Die französischen Gesandten in München, deren Berichte nach Paris heute ein wertvolles Bild des Bayerns jener Epoche – gesehen mit französischen Augen – darstellen, repräsentierten in ihrer Abfolge die innere Entwicklung Frankreichs. Die Diplomaten der vorrevolutionären französischen Monarchie waren meist vorzüglich über Bayern unterrichtet gewesen.
Dann brachte der erste Revolutionskrieg eine Unterbrechung in den offiziellen Beziehungen.
Aus dieser Zeit liegen im Archiv des französischen Außenministeriums am Quai d’Orsay nur Berichte anonymer Agenten aus Bayern.
1796, während des Krieges, berichtet ein solcher Agent aus München nach Paris:
« La Bavière est le pays de l’Allemagne le plus fertile, et où il y a le moins d’esprit; c'est le paradis terrestre habité par des bêtes. »
„Bayern ist die fruchtbarste Provinz Deutschlands und diejenige, wo es am wenigsten Geist gibt. Es ist ein irdisches Paradies, das von Dummköpfen bewohnt wird. (Das hier verwendete Wort « betes » kann außer „Dummköpfe“ auch „Tiere“ bedeuten)“
– französischer Agent in München zitiert Friedrich II. (Preußen), vgl. Histoire de mon temps
Der französische Berichterstatter von 1796 fährt fort: „Der sicherste Beweis dafür, daß Bayern das irdische Paradies Deutschlands ist, liegt in der Tatsache, daß diese Provinz … bisher imstande gewesen ist, eine Regierung zu ertragen, die allgemein als die schlechteste aller schlechten Regierungen Europas anerkannt ist.“ Gemeint ist die Regierung Kurfürst Karl Theodors.
Der Verfasser bemerkt noch: „Diese Wahrheit muß als Grundlage dienen für alle Überlegungen hinsichtlich Bayerns; nur dann kann man kalkulieren, was dieses Land heute ist und was leicht daraus gemacht werden könnte.“[1]
Charles Paul Amable de Bourgoing hatte seine Residenz 1842 am Karolinenplatz 3. 1866 residierte der außerordentliche Gesandte Vicomte des Meloizes-Fresnoh an der Schwabinger Landstraße 25. Nach der Auflösung des Römisch-Deutschen Reiches im Jahre 1806 gab es im Königreich Bayern bis zur Abdenkung des bayrischen Monarchen im Jahre 1918 französische Gesandte in München. Von 1814 (Wiener Kongress) bis 1870 (Deutsch-Französischer Krieg) war Frankreich in Bayern mit einem außerordentlichen Gesandten sowie einem Ministre plénipotentiaire, 1871 bis 1918 mit einem Geschäftsträger, 1920 bis 1924 erneut mit einem außerordentlichen Gesandten und einem Ministre plénipotentiaire, 1924 bis 1925 mit einem Geschäftsträger und 1925 bis 1933 schließlich mit einem außerordentlichen Gesandten sowie einem Ministre plénipotentiaire vertreten.
(* 1877; † 1957) November 1924 bis November 1925 Geschäftsträger, anschließend Gesandter. 1933–1936 Gesandter in Bukarest, ab 1936 Gesandter in Rio de Janeiro
bayern-france.info – Montgelas-Gesellschaft zur Förderung der bayerisch-französischen Zusammenarbeit e. V., München
Einzelnachweise
↑AE corr. politique Baviere Nr. 178, ungezeichneter Bericht vom 25. Mai 1796.
Das Zitat Frederic II, Histoire de mon temps (Redaction von 1746). französisch: Max Posner (Hrsg.),. (Redaction von 1746), Leipzig 1879, S. 185, deutsch: Gustav Berthold Volz (Hrsg.), Die Werke Friedrichs des Großen, Bd. 2, Geschichte meiner Zeit, Berlin 1912, S. 38. Volz übersetzt: "das irdische Paradies, von Tieren bewohnt" vgl.: Schriften des Historischen Kollegs, Herausgegeben von der Stiftung Historisches Kolleg Vorträge 4, historischeskolleg.de (PDF; 1,5 MB) kolportiert als: Bayern ein irdisches Paradies aber regiert von Idioten, der französische Gesandte in Bayern an Napoleon Bonaparte in Paul B. Kleiser, Der Heimathorst oder Bayern ohne Lederhosen S. 12