Liste geflügelter Worte/PPack die Badehose ein!Pack die Badehose ein! war der Schlagertitel, mit dem 1951 der Kinderstar Cornelia Froboess in einer Rundfunksendung debütierte. Der Schlager wurde von ihrem Vater Gerhard Froboess komponiert, der Text stammt von Hans Bradtke. Eingängig ist vor allem der Refrain, der mit folgenden Versen beginnt:[1] Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein Der Schlager wurde rasch populär und sein Titel steht als Metapher für strahlend schönes Sommerwetter. Wo es keinen Wannsee gab, sang man:
Cornelia hatte damit im Mai 1951 ihren ersten Bühnenauftritt. Den Schlager hatte ihr Vater ursprünglich für die Schöneberger Sängerknaben geschrieben, doch die Aufnahme mit Cornelia wurde erfolgreicher und machte sie zum Kinderstar. Packen wir’s an!Als Ergebnis der Ölkrise von 1973 begann ein Umdenken in Bezug auf die Bedeutung der Energieeinsparung. Der Mineralölkonzern Esso war der Ansicht, dass diese Frage ein ernsthafteres Symbol als einen gezeichneten Tiger verlangte. 1975 wurde in Großbritannien der erste Werbefilm ausgestrahlt, der einen echten Tiger zeigte. Gleichzeitig verwendete der Konzern einen neuen Slogan:
Damit wurde der bekannte vorherige Slogan aus dem Jahr 1959 abgelöst:
Zusammen mit dem Satz „Es gibt viel zu tun“ erlangte dieser Werbeslogan über das Fernsehen weite Verbreitung. Als Parodie zu dem neuen Slogan gab es bald Varianten wie:
Pacta sunt servanda.Der lateinische Rechtsgrundsatz Pacta sunt servanda bedeutet auf Deutsch:
Es handelt sich um den wichtigsten Grundsatz des öffentlichen ebenso wie des privaten Vertragsrechts. Das Zitat stammt wohl vom römischen Juristen Ulpian. Der Satz wurde oft vom bayerischen Politiker Franz Josef Strauß als Kanzlerkandidat der Union in Bezug auf die Deutschlandpolitik Willy Brandts und Helmut Schmidts zitiert. Er wollte damit ausdrücken, dass er beabsichtigte, den Grundlagenvertrag mit der DDR einzuhalten, den er heftig bekämpft hatte. Auf die Frage Martin Bangemanns in einer Fernsehdiskussion im Januar 1987, ob er hinter die Ostverträge zurückwolle, bekräftigte Strauß sein Wort „pacta sunt servanda“. Pädagogische ProvinzDieser von Goethe in seinem Bildungsroman Wilhelm Meisters Wanderjahre geprägte Begriff steht für eine vorbildliche Erziehungsgemeinschaft. Über den Roman hinaus wird der Begriff als Bezeichnung pädagogischer Idealentwürfe verwendet. Im ersten Kapitel des zweiten Buches bringt Wilhelm seinen Sohn Felix in einer pädagogischen Provinz unter, die auf den ersten Blick folgenden Eindruck macht:
Erziehungselemente sind Musik und Chorgesang. Die Oberen setzen Wilhelm auseinander, welche Religion zu favorisieren sei. Insbesondere bekommen die Jugendlichen in der Provinz Ehrfurcht vor dem Himmel und der Erde beigebracht. Der Begriff wird heute beispielsweise so verwendet:
Päpstlicher sein als der PapstDiese Redensart geht vermutlich auf den französischen König Ludwig XVI. zurück, der Folgendes gesagt haben soll:
Der Reichskanzler Otto von Bismarck änderte diese Redensart während des Kulturkampfs um in:
Bismarck sah in den Versuchen des Vatikans, die päpstliche Einflussnahme zu festigen, einen Angriff auf den gerade entstandenen deutschen Nationalstaat. Der Streit eskalierte, als die Kurie verlangte, Kirchenkritiker aus dem Schul- und Universitätsdienst zu entfernen. Literarisch belegt ist diese Wendung auch durch Leo Tolstois Roman Anna Karenina. Dort sagt Fürstin Twerskaja:
Pardon wird nicht gegeben!Die so genannte Hunnenrede hielt Wilhelm II. am 27. Juli 1900 in Bremerhaven. Anlass dafür war die Verabschiedung des deutschen Ostasiatischen Expeditionskorps zur Niederschlagung des Boxeraufstands im Kaiserreich China. Das wohl bekannteste Zitat dieser Rede lautet:
Dieses Zitat wurde im Ersten Weltkrieg häufig als Bestätigung für das als barbarisch geltende Verhalten der Deutschen herangezogen. In Großbritannien prägte die Rede den Begriff „The huns“ für die Deutschen, der gleichfalls in der britischen Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg eine Rolle spielte. In dieser zweiten, offiziellen Fassung hat die entscheidende Passage folgenden Wortlaut:
Part of the Gameno na net, part of the game, auf Deutsch: selbstverständlich Teil des Spiels sprach der stellvertretende Kärntner Landeshauptmann Uwe Scheuch 2009 im Zuge der Part-of-the-Game-Affäre in einem persönlichen Gespräch, das auf Tonband mitgeschnitten wurde. Damit bot er einem Berater eines möglichen russischen Investors in Kärnten die österreichische Staatsbürgerschaft an. Der Ausspruch wurde in der Folge zum geflügelten Satz um Korruption anzuprangern. Im Rahmen des Nationalratswahlkampfes 2013 wurde der Satz wieder aufgegriffen, als ein Handyspiel mit dem Titel “Part of the Game – Game” auf den Markt gekommen ist.[4][5] Paris ist eine Messe wert.Dieser Ausspruch wird dem französischen König Heinrich IV. zugeschrieben, der für seine Thronbesteigung vom Calvinismus zum Katholizismus übertrat. Nach langwierigen Kämpfen mit den französischen Katholiken und den habsburgischen Spaniern empfing er die Kommunion und kommentierte sein Verhalten hinterher angeblich mit dem folgenden Satz:
Nach Robert Merle hat er diesen Satz allerdings nie selbst gesagt. Wie viele andere Sprüche habe ihm das französische Volk diese Aussage in den Mund gelegt. Parkinsons GesetzDie Parkinsonschen Gesetze sind zwei Lehrsätze, die von Cyril Northcote Parkinson nach den folgenden Beobachtungen formuliert wurden:
Partei ist organisierte Meinung.Diese Definition stammt vom britischen Staatsmann Benjamin Disraeli, der am 21. Juli 1857 im Unterhaus auf Englisch sagte:
Passiver WiderstandAls der preußische König Friedrich Wilhelm IV. im November 1848 seine Truppen zur Einschüchterung der Nationalversammlung in Berlin einmarschieren ließ, wies der Präsident der Nationalversammlung, Hans Victor von Unruh, den bewaffneten Schutz der Bürgerwehr mit folgenden Worten zurück:
Der Ausdruck ist zwar älter, wurde aber durch Unruhs Ausspruch weiter verbreitet. Passt wie die Faust aufs AugeDie Redewendung wird in Bezug auf eine als besonders unvorteilhaft empfundene Paarung angebracht, etwa für tatsächlich besonders schlecht Passendes (ein Reim z. B.[6]) oder wenn der Sprecher seine subjektive Missbilligung ausdrücken will. In der modernen Umgangssprache wird der Ausdruck gelegentlich auch als positiver Superlativ[7] verwendet. Patriotismus ist die Tugend der BoshaftenVon Oscar Wilde stammt die Aussage "Patriotism is the virtue of the vicious". Im Kontext wird der Zusammenhang seiner Aussage klar: "Patriotismus ist die Tugend der Boshaften (Bösartigen/Bösen). Mir sind Menschen lieber als Prinzipien, und Menschen ohne Prinzipien sind mir lieber als sonst etwas auf der Welt." Patriotismus ist Liebe zu den Seinen; Nationalismus ist Hass auf die anderen.Diese Unterscheidung von Patriotismus und Nationalismus stammt vom ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Er greift damit eine Formulierung des französisch-jüdischen Schriftstellers und Diplomaten Romain Gary auf, der dies 1965 in Pour Sganarelle folgendermaßen ausgedrückt hatte:
Fälschlicherweise wird das französische Originalzitat oftmals dem vergleichsweise bekannteren Schriftsteller Victor Hugo zugeschrieben. Paulus, du rasest!Diese Worte sagte der römische Prokonsul Porcius Festus nach dem Bericht in der Apostelgeschichte zum Apostel Paulus von Tarsus, als dieser sein enthusiastisches Bekenntnis zu Jesus Christus ablegte:[8]
Festus wusste nichts mit dem Apostel Paulus, der von seinem Vorgänger Marcus Antonius Felix in Schutzhaft genommen worden war, anzufangen, und überließ es schließlich dem jüdischen König Herodes Agrippa II. herauszufinden, was es mit diesem mysteriösen Jesus Christus auf sich habe. Als Paulus an den römischen Kaiser Nero appellierte, schickte Festus ihn nach Rom. Das überschwängliche Verhalten des Apostels Paulus lässt erkennen, dass die christliche Kirche als glühende Sekte begonnen hat. Das Motto findet sich in abgewandelter Form in einem Gedicht von Heinrich Heine mit dem Titel An Edom! wieder, das den Antisemitismus zum Thema hat: Du duldest, daß ich atme, PeccaviGeneralmajor Charles James Napier soll 1843 mit diesem einen Wort (lateinisch für „ich habe gesündigt“, engl. „I have sinned“) die Eroberung Sindhs (Homophon von „sinned“) nach London telegrafiert haben.[9] Der Encyclopedia of Britain von Bamber Gascoigne (1993) zufolge stammte das Wortspiel in Wahrheit von Catherine Winkworth.[10] Sicher ist, dass die neu gegründete Zeitschrift Punch am 18. Mai 1844 folgenden Text veröffentlichte:[11]
Das Wortspiel bezog sich nicht nur auf die Eroberung Sindhs, sondern auch darauf, dass Napier Anweisung hatte, Sindh nicht zu erobern. Pegasus im JocheUnter dem Hufschlag des geflügelten Pferdes Pegasos entstand in der griechischen Mythologie der Berg Helikon mit einer Quelle. Wer aus dieser Quelle trank, wurde zum Dichter. Das geflügelte Pferd wurde deshalb zum Sinnbild der Dichtkunst. Bei dem Ausdruck Pegasus im Joche handelt es sich um die Überschrift eines Gedichtes von Friedrich Schiller, das mit folgenden Versen beginnt: Auf einen Pferdemarkt – vielleicht zu Haymarket, Das Flügelpferd wird zusammen mit einem Ochs vor einem Pflug gespannt, wozu es sich natürlich überhaupt nicht eignet. In diesem Gedicht wird demonstriert, wie das Genie verkümmern muss, wenn es der Dichter in den Dienst kunstfremder Zwecke stellt. Per aspera ad astra.Dieses lateinische Zitat (auf rauen Wegen zu den Sternen) ist eine Abwandlung einer Stelle aus der Tragödie Der rasende Herkules des römischen Dichters Seneca. Das Original lautet folgendermaßen:[13]
Perfides AlbionAlbion ist der dichterisch gebrauchte Name für England. Der Name ist womöglich keltischen Ursprungs, wobei die Römer ihn von den Kalkklippen bei Dover ausgehend mit albus („weiß“) verbanden. Das Schlagwort vom „perfiden Albion“ (niederträchtigen England) kam 1793 in Frankreich auf (französisch: la perfide Albion) und war Ausdruck der Verbitterung über den Beitritt Englands zur europäischen Koalition gegen das revolutionäre Frankreich. Es stammt aus einem Gedicht des Augustin Marquis de Ximenez. Ihn übernahmen auch Chateaubriand, Théodore de Banville, Edmond und Jules de Goncourt und Anatole France. Im deutschen Sprachraum wurde der Ausdruck insbesondere in der wilhelminischen Zeit häufig verwendet. Im Jahr 1908 empfahl Lord Fisher dem britischen König Eduard VII. „die deutsche Flotte zu kopenhagisieren“. Nach Admiral Bacon nahm Fisher an, dass Deutschland, wenn es sein Flottenprogramm (…) beendet hätte, uns angreifen würde; und zwar im September oder Oktober 1914 wegen der dann erfolgten Fertigstellung des Kieler Kanals (…). Die Wiederholung von Kopenhagen 1801 wäre deshalb empfehlenswert: „Warum sollten wir warten und Deutschland den Vorteil der Festlegung des Angriffszeitpunktes geben?“. Der König antwortete ihm, dass diese Vorstellung allgemeinem Recht widerspräche. Perlen bedeuten Tränen.In Gotthold Ephraim Lessings Schauspiel Emilia Galotti erzählt Emilia am Morgen vor der geplanten Trauung mit dem Grafen Appiani von einem Traum, in dem sich die Edelsteine eines Schmuckstücks, das ihr zukünftiger Gemahl ihr geschenkt hat, in Perlen verwandelten:
Der Aberglaube, dass Perlen, die man geschenkt bekommt, Sorgen und Leid in der Zukunft bedeuten, findet sich schon in mittelalterlichen Traumbüchern. Man führt das darauf zurück, dass beim Sammeln der Perlen viele Taucher umgekommen sind. Deshalb sollte man sie entweder selbst kaufen oder demjenigen, der sie schenkt, einen geringen Betrag zahlen, sodass sie nicht mehr geschenkt sind, sondern gekauft. Perlen vor die Säue werfen„Perlen vor die Säue werfen“ bedeutet, etwas Wertvolles den Leuten zu geben, die es nicht zu schätzen wissen. Die Metapher stammt aus dem Matthäusevangelium (7, 6), wo es heißt:[15]
Der Ausdruck ist (mit Varianten) in viele Sprachen eingegangen:
Peter-PrinzipDer amerikanische Pädagoge und Buchautor Laurence J. Peter (1919–1990) formulierte 1969 das Prinzip der Hierarchie der Unfähigkeit. Bei seinen bürosoziologischen Untersuchungen war er zu einer Erkenntnis gelangt, die er im Peter-Prinzip folgendermaßen zusammenfasst:
Diese Definition bringt zum Ausdruck, dass jemand, der auf seinem Arbeitsplatz fähig ist, solange befördert wird, bis er eine Position erreicht, für die er inkompetent ist; dort bleibt er dann. Pfahl im FleischDieser Ausdruck stammt aus dem 2. Brief des Paulus an die Korinther. Hier sagt der Apostel Paulus von Tarsus von sich selbst:[16]
Pfahl im Fleisch ist auch ein kurzer Text aus Friedrich Schillers Xenien und Votivtafeln:
Der Pfahl im Fleisch ist heute der Inbegriff für etwas, das einen nicht zur Ruhe kommen lässt:
Pflicht! Du erhabener großer Name!Dieses Zitat stammt vom Philosophen Immanuel Kant, der diesen Kernbegriff seiner Lehre so beschrieb:[18]
Zur Verzweiflung seiner Zeitgenossen (wie zum Beispiel Friedrich Schiller) verehrte Kant die Pflicht. Seine lyrische Ode an die Pflicht aus dem Jahr 1788 ist nahezu ein Gegenstück zu Schillers Gedicht An die Freude, das drei Jahre zuvor erschienen war. Schiller warf Kant vor, er würde verlangen, dass man etwas nur aus Pflicht, aber nicht aus Neigung tun solle und schrieb dazu das folgende Gedicht:[19] Gewissensskrupel Phönix aus der AscheDer Phönix ist ein mythologischer Vogel, der verbrennt und im Stande ist, aus seiner Asche wieder neu zu erstehen. Diese Vorstellung findet sich heute noch in der Redensart „Wie ein Phönix aus der Asche“ für etwas, das schon verloren geglaubt war, aber in neuem Glanz wieder erscheint. In der Zeit des Hellenismus herrschte die Vorstellung, der Phönix sei aus der Asche des Osiris hervorgegangen und erreiche ein hohes Alter von ungefähr 300–500 Jahren. Er baut am Ende seines Lebens ein Nest, setzt sich hinein und verbrennt. Nach Erlöschen der Flammen bleibt ein Ei zurück, aus dem ein neuer Phönix schlüpft. Ping-Pong-DiplomatieAls Ping-Pong-Diplomatie bezeichnet man die politische Annäherung von China und den USA in den 1970er Jahren mit Hilfe des Tischtennissports. Ping-Pong-Politik war 1971 die Überschrift eines kurzen Zeitungsartikels, in dem von der sensationellen Einreise einer Tischtennisdelegation aus den USA, Kanada, Kolumbien, Großbritannien und Nigeria in die Volksrepublik China berichtet wurde. Mit dieser Aktion hatte China nach fünfjähriger Abwesenheit vom internationalen Sportgeschehen sein Interesse an freundschaftlichen Beziehungen zur Außenwelt bekundet. In Peking begrüßte Ministerpräsident Zhou Enlai die Gäste aus den USA besonders herzlich und erklärte, dass damit „eine neue Seite der Beziehungen zwischen dem chinesischen und amerikanischen Volk aufgeschlagen“ sei. Ping Pong war der Name für Tischtennis, als es am Ende des 19. Jahrhunderts in England erfunden wurde. Dieser Name wurde 1901 als kommerzielle Marke geschützt und darf seitdem nicht mehr frei verwendet werden. Lediglich in China heißt der Sport offiziell weiterhin „Ping Pong Ball“ 乒乓球. Platonische LiebePlatonische Liebe ist die Liebe nur auf geistiger Ebene, die auf den antiken griechischen Philosophen Platon zurückgeführt wird. Nach Platon ist wahre Liebe, die von „sexuellem“ Interesse freie Liebe, der lediglich diese Gesinnung zu Grunde liegt, nur unter „Gleichen“ möglich. „Gleiche“ sind Individuen, die über gleiche Rechte und gleichen Status verfügen (können); die z. B. auch vollgültige Bürger eines Gemeinwesens sind. Frauen waren das im antiken Athen nicht. Daher wäre wahre Liebe zwischen Mann und Frau nicht möglich. Da Platon aber auch die Homosexualität ablehnte, blieb nur die platonische Liebe zwischen Männern. Nach heutiger Bedeutung bezeichnet die platonische Liebe eine innige Freundschaft und Verbundenheit, eine Liebe auf Basis der seelischen Verbundenheit. Neben der erotisch motivierten Liebe steht in Platons Symposion die Liebe als Form einer geistigen Verbundenheit. Als Erster nach Platon sprach der Philosoph der Renaissance Marsilio Ficino (1433–1499) von dieser Idee der Liebe als „amor Platonicus“. Wilhelm Busch äußerte dazu:
Platz an der Sonne„Ein Platz an der Sonne“ war das Motto der deutschen ARD-Fernsehlotterie. Die Wendung geht aber auf einen Ausspruch des Reichskanzlers Fürst Bernhard von Bülow zurück, der die Besetzung der chinesischen Küstenstadt Jiaozhou 1897 vor dem Reichstag rechtfertigte, indem er sagte:
(Lebhaftes Bravo.)
(Bravo!)
(Bravo!)[20] Das Zitat wird heute ohne jeglichen Gedanken an den Kolonialismus verwendet:
Pleiten, Pech und PannenPleiten, Pech und Pannen war eine von Max Schautzer moderierte und konzipierte Fernsehsendung in der ARD, in der zur Erheiterung des Publikums filmisch dokumentierte Missgeschicke vorgeführt wurden. Zuschauer bekamen 400 DM für jeden gesendeten Videobeitrag, in dem witzige Missgeschicke gezeigt wurden. Maskottchen dieser Sendung war ein Rabe, der Pechvogel. Der Stabreim Pleiten, Pech und Pannen ist ein Inbegriff für Sachen, die schiefgelaufen sind und oft mit Schadenfreude zur Kenntnis genommen werden. So präsentiert die Netzwelt unter der Überschrift Pleiten, Pech und Pannen: Lustige Videos im Netz eine Auswahl von Pannenvideos im Internet. Politik der offenen TürDie Politik der offenen Tür (englisch: Open door policy) ist eine besondere Form der Außen- und Wirtschaftspolitik, die ursprünglich die gleichen Handelsbedingungen der Großmächte in China bezeichnete. Auf dessen Grundlage konnten die Ungleichen Verträge mit China den Großmächten ungehinderten Marktzugang, Vertragshäfen und Missionstätigkeit verschaffen. Es waren in erster Linie Briten und Amerikaner, die „the open door for all nations’ trade“ („die offene Tür für den Handel aller Nationen“) verlangten, wie es der britische Admiral Charles Beresford, 1. Baron Beresford formulierte. Heute wird das Schlagwort allgemein für Transparenz in Bezug auf die Ziele einer Regierung oder eines Unternehmens verwendet. Politik ist die Kunst des Möglichen.Am 18. Dezember 1863 sagte Otto von Bismarck im Preußischen Landtag:
Im Deutschen Reichstag sagte er am 15. März 1884:
Im Preußischen Landtag sagte er am 29. Januar 1886:[21]
Politik ist die Unterhaltungsabteilung der Wirtschaft.Der US-amerikanische Musiker Frank Zappa sagte auf Englisch:[22]
Eine andere Variante ist:
Frank Zappa machte sich immer wieder über die Gesetze des Marktes lustig und nannte seine Plattenfirma Bellende Kürbisse. Politiker waren für ihn nur „mutierte Gebrauchtwagenverkäufer“, die das Land mit Drogen vollstopften, um die Leute ruhigzustellen. 1991 kündigte Zappa an, er wolle für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten kandidieren, doch kurze Zeit später wurde bei ihm Prostatakrebs diagnostiziert. Das Zitat wird immer dann ins Spiel gebracht, wenn der starke Einfluss von Wirtschaftsführern auf die Politik kritisiert werden soll. Politik verdirbt den Charakter.Diese Aussage stammt aus einem Prospekt, den das vom Verleger Bernhard Brigl begründete Blatt für die Gebildeten aller Stände mit dem Untertitel Eine Zeitung für Nichtpolitiker zu Neujahr 1882 versandte. Der Prospekt, der vom späteren Chefredakteur der Braunschweigischen Landeszeitung Eugen Sierke verfasst wurde, führte weiter aus:[21]
Der Gedanke war schon in den 1850er Jahren verbreitet. So schrieb die Frau des Majors Adolf von Lützow in einem an die Großmutter Sehers gerichteten Brief im August 1848:[23]
In Gustav Freytags Lustspiel Die Journalisten aus dem Jahr 1854 sagt Adelheid von Runeck:[21]
Ludwig Marcuse spitzte den Gedanken in einem Aphorismus noch zu:[24]
Der Journalist Axel Eggebrecht kritisierte 1988 in einem Essay für die WDR-Reihe ZeitZeichen den konservativen bzw. monarchistischen Hintergrund des Spruches und konterte ihn mit einer Sentenz, die auch dem österreichischen Politiker Julius Raab zugeschrieben wird:[25]
Politische BrunnenvergiftungDer deutsche Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck war im Umgang mit politischen Gegnern nicht zimperlich, was seine Reaktion auf die entstellende Wiedergabe seiner Äußerungen im Wahlkampf zeigt, die er in einer Reichstagsrede im Januar 1882 als „politische Brunnenvergiftung“ bezeichnete. Der Begriff ist auch heute noch aktuell und wird immer mit großer Empörung vorgebracht. So heißt es in einer Mitteilung der CDU-Landtagsfraktion im Saarland:[26]
Brunnenvergiften ist als Spezialfall des argumentum ad hominem ein rhetorisches Mittel, dessen Bezeichnung auf die Brunnenvergiftung, die absichtliche Verunreinigung des Trinkwassers, zurückgeht. Diese galt schon in der Antike als schweres Verbrechen. Als Vorwurf ist Brunnenvergiftung auch ein altes Stereotyp zur Verleumdung bestimmter Volksgruppen. Sie wurde den Juden im Mittelalter besonders während der Verbreitung der Pest (1347–1350) zugeschrieben und löste europaweit Pogrome aus. Politisches UrgesteinDiese Metapher wurde vom SPD-Politiker Herbert Wehner auf den ehemaligen deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer geprägt. Der Journalist Klaus Harpprecht schrieb 1981 in der Wochenzeitung Die Zeit:[27]
Wehner verwandte damit die Vorstellung von einem Granitfindling, der so gut wie unverrückbar ist. Ein Urgestein ist ein Gestein, das in urwüchsig erscheinenden Formationen auftritt. Im übertragenen Sinn ist es eine Person, die in ihrer Tätigkeit seit vielen Jahren etabliert ist:
Post festum„Zu spät“: dieser lateinische Ausdruck bedeutet wörtlich „nach dem Fest“ und stammt aus der lateinischen Übersetzung des philosophischen Dialogs Gorgias von Platon. Dort wird geschildert, wie Sokrates zu einem Fest im Hause des reichen Kallikles unterwegs ist; er trifft aber erst ein, als der berühmte Redner Gorgias schon seine Rede gehalten hat, und fragt daher, ob er und sein Gefährte zu spät gekommen seien. Potemkinsche DörferPotemkinsche Dörfer (ausgesprochen: Patjómkinsche Dörfer, russisch: Потёмкинские деревни) ist der Ausdruck für nur Vorgespiegeltes, etwas, das mehr scheinen soll als es in Wirklichkeit ist. Angeblich hat Fürst Gregor Alexandrowitsch Potemkin, der Günstling der Zarin Katharina II., nach der Eroberung der Krim die Zarin, die das neuerworbene Gebiet bereiste, durch schnell aufgebaute Dörfer über dessen wahren Zustand getäuscht. Vermutlich geht aber diese Erzählung auf Klatsch verärgerter Höflinge zurück. Der Historiker Gerhard Prause schrieb in Tratschkes Lexikon für Besserwisser:[28]
Prästabilierte HarmonieDer philosophische Begriff Prästabilierte Harmonie wurde vom Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz geprägt und nimmt eine zentrale Stellung in seiner Monadenlehre ein. Leibniz bezeichnet damit das von Gott festgelegte harmonische Verhältnis aller Dinge im All. Diese Vorstellung führt in der Monadologie von Leibniz mit zu der These von der „besten aller möglichen Welten“. Primum non nocereDer lateinische Ausdruck Primum non nocere bedeutet so viel wie zuerst einmal nicht schaden (griechisch: μὴ βλάπτειν). Dies ist ein Grundsatz, den die hippokratische Tradition ins Zentrum ihres Begriffs des moralisch geforderten ärztlichen Handelns stellt. Diesem antiken Wahlspruch zufolge soll der Arzt in seinem Bemühen, dem ihm anvertrauten Individuum zu helfen, vor allem darauf achten, ihm nicht zu schaden, und wurde um das Jahr 50 vom Arzt Scribonius Largus am Hof von Kaiser Tiberius Claudius aufgestellt. Im strengen Sinne verbietet das Motto Primum non nocere die Anwendung jeglicher Arzneimittel, da keines – gleich ob natürlichen oder künstlichen Ursprungs – frei von Nebenwirkungen ist. Prinzessin auf der ErbseDie Prinzessin auf der Erbse (dänisch: Prinsessen på ærten) ist ein bekanntes Märchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen. Das Märchen handelt von einem Prinzen, der eine echte Prinzessin zum Heiraten sucht. Ein Unwetter verschlägt ein Fräulein, das von sich behauptet, eine echte Prinzessin zu sein, an das Schloss. Um alle Zweifel auszuräumen, bedient sich die Königin folgender List: Sie legt eine Erbse auf den Boden der Bettstelle, worauf sie zwanzig Matratzen und zwanzig Eiderdaunendecken legt. Als sich am nächsten Morgen die Prinzessin darüber beklagt, auf etwas Hartem geschlafen zu haben, ist der Beweis erbracht, dass sie eine echte Prinzessin ist. Der Märchentitel steht in der Umgangssprache für ausgeprägte Empfindlichkeit. In einem Liedtext des deutschen Sängers Eric Fish mit dem Titel Prinzessin auf der Erbse heißt es:[29]
Prinzip HoffnungDas Prinzip Hoffnung ist das Hauptwerk des deutschen Philosophen Ernst Bloch. Geschrieben wurde es zwischen 1938 und 1947 im US-amerikanischen Exil. Ursprünglich sollte es noch The dreams of a better life heißen. Es erschien in den Jahren 1954 bis 1959 in der DDR. Seither ist der Begriff „Prinzip Hoffnung“ zu einem geflügelten Wort in den deutschen Feuilletons geworden. Im Vorwort heißt es:
Heute wird der Titel meist dann zitiert, wenn ausgedrückt werden soll, dass man in einer Situation nichts mehr tun kann, als nur noch zu hoffen, was allerdings im Gegensatz zu den Gedanken Blochs steht, der „Hoffnung“ nicht als Warten auf eine günstige Wendung verstand, sondern als aktives Einwirken. PrinzipienreitereiSiehe: Auf einem Prinzip herumreiten Pro domoDer lateinische Ausdruck Pro domo bedeutet „für das Haus“. Es handelt sich hier um den Titel der Rede Oratio de domo sua („Rede für sein Haus“) des römischen Staatsmannes Cicero, die er nach der Zerstörung seines Hauses während seiner Verbannung schrieb. Während Ciceros Verbannung hatte sein Gegner Clodius einen Teil von Ciceros Grundstück auf dem Palatin der Göttin Libertas geweiht. Cicero erklärt diese Weihung für ungültig und bemühte sich, eine Rückgabe zu erreichen. Seine Rede hat folgenden Titel:
Probieren geht über StudierenDieses geflügelte Wort geht auf das lateinische Sprichwort „Experĭentia est optĭma rerum magistra“ (wörtlich: „Erfahrung ist die beste Lehrmeisterin“)[30] zurück und möchte besagen, dass theoretisches Wissen zwar nützlich, ja sogar unabdingbar sein mag, dass jedoch der Wahrheitsgehalt einer experimentell gewonnenen Erfahrung prinzipiell höher zu veranschlagen ist als der rein theoretischer Überlegungen.[31] Siehe auch: A-priori-Wahrscheinlichkeit Probier’s mal mit Gemütlichkeit!Dies ist der Anfang eines Lieds, das der Bär Balu im Zeichentrickfilm Das Dschungelbuch für seinen menschlichen Freund Mogli singt und das folgendermaßen beginnt:[32] Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit Stefan Raab ändert den Refrain in seinem Lied mit dem gleichen Titel ab:[33] Probiers mal mit Gemütlichkeit, Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.Bei dieser Aussage ist nicht ganz klar, von wem sie stammt. Man schreibt sie dem Kabarettisten Karl Valentin, dem Schriftsteller Mark Twain dem Naturwissenschaftler Niels Bohr, dem Physiker Georg Christoph Lichtenberg, dem Journalist Kurt Tucholsky und dem Politiker Winston Churchill zu. Eine englische Version ist:
Die dänische Version, die dem Physiker Niels Bohr zugeschrieben wird, lautet:
Vermutlich stammt das Bonmot aber von einem dänischen Politiker.[34] Gerald Krieghofer hält die Zuschreibung bei Valentin, Twain, Lichtenberg, Tucholsky und Churchill für falsch und bei Bohr für unbewiesen.[35] Proletarier aller Länder, vereinigt euch!Das Manifest der Kommunistischen Partei von Karl Marx aus dem Jahr 1848 beginnt mit dem geflügelten Wort „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus“ und endet mit dem bekannten Aufruf:[36]
Die englische Form Workers of all lands unite steht auch auf dem Grabstein von Karl Marx auf dem Londoner Friedhof Highgate. Prophete rechts, Prophete links, das Weltkind in der MittenSo lauten die Schlussverse von Goethes Gedicht Diner zu Coblenz im Sommer 1774. Auf einer Rheinfahrt saß Goethe mit dem Popularphilosophen Johann Bernhard Basedow und dem Schweizer Theologen Johann Kaspar Lavater beim Essen. Während diese beiden eine hochgelehrte Unterhaltung führten, widmete Goethe sich ausschließlich kulinarischen Genüssen. Laut Dichtung und Wahrheit hat Goethe diese Verse in Köln in ein Album geschrieben:[37] Und, wie nach Emmaus, weiter ging’s Das Zitat wird auf jemanden bezogen, der sich nicht um die Meinungen anderer kümmert, die keinen Blick für das Nützliche oder Angenehme haben. Die Verknüpfung mit dem Gang nach Emmaus (Evangelium nach Lukas 24, 13) spielt darauf an, dass der auferstandene Jesus zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus begegnete, die ihn zunächst nicht erkannten. Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält.Diese abwertende Beurteilung der Psychoanalyse stammt vom österreichischen Satiriker Karl Kraus, von dem auch das folgende Bonmot stammt:[38]
Kraus polemisierte weiter:[39]
Richard Schuberth schreibt 2006 über dieses berühmte Zitat:[40]
Schuberth stellt fest, dass Kraus zwar Vorlesungen von Sigmund Freud besucht hatte, aber nur oberflächliches Wissen über die Psychoanalyse besaß. Anfänglich begegnete Kraus Freud mit Respekt und schrieb im Zusammenhang mit Homosexuellenprozessen:[40]
Nachdem sich die beiden voneinander entfremdet hatten, schrieb Freud in einem Brief an den Schriftsteller Arnold Zweig:[40]
Pünktlichkeit ist der Dieb der Zeit.Diese Worte stammen aus Oscar Wildes Roman Das Bildnis des Dorian Gray und charakterisieren den zynischen Dandy Lord Henry Wotton, von dem es im Buch auf Englisch heißt:
Hintergrund ist wohl ein Zitat des englischen Dichters Edward Young, das folgendermaßen lautet:
Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige.Der Bankier Jacques Laffitte zitiert in seinen Lebenserinnerungen den französischen König Ludwig XVIII. mit folgendem Ausspruch:
Mit diesem Zitat wird heute jemand gerügt, indem man ihm vor Augen führt, dass Pünktlichkeit selbst von Königen beachtet wird. Könige haben keine andere Möglichkeit, ihren Respekt vor ihren Mitbürgern auszudrücken, als durch Pünktlichkeit. Deshalb ist Pünktlichkeit die Höflichkeit der Könige. Heute wird die Wendung gebraucht, wenn ein Vorgesetzter seine Untergebene nicht warten lässt. Ein ähnlicher Ausspruch stammt von Napoleon Bonaparte, der sagte:
Einzelnachweise
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