Die Liste der assyrischen Provinzen führt die neuassyrischen Provinzen auf. Nicht überall ist die genaue Lokalisierung gesichert. Wenn möglich, wird das Datum der Eroberung angegeben. Das grundlegende Werk zum Thema stammt von Emil Forrer.[1] Es wurde 1993 auf einer Konferenz an der Universität von Rom einer kritischen Revision unterworfen.[2] Die neueste Zusammenstellung hat 2006 Karen Radner[3] vorgenommen.
Das assyrische Wort für Provinz ist pāḫutu. Forrer nimmt an, dass dieses, zusammen mit bēl pāḫete / bēl pāḫiti unter Tukulti-apil-Ešarra III. aus dem Babylonischen übernommen wurde. Neueren Forschungen zufolge scheint es jedoch älter zu sein.
Adad-nīrārī III. revidierte das System der Provinzen und führte kleinere Einheiten ein. Provinzen wurden durch einen assyrischen Gouverneur (šaknu) und dessen Stellvertreter (šaniu, wörtlich „Zweiter“) verwaltet. Weitere wichtige Beamte waren die offiziellen Schreiber, der Verwalter der Fronarbeit (urase) und natürlich die örtlichen Militärkommandeure. Dem Gouverneur unterstanden die Stadtverwalter (ḫazannu) und, auf der untersten Ebene, die Vorsteher einzelner Dörfer (rab ālāni). Die Provinzen waren der Reihe nach für den Unterhalt des Aššurtempels in Assur zuständig, sie schicken Lebensmittel und andere Geschenke. Dieses System ist seit Tukulti-apil-Ešarra I. (1105–1077) bis zum Ende des assyrischen Reiches nachzuweisen[4]. Die Versorgungslisten des Assurtempels unter Tukulti-apil-Ešarra I. sind demnach eine wichtige Quelle für die Verwaltungsstruktur des assyrischen Reiches im 11. Jahrhundert.
Als erste Stufe der Eroberung wurden Länder tributpflichtig gemacht, sie hatten den Status von Vasallen. Im Falle einer Rebellion kam es zu einer Strafexpedition, der entsprechende Herrscher wurde getötet und zumindest ein Teil der Bevölkerung deportiert, und das Reich wurde zu einer Provinz (pāḫutu) gemacht. Die Formel lautete: Ich machte das Land xy (wieder) zu einem Teil des Landes Assur. „Zu dem Lande Assur fügte ich Land hinzu, zu seinen Leuten fügte ich Leute hinzu.“[4] Die ersten Provinzen westlich des Euphrat, jenseits des assyrischen Kernlandes, wurden unter Tukulti-apil-Ešarra III. eingerichtet.
Das assyrische Wort für Provinz (pāḫutu) findet sich in dieser Bedeutung ab der Zeit Aššur-uballit I.[5] Da die Beleglage für die Eroberung Hanigalbats (Mittanis) und anderer Gebiete unter Adad-nirari I. und Šulmanu-ašared I. im Bezug auf die Einrichtung von Provinz nicht ausreichend ist, kann nicht genau gesagt werden, wann eine bestimmte Provinz eingerichtet wurde. Daher sind die durch Eponyme datierten Texte mit der Nennung von Gouverneuren[6] und die Stelen der assyrischen Beamten[7] die besten Quellen für Gouverneure und deren Provinzen. Mit dem Aufkommen der Abgabenlisten des Aššurtempels in Aššur (ginā'u[8]), das wohl ab Tukulti-Ninurta I. anzusetzen ist,[9] können Aufzählungen von Provinzen erfasst werden. Für das Jahr 1077 v. Chr. – während der Herrschaft Tukulti-apil-Ešarra I. – lassen sich 27 Provinzen nachweisen.[10][11]
Alle nicht referenzierten Angaben der Tabelle sind bei Jakob[12] und Radner[13] zu finden.
E. Forrer: Die Provinzeinteilung des assyrischen Reiches. Hinrichs, Leipzig 1920.
L. D. Levine: Geographical studies in the Neo-Assyrian Zagros. Royal Ontario Museum, Toronto 1974.
Mario Liverani (Hrsg.): Neo-Assyrian Geography. Herder, Rom 1995 (Quaderni di Geografia Storica. Bd. 5).
F. M. Fales, J. N. Postgate: Imperial administrative records, part II: provincial and military administration. Helsinki University Press, Helsinki 1995, ISBN 951-570-248-8 (State Archives of Assyria. Bd. 11).
Richard A. Henshaw: The office of Šaknu in Neo-Assyrian times. In: Journal of the American Oriental Society. Nr. 87/4, 1967, S. 517–525.
Bradley J. Parker: At the edge of empire: conceptualizing Assyria’s Anatolian frontier ca. 700 BC. In: Journal of anthropological Archaeology. Nr. 21, 2002, S. 371–395.
↑ abJ. N. Postgate: The Land of Assur and the Yoke of Assur. In: World Archaeology. Bd. 23/3, 1992, S. 251.
↑Provinz Aššur, siehe S. Jakob, Mittelassyrische Verwaltung und Sozialstruktur. Brill, Leiden - Boston 2003 (Cuneiform Monographs. Bd. 29), S. 14.
↑Für eine Auswertung vgl. S. Jakob, Mittelassyrische Verwaltung und Sozialstruktur. Brill, Leiden - Boston 2003 (Cuneiform Monographs. Bd. 29), S. 111–139.
↑Walter Andrae: Die Stelenreihen in Assur. Hinrichs, Leipzig 1913.
↑Siehe S. Jakob, Mittelassyrische Verwaltung und Sozialstruktur. Brill, Leiden - Boston 2003 (Cuneiform Monographs. Bd. 29), S. 175–182 mit weiterer Literatur.
↑Vergleiche dazu Helmut Freydank: Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte IV: Tafeln aus Kar-Tukulti-Ninurta. Harrassowitz, Saarbrücken 2001, ISBN 978-3-447-05556-7.
↑Die Datierung des entsprechenden Textes wird nun jedoch in Zweifel gezogen, möglicherweise ist er bereits in 12. Jh. v. Chr. zu stellen, vgl. dazu H. Freydank: Anmerkungen zu mittelassyrischen Texten 5. In: Altorientalische Forschungen. Bd. 33, 2006, S. 218f.
↑S. Jakob, Mittelassyrische Verwaltung und Sozialstruktur. Brill, Leiden - Boston 2003 (Cuneiform Monographs. Bd. 29), S. 12, 111–139.
↑Khaled Nashef: Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit. Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1982, S. 28f.
↑ abStefano Anastasio: Atlas of Preclassical Upper Mesopotamia. Brepols, Turnhout 2004, ISBN 2-503-99120-3 (Subartu. Bd. 13), Nr. 113.
↑Helmut Freydank: Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte VIII. Harrassowitz, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05678-6, Text Nr. 22.
↑ abH. Freydank: Anmerkungen zu mittelassyrischen Texten 5. In: Altorientalische Forschungen. Bd. 33, 2006, S. 219 mit Anmerkung 17.
↑Z.B. Helmut Freydank: Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte V. Harrassowitz, Saarbrücken 2004, ISBN 978-3-447-05563-5, Text Nr. 41 und 44.
↑K. Nashef: Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit. Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1982, S. 74f.
↑S. Jakob, Mittelassyrische Verwaltung und Sozialstruktur. Brill, Leiden - Boston 2003 (Cuneiform Monographs. Bd. 29), S. 55–64.
↑ abHelmut Freydank: Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte VI. Saarländische Druckerei & Verlag, Saarbrücken 2005, ISBN 3-930843-94-3, Text Nr. 86.
↑K. Nashef: Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit. Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1982, S. 114f.
↑Entgegen S. Jakob, Mittelassyrische Verwaltung und Sozialstruktur. Brill, Leiden - Boston 2003 (Cuneiform Monographs. Bd. 29), S. 112, der hier Aššur als Herrschaftsbereich ansetzt, handelt es sich um einen Gouverneur von Halahhu, vgl. dazu Helmut Freydank: Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte VII. Saarländische Druckerei & Verlag, Saarwellingen 2006, ISBN 3-930843-99-4 (Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient Gesellschaft. Nr. 111), Text Nr. 71 Z. 6–7 (i-na UGU DBe-er-MU-SUM-na // EN pa-he-te šaKURHa-láh-hu).
↑Helmut Freydank: Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte VIII. Harrassowitz, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05678-6, Text Nr. 34.
↑35° 52' 22 N, 44° 42' 56 O, vgl. Wilfred H. van Soldt: The Location of Idu. In: NABU. 2008, Nr. 55.
↑K. Nashef: Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit. Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1982, S. 135f.
↑Helmut Freydank: Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte VI. Saarländische Druckerei & Verlag, Saarbrücken 2005, ISBN 3-930843-94-3, Text Nr. 22.
↑ abcWilfred H. van Soldt: The Location of Idu. In: NABU. 2008, Nr. 55.
↑Stefano Anastasio: Atlas of Preclassical Upper Mesopotamia. Brepols, Turnhout 2004, ISBN 2-503-99120-3 (Subartu. Bd. 13), Nr. 249.
↑Helmut Freydank: Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte VI. Saarländische Druckerei & Verlag, Saarbrücken 2005, ISBN 3-930843-94-3, Text Nr. 85.
↑Stefano Anastasio: Atlas of Preclassical Upper Mesopotamia. Brepols, Turnhout 2004, ISBN 2-503-99120-3 (Subartu. Bd. 13), Nr. 260.
↑K. Nashef: Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit. Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1982, S. 173.
↑K. Nashef: Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit. Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1982, S. 205f.
↑K. Nashef: Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit. Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1982, S. 221.
↑K. Nashef: Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit. Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1982, S. 241f.
↑Helmut Freydank: Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte V. Harrassowitz, Saarbrücken 2004, ISBN 978-3-447-05563-5, Text Nr. 27.
↑K. Nashef: Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit. Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1982, S. 244f.
↑Stefano Anastasio: Atlas of Preclassical Upper Mesopotamia. Brepols, Turnhout 2004, ISBN 2-503-99120-3 (Subartu. Bd. 13), Nr. 59.
↑K. Nashef: Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit. Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1982, S. 251.
↑Helmut Freydank: Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte VII. Saarländische Druckerei & Verlag, Saarwellingen 2006, ISBN 3-930843-99-4 (Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient Gesellschaft. Nr. 111), Text Nr. 50
↑Helmut Freydank: Mittelassyrische Rechtsurkunden und Verwaltungstexte V. Harrassowitz, Saarbrücken 2004, ISBN 978-3-447-05563-5, Text Nr. 42.
↑K. Nashef: Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit. Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1982, S. 266.