In der Liste der Stolpersteine in Hellenthal werden jene Gedenksteine aufgeführt, die im Rahmen des Projektes Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig in Hellenthal verlegt wurden. Bisher erfolgten vier Stolpersteinverlegungen. Zunächst am 20. Oktober 2013 (4),[1] 27. Oktober 2014 (9)[2][3][4] und 9. Oktober 2015 (9)[5][6] in den Ortsteilen Hellenthal (10), Kirschseiffen (5), Blumenthal (3) und Ramscheid (4). Sechs Steine, die ebenfalls am 20. Oktober 2013 in Kirschseiffen gesetzt werden sollten, fanden Asyl in der benachbarten Evangelischen Pfarrkirche.[7][8][9] Der vierte Verlegungstermin folgte am 4. November 2017. Auch zu diesem Termin konnten nicht alle der zehn geplanten Steine gesetzt werden. Zu zweien versagten die Anwohner ihre Einwilligung.[10]
In einem Gemeinderatsbeschluss von September 2013 heißt es, die Grundlage der örtlichen Umsetzung des Stolpersteinprojektes sei: „mit dem Projekt Stolpersteine an die Opfer nationalsozialistischer Gewalt zu erinnern und auf gemeindeeigenen Gehwegen Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig zu verlegen, soweit die angrenzenden Grundstückseigentümer hiermit einverstanden sind“. Die Initiative Juden im Tal Hellenthal (JudiT.H) ist darum bemüht, diesen Beschluss zu Fall zu bringen und das bisherige Kirchenasyl nichtgesetzter Steine zu beenden.[11] Die zwei im November 2017 nicht verlegten Steine fanden Aufnahme in der katholischen St. Anna in Hellenthal.[10]
Hier wohnte Pfarrer Leonhard Bauer Jg. 1893 Im Widerstand verhaftet 1941 Gefängnis Aachen Predigt- und Unterrichtsverbot Flucht in den Tod 1945 Waldkirch
27. Okt. 2014
Leonhard Bauer war von 1936 bis 1941 Pfarrer der Pfarrei St. Anna in Hellenthal. Laut dem Handbuch des Bistums Aachen wurde er am 22. September 1941 verhaftet und des Landes verwiesen.[12]
Hier wohnte N.N. Goldstein Jg. 1919 Haushälterin bei Herrn Heumann Schicksal unbekannt
9. Okt. 2015
Samuel Heumann
Hier wohnte Samuel Heumann Jg. 1858 Flucht 1939 Holland Interniert Westerbork deportiert 1943 Sobibor ermordet 30.4.1943
9. Okt. 2015
Der Kleinhändler in landwirtschaftlichen Produkten (Kuhdünger) und 1934 stellvertretende Repräsentant der Synagogengemeinde Samuel Heumann wurde am 1. Juni 1858 in Hellenthal als zweitgeborener und ältester Sohn des Handelsmannes und Repräsentanten der jüdischen Gemeinde, Joseph Heumann (geboren am 9. September 1823 in Oberdollendorf; gestorben am 10. Februar 1894 in Hellenthal) und dessen Ehefrau Henrietta (Jetta) Baum (geboren am 10. Mai 1824 in Gymnich; gestorben am 20. Juli 1879 in Hellenthal) geboren. Nachdem er am 15. Oktober 1889 in Wollersheim Cäcilia Schmitz (geboren am 27. Oktober 1861 in Wollersheim; gestorben am 28. Juni 1924 in Euskirchen) geheiratet hatte, bekam das Ehepaar von 1890 bis 1904 fünf Söhne und vier Töchter in Hellenthal. Ihre beiden ältesten Söhne Julius und Adolph fielen während des Ersten Weltkriegs. Rudolph, Johanna und Karl wurden mit ihren Familien Opfer des Holocaust. Joseph, Karoline und Helena gelang mit ihren Familien die Emigration in die USA. Pauline wanderte mit ihrem Mann Ernst Katz nach Argentinien aus.
Samuel Heumann emigrierte im Januar 1939 in die Niederlande, wo er zunächst bei seinem Sohn Rudolf in Venlo lebte, ehe beide am 11. September 1939 ihren Wohnsitz nach Naarden verlegten. Am 27. April 1943 wurde Samuel Heumann von Westerbork nach Sobibor deportiert, sein Sohn Rudolf und dessen Ehefrau Regina Jacob folgten in einem Transport am 4. Mai 1943. Zu diesem Zeitpunkt war Samuel bereits ermordet worden (30. April 1943). Das Leben von Rudolf und Regina endete dort am 7. Mai 1943.[13]
Der Stolperstein fand am 4. November 2017 Asyl in der katholischen Kirche St. Anna in Hellenthal.[10] Lina (geboren am 14. März 1886) und ihre Schwester Auguste lebten ohne Gewerbe als unverheiratete Töchter der Berta Rothschild, geborene Kaufmann (geboren am 20. Juni 1857; gestorben am 8. September 1938 in Hellenthal) auf der Kölner Straße in Hellenthal (auf Höhe der Hausnr. 13[15]). Vermutlich verzogen sie nach dem Tod der Mutter nach Köln, wo sie zuletzt im Ghettohaus Mauritiussteinweg 11 lebten. Lina Rothschild wurde von dort am 11. Oktober 1941 zunächst nach Litzmannstadt deportiert und von dort in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmo), wo sie auch ermordet wurde. Als Datum ihres Todes ist der 12. Mai 1942 belegt.[16]
Der Stolperstein fand am 4. November 2017 Asyl in der katholischen Kirche St. Anna in Hellenthal.[10] Zu dem weiteren Leidensweg von Auguste Rothschild (geboren am 18. August 1891), nach ihrem Aufenthalt im Ghettohaus Mauritiussteinweg 11 in Köln gibt es zwei sich unterscheidende Versionen. Entweder wurde sie mit ihrer älteren Schwester am 22. Oktober 1941 nach Litzmannstadt deportiert oder aber bereits am 7./8. Dezember desselben Jahres nach Riga. Ort und Datum ihres Todes sind nicht belegt. Zum 8. Mai 1945 wurde sie rückwirkend für tot erklärt.[16]
Walter Hanf: Juden im oberen Oleftal, Hrsg. Heimatverein Rescheid e. V. / JUDIT.H (Arbeitskreis Geschichte der Juden im Tal, Hellenthal), Hahne & Schloemer, Düren 2014, ISBN 978-3-942513-29-6, u. a. S. 390–401 zu der Geschichte der Stolpersteinverlegungen im Bereich der Gemeinde Hellenthal.