat die Ansicht, dass Veränderungen nur langfristig, durch eine große Anzahl kleiner Schritte erreicht werden könnten. Am Schluss seiner Tutzinger Rede sagt Bahr:
Wanderer, kommst du nach Sparta.Das so genannte „Thermopylen-Epigramm“ des Simonides von Keos soll auf dem Gedenkstein für die dreihundert Spartiaten gestanden haben, die in der Schlacht bei den Thermopylen den Kampf gegen die persische Übermacht mit ihrem Leben bezahlten:
Der römische Politiker und Redner Marcus Tullius Cicero schlägt einen pathetischen Ton an, indem er von heiligen Gesetzen des Vaterlands spricht:
Friedrich Schiller fand 1795 in seinem Gedicht „Der Spaziergang“ zu folgender Übersetzung:[4]
Zur Rezeption im 20. Jahrhundert siehe Liste griechischer Phrasen/Omega. Wanderer zwischen zwei WeltenDiese Bezeichnung geht zurück auf den Titel der Novelle Der Wanderer zwischen beiden Welten des im Ersten Weltkrieg gefallenen Schriftstellers Walter Flex, der diese in Erinnerung an einen vor ihm im Krieg gefallenen Freund schrieb. Es wurde das erfolgreichste Buch eines deutschen Schriftstellers im Ersten Weltkrieg. Das im Wanderer enthaltene Gedicht Wildgänse rauschen durch die Nacht … wurde bald mehrmals vertont und zu einem der bekanntesten deutschen Gedichte überhaupt. Mit der Wendung „Wanderer zwischen zwei Welten“ charakterisiert man einen Menschen, der versucht, in zwei verschiedenen Lebenswelten zu Hause zu sein, der vielleicht auch nicht weiß, wohin er wirklich gehört. Die idealisierte Gestalt des jungen, vom Geist des Wandervogels geprägten Theologiestudenten wurde zu einem Idealbild vieler junger Leser. Wann ist ein Mann ein Mann?In dem Lied Männer, das Herbert Grönemeyer 1984 mit seinem fünften Studioalbum 4630 Bochum veröffentlichte, heißt es:
Diese Frage stellte die ehemalige Fernsehmoderatorin Eva Herman 2007 als Motto ihrem Buch Das Prinzip Arche Noah voran, das für eine neue Familienkultur plädiert. Wann treffen wir drei wieder zusamm’?Mit dieser Zeile beginnen die erste und die letzte Strophe der Ballade Die Brück’ am Tay von Theodor Fontane, der hier den Beginn des Dramas Macbeth von William Shakespeare zitiert. Bei Shakespeare verabreden sich drei Hexen, bei Fontane sind es Naturgewalten, die eine Zusammenkunft planen. Fontanes Gedicht beginnt mit den drei Hexen aus Shakespeares Macbeth:
Es geht um den Zug, der am 28. Dezember 1879 von Burntisland nach Dundee fahren sollte. Die über drei Kilometer lange Eisenbahnbrücke über den Firth of Tay (Mündungsästuar des Flusses Tay bei Dundee, Ostschottland) stürzte 15 Monate nach der Fertigstellung während eines schweren Wintersturms ein. Der Zug versank im Tay und riss alle Zuginsassen in den Tod. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?Mit dieser rhetorischen Frage reagierte Bertolt Brecht auf die Äußerungen der DDR-Führung nach den Vorfällen am 17. Juni 1953:
Als es in Berlin zu Massenprotesten der Arbeiter in der DDR kam, äußerte er noch am selben Tag in einem Brief an Walter Ulbricht Zustimmung zu den Maßnahmen der DDR-Regierung und zum Eingreifen der sowjetischen Truppen. In der poetischen Reflexion der Ereignisse nahm er Juli/August 1953 eine deutlich distanziertere Haltung ein, die er in den Buckower Elegien im Gedicht Die Lösung artikulierte. Das Gedicht wurde zum ersten Mal in der Tageszeitung Die Welt am 9. Dezember 1959 veröffentlicht.
Warmer AbbruchEinen warmen Abbruch vornehmen oder durch warmen Abbruch gewinnen bzw. warm abtragen bedeutet durch eine Brandstiftung bei seinem hoch versicherten Haus oder Geschäft eine hohe, überhöhte Versicherungssumme zu kassieren, oder ein Abrissverbot, z. B. aus Denkmalschutz-Gründen zu unterlaufen. Dieses Spitzbubenwort soll seit den 1930er Jahren bestehen. Abbruch bezeichnet im Bauwesen den Abriss oder das Abtragen von Gebäuden. Da es heutzutage durch wesentlich bessere und vor allem feuerfeste Baumaterialien, im Gegensatz zur früher üblichen Holzbauweise, nach einem Brand meistens nicht mehr nötig ist, das ganze Gebäude komplett abzureißen, der Schaden jedoch allein durch Löschmaterialien und/oder Rauch dennoch immens ist, spricht man im Volksmund häufig nur noch von einer „Warmen Sanierung oder Brandsanierung“, wenn der Schadensfall absichtlich herbeigeführt wurde oder es zumindest offenkundig so scheint. Warte nur, balde„Warte nur! Balde // Ruhest Du auch.“ ist der Schluss von Goethes berühmtem Gedicht Wandrers Nachtlied (Ein Gleiches). Als Parodie dieses Gedichtes ist Ringelnatz’ Vierzeiler anzusehen: Drüben im Walde Warte, warte nur ein Weilchen„Warte, warte nur ein Weilchen“ ist der Anfang eines Liedes aus der Operette Marietta von Walter Kollo (Uraufführung am 22. Dezember 1923 im Metropol-Theater, Berlin):
Daraus wurde in Hannover ein Abzählvers über den Serienmörder Fritz Haarmann, der in verschiedenen Versionen existiert. Eine davon lautet:
Dieser Reim findet leicht abgewandelt auch in Fritz Langs Film M – Eine Stadt sucht einen Mörder Verwendung. Statt Haarmann heißt es hier unspezifischer der schwarze Mann. Warten auf GodotWarten auf Godot (En attendant Godot) ist ein Stück des absurden Theaters von Samuel Beckett aus dem Jahr 1949. Die Hauptfiguren des Stücks verbringen ihre Zeit damit, auf einen Godot zu warten, den sie nicht kennen, von dem sie nichts Genaues wissen, nicht einmal, ob es ihn gibt. Godot selbst erscheint in der Tat nicht und das Warten auf ihn ist offensichtlich vergeblich. Dies drückt sich z. B. in dem mehrfach im Stück wiederkehrenden Dialog aus:
Warum in die Ferne schweifen?Die Worte „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“ sind angelehnt an die Anfangsverse von Goethes Vierzeiler Erinnerung:
Dieses leicht umgestaltete Zitat verwendet man, um auszudrücken, dass die Heimat genau so schön sein kann wie ferne Länder, oder um auf unmittelbare Lösungsmöglichkeiten für ein Problem hinzuweisen. So wird mit diesem Zitat für Tourismus im eigenen Land geworben. Siehe auch: Bleibe im Lande und nähre dich redlich. Warum rülpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmacket?Mit diesen derben Worten soll der Reformator Martin Luther angeblich seine Tischgäste gefragt haben, warum sie sich so unnatürlich dezent benähmen. Doch stammt der erste Beleg aus dem 18. Jahrhundert. Der Luther-Experte von der Universität Leipzig, Helmar Junghans, erklärt zum Hintergrund dieses vermeintlichen Luther-Zitats:
Da Luther manchmal eine sehr derbe Ausdrucksweise pflegte, war es leicht, ihm dieses Zitat unterzuschieben. So heißt auch ein Buch mit Anekdoten über Luther von Mario Süßenguth Aus einem traurigen Arsch fährt nie ein fröhlicher Furz. Was bin ich wieder für ein Schelm!Diese Worte (auch: „Ach, was bin ich wieder für ein Schelm!“ oder „Ich bin heute aber auch wieder ein Schelm!“) waren die klassischen Worte des deutschen Komikers Heinz Erhardt, die er oft nach seinen verschraubten Wortspielen oder skurrilen Versen sagte. Dieser Satz wird fest mit ihm in Verbindung gebracht. So lautete ein Nachruf am 20. Februar 2008: „Ein Schelm hat Geburtstag“. Erhardt wird als Schelm der Nation bezeichnet und trug mit treuherzigem Gesicht seine Gedichte vor. Zu diesem Image trug sein gemütliches Äußeres und der kindliche Blick hinter seiner dicken Hornbrille bei. Was da kreucht und fleuchtVerbreitete, jedoch inkorrekte Analogie-Schreibweise von #Was da kreucht und fleugt. Was da kreucht und fleugtDer dritte Aufzug von Friedrich Schillers Drama Wilhelm Tell beginnt mit dem Gesang des Knaben Walter Mit dem Pfeil, dem Bogen, dessen letzte Strophe folgendermaßen lautet:
Gewürm, das kriecht, und Vögel, die fliegen, finden sich schon im 1. Buch Mose unter den Tieren, die Noah in die Arche aufnimmt:
Der Ausdruck soll meist als pars pro toto alle Tiere bezeichnen. Die weit verbreitete Schreibung mit „ch“ ist nicht nur sprachlich, sondern auch historisch falsch; Schiller schreibt noch richtig „fleugt“.[10] Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein.Mit diesem Satz äußerte sich der ehemalige Ministerpräsident Baden-Württembergs, Hans Filbinger, zu Todesurteilen, an denen er als Kriegsmarinerichter während der NS-Zeit beteiligt war.[11] Der Dramatiker Rolf Hochhuth veröffentlichte in der ZEIT vom 17. Februar 1978 einen Vorabdruck seines Romans Eine Liebe in Deutschland. In der Schlusspassage bezeichnete er Filbinger als „Hitlers Marinerichter, der sogar noch in britischer Gefangenschaft nach Hitlers Tod einen deutschen Matrosen mit Nazi-Gesetzen verfolgt hat“. Als 1978 bekannt wurde, dass Filbinger 1945 als Ankläger und Richter bei der Kriegsmarine Todesurteile gegen Deserteure beantragt und gefällt hatte, leugnete er zunächst, verlor jedoch zunehmend öffentlichen Rückhalt und trat schließlich als Ministerpräsident, später auch von seinen Parteiämtern zurück. Filbinger war an mindestens 234 Marinestrafverfahren beteiligt. In 169 Fällen war er Vorsitzender Richter oder Untersuchungsführer und damit für das Urteil bzw. die Strafverfügung direkt verantwortlich. In 63 Verfahren trat er als Ankläger auf. In sechs Fällen wurde die Todesstrafe verhandelt. In drei davon vertrat Filbinger die Anklage, in zwei Fällen fällte er als Vorsitzender Richter Todesurteile. Auf einen Fall nahm er von außen Einfluss.[12] Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.In seinem Monolog, der mit dem Entschluss zum Suizid endet, spricht Faust in Goethes Faust I angesichts des vom Vater hinterlassenen „alt Geräte, das ich nicht gebraucht“, diese berühmten Worte: Was du ererbt von deinen Vätern hast, Die unmittelbar folgende Zeile bringt die Weiterführung des Gedankens, dass das Ungenutzte zum überflüssigen Ballast werden kann: Was man nicht nützt, ist eine schwere Last. Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu.siehe: Goldene Regel Was erlauben Strunz?Der italienische Fußballtrainer Giovanni Trapattoni sagte in einer Pressekonferenz am 10. März 1998 über den Spieler Thomas Strunz:
Weiter schimpfte Trapattoni:
Trapattoni schloss dann mit den berühmten Worten: Er hat dabei offensichtlich das italienische „ho terminato“ (eigentlich: „ich habe beendet“) übersetzt, ohne zu berücksichtigen, dass man im Deutschen „fertig ist“ und nicht „fertig hat“. In der Schweiz ist die vergleichbare Formulierung „Ich habe geschlossen“ zur Beendigung einer förmlichen Rede hingegen durchaus verbreitet. Der Torhüter Oliver Kahn sagte rückblickend über diese Brandrede:
Der Sprachforscher Ludger Hoffmann analysierte diese Rede und kam zu folgenden Ergebnissen:
Weiter wird festgestellt:
Auf dieses Zitat zurückzuführen ist der Titel des TV-Magazins Was erlauben Strunz!? mit dem Fernsehjournalisten Claus Strunz, der mit Thomas Strunz nicht verwandt ist. Dieser Ausspruch hat es mittlerweile zum geflügelten Wort geschafft; der Redakteur Reinhard Müller[17] von der FAZ schreibt in seinem Kommentar „Urteil zur Bundesnotbremse: Rückendeckung für die Politik – und für die Freiheit“[18] vom 30. November 2021:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?Dieser Vers stammt aus dem Gedicht Kennst du das Land, mit dem in Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre die rätselhafte Mignon ihre Sehnsucht nach ihrer verlorenen italienischen Heimat zum Ausdruck bringt. In der zweiten Strophe geht es um einen Palast, in den sie sich zurücksehnt:
Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne …
So übersetzte Martin Luther den ersten Teil von Vers Matth. 16, 26. In der Einheitsübersetzung lautet der Satz schlichter:
Den Satz sagt der des Hochverrats angeklagte Sir Thomas More in seinem Prozess zu einem lügenden Belastungszeugen im Film A Man for All Seasons:
Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt?Diese anklagende Frage findet sich in einem 1834 geschriebenen Brief des Dichters Georg Büchner an seine Braut. Seine Klage gilt der Unfreiheit des Menschen und seiner Unvollkommenheit:
In seinem Drama Dantons Tod legt Büchner dem französischen Revolutionär Georges Danton ähnliche Worte in den Mund:
Was ist der Mensch? Halb Tier, halb Engel.Mit diesem Vers beginnt das Gedicht Menschenbestimmung von Joachim Lorenz Evers. Der Schweizer Arzt und Dichter Albrecht von Haller hatte den gleichen Gedanken schon in seinem Gedicht Gedanken über Vernunft, Aberglauben und Unglauben ausgesprochen, in dem es heißt:
Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?Diese Frage lässt der marxistische Dichter Bertolt Brecht in seiner Dreigroschenoper im dritten Akt, 3. Szene (Todeszelle) stellen. Sie lautet vollständig:
Was kraucht da in dem Busch herum?Dies ist der Anfang des so genannten Kutschkelieds[24] aus der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon Bonaparte, das ein Füsilier Kutschke gedichtet haben soll. Es beginnt mit folgenden Versen:
Im Lied der Lippischen Schützen heißt es:
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde das Lied auf den damaligen französischen Präsidenten Raymond Poincaré umgedichtet:
Aufgegriffen wurde der Vers auch von Eugen Roth in dem Epos Die Frau in der Weltgeschichte. Kapitel 2: Die Antike (1936), um die Überraschung der Göttin Diana angesichts des plötzlichen Erscheinens von Aktaion zum Ausdruck zu bringen:
Was macht der Maier am Himalaya?Mit diesen Worten beginnt der Refrain eines Unsinn-Schlagers von Fritz Rotter über Professor Friedrich Wilhelm Maier und seine Expedition in den Himalaya, von der er wider Erwarten mit einem „Weib mit enormen / Körperformen“ zurückkehrt.
Das Lied war charakteristisch für den deutschen Schlager der Weimarer Republik. Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.Dieses Zitat von Friedrich Nietzsche findet sich in seiner Götzen-Dämmerung, einer Schrift mit dem Untertitel Wie man mit dem Hammer philosophirt.[26] Dieses Diktum steht in einer Aneinanderreihung von Aphorismen unter dem Motto Aus der Kriegsschule des Lebens und wird immer wieder in aussichtslosen Situationen gebraucht. So heißt es in einem Feldpostbrief aus dem Jahr 1916:
Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist?Dieses Zitat stammt aus dem Gedicht An die Nachgeborenen von Bertolt Brecht und bezieht sich auf die Verbrechen im Dritten Reich:
Der Exildichter Brecht wendet sich damit gegen Schriftsteller, die die Untaten des Nationalsozialismus verschwiegen, indem sie zum Beispiel der Naturlyrik verhaftet blieben. Der österreichische Lyriker Erich Fried bezieht sich in seinem Gedicht Gespräch über Bäume auf die Entlaubungsmittel, die im Vietnamkrieg von der US-Armee eingesetzt wurden:
Der Lyriker Walter Helmut Fritz kehrte im Rahmen der Diskussion über vermeintlich zunehmende Umweltzerstörung das Brecht-Zitat um, indem er schreibt:
Was tun?In Friedrich Schillers Gedicht Die Teilung der Erde (1795) heißt es zum Poeten, der bei der Aufteilung der Erde nicht dabei war und deshalb leer ausgegangen ist:
Was tun? sprach Zeus wird als scherzhafter Ausdruck der Ratlosigkeit gebraucht. Was tun ist auch der Titel eines 1863 erschienenen Romans des russischen Schriftstellers N. G. Tschernyschewski, von diesem Roman übernahm Lenin den Titel für seine programmatische Schrift Was tun? (russisch: Что делать? Tschto djelatj?) aus dem Jahr 1902. Darin äußert er seine Ansicht, dass das Proletariat unfähig zum Klassenkampf sei. Den Sozialismus habe ja die bürgerliche Intelligenz erfunden. Folglich müsse die Intelligenz als eine Truppe von Berufsrevolutionären die Arbeiterklasse zum Sieg führen. Das Proletariat selbst verfolge lediglich so genannte „Brot- und Butterziele“. Was will das Weib?Ernest Jones schreibt in seinem dreibändigen Werk Sigmund Freud: Life and Work (1955), Freud habe einmal zu Marie Bonaparte gesagt:
Die deutsche Version von Jones’ Buch Das Leben und Werk von Sigmund Freud[30] in der Übersetzung von Gertrud Meili-Dworetzki unter Mitwirkung von Katherine Jones gibt das folgendermaßen wieder:
Was wollen wir trinken?Die Worte „Was wollen wir trinken sieben Tage lang“ bilden den Anfang des Liedes Sieben Tage lang. Die niederländische Band Bots hatte 1976 den Titel Zeven dagen lang produziert. Der deutsche Liedermacher und Politiker Diether Dehm übersetzte das Lied ins Deutsche, und die Bots vertonten es 1980 nochmals mit dem deutschen Text. Er beginnt mit den folgenden Versen:
In der zweiten Strophe heißt es:
In der dritten Strophe schließlich steht:
Die Melodie des Lieds beruht auf dem bretonischen Trinklied Son ar Chistr (Lied vom Cidre), das 1970 durch eine Aufnahme des Harfenisten Alan Stivell international popularisiert wurde und später in einer Technofassung von Scooter rhythmisiert wurde. Andere Quellen listen als Erstaufnahme
auf, sowie folgende 17 Coverversionen:
Wasch mir den Pelz und mach ihn nit nass!auch: Wasch mir den Pelz und mach mich nicht nass! und ähnliche Varianten. Diese Redensart besagt, dass jemand einen Vorteil genießen möchte, ohne dafür irgendeinen Nachteil in Kauf nehmen zu wollen. Hugo von Hofmannsthal zitiert diese Redewendung im Jedermann in der Szene des Teufels. Diese Äußerung soll nach Johannes Mathesius (Lutherhistorien, 1566) Herzog Georg von Sachsen gegenüber Erasmus von Rotterdam getan haben, als dieser „eine zweifelhafte und verdrehte Antwort gab“. Wat kümmert mich ming Jeschwätz von jestern?„Wat kümmert mich ming Jeschwätz von jestern?“ ist die kölsch gefärbte Version des Ausspruchs: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“. Er wird heute meist dem – von 1949 bis 1963 – ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Konrad Adenauer zugeschrieben, um ihn als Realpolitiker zu kennzeichnen, der schnell und flexibel auf veränderte Umstände reagiert. In diesem Sinne wird gern die Ergänzung beigefügt: „Es kann mich doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu werden“. Während Letzteres durch Paul Weymars „autorisierte Biographie“ Adenauers aus dem Jahr 1955 belegt ist,[32] konnte „mein Geschwätz von gestern“ bisher noch nicht als Ausspruch Adenauers nachgewiesen werden,[33] obwohl man es schon in einer Habilitationsschrift von 1967/68 als „Adenauer-Zitat“ bezeichnet findet.[34] „Was geb ich auf mein Geschwätz von gestern“ zitiert Dolf Sternberger in seinen 1941–1946 entstandenen und 1950 unter dem Titel Figuren der Fabel gesammelt veröffentlichten Essays als Frankfurter Sprichwort.[35] „Was gebe ich auf mein dummes Geschwätz von gestern!“ wird seit mindestens 1917[36] dem preußischen Kulturpolitiker Friedrich Althoff (1839–1908) zugeschrieben. We are not amused!Dieser englische Satz (Victoria zugeschrieben. Sie soll ihn angeblich geäußert haben, als sie ihren Kammerdiener Alexander Grantham Yorke dabei ertappte, wie er sie parodierte, oder als sie ihn aufforderte, einen Witz laut zu wiederholen, den er einem deutschen Gast erzählt hatte (… ein junger Mann von Nantucket …). Sie fand den Witz dann aber überhaupt nicht lustig. We (wir) stand in diesem Fall nicht für den Pluralis Majestatis, sondern bezog die Hofdamen mit ein. ), zu Deutsch Wir finden das nicht lustig!, wird der britischen KöniginNach anderen Quellen äußerte Victoria damit ihre Missbilligung, als jemand bei Tisch eine anstößige Geschichte erzählte.[37] Entgegen der direkten Übersetzung wird dieser Ausdruck zumeist verwendet, um ein sehr starkes Missfallen bis hin zu Wut auszudrücken. In einem Sketch des Monty Python’s Flying Circus sagt Queen Victoria diesen Satz mit deutschem Akzent. Der englische Ausspruch wird meist in seiner Originalversion zitiert, wenn auch oft in Abwandlungen:
We Are the Champions.We Are the Champions (Wir sind die Champions) ist einer der bekanntesten Songs der britischen Rockband Queen. Er stammt aus dem Album News of the World, das im Oktober 1977 erschien. Der Refrain wird heute vor allem bei Sportveranstaltungen von den Anhängern siegreicher Mannschaften gesungen:
We Shall Overcome.We Shall Overcome ist ein Protestlied, das eine wichtige Rolle in der US-Bürgerrechtsbewegung spielte. Seit 1963 wurde das Lied mit Joan Baez assoziiert, die es aufnahm und auf einer Anzahl Bürgerrechtsdemonstrationen sowie Jahre später 1969 auf dem Woodstock-Festival aufführte. 1965 verwendete US-Präsident Lyndon B. Johnson die Phrase We shall overcome in einer Rede vor dem Kongress.[39] Nur wenige Tage zuvor hatten die Märsche von Selma nach Montgomery (die als Bloody Sunday in Erinnerung geblieben sind) stattgefunden. Später fand das Lied seinen Weg nach Südafrika, wo es in den späteren Jahren der Anti-Apartheid-Bewegung gesungen wurde.[40] Die Refrainzeile, die auch als Titel dient, bedeutet „Wir werden siegen!“ oder „Wir werden überwinden!“[41] Das Lied beginnt mit der folgenden Strophe:
Wegen Reichtum geschlossenWalter Knoblauch aus Wittmund, der Ostfriesland als Hausierer bereiste, gewann 1956 als erster im bundesdeutschen Zahlen-Lotto 6 aus 49 den Hauptgewinn von einer halben Million D-Mark, die er anschließend mit seiner Frau Elisabeth mit vollen Händen ausgab. Für das Hotel in Jever, das er ihr kaufte, erhielt sie aber keine Konzession, worauf man das Schild „Wegen Reichtum geschlossen“ an die Tür hängte. Dies ist auch der Titel, unter dem seine Geschichte 1968 mit Arnim Dahl verfilmt wurde. Am 12. März 1995 starb Knoblauch völlig verarmt in einem Obdachlosen-Asyl in Papenburg.[42][43] Weglaufen ist die beste StrategieVon den 36 chinesischen Strategemen, die dem chinesischen General Tan Daoji zugeschrieben werden, wird oft die letzte, das Weglaufen, wenn alle anderen 35 Listen versagen, als die beste Strategie betrachtet. Chinesisch heißt das:
Sich ergeben ist eine vollständige Niederlage, ein Vergleich ist eine halbe Niederlage. Flucht ist keine Niederlage und bietet immer noch die Chance zu gewinnen. Dieses Strategem wird meist mit 三十六計,走為上策 wiedergegeben. Weh dem, der lügt!Weh dem, der lügt! ist eine Komödie von Franz Grillparzer. Sie spielt in der Zeit der Merowinger. Die komische Handlung basiert auf dem Versprechen des Küchenjungen Leon, die Rettung des von den Germanen gefangenen Neffen des Bischofs Gregor von Chalons durchzuführen, ohne ein einziges Mal zu lügen. Vordergründig geht es bei diesem Stück hauptsächlich um Lüge und Wahrheit. Doch es wird nicht nur das Zusammentreffen zweier Kulturen behandelt, die sich miteinander im Krieg befinden (Germanen und Merowinger) und nicht zur Eintracht finden können, sondern auch der Sieg einer praktischen Vernunft über eine weltfremde Anschauung. Das Thema ist immer noch aktuell. Grillparzer will zeigen, dass man mit der Wahrheit oft weiter kommt, als wenn man lügt. Außerdem zeigt er, dass die Wahrheit oft als Lüge angesehen wird und als nicht glaubhaft erscheint. Wehe, wenn sie losgelassen!Dieser Vers aus Friedrich Schillers Gedicht Das Lied von der Glocke bezieht sich auf die zerstörerische Macht des Feuers: Wohltätig ist des Feuers Macht, In dieser Betrachtung wird gezeigt, wie unbeständig das Glück ist. Ausgehend vom Feuer, das die Glockenmasse zum Schmelzen bringt, schildert Schiller auch die zerstörerische Macht des Feuers. Wehre den Anfängen!Diese Aufforderung, die oft in der Form „Wehret den Anfängen!“ zitiert wird, geht auf das lateinische „Principiis obsta“ des römischen Dichters Ovid in seiner Schrift Remedia amoris (Heilmittel gegen die Liebe) zurück. Sie sollen dem unglücklichen Verliebten helfen, sich wieder zu entlieben. Wenn die Beziehung schon fortgeschritten ist, solle der Verliebte sich an der Geliebten übersättigen, um überhaupt therapierbar zu werden.
Das Zitat wird heute zumeist im Plural des Verbs gebraucht, um vor verderblichen Entwicklungen zu warnen – freilich ohne den Ursprung und Ovids ironisch gemeintes Pathos zu kennen. Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.Diese Sentenz stammt aus dem Gedicht Die unmögliche Tatsache von Christian Morgenstern.[46] Das Gedicht beginnt mit den Zeilen:
Eine von ihm vorgenommene Prüfung der Gesetzbücher ergibt, dass Wagen an dieser Straßenbeuge nicht fahren dürfen. Der Schluss lautet:
Weißt du denn nicht, mein Sohn, mit wie wenig Verstand die Welt regiert wird?Von Papst Julius III. wird erzählt, er habe einem portugiesischen Mönch, der ihn bemitleidete, weil er mit der Herrschaft über die ganze Welt belastet sei, geantwortet:
Davon leitet sich vermutlich die lateinische Version ab, die dem schwedischen Kanzler Axel Oxenstierna zugeschrieben wird:
Oxenstierna soll dies seinem Sohn geschrieben haben, der in Münster an den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden teilnehmen sollte und sich der Aufgabe nicht gewachsen sah.[47] Welch ein Künstler stirbt in mir!Diese Worte soll der römische Kaiser Nero kurz vor seinem Tod gesagt haben. Der lateinische Wortlaut ist:
Nero sah sich selbst als Künstler, besuchte Theater und Konzerte, ließ Wettspiele veranstalten und trat selbst als Künstler auf, wobei er große Schulden machte. Im Jahr 67 reiste er nach Griechenland und nahm an allen vier panhellenischen Spielen teil, die ihm zu Ehren in einem einzigen Jahr abgehalten wurden. Bei den Olympischen Spielen wurden erstmals musikalische Wettbewerbe veranstaltet, damit Nero mit seiner Kithara auftreten konnte. Nero soll 1808 Medaillen gewonnen haben und revanchierte sich damit, dass er Griechenland Selbstverwaltung und die Befreiung von Abgaben gewährte. Die Verschwendung des Kaisers hatte schwere Folgen, zumal er sich auch durch Münzverschlechterung noch einen Gewinn zu verschaffen suchte. Dann wurde in Spanien der Statthalter Sulpicius von seinen Soldaten auf den Schild gehoben. Als auch noch die Prätorianer von Nero abfielen, äußerte er mehrmals:
Am 9. oder 11. Juni 68 ließ er sich auf einem Landgut bei Rom von seinem Sekretär Epaphroditus durch einen Dolchstich in den Hals töten. Er starb an der Stelle, an der heute die Kirche Santa Maria del Popolo steht. Dort sollten seine Gebeine unter einem Walnussbaum ruhen, der auf Anordnung von Papst Paschalis II. im Jahr 1099 gefällt wurde, da dort angeblich Neros Geist spukte. Die Gebeine wurden verbrannt und die Asche im Tiber verstreut. Welches Geistes KindIm Lukasevangelium wird berichtet, wie Jesus seinen Jüngern Vorwürfe macht:
In den aktuellen deutschen Bibelübersetzungen ist sie allerdings ebenso wenig zu finden wie in den maßgeblichen Ausgaben des griechischen Urtextes NA 28[50] und UBS5.[51] In der von der Deutschen Bibelgesellschaft 1975 herausgegebenen Ausgabe der Lutherbibel wird die Passage nur in einer Anmerkung als „spätere Überlieferung“ mitgeteilt, die „nicht zum ursprünglichen Text des Lukasevangeliums“ gehöre.[52] Welches Schweinderl hätten S’ denn gern?Zu Beginn jeder Runde in der Berufsrateshow Was bin ich? stellte Robert Lembke seinem Gast diese in bairisch gehaltene Standardfrage (hochdeutsch: „Welches Schweinchen hätten Sie denn gern?“). Der Kandidat durfte sich dann unter verschiedenfarbigen Sparschweinen eines aussuchen. Jedes Mitglied im Rateteam durfte anschließend so lange eine Frage stellen, bis es ein „Nein“ als Antwort erhielt. Nach jedem „Nein“ klappte Lembke das Nummernschild nach vorn und warf ein Fünfmarkstück in das von seinem Gast gewählte Sparschwein. Der Satz wurde sprichwörtlich und findet sich in unterschiedlichen Varianten:
Die Weltgeschichte ist das WeltgerichtWeltmeister der HerzenDieser Ausdruck wurde in deutschen Medien für die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 verwendet, nachdem sie im Halbfinale verloren hatte. Die Mannschaft erreichte letztlich Platz drei. Es ist eine Variation des auf Diana, Princess of Wales gemünzten Ausdrucks Königin der Herzen. Weltstadt mit HerzWeltstadt mit Herz war der offizielle Slogan, den die bayerische Landeshauptstadt München von 1972 bis 2005 für ihr Stadtmarketing verwendete. Gefunden wurde der Slogan in einem Preisausschreiben anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972. Die Urheberin, die Kinosekretärin Dorit Lindner, erhielt als Gewinnerin 2500 D-Mark. Der Slogan gilt als sehr erfolgreich. Umfragen zufolge kennen ihn über 45 Prozent aller Gäste, die München besuchten. Weltstadt mit Herz ist der Untertitel von Büchern über München. Der Slogan wird auch kritisch verwendet, wenn es heißt, „allzu leicht werde aus der ‚Weltstadt mit Herz‘ – so ein Werbeslogan Münchens – eine ‚Weltstadt der Ellenbogen‘“. Wem die Stunde schlägtWem die Stunde schlägt (englisch For Whom the Bell Tolls) ist ein Roman von Ernest Hemingway aus dem Jahr 1940. Der Roman erzählt eine Episode von vier Tagen aus der Geschichte des US-amerikanischen Guerillakämpfers Robert Jordan im Spanischen Bürgerkrieg. Für den Titel des Romans verwendete Hemingway ein Zitat des englischen Dichters John Donne:
Man zitiert den Titel oft, wenn man andeuten will, dass jemand einer lebensbedrohenden Gefahr nicht entrinnen kann. Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand.Der Schriftsteller und Pädagoge Heinrich Zschokke erklärt in seinem Aufsatz Hans Dampf in allen Gassen, dass diese alte deutsche Spruchweisheit aus Lalenburg stamme:
Lalenburg galt als Synonym für Schilda, die „Geschichten der Lalen zu Lalenburg“ ähneln jenen über die Schildbürger, deren Amtsträger als dumm überliefert sind. Der Satz ist also ironisch gemeint. Zu diesem Sprichwort schrieb der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seiner Vorrede zu den Grundlinien der Philosophie des Rechts deshalb:
Der Schriftsteller Erich Kästner schrieb zum gleichen Sprichwort:
Der Mediziner und Aphoristiker Gerhard Uhlenbruck stellt zum gleichen Thema fest:
Wem Gott will rechte Gunst erweisenMit diesen Worten beginnt Joseph von Eichendorffs Gedicht Der frohe Wandersmann, das zum ersten Mal 1826 in seiner Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts erschien und das in der Vertonung durch Friedrich Theodor Fröhlich zum Volkslied wurde:
Häufig hört man auch die scherzhafte Abwandlung der ersten Strophe:
Der Liedermacher Reinhard Mey griff das Volkslied auf und verarbeitete es zu einem eigenen Stück unter dem Titel Wem Gott die rechte Gunst erweisen will. In diesem ersetzt er das allgemeine Reisemotiv durch das einer Tournee von Musikern. Die Anfangszeile von Eichendorff wird dabei in leicht veränderter Form im Refrain verwandt:
Die Erstveröffentlichung des Liedes erfolgte 1977 auf dem Album Menschenjunges. Wem sonst als dir.Mit diesen Worten widmete der Dichter Friedrich Hölderlin den zweiten Band seines Romans Hyperion Susette Gontard, der Frau des Frankfurter Bankiers, in dessen Haus er die Hofmeisterstelle versah. Susette, eine sensible Frau, die in dem zeremoniellen Rahmen des Frankfurter Gesellschaftsleben emotional und intellektuell unterfordert war, wurde zum Maßstab von Hölderlins Schönheitssinn und Vorbild für die Diotima seines Romans. Im September 1798 verließ Hölderlin das Haus, nachdem wegen seines Verhältnisses zu Susette ein Streit mit dem Ehemann ausgebrochen war. Bis zum Mai 1800 bestanden noch briefliche und lose persönliche Kontakte. Wem sonst als Dir ist folgerichtig auch der Titel eines Buchs über Hölderlin und Diotima. Stefan Hartman schreibt in seinem Essay Hölderlin in Travestie. Über Susette von Erik Spinoy über diese Widmung:
Susette starb 1802 mit 33 Jahren an Röteln. Ein Exemplar des ihr gewidmeten Hyperion lag ständig aufgeschlagen auf dem Pult in dem Tübinger Zimmer, in dem Hölderlin nach 1807 als Wahnsinniger lebte. Susette hat sich vermutlich gegen den Tod der Diotima gewehrt, denn Hölderlin schreibt ihr 1799:
Wen die Götter lieben, stirbt jung.Eine Sentenz aus einem Schauspiel des griechischen Dichters Menandros wurde vom römischen Komödiendichters Plautus ins Lateinische übersetzt:
Ein ähnlicher Gedanke findet sich auch in Schillers Gedicht Nänie:
Der irische Schriftsteller Oscar Wilde wandelt diese Aussage ab zu:
Wilde spielt dabei an auf den Satz:
Wen die Götter lieben ist auch Titel eines Filmes über das Leben von Wolfgang Amadeus Mozart. Weniger wäre mehr gewesen.In der von ihm herausgegebenen literarischen Zeitschrift Der Deutsche Merkur schrieb Christoph Martin Wieland 1774 in einem Neujahrsglückwunsch:
Wieland bezog sich dabei auf Gotthold Ephraim Lessings Trauerspiel Emilia Galotti (erster Aufzug, vierter Auftritt), wo Hettore Gonzaga, der Prinz von Guastalla, dem Maler Conti entgegenhält, dass auf dem Porträt der Gräfin Orsina das Charakterliche zu stark geschönt sei, und dazu meint:
In einem 1923 veröffentlichten Artikel in der Prawda warnte Lenin vor überstürztem Vorgehen beim Aufbau des sowjetischen Staatsapparats und gab dem Beitrag die Mahnung Lieber weniger, aber besser als Titel. Ein ähnlicher Gedanke findet sich beim römischen Schriftsteller Plinius dem Jüngeren:
Wenn alle untreu werden„Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu“ ist die Auftaktzeile eines bekannten deutschen Volks- und Studentenliedes von Max von Schenkendorf aus dem Jahr 1814:
Wenn das kein Beweis is.Dieser Satz stammt aus dem Lied Midlife Crisis von Rainhard Fendrich, in dessen Refrain sich Aussagen wie die Folgende finden:
Das Lied schaffte es in die deutschen Charts, wurde jedoch in Österreich eher negativ aufgenommen, da sich Fendrich langsam vom Wiener Dialekt abwandte. Fendrich sagte in einem Interview zum Thema Midlife-Crisis:
Wenn der Berg nicht zum Propheten kommen will, muss der Prophet zum Berge gehen.Dieser Satz stammt aus einer im Jahr 1631 abgefassten arabischen Rezension der Anekdoten des Nasreddin, einer Weisen-, Narren-, Meister-, Bettler-, Richter-, Lehrer- und Arztfigur im arabischen Raum. Man fragte Nasreddin, der für einen Heiligen gehalten werden wollte, welches Wunder er denn vollbringen könne. Er antwortete, er werde einem Berg (in manchen Versionen eine Palme) befehlen, zu ihm zu kommen, und rief:
Als der Berg nicht kam, ging Nasreddin auf den Berg zu. Jemand fragte ihn, wohin er gehe. Nasreddin erwiderte:
Berge stehen für Beständigkeit und Unveränderlichkeit. Im Alltag gebraucht, bedeuten diese Worte, dass man sich nach den Gegebenheiten richten muss und dass man, wenn andere nichts tun, eben selbst aktiv werden muss. Wenn der Vater mit dem SohneWenn der Vater mit dem Sohne ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1955 mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Rühmann spielt Teddy Lemke, der sich um den kleinen Ulli kümmert wie um seinen eigenen Sohn; Ullis Mutter Gerti ist nach Amerika ausgewandert. Als Gerti, die inzwischen verheiratet ist, aus Amerika zurückkehrt, um ihr Kind zu holen, findet sich Teddy nur schweren Herzens damit ab. Der Filmtitel ist identisch mit dem Titel des Lieds, das Teddy und Ulli zusammen singen:
Der Filmtitel zitiert die erste Zeile eines um 1840 entstandenen Nonsensgedichts, das wie folgt beginnt:
Man verwendet den Filmtitel als Zitat, um gemeinsame Aktionen von Vater und Sohn zu kommentieren. Wenn die Könige bau’n, haben die Kärrner zu tun.Dieser Satz von Friedrich Schiller findet sich in den Xenien und Votivtafeln aus dem Nachlass: Kant und seine Ausleger:
Gegenstand dieser Kritik sind die Philosophiedozenten, die sich mit der Auslegung der Schriften des Philosophen Immanuel Kant beschäftigen; vor allem meinte der Kant-Biograf Karl Vorländer damit den Gymnasiallehrer L. H. Jakob. Der britische Schriftsteller Houston Stewart Chamberlain schreibt zu diesem Schiller-Zitat:
Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge einen langen Schatten.Diese Bemerkung stammt wohl nicht[67], wie oft behauptet, vom österreichischen Satiriker Karl Kraus, der damit eine Erkenntnis aus der Natur auf die Kultur übertrug. Das Zitat entspricht einem deutschen Sprichwort:
Das vermeintliche Kraus-Zitat wird oft in Auseinandersetzungen verwendet und findet sich in Artikeln über vermeintliche Größen. So schreibt Thomas Frankenfeld im Hamburger Abendblatt über ein Gerichtsurteil, das dem Musiker Dieter Bohlen den Status eines Künstlers zuerkannte:
Wenn du deinen Teller leer isst, dann gibt es morgen gutes Wetter.Die Redewendung stammt aus dem Plattdeutschen. Sie hat mit dem Wetter nichts zu tun, sondern beruht wahrscheinlich auf einem Missverständnis. Im niederdeutschen Platt heißt der Satz: „Wenn du dien Teller leer ittst, dann gifft dat morgen goodes wedder.“ Die Aufforderung besagt, alles aufzuessen, damit es am nächsten Tag nicht das aufgewärmte Essen vom Vortag gibt. Die korrekte hochdeutsche Übersetzung lautet: „Wenn du deinen Teller leer isst, dann gibt es morgen wieder etwas Gutes.“ „Goodes wedder“ wurde also falsch übersetzt und als „gutes Wetter“ missverstanden.[69] Wenn du die Sache in der Hand hast, dann bin ich beruhigt.„Wenn du die Sache in der Hand hast, bin ich beruhigt“ (你办事,我放心.– Nǐ bàn shì, wǒ fàngxīn.) soll der chinesische Parteichef Mao Zedong im Mai 1976 Hua Guofeng auf einen Zettel geschrieben haben. Dieser Zettel mit den sechs Schriftzeichen war eine der Hauptlegitimationen für Hua Guofeng, die Nachfolge Maos anzutreten. Der ZK-Funktionär Chen Yun soll 1978 durch eine Befragung des politisch angeschlagenen Hua herausgefunden haben, dass Hua im Todesjahr Maos gar keine Gelegenheit gehabt habe, mit Mao längere Zeit alleine zu sprechen.[70] Das Zitat wurde später oft ironisch gebraucht, da Hua Guofeng nicht als erfolgreicher Politiker galt. 1978 gelang es Deng Xiaoping, der selbst als Stellvertreter Huas in den Ämtern des Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten fungierte, im Politbüro den Einfluss von Huas halbmaoistisch-linkszentristischem Flügel zu schwächen. 1980 gab Hua das Amt des Ministerpräsidenten ab. Um die Jahreswende 1980/81 fand der Schauprozess gegen die Viererbande statt. Hua Guofengs Versuch, die Viererbande zum alleinigen Sündenbock für alle Fehlleistungen in China seit 1966 zu machen, erwies sich als unhaltbar. Stattdessen wurde klar, in welchem Umfang Hua selbst lange Zeit mit der politischen Strömung verbunden war, für die die Viererbande stand. So bedeutete der Prozess für Hua das politische Aus. 1981 wurde Hua auch als Parteivorsitzender abgelöst. Man verzichtete aber darauf, einen spektakulären Sturz zu inszenieren. Hua behielt 1981 noch seinen Sitz im Politbüro, aus dem er erst auf dem 12. Parteitag im September 1982 ausschied. Wenn du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht!Dieser – in der Regel nicht richtig zitierte – Ausspruch geht auf Friedrich Nietzsche zurück, der in seiner Dichtung Also sprach Zarathustra von der Begegnung Zarathustras mit einem „alten Weiblein“ berichtet. Dieses fordert den Weisen auf, auch einmal etwas über die Frauen zu sagen, und er beginnt mit den Worten:
Es wird dann mehrfach auf die Gefährlichkeit der Frau für den Mann hingewiesen und darauf, dass die Frau „das Kind im Manne“ entdecken solle und sich ihm unterzuordnen habe. Das „alte Weiblein“ dankt Zarathustra für seine Darlegungen und bestätigt sie ihm mit einer „kleinen Wahrheit“:
Die Nietzsche-Biografin Carol Diethe verfasste ein Buch mit dem Titel Vergiss die Peitsche, das Nietzsches Beziehungen zu den Frauen zum Gegenstand hat. Andreas Belwe schreibt zu diesem berühmten Zitat:
Belwe erklärt, dass Nietzsche einer der ersten Philosophen war, die die Geschlechterdifferenz berücksichtigten, und stellt fest:
Nietzsche diskutierte hauptsächlich mit Frauen und war umgeben von Frauenrechtlerinnen, von denen viele nach Sils Maria reisten, um ihn zu besuchen. Zu diesen Frauen gehörten zum Beispiel:
Die Radikalfeministin und Pazifistin Helene Stöcker würdigte Nietzsche in ihrer Autobiografie mit folgenden Worten:
Wenn Dummheit wehtäte.Die Redensart „Wenn Dummheit wehtäte, müsste er den ganzen Tag schreien“ ist wohl nach dem Sinngedicht Torheit des Barock-Dichters Friedrich von Logau gebildet. Diese Redensart wird oft in Diskussionen gebraucht und gelegentlich auch scherzhaft erweitert oder abgeändert:
Im Bayerischen wird diese Redensart angesichts des bergigen Geländes auch abgewandelt:
Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen.Dieses Zitat stammt in leicht veränderter Form aus einem Gedicht des Dichters Matthias Claudius:
Von Kurt Tucholsky stammt das Gedicht mit dem Titel Wenn einer eine Reise tut …, in dem er sich über das geschäftstüchtige Verhalten der US-Amerikaner gegenüber der rumänischen Königin mokiert:
Wenn es nicht wahr ist, ist es sehr gut erfunden.Diese Worte stehen in den Heroischen Leidenschaften (Gli eroici furori) des italienischen Dichters und Philosophen Giordano Bruno. Sie lauten im italienischen Original folgendermaßen:
Bruno griff frühere Formulierungen des gleichen Gedankens auf:
Das Zitat wird gerne gebraucht, wenn eine Aussage angezweifelt wird. So überschreibt das ZDF einen Artikel über Verschwörungstheorien mit den Worten „Nicht wahr, aber wenigstens gut erfunden“.[75] Wenn Frauen jung und schön nur sind, so haben sie die Gabe, es zu wissen.
ist ein Ausspruch aus William Shakespeares Komödie Wie es euch gefällt (II, 7); im englischen Original heißt es
Wenn gute Reden sie begleitenFriedrich Schiller beginnt 1799 Das Lied von der Glocke in der zweiten Strophe so:
Diese Betrachtungsstrophe soll uns sagen, dass jeder seine Arbeit nicht gedankenlos ausführen sollte, sondern er müsste bei der Sache sein. So werden gute Reden auch in der Welt der Politik stets vor den Taten gehalten und erwartet. Wenn ich ein paar Spiele verliere, lassen die Leute an den Blumen, die sie mir zuwerfen, plötzlich die Töpfe dran.Der Fußballtrainer Otto Rehhagel in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung im August 2008.[76] Wenn hinten, weit, in der Türkei, die Völker aufeinander schlagen.Dieses Zitat aus Goethes Drama Faust I charakterisiert den typischen Spießbürger: Nichts bessers weiß ich mir an Sonn- und Feyertagen, Der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer sagte 2003 in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel:
Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler sagte 2005 zum Auftakt der 41. Münchner Sicherheitskonferenz:
Wenn ihr länger hier bleibt, werdet ihr alle Schlitzaugen bekommen.Bei öffentlichen Auftritten, besonders im Ausland, pflegte Prinz Philip, der Ehemann der britischen Königin Elisabeth II., anstelle des üblichen Smalltalks einen bisweilen eigensinnigen Humor, der von den Medien manchmal als taktlos empfunden wurde. Beispielsweise äußerte er sich 1986 mit diesen Worten bei einem offiziellen Besuch gegenüber britischen Studenten in China:
Das britische Außenministerium sah sich daraufhin genötigt, sich bei der chinesischen Regierung zu entschuldigen. Beim gleichen Staatsbesuch sagte er auch – in Anlehnung an eine chinesische Redensart:
Mit solch beißendem Humor und seiner politisch unkorrekten Unverfrorenheit hat er jedoch auch die Sympathien vieler Untertanen gewonnen, ja manche fühlen sich sogar geehrt, von ihm auf die Schippe genommen zu werden:
Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht?Dies ist der Anfang eines berühmten Zitats aus William Shakespeares Drama Der Kaufmann von Venedig, wo der Jude Shylock auf Englisch sagt:
Wenn man keine Ahnung hat: einfach mal Fresse haltenIn diesem Wortlaut findet sich das Bonmot, soweit feststellbar, erstmals in dem Programm Nuhr nach vorn von 1999 des deutschen Komikers Dieter Nuhr. Nuhr kritisiert, dass viele Menschen glauben, zu allem eine Meinung haben und diese auch kundtun zu müssen.[83] „Wenn man keine Ahnung hat, dann hält man bescheiden die Schnauze“, hatte allerdings schon „Ekel“ Alfred Tetzlaff in der am 18. März 1974 zum ersten Mal ausgestrahlten Folge Frühjahrsputz der Fernsehserie Ein Herz und eine Seele getönt.[84] Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie eben Kuchen essen!Dies soll die französische Königin Marie-Antoinette auf die Bemerkung, die Armen könnten sich nicht einmal mehr Brot leisten, geantwortet haben:
Dieser Satz wurde Marie-Antoinette zugeschrieben, die als abgehoben und verschwenderisch galt, und oft auf die Zeit zu Beginn der Französischen Revolution (1789) datiert. Allerdings steht er bereits in den Bekenntnissen (Confessions) von Jean-Jacques Rousseau (geschrieben 1765–1770, als Marie-Antoinette noch ein Kind war, und veröffentlicht 1782). Im sechsten Buch seiner Bekenntnisse schreibt er:
Es handelt sich um eine Wanderanekdote, die auch schon über die erste Frau Ludwigs XIV. erzählt wurde. Brioche ist ein kleines Hefegebäck, das traditionell zum französischen Frühstück gehört. Die Übersetzung von Brioche mit „Kuchen“ ist ahistorisch und irreführend, da das Gebäck im 18. Jahrhundert wenig Butter und Zucker enthielt und eher Weißbrot entsprach. Wenn Sie vom Flug … vom … vom Hauptbahnhof starten –Diese leicht konfusen Worte stammen aus der so genannten Transrapidrede, die der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber beim Neujahrsempfang der Münchner CSU am 21. Januar 2002 zum Thema Anbindung des Münchner Flughafens mittels Transrapid an die Münchner Innenstadt hielt. Der ganze Satz lautet folgendermaßen:
Im Laufe dieser Passage geriet Stoiber einige Male ins Stocken und verwechselte die Worte „Hauptbahnhof“ und „Flughafen“. Vier Jahre später wurde die Passage in den Medien verbreitet und persifliert. In der Folge wurden Phrasen wie „Wenn Sie vom Hauptbahnhof“ zu geflügelten Worten und wurden auch in anderen Politikbereichen in abgewandelter Form, jedoch ähnlichem Tonfall zitiert. Die Rede erhielt auf Grund der vielen darin enthaltenen Versprecher Kultstatus und enthält Sätze wie die folgenden:
Von dieser Rede wurde in der Folgezeit ein Remix und ein Musikvideo angefertigt. Einen ersten Remix startete der Fraktionsvize der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, als er Stoiber 2006 im Stil dieser Rede zum 65. Geburtstag gratulierte. Wenn’s der Wahrheitsfindung dient.Dieser Ausspruch stammt von dem Kommunarden Fritz Teufel, der sich 1967 vor dem Berliner Landgericht als angeblicher Steinewerfer bei der Demonstration am 2. Juni 1967 in West-Berlin gegen den Schah verantworten musste. Der Aufforderung, er möge sich beim Eintreten des Hohen Gerichts von seinem Platz erheben, kam er mit dem spöttischen Kommentar nach:
Fritz Teufel war ein prominenter Aktivist der Außerparlamentarischen Opposition (APO). Wenn’s der Wahrheitsfindung dient ist auch der Titel seiner von Marco Carini geschriebenen Biografie.[88] Mit fast den gleichen Worten kommentiert Manfred Krug in der Fernsehserie Liebling Kreuzberg die Vorschrift, dass Anwälte vor Gericht in Robe aufzutreten haben:
Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, muss sich alles ändern.Dieses Motto, das die Vergeblichkeit starren Beharrens angesichts des zwangsläufigen Fortschritts oder unaufhaltsamer Veränderungen ausdrücken soll, stammt aus dem Roman Der Gattopardo (auch bekannt als Der Leopard) des Sizilianers Giuseppe Tomasi di Lampedusa, berühmt auch durch die Verfilmung von Luchino Visconti. „Se vogliamo che tutto rimanga come è, bisogna che tutto cambi.“ wird zum Motiv des Tancredi, des Repräsentanten der jungen Generation des im Roman beschriebenen sizilianischen Adelsgeschlechts der Salina und ist zu einem in Italien bekannten Zitat avanciert. Auch in den deutschen Sprachschatz hat das Wort Eingang gefunden, wo es besonders im politischen Kommentar auftaucht, zum Teil in Varianten wie „Wenn wir wollen, dass alles bleibt…“ oder „Damit alles bleibt, wie es ist, …“, „Damit es so bleibt, …“ oder auch „Damit auch nur einiges bleibt, wie es ist, muss sich (erst) alles ändern.“ Mit dem Zitat wird kritisiert, dass schlicht konservatives Festhalten an Zuständen, die zwingender Veränderung unterworfen sind, oder die ihren eigenen Verfall bedingen, sinnlos oder gar kontraproduktiv ist, und zum Ausdruck gebracht, dass eine wahrhaft bewahrende Haltung unter bestimmten Umständen radikale Veränderungen erfordert. Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.Diese Redewendung beschreibt den Umstand, dass die Wahrnehmung der Umwelt und das Problemlösungsverhalten von individuellen Erfahrungen beeinflusst werden. Vergleiche q:Robert Kagan. Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.Dieses Sprichwort stammt aus dem alttestamentlichen Buch der Sprichwörter, wo es in der deutschen Übersetzung heißt:
Es findet sich in ähnlicher Form auch in Psalm 7,16; 9,16; 57,7; Prediger Salomo 10, 8 und Sirach 27, 29. Dieses Sprichwort entspricht einem Zitat aus dem epischen Lehrgedicht Werke und Tage des griechischen Dichters Hesiod:
Dieses Sprichwort entspricht: Das Buch Kohelet, Kapitel 10 Vers 8 „Wer eine Grube gräbt, kann selbst hineinfallen, …“ Wer bessern will, macht oft das Gute schlimmer.
bzw. in anderer Übersetzung
ist ein Ausspruch aus William Shakespeares Tragödie König Lear (I, 4); im englischen Original heißt es
Wer bremst, verliert.Das Zitat kommt aus dem Rennsport und fordert, für den Sieg ein hohes Risiko einzugehen. Es wurde zitiert von Mario Cipollini, einem italienischen Radsprinter. Die Fernsehmoderatorin Panagiota Petridou hat ihr Comedy-Programm 2020/21 danach benannt. Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!Dieses Zitat aus Bertolt Brechts Drama Leben des Galilei[91] wurde vom CDU-Politiker Heiner Geißler im Bundestagswahlkampf 1983 gegen die SPD eingesetzt. Galileo Galilei arbeitete mit seinen wissenschaftlichen Kollegen gut zusammen, solange sie bereit waren, nur der Wissenschaft zu dienen. Wissenschaftler, die die Wahrheit zum Wohl der Kirche zurückstellten, waren in seinen Augen Verbrecher. Galilei hatte später einen gewaltigen inneren Konflikt zu bewältigen, nachdem er selbst von der Kirche zum Widerruf gezwungen worden war. Seine Schüler waren enttäuscht, da sie dachten, er würde der Gewalt der Kirche widerstehen können, und sein Schüler Andrea Sarti wiederholte Galileis Zitat. Geißler bezog sich mit dem Zitat auf den Streit um die Auswirkungen der Mietgesetze. Die CDU argumentierte, die Sozialdemokraten hätten kein Recht, gegen die unsozialen Mietgesetze zu polemisieren, denn im Grunde seien die Gesetzesänderungen alle schon in ihren Gesetzentwürfen geplant worden. Eine ähnliche Formulierung findet sich in einem Lied mit der Überschrift Zum Wartburgfest 1817, das man heute noch in studentischen Kommersbüchern findet. Der Verfasser des Liedes ist der Schriftsteller August Daniel von Binzer. Die sechste Strophe lautet:
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.Dieses Zitat ist die geläufige deutsche Übersetzung der Moral der äsopischen Fabel Der Hirtenjunge und der Wolf. Diese handelt von einem Hirtenjungen, der aus Langeweile schreit, der Wolf sei gekommen. Als später der Wolf wirklich kommt, eilt dem Jungen niemand mehr zur Hilfe. Das Sprichwort drückt also aus, dass einem Lügner, der einmal als solcher erkannt ist, kein Vertrauen mehr entgegengebracht wird. Die Verwendung bei Äsop gibt sinngemäß ein Zitat des Aristoteles wieder, das diesem von Diogenes Laertios in seinem Werk Über Leben und Lehren berühmter Philosophen zugeschrieben wurde: Auf die Frage, was Lügner mit ihren Lügen erreichen, habe er geantwortet: „[...] dass ihnen nicht geglaubt wird, wenn sie die Wahrheit sprechen.“[92] Wer einen Sumpf trockenlegen will, darf nicht die Frösche fragen.
Wer hat bloß den Käse zum Bahnhof gerollt?Mit dieser scherzhaften Frage will man wissen, wer etwas getan hat. Sie stammt aus einem Schlager von Franz Strassmann aus dem Jahr 1926:[96]
Ein Gedicht von Robert T. Odeman beginnt in enger Anlehnung an Goethes Erlkönig folgendermaßen:
„Wer hat den Käse zum Bahnhof gerollt?“ heißt auch ein Lied auf dem Album Affentheater von Marius Müller-Westernhagen. Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!In der Novemberrevolution 1918 wurde der Ausruf „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“ geprägt und in den folgenden Jahren teilweise durch weitere Zeilen ergänzt. Er bezog sich auf die Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten am 4. August 1914, am Beginn des Ersten Weltkriegs.[97] Die Kriegsgegner spalteten sich 1917 von der SPD ab und gründeten die USPD. Nach der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg während der Niederschlagung des Januaraufstands 1919 unter Billigung des SPD-Politikers und späteren Reichswehrministers Gustav Noske festigte sich die Parole. Wer immer strebend sich bemüht.In Goethes Drama Faust II verkünden Engel die Erlösungsformel für Fausts Unsterbliches, das sie in der höheren Atmosphäre tragen:
Hinzu kommt hier allerdings noch die göttliche Liebe:
Der erste Vers des Zitats wird leicht scherzhaft für stetiges, aber vielleicht nicht von Erfolg gekröntes Bemühen verwendet. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.Dies ist eine Zeile aus Rainer Maria Rilkes Gedicht Herbsttag, das er im Jahr 1902 schrieb. Das Gedicht beginnt mit den folgenden Worten:
Die dritte und letzte Strophe lautet:
Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken, das nicht die Vorwelt schon gedacht?Diese Einsicht verkündet Mephisto im zweiten Teil von Goethes Drama Faust. Er sagt dies ironisch nach seiner Begegnung mit dem Schüler, der ihm voll jugendlichem Tatendrang entgegengetreten war:
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.Es handelt sich hier um ein leicht geändertes Zitat aus dem 2. Brief des Paulus an die Thessalonicher, mit dem der Apostel Paulus die Gemeinde in der griechischen Stadt Thessaloniki zur Arbeit anhält:
Paulus meint damit, dass man selbst für sich sorgen und anderen nicht zur Last fallen solle. In einem dem biblischen Sinne ähnlichen Zusammenhang verwendet es August Bebel, der Gründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), einer der Vorläuferparteien der SPD. In seinem mehrere Jahrzehnte lang in über 60 Auflagen erscheinenden Buch „Die Frau und der Sozialismus“ schließt es seine differenzierenden Ausführungen über die „Arbeitspflicht aller Arbeitfähigen“ mit:
Später findet das Paulus-Zitat Verwendung in der Verfassung der UdSSR von 1936 bis 1977 (Stalin-Verfassung). Dort heißt es:
Paul von Hindenburg, Chef des Generalstabs des Feldheeres, schrieb am 13. September 1916 an den damaligen Reichskanzler:
Eine scherzhafte Abwandlung lautet „Wer nicht arbeitet, soll wenigstens gut essen“. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich.Im Evangelium nach Matthäus (12,30) und im Evangelium nach Lukas (11,23) heißt es:
Umgekehrt sagt Christus im Evangelium nach Markus (9,40) und im Evangelium nach Lukas (9,50):
Ebenso dachte Caesar nach Cicero:
Mit den Worten „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“ („I’ve said in the past that nations are either with us or against us in the war on terror.“) machte George W. Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001 klar, dass er vom Rest der Welt bedingungslose Unterstützung im Krieg gegen den Terror erwartete. Wer nie sein Brot mit Tränen aß.Dieses Zitat stammt aus einem Gedicht Goethes im Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre (2. Buch, 13. Kapitel). Es handelt sich um eines der Lieder, das der geheimnisvolle Harfenspieler singt. Zitiert wird oft die ganze erste Strophe des Gedichts:
Bekannt ist die folgende scherzhafte Abwandlung:
Wer nur den lieben Gott lässt waltenWer nur den lieben Gott läßt walten ist ein Kirchenlied des Kirchenlieddichters und -komponisten Georg Neumark aus den Jahren um 1641. Das Lied umfasst sieben Strophen und handelt vom Gottvertrauen. Neumark selbst bezeichnete es als Trostlied. Die Schlussverse der ersten Strophe sind Kennzeichnung eines festen Gottvertrauens:
Wer Ohren hat zu hören, der höre!Mit dieser Mahnung will Jesus im Matthäusevangelium (11,15–19) seine Zuhörer darauf hinweisen, dass sie aus seinen Gleichnissen die richtigen Lehren ziehen können, wenn sie nur bemüht sind, genau hinzuhören:
Auch heute will man mit diesem Bibelzitat ausdrücken, dass man mit der nötigen geistigen Anstrengung den Sinn einer Mitteilung verstehen kann. Es handelte sich dabei um eine alte aramäische Redewendung, die von Rabbinern benutzt wurde, wenn die Schüler sich etwas besonders gut einprägen sollten. Mit den Worten „Wer Ohren hat zu hören“ kann heute allerdings auch ein Artikel über den Hörbuchmarkt überschrieben sein.[105] Der österreichische Komponist Johann Nepomuk David machte dieses Bibelzitat 1939 zum Titel einer seiner Motetten. Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?Dies ist der berühmte Anfang von Goethes Ballade Erlkönig:
Der Erlkönig beschreibt den nächtlichen Ritt eines Vaters mit seinem Sohn. Der Junge sieht den Erlkönig, von dem er sich bedroht fühlt. Der Vater versucht, ihn zu beruhigen und natürliche Erklärungen zu geben. Erlkönig ist seit den 1950er Jahren zur gängigen Bezeichnung für den Prototyp eines Autos geworden, von dem die Presse umso lieber Photos veröffentlicht, je eifriger der Hersteller ihn geheim zu halten versucht. In diesem Sinn wurde der Begriff erstmals von den Motorjournalisten Heinz-Ulrich Wieselmann, Chefredakteur der Automobilzeitschrift auto motor und sport, und Werner Oswald, von Anfang 1950 bis Ende 1957 zweiter Mann in der Redaktion, verwendet. Oswald erzählt:
Erlkönig Nummer eins war 1952 der Prototyp des Mercedes-Benz 180. Die Bildunterschrift lautete:
Der Komiker Heinz Erhardt dichtete auf Goethes Ballade eine Parodie mit dem Titel Der König Erl, die mit den folgenden Worten beginnt:
Vom Komiker Otto Waalkes stammt folgende Version:
Auch der Komiker Eberhard Cohrs nahm sich des Erlkönigs an, das klang dann u. a. so:
Wer schmeißt denn da mit Lehm?Diese Frage stellte die bekannte Berliner Kabarettistin Claire Waldoff in einem von ihr selbst getexteten und komponierten Lied, dessen Refrain folgendermaßen lautet:
Das Lied wendet sich gegen die Unfreundlichkeit und Gereiztheit der Menschen im Umgang miteinander. Die erste Strophe lautet so:
Wer sich nicht seiner Vergangenheit erinnert, ist verurteilt, sie zu wiederholen.Der US-amerikanische Philosoph George Santayana warnte in The Life of Reason:
Dieses Zitat wird heute meist in einem historisch-moralischen Sinn verwendet. Im originalen Zusammenhang argumentiert Santayana damit jedoch gegen einen naiven Fortschrittsglauben und gleichzeitig gegen den Perfektionismus und Idealismus des Christentums. Diesen gegenüber setzt er einen Pragmatismus, der Fortschritt nur kennt als eine Veränderung, die auf dem Bewusstsein der Vergangenheit beruht. Wer soll das bezahlen?Diese rhetorische Frage ist der Titel eines Kölner Karnevalsschlagers aus den Jahren 1948/49. Den Text schrieb Kurt Feltz unter dem Pseudonym Walter Stein. Gesungen wurde das Lied vom Krätzchensänger Jupp Schmitz, von dem auch die Melodie stammt. Das Lied wurde auf Anhieb einer der meistgesungenen Schlager jener Jahre. Daran konnte auch der Plagiatsvorwurf des Hofbräuhaus-Lied-Komponisten Wilhelm Gabriel nichts ändern, der darin seinen 1936 entstandenen Marsch Sie hieß Marie, und treu war sie wiederzuerkennen glaubte. Der heute noch viel zitierte Kehrreim lautet folgendermaßen:
Der Schlager entstand in der Zeit der Währungsreform und drückte die Stimmung der Zeit aus. Pinkepinke stammt aus der Gaunersprache und ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für Geld. Heute wird der Schlagertitel in unterschiedlichen Zusammenhängen zitiert, wie zum Beispiel:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.Eine Erkenntnis aus der Bildergeschichte Die fromme Helene des Zeichners Wilhelm Busch lautet:
Diese Worte sagt Helene im 16. Kapitel, das unter der Überschrift Die Versuchung steht. Mit schlechtem Gewissen schaut sie die Likörflasche an:
Dann schaut sie sich die Flasche aus der Ferne an und kommt immer näher. Auch die Warnung ihrer verstorbenen Tante hält Helene schließlich nicht mehr davon ab, nach der Flasche zu greifen. Dann fällt aber die Petroleumlampe um und Helene verbrennt. Am Ende heißt es:
Die DEFA drehte 1948 einen Werbestreifen für Spirituosen unter dem Titel „Wer Sorgen hat …“. Wer suchet, der findet.Wer suchet, der findet ist eine Kurzversion des Bibelwortes Matthäus 7,7 und Bestandteil der Bergpredigt: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“ (Lutherbibel 1984 99/07).
Im lateinischen Original der Vulgata-Bibel: „Petite et dabitur vobis quaerite et invenietis pulsate et aperietur vobis.“ In der griechischen Version lautet die Stelle „Αἰτεῖτε καὶ δοθήσεται ὑμῖν, ζητεῖτε καὶ εὑρήσετε, κρούετε καὶ ἀνοιγήσεται ὑμῖν·“ (Nestle-Aland). Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verlieret, der hat keinen zu verlieren.Dieses Zitat stammt aus dem Trauerspiel Emilia Galotti des Dichters Gotthold Ephraim Lessing.[110] Im Vierten Aufzug sagt dies Gräfin Orsina zu Odoardo Galotti, dem Vater der entführten Emilia Galotti, und gibt ihm ihren Dolch:
Hintergrund ist, dass der absolutistische Herrscher Hettore Gonzaga davon besessen ist, das bürgerliche Mädchen Emilia Galotti zu seiner Geliebten zu machen. Die Gräfin Orsina, die ehemalige Mätresse des Prinzen, provoziert Emilias Vater dazu, den Prinzen zu erdolchen. Wer Visionen hat, sollte lieber gleich zum Arzt gehen.Das Zitat stammt von Helmut Schmidt und wurde im Wahlkampf vor der Bundestagswahl 1980 erstmals verwendet. Gedacht war der Ausspruch als Spitze gegen die von Willy Brandt geäußerten wirtschaftspolitischen Denkmodelle für die Zukunft. Schmidt hielt aktuelles Krisenmanagement für wichtiger. Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.Diese Redewendung ist biblischen Ursprungs. Im Evangelium nach Johannes wird berichtet, dass Pharisäer und Schriftgelehrte eine Ehebrecherin zu Jesus brachten und ihn fragten, ob sie gesteinigt werden solle:
Die Antwort Jesu lautete im griechischen Original: Auffällig sind die Gelassenheit, mit der Jesus hier vorgeht, und die einfache Lösung des Problems. Seine Gegner versuchten ihn in eine Falle zu locken. Sagt er: „Steinigt sie!“, wie kann er dann weiter von der Liebe Gottes sprechen? Sagt er: „Lasst sie frei!“, ruft er zum Gesetzesbruch auf. Die Bibelstelle lautet weiter:
Wer weiß, wie nahe mir mein Ende!Der Choral, dessen Text Ämilie Juliane Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt im Jahr 1688 veröffentlichen ließ, beginnt folgendermaßen:
In der Bearbeitung von Johann Sebastian Bach hat das Lied folgenden Text:
Zu diesem Lied gibt es ein Gedicht von Mascha Kaléko, in dem es heißt:
Wer zählt die Völker?Dieses Zitat ist der Beginn der 12. Strophe aus Friedrich Schillers Ballade Die Kraniche des Ibykus. Dort sind die Isthmischen Spiele zu Ehren des Meeresgottes Poseidon der Anlass, wie es am Gedichtanfang heißt:
Am Anfang der 12. Strophe heißt es:
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.In seiner Rede am 6. Oktober 1989 anlässlich des 40. Gründungstages der DDR sprach der sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow angeblich den berühmten Satz:
Der Satz stammt jedoch nicht von Gorbatschow selbst, sondern von seinem Sprecher Gennadi Gerassimow. Gorbatschows Zitat auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld wurde laut Zeit wohl im Nachhinein „begradigt“. Ein Mitschnitt der Aktuellen Kamera des DDR-Fernsehens vom 5. Oktober 1989 zeigt, wie Gorbatschow von Erich Honecker zur 40-Jahr-Feier der DDR empfangen wird. Bei dieser Gelegenheit sagte er den Satz
In seinen Memoiren schreibt Gorbatschow, er habe zwei Tage später Honecker in einem Vieraugengespräch gesagt:
Wer zuerst kommt, mahlt zuerstDas Sprichwort Wer zuerst kommt, mahlt zuerst stammt aus dem Sachsenspiegel des Eike von Repgow und ist somit schon um die 700 Jahre alt. Es heißt im Original: „De ok erst to der molen kumt, de scal erst malen“ und bezieht sich auf Bauern, die zur Mühle kamen und unter Umständen lange Wartezeiten in Kauf nehmen mussten. Es entspricht dem Windhundprinzip oder auch dem Prioritätsprinzip, das lateinisch „Prior tempore, potior iure“ („Früher in der Zeit, stärker im Recht“) lautet und Privilegien ausschließt. Wer zwei Paar Hosen hat, mache eins zu Geld und schaffe sich dieses Buch an.Diese Aufforderung stammt aus dem Notizbuch von Georg Christoph Lichtenberg und wird gelegentlich als Werbung für ein Buch zitiert. So heißt es in einer Buchbesprechung bei Amazon:
Kurt Tucholsky schrieb unter seinem Pseudonym Peter Panter:
Wer’s glaubt, wird selig.„Wer’s glaubt, wird selig“ geht auf eine Stelle im Evangelium nach Markus zurück. Dort heißt es:
Heute wird diese Wendung nicht mehr im Zusammenhang mit der Taufe und überwiegend auch nicht mehr für religiösen Glauben verwendet, sondern allgemein für Überzeugungen ohne faktenbasierte Grundlage. Die Formulierung ist mittlerweile spöttisch-herablassend konnotiert und bedeutet so viel wie: Wer das glaubt, mag zwar glücklich damit werden, erweist sich aber als naiv. Eine Abwandlung lautet: „Wer’s glaubt, wird selig; wer’s nicht glaubt, kommt auch in den Himmel.“[117] What a Wonderful WorldWhat a Wonderful World (englisch: Was für eine wunderbare Welt) ist der Titel eines Liedes, das von Louis Armstrong gesungen wurde. Die erste Strophe des Textes lautet:
Das Lied erzählt von der Schönheit der Welt und sollte eine Gegenströmung zum zunehmend schlechter werdenden politischen Klima in den USA des Jahres 1967 bilden. What would Jesus do?W.W.J.D. (englische Abkürzung für „What would Jesus do“ – „Was würde Jesus tun?“) ist ein Slogan, der vorwiegend auf Armbändchen zu finden ist. Solche Armbändchen sollen den Träger bei allen Handlungen daran erinnern, sich zu fragen, wie Jesus Christus in dieser Situation reagieren, handeln oder denken würde. Janie Tinklenberg, die in Michigan eine christliche Jugendgruppe leitete, entdeckte diese Frage 1989 in einem Buch von Charles Monroe Sheldon aus dem Jahr 1896.[118] (Sheldon war führend in der Social Gospel Bewegung.) Die Frage und die damit verbundenen Armbänder verbreiteten sich rasch unter US-amerikanischen Jugendlichen. Laut Tinklenberg wurden bisher weltweit über 52 Millionen Armbänder verkauft. Die Band D.V.D.A. um Matt Stone und Trey Parker parodierte diese Frage mit dem Lied What Would Brian Boitano Do? (Was würde Brian Boitano tun?), das Stone und Parker unter anderem auch zweimal in ihrem Kinofilm South Park: Der Film – größer, länger, ungeschnitten verwendeten. Where is the beef?„Where is the beef?“ („Wo ist das Fleisch?“) ist eine US-amerikanische Redewendung und hat ihren Ursprung in einem Werbespot der Fastfood-Kette Wendy’s. Der Spot lief erstmals 1984: Drei ältere Damen stehen an einem Tisch und inspizieren einen übergroßen Hamburger. Während zwei der Damen dessen Größe, die Brötchen etc. loben, fällt dem Zuschauer auf, dass sich kaum Fleisch in dem Hamburger befindet. Die dritte der älteren Damen fragt dann auch unablässig: „Where is the beef?“ Der Ausspruch wird im Alltag dazu gebraucht, auf den ersten Blick vielversprechend Aussehendes zu hinterfragen. Wichtig is’ auf’m Platz„Wichtig is’ auf’m Platz“ ist ein Zitat des Fußballtrainers Alfred Preißler, das in prägnanter Form auf den Fußballsport bezogen den Vorrang der Wettkampfpraxis gegenüber aller Theorie fordert. Diesen Satz zitierte Otto Rehhagel als griechischer Nationaltrainer:
Wider den Stachel löckenDiese bereits von den antiken Dramatikern Aischylos, Euripides und Terenz gebrauchte Redewendung wurde vermutlich durch die Bibel noch gebräuchlicher. In der Apostelgeschichte rechtfertigt sich der Apostel Paulus von Tarsus vor dem jüdischen König Agrippa. Er berichtet von seiner Bekehrung und wie eine Stimme zu ihm sprach:
Das sprachliche Bild ist vom Ochsen genommen, der gegen den Stachelstock des Viehtreibers „löckt“ (ein altes Wort für ausschlagen). Heute wird diese Redewendung vor allem dann gebraucht, wenn jemand gegen einen Trend ankämpft. So heißt es in einem Artikel auf der Website des Senders n-tv unter der Überschrift „Rechtspopulismus im Visier – Wider den Stachel löcken“:
Wie die Nase des Mannes, so sein JohannesBei diesem Satz ist Johannes ein Synonym für Penis.[122] Zwischen der Nasenlänge und der Penislänge besteht allerdings keine Korrelation.[123] Wie die OrgelpfeifenDiesem Bild liegt die Vorstellung eines Orgelprospekts, der Schauseite einer Orgel, zu Grunde. Es wurde schon vom Satiriker Johann Fischart in seinem Hauptwerk Geschichtsklitterung verwendet. Dort heißt es im fünften Kapitel, das von Ehe und Familiengründung handelt, von den Müttern:
Die Redensart wird immer wieder auf Großfamilien angewandt, bei denen die Kinder der Größe nach aufgestellt sind. Wie die Orgelpfeifen ist eine Familiengeschichte von Christian Ryke mit Anekdoten und Kinderstreichen in einer Familie mit elf Kindern und einem Hund. Wie du mir, so ich dir.Diese Redewendung ist ein verkürztes Zitat aus dem alttestamentlichen Buch der Sprichwörter, wo es in der deutschen Übersetzung heißt:
Wie du mir, so ich dir ist auch ein Gedicht von Johann Wolfgang Goethe, das folgenden Wortlaut hat:
Wie ein Elefant im PorzellanladenDie Redewendung – Sie benehmen sich „Wie ein Elefant im Porzellanladen“ – bedeutet ein plumpes, tölpelhaftes Auftreten. Einem klugen und vorsichtigen Tier wurden in Unkenntnis im Volksmund diese Eigenschaften angedichtet, um den Gegensatz vom großen Tier und zerbrechlichen Porzellan durch einen starken Kontrast hervorzuheben. Porzellan zerschlagen heißt dabei, eine zarte, zerbrechliche, behutsame, stille Bindung oder Angelegenheit plump zu zerstören; statt feingeschliffene Diplomatie auf einem glatten Parkett nur grobe Politik. Wie ein MannDiese Redensart kommt besonders häufig im alttestamentlichen Buch der Richter vor. Es heißt dort:
Die Betonung liegt also nicht auf „Mann“, sondern auf „ein“: Es wird nicht ein besonders männliches Verhalten beschrieben, sondern die Zusammengehörigkeit oder Gleichzeitigkeit betont. Wie eine Träne im OzeanWie eine Träne im Ozean ist der Titel einer 1961 herausgegebenen Romantrilogie des österreichisch-französischen Schriftstellers Manès Sperber, die die Geschichte des Verrats der Kommunistischen Partei an einer großen Idee erzählt. Sperber war Mitglied der Kommunistischen Partei und im Exil Funktionär der Komintern. Nach 1933 war er für den Widerstand in Österreich und Jugoslawien aktiv. Er schildert, wie Machtkämpfe und Verrat den Kampf gegen die Faschisten zunehmend aussichtsloser machen und die desillusionierten Widerstandskämpfer im Zuge der sowjetischen Säuberungsaktionen und des Hitler-Stalin-Pakts selbst Opfer des Stalinismus werden. Das dritte Kapitel des dritten Teils, das französisch mit „Qu’une larme dans l’océan“ den gleichen Titel wie die ganze Trilogie trägt, wurde separat mit einem Vorwort von André Malraux veröffentlicht. Wie einst im MaiDiese Redewendung stammt aus dem Gedicht Allerseelen des Schriftstellers Hermann von Gilm zu Rosenegg, dessen erste Strophe folgenden Wortlaut hat:
Die dritte und letzte Strophe lautet:
Wie einst im Mai ist auch der Titel einer Operette von Willi Kollo und Walter Lieck nach der Gesangsposse von Rudolf Bernauer. Es handelt sich dabei um eine Reise durch die Geschichte Berlins. Aus dieser Operette stammen die folgenden Zeilen:
Diese Worte benutzte auch der kommunistische Dichter Erich Weinert (1890–1953) refrainhaft in Sozialdemokratisches Mailiedchen 1923, einem seiner vielen satirischen Gedichte gegen die deutsche Sozialdemokratie: „Stell auf den Tisch das Bild von August Bebel, …“[131] Wie einst Lili MarleenDies ist der Kehrvers aus dem berühmten Soldatenlied Lili Marleen, dessen Text der Schriftsteller Hans Leip 1915 im Ersten Weltkrieg vor seiner Abfahrt an die russische Front, während einer Wache vor der Gardefüsilierkaserne in Berlin schrieb. Leip war verliebt in zwei Mädchen – Lili und Marleen –, die er zu einer Person zusammenfügte. Das Lied beginnt mit der folgenden Strophe:
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Lied erst vom Soldatensender Belgrad, dem dortigen Sender der Wehrmacht, jeden Abend gesendet. Man hatte bei der Übernahme der Station einige Platten vom Wiener Rundfunk erbeten und einiges erhalten, das selten gespielt wurde – darunter eben auch die Lili Marleen-Scheibe von Lale Andersen. Man spielte diese Platte aus Mangel anderer öfter, bis von Berlin Einspruch erhoben wurde und man es unterließ. Kurze Zeit später kamen von allen Frontseiten Anfragen, warum man Lili Marleen nicht mehr spiele. Und danach wurde sie jeden Abend zum Sendeschluss kurz vor 22 Uhr gespielt. Wie gemalt!Der Ausruf findet sich in Goethes Drama Faust II, wo Faust vor Kaiser und Hofstaat Paris und Helena erscheinen lässt. Als sich die schöne Helena über den schlafenden Paris beugt, um ihn zu küssen, sagt dies eine entzückte Hofdame:
Die griechische Mondgöttin Selene (lateinisch: Luna) verliebte sich in den griechischen König Endymion und versetzte ihn in eine Höhle. Dort ließ sie ihn in einen ewigen Schlaf verfallen, um ihn vor dem Tod zu bewahren und ewige Jugend zu erhalten. Jede Nacht kommt sie aber und küsst ihn. Wie heißt der Bürgermeister von Wesel?Der Volksliedforscher Anton Wilhelm von Zuccalmaglio dokumentierte im 19. Jahrhundert den Ausruf „Wie heißt der Bürgermeister von Wesel? Esel“, dessen Ursprung unbekannt ist.[134] Laut einem Reisebericht aus dem Jahr 1819 wurde der Spruch ursprünglich als Echoruf auf Rheinschifffahrten verwendet und bezog sich damals nicht auf das niederrheinische Wesel, sondern auf die im Mittelrheintal gelegene Stadt Oberwesel.[135] Der Spruch und die dazugehörige Antwort „Esel“ entwickelten sich zu einem geflügelten Wort und wurden vielfach aufgegriffen, darunter im Film Der Schuh des Manitu von 2001. Die Textzeile inspirierte zur Verwendung des Esels von Wesel als Symboltier der niederrheinischen Stadt.[136] Wie kommt mir solcher Glanz in meine Hütte?Im Prolog zu Friedrich Schillers Drama Die Jungfrau von Orleans sagt Thibaut d’Arc, ein reicher Landmann:
Wie sag ich’s meinem Kinde?Wie sag ich’s meinem Kinde? ist der Titel eines Aufklärungsfilms aus dem Jahr 1970, der diese auf frühere Aufklärungsschriften zurückgehende Frage noch populärer machte. Sie wird heute in vielerlei Zusammenhängen zitiert:
Wie sag ich’s meinen Kindern? ist der Titel eines 1960 erschienenen Buchs von Jean-Jacques Sempé.[138] Wie Sand am MeerDieser Vergleich kommt mehrfach im Alten Testament vor. So heißt es zum Beispiel beim Propheten Jesaja:
In der Josephsgeschichte heißt es:
Wie Schuppen von den Augen fallenDie Redewendung geht auf eine Stelle in der Apostelgeschichte zurück. Nach der Erscheinung von Damaskus war der spätere Apostel Paulus von Tarsus drei Tage blind. Über seine Heilung durch Ananias heißt es:
Bestimmte Augenkrankheiten wurden mit Schuppen verglichen, die die Augen bedecken. Wie sich die Bilder gleichen.Wie sich die Bilder gleichen ist eine berühmte Arie aus der Giacomo Puccinis Oper Tosca. Dort wird der Maler Mario Cavaradossi damit beauftragt, in einer Kirche das Bild der Maria Magdalena zu malen. Er gestaltet das Altarbild nach dem Vorbild einer schönen Unbekannten, die in letzter Zeit oft in der Kirche zu sehen war. Zwar räumt Cavaradossi ein, dass die Unbekannte ihm als Modell gedient habe, beteuert aber, sein Herz gehöre allein seiner Geliebten, der Sängerin und Primadonna Floria Tosca. Die Eifersucht Toscas steigert sich, als sie auf dem Bild die Gräfin Attavanti erkennt. In dieser Arie rühmt Cavaradossi die schwarzen Augen seiner Geliebten Tosca und die blauen Augen der Gräfin Attavanti. Die Arie beginnt mit den Zeilen:
Wie soll man ein Volk regieren, das 246 Käsesorten hat?Der französische Präsident Charles de Gaulle soll mit Hinblick auf die Regierbarkeit Frankreichs gesagt haben:
Die von de Gaulle genannte Zahl an Käsesorten stimmt allerdings nicht mit der Anzahl der nach aktuellen Schätzungen produzierten Sorten überein. In Wirklichkeit sind mehr als 700 französische Käsesorten bekannt. Wie viel Erde braucht der Mensch?Wieviel Erde braucht der Mensch? (russisch: Много ли человеку земли нужно?) ist der Titel einer Erzählung von Leo Tolstoi, die menschliche Besitzgier zum Thema hat:
Der gierige Bauer Pachom darf bei den Baschkiren so viel Land kaufen, wie er von Sonnenaufgang bis -untergang zu Fuß umrunden kann. Er überschätzt sich jedoch und bricht, nachdem er ein sehr großes Stück Land umrundet hat, tot zusammen. Es heißt dann am Ende der Erzählung:
Der Titel der Erzählung mit seiner bedeutungsschweren Frage ist zu einer stehenden Formel geworden, mit der Gier hinterfragt wird, und entspricht dem Gleichnis vom armen Reichen aus dem Evangelium nach Lukas, der sich, nachdem er eine besonders reiche Ernte eingefahren hat, sagt:
Wille zur MachtDer Wille zur Macht ist der Titel einer Sammlung von Texten des Philosophen Friedrich Nietzsche. Der Wille zur Macht leitet nach Nietzsche das Handeln des starken, moralisch ungebundenen Übermenschen. Nietzsche ist vor allem durch seine Schopenhauer-Lektüre und dessen Willens-Metaphysik auf den Gedanken des Willens zur Macht gekommen. Anders als Schopenhauers „Wille zum Leben“ ist für Nietzsche der Wille zur Macht ein Phänomen des Erkennens:
Wind of ChangeWind of Change ist eine Rockballade der Scorpions. Der Text feiert den Ende der 1980er Jahre eingetretenen politischen Wandel in Europa (u. a. den Fall der Berliner Mauer), die neu gewonnene Freiheit der Menschen im ehemaligen Ostblock sowie das bevorstehende Ende des Kalten Krieges. Das Lied beginnt mit den folgenden Versen:
Der Gorki-Park ist ein Moskauer Vergnügungspark am rechten Ufer der Moskwa. Wind, Sand und SterneWind, Sand und Sterne (französisch: Terre des hommes) ist der Titel einer Sammlung von Erlebnisberichten des französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry, in denen er in lose aneinander gereihten Kapiteln von Abenteuern und Begegnungen auf seinen Flügen erzählt. Wink mit dem ZaunpfahlWir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt.Diese Worte sprach der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck 1888 im Reichstag. Dann fuhr er fort:
Bezeichnenderweise wurde nur der erste Teil des Zitats zum geflügelten Wort und so wird es auch in dem 1893 erschienenen Neuen Liederbuch für Artilleristen zitiert:
Wir haben das falsche Schwein geschlachtet.Mit den Worten „Wir haben das falsche Schwein geschlachtet“ (englisch: we’ve cut the wrong pig) soll der britische Premierminister Winston Churchill 1952 bei einer Rede in der US-amerikanischen Universitätsstadt Fulton das Ende des Zweiten Weltkriegs kommentiert haben. Mit dem falschen Schwein soll Deutschland gemeint gewesen sein. Im Manuskript der Rede steht dieser Satz allerdings nicht. Darüber hinaus gibt es keine primäre Belegstelle, mit der sich dieses Zitat überprüfen lässt. Weiter sagte Churchill in seiner Rede:
1937 hatte Churchill in einer Unterhausrede bekannt, dass er sich lieber für den Nationalsozialismus als für den Kommunismus entscheiden würde. Wir haben gesiegt!„Wir haben gesiegt!“ (altgriechisch: Νενικήκαμεν. – „Nenikēkamen.“) waren angeblich die Worte, die nach Lukian von Samosata der Bote Pheidippides ausrief, der mit der Kunde vom Sieg in der Schlacht bei Marathon nach Athen gerannt und daraufhin tot zusammengebrochen sein soll. Auf dieser Legende basierend wurde 1896 der Marathonlauf als sportliche Disziplin bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit ins Leben gerufen. Dieter Eckart schrieb in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 24. Oktober 1987:
Wir haben heute nur unsere Stärken trainiert, also habe ich das Training nach 15 Minuten beendet.Dieser scherzhafte Satz geht auf den österreichischen Fußballtrainer Josef Hickersberger zurück. Er sagte ihn als Trainer der österreichischen Nationalmannschaft bei einer Pressekonferenz während der Fußball-Europameisterschaft 2008. Für diesen Satz wurde er später mit dem deutschen Fußball-Kulturpreis geehrt. Wir haben Religion genug, um einander zu hassen, aber nicht genug, um einander zu lieben.Mit dieser Feststellung beginnt Jonathan Swift seine am 1. Oktober 1706 verfassten Thoughts on Various Subjects (Gedanken über verschiedene Gegenstände):
Wir können alles. Außer Hochdeutsch.Der Slogan wurde von der Werbeagentur Scholz & Friends erfunden und zunächst dem Bundesland Sachsen angeboten, das seine Nutzung jedoch ablehnte.[145] Folgend bot die Agentur den Spruch Baden-Württemberg an, dessen Entscheider allerdings sofort zugriffen. Der selbstironische Slogan wurde daraufhin das Motto der Werbe- und Sympathiekampagne des Landes Baden-Württemberg, die im Oktober des Jahres 1999 startete. Mit der Kampagne sollte die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Bundeslandes bekannter gemacht und auf seine kulturellen Qualitäten hingewiesen werden. Dabei wurde auf das emotionale Moment gezielt. Die Kernbotschaft lautet:
Als der Slogan bereits in den alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen war, wurde die Anzahl der TV-Spots stark verringert. Eine Parodie dieses Slogans wird von der Sprachberatung an der Technischen Universität Chemnitz verwendet. In Umkehrung des Inhaltes wird konstatiert: „Wir können nicht alles, aber Deutsch“[147][148] Wir leben alle unter demselben Himmel, aber wir haben nicht alle denselben Horizont.Diese herablassende Bemerkung wird Konrad Adenauer zugeschrieben. Mit Horizont sind gedankliche Weitsicht und geistiges Niveau gemeint. In Walter Henkels’ 1965 erschienenem Buch »… gar nicht so pingelig, meine Damen und Herren …« – Neue Adenauer-Anekdoten liest man:
Die Zeitschrift Neue Preußische Jahrbücher präsentierte 1975 eine etwas abweichende Version:
In den Protokollen der 43 Plenarsitzungen des Jahres 1960 ist davon aber nichts zu finden.[151] Wir lernen nicht für die Schule, sondern für das Leben.„Wir lernen nicht für das Leben, sondern für die Schule“ („Non vitae, sed scholae discimus“) ist ein Seneca-Zitat (epistulae morales ad Lucilium 106, 12), in dem er seine Kritik an den Schulen seiner Zeit äußert. Die bekanntere verdrehte Version, „Non scholae, sed vitae discimus“ („Wir lernen nicht für die Schule, sondern für das Leben“), wird gerne von Lehrern verwendet, um zu belegen, dass das, was man in der Schule lernt, wichtig fürs Leben sei. Die Originalversion Senecas ist jedoch im Gegenteil als Kritik an den Philosophenschulen seiner Zeit zu verstehen. Im Original schreibt er:
Wir liegen richtigWir liegen richtig bedeutet, dass wir alles richtig gemacht haben, unsere Pläne, Absichten und Erzeugnisse haben ins Schwarze getroffen. Das Wort stammt aus der Seemannssprache, wenn ein Schiff den richtige Kurs angelegt hatte oder wenn ein U-Boot richtig lag, weder bug- noch hecklastig. Wir schaffen dasDer Satz „Wir schaffen das“ wurde während der Flüchtlingskrise in Deutschland 2015/2016 von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel geprägt und drückt aus, dass eine Aufnahme von Flüchtlingen gelingen könne. Wir sind allzumal Sünder.Diese Erkenntnis geht auf den Brief des Paulus an die Römer zurück. Dort heißt es im dritten Kapitel, in dem es um das Verhältnis von Gesetz und Glauben, Verdienst und Gnade geht:
Wir sind das Volk!„Wir sind das Volk“ war die Parole der Montagsdemonstrationen und Bestandteil der Wende in der DDR im Herbst 1989. Die DDR hatte sich bis 1968 als „Volksdemokratie“ bezeichnet. Mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ meldeten sich Woche für Woche Hunderttausende DDR-Bürger zu Wort und protestierten gegen die politischen Verhältnisse. Die Worte stammen aus Georg Büchners Drama Dantons Tod von 1835 und bekräftigen das Recht des Volkes auf Widerstand gegen seine Ausbeuter und Unterdrücker.[154] Ferdinand Freiligrath verwendete sie 1844 in seinem Gedicht Trotz alledem!.[155] Später wurde daraus als Vorbote der deutschen Einigung „Wir sind ein Volk“ – gemeint waren in diesem Zusammenhang die Deutschen aus der Bundesrepublik Deutschland und aus der DDR. Vanessa Fischer untersuchte im Deutschlandradio das Verhältnis der Sätze „Wir sind das Volk!“ und „Wir sind ein Volk!“. Am 9. Oktober 1989 rechneten die Organisatoren der Montagsdemonstration mit dem Schlimmsten und befürchteten Auseinandersetzungen mit der Staatssicherheit. Deshalb erstellten der Arbeitskreis Gerechtigkeit, Arbeitsgruppe Menschenrechte und die Arbeitsgruppe Umweltschutz per Flugblatt einen Appell zur Gewaltlosigkeit[156], der sich an Demonstranten und Sicherheitskräfte gleichermaßen richtete. Der entscheidende Satz stand darin gesperrt geschrieben: „Wir sind ein Volk“.[157] Dieser Satz einte insofern Demonstranten und Sicherheitskräfte – was unter den Erstellern mit gemischten Gefühlen bewertet wurde, weswegen sich einige daran orientierten, dass der Satz auch als Gedanke an eine vereinte Nation verstanden werden könnte. Die Demonstranten griffen diese Formulierung allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf. Wann und wo genau Demonstranten erstmals „Wir sind ein Volk!“ skandierten, bleibt unklar, genannt werden Termine ab dem 13. November 1989. Fest steht, dass jener Satz als Massenruf von Anfang Oktober bis in den Dezember 1989 hinein in der DDR nicht zu hören war.[157] Für die Demonstranten gewann hingegen zunehmend das Wort „Deutschland einig Vaterland“ an Bedeutung. Wir sind die Eingeborenen von TrizonesienIm Deutschland der Nachkriegszeit hatten die drei Westzonen die Bezeichnung Trizone, die im Volksmund scherzhaft auch Trizonesien genannt wurden. Nachdem die amerikanische und die britische Militärregierung mit der Bizone ein gemeinsames Wirtschaftsgebiet geschaffen hatten, schloss sich Frankreich mit seiner Besatzungszone dieser Entwicklung 1948 nur zögerlich an. 1948 schrieb der Schlagersänger Karl Berbuer den Karnevalsschlager Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien, der zeitweise auch als „Nationalhymnenersatz“ herhalten musste, so zum Beispiel 1949 bei einem internationalen Steherrennen im Müngersdorfer Stadion in Köln, anlässlich eines Sieges des Lokalmatadors Jean Schorn.[158] Der Schlager beginnt mit den folgenden Versen:
Berbuer stellte in seinem Schlager fest, dass die alten Zeiten (des Nationalsozialismus) vorbei sind und die Welt sich weiter dreht. Er verballhornt das Deutsche Wesen zum Kunstwort Wesien. Eine wissenschaftliche Untersuchung kommt zu folgendem Ergebnis:
Wir sind jetzt beliebter als Jesus.1966 sagte Beatles-Sänger John Lennon in einem Interview:
Nach diesem Kommentar Lennons wurden in den Vereinigten Staaten von konservativen christlichen Gruppierungen öffentlich Schallplatten der Beatles verbrannt. Im Jahr 2008 entdeckte man im Archiv des britischen Senders BBC ein unveröffentlichtes Interview mit John Lennon, in dem dieser behauptet, die Beatles seien „eine christliche Band“. In diesem Interview aus dem Jahr 1969 revidiert Lennon seine Aussage und erklärt, dass er missverstanden wurde. Er hoffe, dass seine Musik die Menschen ermutige, sich dem christlichen Glauben zuzuwenden:
Wir sind jung, und das ist schön.Diese Worte sind ein Teil des Refrains des so genannten Kinderfreundelieds, das Jürgen Brand alias Emil Sonnemann, der Direktor der Strafanstalt in Bremen-Oslebshausen, 1914 für die sozialistische Jugend schrieb. Es beginnt mit folgender Strophe:
Brand konnte nicht verhindern, dass später die Nationalsozialisten dieses Wanderlied für ihre Jugendorganisation vereinnahmte. Wir sind jung, die Welt ist offen… war 2002/2003 der Titel einer Sonderausstellung im Haus der Wannsee-Konferenz über eine jüdische Jugendgruppe im 20. Jahrhundert. In der Einleitung zu dieser Ausstellung heißt es:
Wir sind noch einmal davongekommen.Wir sind noch einmal davongekommen (englisch: The Skin of Our Teeth) ist der Titel eines Theaterstücks des US-amerikanischen Schriftstellers Thornton Wilder, das durch den Zweiten Weltkrieg geprägt ist, wie ihn die Amerikaner erlebt haben. Es spielt in der Vorgeschichte (Eiszeit, Sintflut) und in der damaligen Gegenwart (Krieg). In den drei Akten greifen die historische Zeit und die gegenwärtige moderne Zeit ständig ineinander. Wilder erzählt die Geschichte einer typisch amerikanischen Familie in den 1930er/1940er Jahren, und gleichzeitig synonyme Charaktere für Adam, Eva, Lilith und Kain. Die Familie durchlebt, stellvertretend für die gesamte Menschheit, essentielle Katastrophen der Menschheitsgeschichte in drei Akten (Eiszeit, Flut, Krieg). Zusammen bauen sie ihr Leben immer wieder auf. Wir sind Papst!„Wir sind Papst!“ war eine Schlagzeile der Bild-Zeitung am 20. April 2005, einen Tag nach der Wahl von Joseph Kardinal Ratzinger zum Papst Benedikt XVI. Das Blatt spielte damit auf den Satz „Wir sind Weltmeister“ an, der zu Jubelfeiern bei gewonnenen Fußballweltmeisterschaften gehört – ein Vergleich, der teilweise zu heftiger Kritik führte. Nach Angaben von Bild-Chefredakteur Kai Diekmann wurde die Schlagzeile vom Politikchef des Blattes, Georg Streiter, erfunden. Der Versuch der Bild-Zeitung, den Ausspruch als Wortmarke eintragen zu lassen, wurde vom Münchener Marken- und Patentamt im November 2006 abgelehnt. Eine solche Marke verstoße der Meinung des Gerichtes folgend gegen die guten Sitten: „Werde der Begriff des Papstes – als Jesu Stellvertreter – zu Verkaufszwecken verwendet, könnten Gläubige daran Anstoß nehmen“.[164] Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise [… möglich geworden ist.]„Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise [… möglich geworden ist.]“ sagte Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag. Im Hof der Botschaft hatten sich Tausende ausreisewillige DDR-Flüchtlinge versammelt. Das Satzende ging im Jubel der Flüchtlinge unter. Eine Gedenktafel auf dem Balkongeländer erinnert an die bewegenden Worte. Die in Verhandlungen erreichte Möglichkeit der indirekten Ausreise in die Bundesrepublik, per Zug mit Umweg über das Gebiet der DDR zwecks Aufrechterhaltung der Fassade einer regulären Ausreise von dort, wurde jedoch anschließend in Zwischenrufen ängstlich hinterfragt, da eine Verhaftung durch DDR-Organe wegen „ungesetzlichen Grenzübertritts“ befürchtet wurde. Wir sollten von den Chinesen lernen – die haben das gleiche Schriftzeichen für Krise und Chance.Dieser Ausspruch des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker wird unterschiedlich zitiert, wie zum Beispiel:
Ganz korrekt ist diese Feststellung nicht, denn das chinesische Wort für Krise besteht aus zwei Schriftzeichen:
Der US-amerikanische Linguist Mark Liberman verfolgte die Geschichte dieses Begriffs im Englischen zurück auf die Chinamission im Jahr 1938.[165] Dieser Gedanke wurde vom späteren US-Präsidenten John F. Kennedy am 12. April 1959 bei einer Rede in Indianapolis ausgesprochen:
Kennedy verwendete diesen Tropus häufiger in seinen Reden und er wurde auch von anderen Politikern wie zum Beispiel Richard M. Nixon gebraucht. Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.„Wir spielen alle / wer es weiß, ist klug“ (auch Wir spielen alle, wer es weiß, ist klug) ist ein Aphorismus, der von dem österreichischen Dramatiker und Erzähler Arthur Schnitzler (1862–1931) stammt.[167] Diese Zeilen schrieb Schnitzler im 1899 entstandenen Einakter Paracelsus, der diesen als frivolen Abenteurer zeichnet. Dort heißt es:[168]
Sigmund Freud, der eine Aufführung des Stücks 1899 besuchte, fand darin seine revolutionäre Entdeckung, dass der Traum nichts sei als die verkleidete Erfüllung eines unterdrückten oder verdrängten Wunsches, in diesen Zeilen gefasst. Sein eigener Versuch einer neuartigen Traumtheorie erschien im selben Jahr als Die Traumdeutung.[170] Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen.Diese zynisch anmutenden Worte sind der Titel des Karnevals-Schlagers „Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen“ von Robert Steidl aus dem Jahr 1922. Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen, Der Schriftsteller Kurt Tucholsky schrieb 1922 in der Zeitschrift Die Weltbühne über dieses Lied unter der Überschrift Ein deutsches Volkslied:
Weiter stellt Tucholsky fest:
Wir waren zu dritt in dieser Ehe.In einem Fernsehinterview mit dem Journalisten Martin Bashir gab Lady Diana im November des Jahres 1995 zahlreiche Details ihrer Ehe mit Prinz Charles preis. So sprach sie auch über ihre eigene Affäre. Das Interview gipfelte in den berühmten Worten:
Die Fernsehausstrahlung geriet zum Skandal. Königin Elisabeth II. forderte daraufhin das getrennt lebende Ehepaar schriftlich zur Scheidung auf. Der britische Thronfolger und Camilla Parker Bowles waren zu diesem Zeitpunkt bereits seit über zehn Jahren ein Liebespaar. 1989 wurde ein intimes Gespräch der beiden aufgezeichnet und 1993 veröffentlicht. Nachdem Charles 1994 öffentlich Ehebruch eingestanden hatte, ließ Diana sich 1996 scheiden. 2005 heirateten Camilla Parker Bowles und Prinz Charles. Da der Ex-Ehemann von Camilla Parker Bowles noch lebt, wurde die Trauung nur standesamtlich vollzogen. Die anglikanische Church of England versagt Geschiedenen, deren ehemalige Ehepartner noch leben, die kirchliche Hochzeit. Wir Wilden sind doch bessre Menschen!Das Zitat stammt aus Johann Gottfried Seumes 1793 veröffentlichten Gedicht Der Wilde, das von den schlechten Erfahrungen eines Indianers vom Stamm der Huronen mit einem der angeblich zivilisierten Einwanderer erzählt. Das Gedicht schließt mit folgenden Worten:
Wir winden dir den Jungfernkranz.Dieser populäre Vers stammt aus Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz, deren Text von Johann Friedrich Kind stammt, und wird gesungen vom Chor der Brautjungfern:
Das Lied erlangte bald Volksliedcharakter und war so populär, dass es Heinrich Heine unerträglich fand und sich folgendermaßen beklagte:
Der Liedanfang wird gelegentlich zitiert, um auf eine bevorstehende Hochzeit anzuspielen. Wir wollen niemals auseinandergehn.Für den Schlager Wir wollen niemals auseinandergehn erhielt die Sängerin Heidi Brühl 1960 ihre erste Goldene Schallplatte. Das Lied beginnt mit der folgenden Strophe:
Man zitiert den Titel auch als Vorsatz, niemals seine schlanke Figur zu verlieren. Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern.„Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern“ ist der Anfang des Rütlischwur in Schillers Drama Wilhelm Tell: Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, Der Rütlischwur ist ein Schweizer Nationalmythos. Er besagt, dass Abgesandte aus den drei Urkantonen der Schweiz auf dem Rütli, einer abgelegenen Alpwiese am Vierwaldstättersee, einen Schwur leisteten, der ein Schutz- und Trutz-Bündnis besiegelte. Dieses Bündnis gilt im Volksmund als Gründung der Eidgenossenschaft. Seit Aegidius Tschudi (Chronicon Helveticum) werden die Anführer dieser Abgesandten (die sogenannten Drei Eidgenossen) mit Werner Stauffacher von Schwyz, Walter Fürst von Uri und Arnold von Melchtal aus Unterwalden gleichgesetzt. Andere Varianten ersetzten Fürst durch Wilhelm Tell. In der deutschen Übersetzung der Disney-Comics durch Erika Fuchs weigern sich die Drillinge Tick, Trick und Track, dem Wunsch ihres Onkels Donald Duck zu folgen und in die Badewanne zu steigen. Sie reichen sich die Hände und sprechen zusammen:
Wir wollten das Beste, aber es kam wie immer„Wir wollten das Beste, aber es kam wie immer“ (Übersetzung aus dem Russischen) stammt von dem russischen Ministerpräsidenten Viktor Tschernomyrdin, der diesen Satz im Jahr 1993 in Bezug auf eine Währungsreform von sich gab. Solche und ähnliche Sprüche des Politikers sind als Chernomyrdinka in die russische Sprache eingegangen.[176] Wir wollten Gerechtigkeit und bekamen den Rechtsstaat.„Wir wollten Gerechtigkeit und bekamen den Rechtsstaat“ ist eine resignierte Feststellung der DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley, mit der sie die Enttäuschung vieler ehemaliger Mitglieder der Bürgerbewegungen über die unzureichende juristische Aufarbeitung des DDR-Unrechts nach der Wiedervereinigung ausdrückte.[177] Wissen ist MachtDie griffige Formel „Wissen ist Macht“ (engl.: „Knowledge itself is power.“) stammt aus den Schriften des englischen Philosophen Francis Bacon. Im lateinischen Original heißt es: „Ipsa scientia potestas est“. Bacon forderte damit, was später in der Aufklärung die Naturwissenschaft weitgehend bestimme: ihre praktische Nutzanwendung. Ziel der Wissenschaft sei Naturbeherrschung im Interesse des Fortschritts. Der Mensch könne die Natur jedoch nur dann beherrschen, wenn er sie kenne:
Bacon formulierte dieses griffige Diktum allerdings vorsichtiger:
Die erkannte Ursache einer Wirkung ist Voraussetzung dafür, Wirkzusammenhänge auch vorsätzlich hervorzubringen. Kabarettisten, die sich über die angebliche Ahnungslosigkeit des deutschen Kanzlers Helmut Kohl lustig machten, bildeten daraus „Weiß nichts, macht nichts!“. Ein alter Spontispruch lautet: „Wissen ist Macht, aber nichts wissen macht auch nichts!“ Eine andere Abwandlung lautet: „Wissen ist Macht! Also: Wer viel weiß, muss auch viel machen!“ Wissen, wo der Schuh drückt„Nicht wissen (oder Wissen), wo einen der Schuh drückt“ stammt von Plutarch, der in seinen Vorschriften für Eheleute (Coniugalia praecepta) erzählt, der römische General Paulus Aemilius habe auf die Vorwürfe seiner Freunde, dass er sich von seiner untadeligen Frau habe scheiden lassen, seinen Schuh vorgestreckt und gesagt:
Die Redewendung wird in unterschiedlichen Variationen gebraucht, wie zum Beispiel:
Wo bleibt das Positive?„Wo bleibt das Positive?“ ist ein Zitat aus Erich Kästners Gedichtband Ein Mann gibt Auskunft aus dem Jahr 1930. Er enthält ein Gedicht mit dem Titel Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?, dessen erste Strophe folgendermaßen lautet: Und immer wieder schickt ihr mir Briefe, Kästner erklärt hier, dass er es für unangemessen hält, angesichts des traurigen Zustandes der Welt fröhliche Lyrik zu verfassen. Heute wird der verkürzte Titel des Gedichts zitiert, wenn jemand ausschließlich Negatives berichtet. Unter der Überschrift Wo bleibt das Negative, Herr Diekmann? kommentiert das Magazin Der Spiegel eine Aktion der Bild-Zeitung, ihren Lesern zu Weihnachten 2002 eine Ausgabe mit ausschließlich guten Nachrichten zu präsentieren:
Wo die Welt mit Brettern vernagelt ist.Johannes Olorinus Variscus erzählt 1609 in seiner Ethographia Mundi unter anderen Lügengeschichten, dass jemand ans Ende der Welt gekommen sei und dort „die Welt mit Brettern verschlagen“ gefunden habe. Die bildliche Wendungen „die Welt ist hier mit Brettern vernagelt“ bedeutet so viel wie hier geht es nicht weiter oder hier ist nichts los. In dem Buch Der Zaun am Ende der Welt von Reinhard Kaiser heißt es unter der Überschrift Mit Büchmann unterwegs:
Wo ich sitze, ist immer oben.Mit diesen Worten erklärte Otto von Bismarck selbstbewusst, dass er sich auf Grund seiner Bedeutung als Reichskanzler nicht um die Tischordnung kümmere. Als Königin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, die Frau Wilhelms I., beanstandete, dass die Frauen der Minister, vor allem die Frau Bismarcks, weiter oben säßen, als es ihnen dem Rang nach zustände, sagte Bismarck, dem dies zugetragen wurde:
Diese Bemerkung geht auf eine Stelle in der spanischen Literatur zurück, in der erzählt wird, dass sich der Herzog und Don Germanus von La Mancha darüber stritten, wer am Tisch oben sitzen solle. Dazu wird folgende Anekdote erzählt:
Wo laufen sie denn?„Wo laufen sie denn?“ ist die wiederholte Frage eines völlig unbedarften Zuschauers auf einer Pferderennbahn in dem 1926 entstandenen Sketch Rennbahngespräche von Wilhelm Bendow und Paul Morgan, von dem es verschiedene Fassungen gibt (so eine von 1946 von Bendow und Franz-Otto Krüger). Der Humorist Loriot verwendete diesen Sketch als Tonspur für einen Trickfilm und verhalf der Phrase „Ja, wo laufen sie denn, wo laufen sie denn hin?“ damit zu großer Bekanntheit.
Wo man singt, da lass dich ruhig nieder.Diese Worte stammen aus dem Gedicht Die Gesänge von Johann Gottfried Seume, dessen erste Strophe so beginnt: Wo man singet, lass dich ruhig nieder, Meist werden die erste und die letzte Zeile zusammen in leicht variierter Form zitiert: „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder; böse Menschen haben keine Lieder.“ Dieser Gedanke wird vor Seume bereits bei den verschiedenen Autoren ausgesprochen. In dem Lied Frau Musica von Martin Luther heißt es zum Beispiel: Hie kann nicht sein ein böser Mut, In dem Film Leben und sterben lassen von 1973 aus der Reihe der James-Bond-Filme parodiert Roger Moore als James Bond diesen Ausspruch. Nachdem der mit einem Metallarm ausgestattete Tee Hee seine Pistole verbogen und danach lachend den Raum verlassen hat, wirft Roger Moore seine eigene Waffe, eine Walther PPK, mit dem Satz: „Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder“ in den Papierkorb. In Uwe Dicks Sauwaldprosa ist der Satz zeitgemäß abgewandelt zu: „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Doch prüf die Texte hin und wieder.“ Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.Diese Parole wurde Anfang der 1970er Jahre in der Anti-Atomkraft-Bewegung gegen das geplante Kernkraftwerk in Wyhl populär. Sie wird häufig irrtümlich Bertolt Brecht zugeschrieben. Wo rohe Kräfte sinnlos waltenDer Vers „Wo rohe Kräfte sinnlos walten“ stammt aus Schillers Gedicht Lied von der Glocke, in dem der Meister vom Guss der Glocke berichtet, die nach dem Erkalten der Form erkaltet leicht zerbrechen kann: Wo rohe Kräfte sinnlos walten, Schiller nahm mit dieser Feststellung auch Bezug auf die Französische Revolution, deren Auswüchse er verurteilte. Heute verwendet man das Zitat scherzhaft, wenn jemand vergeblich versucht, etwas mit Gewaltanwendung zu erreichen. Eine umgangssprachliche Umdichtung ist: Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann kein Knopf die Hose halten. Wo steht das geschrieben?Mit der Frage „Wo stehet das geschrieben?“ leitet Martin Luther im Kleinen Katechismus die biblische Begründung für seine Erklärungen zu Taufe, Abendmahl und Sündenvergebung ein:
Mit den Worten „Wo steht es?“ (altgriechisch: Ποῦ κεῖται; – Pou keitai?) zweifelten die Anhänger des griechischen Philosophen Epikur, denen ein ängstlicher Dogmatismus nachgesagt wurde, neu gewonnene Erkenntnisse an. Heute verwendet man die Worte „Wo stehet das geschrieben?“ als rhetorische Frage, um auszudrücken, dass es keine Vorschrift gibt, die das eigene Handeln verbiete. Im 3. Akt von Leo Falls Operette Der liebe Augustin wird das Zitat ins Lächerliche gezogen:
Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.Diese Feststellung findet sich in Goethes Drama Götz von Berlichingen, wo Götz im ersten Akt auf Weislingens Wunsch, Gott möge ihn viel Freude an seinem Sohn erleben lassen, skeptisch entgegnet:
Sprichwörtlich wird dieser Satz heute gebraucht im Sinne von „wo es viel Positives gibt, gibt es auch viel Negatives“. Wo warst du, Adam?Wo warst du, Adam? ist der Titel eines Romans von Heinrich Böll aus dem Jahr 1951. Böll überschreibt seinen Antikriegsroman mit der formelhaften Aussage aus den Tag- und Nachtbüchern des Schriftstellers und Kulturkritikers Theodor Haecker: Wo warst du, Adam? Diese Frage verfolgt den Weg des Soldaten Feinhals von der Ostfront bis auf die Schwelle seines Elternhauses:
Die Frage an Adam geht auf eine Stelle im Alten Testament (1. Buch Mose 3,9) zurück, wo Gott nach Adam ruft, der sich nach dem Essen vom Baum der Erkenntnis im Paradies vor Gott verborgen hat: 9 Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Wo wir hinfahren, brauchen wir keine Straßen.Der Satz: „Wo wir hinfahren, brauchen wir keine Straßen.“ stammt aus dem Film Zurück in die Zukunft von 1985. Doc Emmet Brown, gespielt von Christopher Lloyd, gibt diesen Satz als Antwort auf Marty McFlys (Michael J. Fox) Anmerkung, dass die Straße für die Zeitreise in das fiktive Jahr 2015 zu kurz ist, da man auf ihr nicht schnell genug die geforderten 141 km/h erreichen könne. Ronald Reagan benutzte diesen Satz 1986 in der State of the Union Address. Wohlauf, die Luft geht frisch und rein!Mit diesem Ausruf beginnt das so genannte Lied der Franken, das Joseph Victor von Scheffel im Sommer 1859 unter dem Titel Wanderlied im oberfränkischen Kloster Banz schrieb und das die Franken als ihre „heimliche Nationalhymne“ betrachten. Es beginnt mit den folgenden Versen: Wohlauf, die Luft geht frisch und rein! Das Lied wird bei offiziellen Anlässen, meist nach der deutschen Nationalhymne und der Bayernhymne, gesungen. Wohlstand für alle!Wohlstand für Alle! forderte der deutsche Wirtschaftspolitiker Ludwig Erhard, der Begründer der Sozialen Marktwirtschaft, in einem Buch dieses Titels:
Erhard selbst schreibt zu diesem Schlagwort:
Neben der These „Wohlstand für alle“ sah Erhard eine weitere These „Eigentum für jeden“. Auf dem Weg über immer breiter gestreutes Privateigentum sollte das Selbstbewusstsein geweckt und der Bürgersinn gestärkt werden. Denselben Titel trug eine anarchistische Zeitschrift Anfang des 20. Jahrhunderts. Wollt ihr den totalen Krieg?Die rhetorische Frage „Wollt ihr den totalen Krieg?“ stammt aus der Sportpalastrede, die der deutsche Reichspropagandaminister Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast hielt. Goebbels stellte zehn Fragen zum Vorhandensein der Kampfesbereitschaft, deren vierte so lautete: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk wehrt sich gegen die totalen Kriegsmaßnahmen der Regierung. Es will nicht den totalen Krieg, sagen die Engländer, sondern die Kapitulation. Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt erst vorstellen können? Nach dem Rückschlag in Stalingrad sollte eine rhetorische Tat die Entschlossenheit des Volkes zum Sieg wieder festigen. Es dauerte noch ein volles Jahr und fünf Monate, bis Hitler auch formal den totalen Krieg befahl. Wörterbuch des UnmenschenDas Wörterbuch des Unmenschen wurde zwischen 1945 und 1948 von Dolf Sternberger mit Gerhard Storz und Wilhelm E. Süskind für die Zeitschrift Die Wandlung erstellt und 1957 unter dem Titel Aus dem Wörterbuch des Unmenschen in Buchform veröffentlicht. Sie untersuchen darin anhand von 28 Begriffen die Sprache der Nationalsozialisten, die bis in die Gegenwart wirkt. Sternberger schrieb in seinem Vorwort zur Buchausgabe von 1957:
Es finden sich Kommentare zu Wörtern und deren spezifische Ausrichtung, also ihren Missbrauch bzw. Gebrauch im Nationalsozialismus:
Wenn man heute bestimmte Ausdrücke als inhuman kennzeichnen will, kann man darauf hinweisen, sie könnten „aus dem Wörterbuch des Unmenschen“ stammen. Beispiele dafür sind Ausdrücke wie sozialverträgliches Frühableben, ethnische Säuberung und Sozialmüll. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.Dieser viel zitierte Satz stammt aus dem letzten Abschnitt des Tractatus logico-philosophicus, dem ersten Hauptwerk des österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein. Damit ist nicht gemeint, dass bestimmte Wahrheiten besser unerwähnt bleiben, sondern dass das, was Sprechen oder Denken ermöglicht, nicht dessen Gegenstand sein kann. Wittgenstein selbst glaubte mit dem Tractatus alle philosophischen Probleme gelöst zu haben und zog sich darum für einige Jahre aus der Philosophie zurück. Diesem siebten Hauptsatz Wittgensteins trat der Kunsthistoriker Ernst Gombrich in seinem Werk Ornament und Kunst. Schmucktrieb und Ordnungssinn in der Psychologie des dekorativen Schaffens entschieden entgegen, indem er sich gegen die Auffassung wendet, dass nicht erörterbar sei, was man nicht genau bezeichnen könne:
WrdlbrmpfdDieses Wortungeheuer stammt aus dem Sketch Der Radfahrer des Münchner Komikers Karl Valentin, worin ein Radfahrer von einem Schutzmann angehalten wird, weil er verbotenerweise eine Autohupe und eine Fahrradglocke benutzt hat. Auf die Frage nach seinem Namen sagt der Radfahrer Wrdlbrmpfd und kommt ungeschoren davon, weil der Schutzmann das nicht schreiben kann: Schutzmann: „Wie heißen Sie denn?“ … Schutzmann: „So ein saublöder Name! – Schaun S’ jetzt, daß Sie weiter kommen.“ In einer Beschreibung des Karl-Valentin-Brunnens in Alfons Schweiggerts Großem Buch vom Viktualienmarkt heißt es:
Wunderlicher HeiligerEin „wunderlicher Heiliger“ ist heute ein seltsamer Mensch oder ein Sonderling. Der Ausdruck geht jedoch auf Psalm 4,4 im Alten Testament zurück, der nach der Lutherübersetzung lautet: Erkennet doch, dass der Herr seine Heiligen wunderlich führet. Für Martin Luther war „wunderlich“ noch gleichbedeutend mit „wunderbar“ und so heißt es auch in der revidierten Fassung. Danach war „ein wunderlicher Heiliger“ eigentlich ein „Wunder wirkender Heiliger“. Der Germanist und Erzählforscher Heinz Rölleke weist darauf hin, dass Wilhelm Grimm ab der Zweitauflage exzessiv „Sprüche und eigentümliche Redensarten des Volks, auf die ich immer horche“ in die Erzählungen eintrug. Das dürfte auch das Märchen um Bruder Lustig, sein praktisches Denken, seine Großzügigkeit und kumpelhafte Art gegenüber Heiligen und Teufeln betreffen:
Einzelnachweise
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