Die Namen der Vögte im alten Dorf Lörrach tauchen zumeist nur spärlich in schriftlichen Urkunden oder Unterlagen auf. Die Dauer ist meist unbekannt. Die genannten Jahreszahlen in diesem Verzeichnis geben nur einen Amtszeitpunkt wieder, der sich aus erhaltenen Schriftstücken rekonstruieren lässt. In den meisten Fällen überliefern Kirchenbücher diese Informationen. Sämtliche Jahreszahlen in Klammern beziehen sich auf weitere gesicherte Erkenntnisse über das Amtsjahr. Die Amtsbezeichnung des „Bürgermeisters“ taucht erstmals bei Marx Christoph Leibfried auf im Jahr 1682 auf; dem Jahr der Stadtrechtsverleihung. Allerdings war er nicht von den Bürgern gewählt, sondern wurde vom Markgrafen Friedrich VII. Magnus von Baden-Durlach eingesetzt. Weshalb die Bezeichnung nach Leibfried wieder auf Vogt bzw. Altvogt zurückging, ist nicht gesichert bekannt.
Der Amtssitz des Oberbürgermeisters von Lörrach befindet sich wie das Sekretariat im 11. Obergeschoss des Lörracher Rathauses. Dem Oberbürgermeister untergeordnet ist das Dezernat I mit den untergeordneten Verwaltungsebenen EDV, Finanzen, Jugend-Schulen-Sport, Kultur und Tourismus, Medien und Kommunikation, Rechnungsprüfung, Recht und Stiftungen, Stadtentwicklung, Zentrale Dienste und Ratsarbeit sowie dem Personalrat. Ebenfalls im 11. Obergeschoss befinden sich die Büros und die zugehörigen Sekretariate der Bürgermeister, welche die anderen Dezernate leiten.
Bürgermeistergalerie
Im Foyer des ersten Stockes im 1976 erbauten Lörracher Rathaus befand sich bis August 2016 die sogenannte Bürgermeistergalerie. Die Galerie zeigte die Stadtoberhäupter unabhängig davon ob sie den Titel des Oberbürgermeisters oder Bürgermeisters trugen, da die Bezeichnung in der Geschichte teilweise mehrfach wechselte. Die Bildnisse im Foyer zeigten die letzten zehn Stadtoberhäupter in chronologischer Reihenfolge. Die Galerie geht auf den Bürgerausschuss von 1906 zurück, beim Amtsende von Johann Grether, der 35 Stadtoberhaupt von Lörrach war. Die Umsetzung dieses Beschlusses erfolgte erst mit dem Bezug des neuen Rathauses 1976. Über mehrere Jahrzehnte umstritten und ein Politikum blieb der Umgang mit Reinhard Boos, der während der Nazi-Diktatur als Stadtoberhaupt eingesetzt wurde und im Sinne der damaligen Herrschaft regierte. Um einer drohenden juristischen Auseinandersetzung mit dem Sohn von Reinhard Boos zu entgehen, wurde dem Foto der schlichte Text Reinhard Boos, Bürgermeister 1933–45 hinzugefügt, was auch optisch eine Abgrenzung aller anderen Porträts war. Allerdings empfand man diese zurückhaltende Form des historischen Hinweises als zu verhalten. Eine breit angelegte Studie zur Aufarbeitung der NS-Zeit in Lörrach im Jahr 2013 räumte mit dem Mythos des „guten“ Nationalsozialisten Boos auf. Aus Platzgründen hat der Gemeinderat daher im Mai 2016 entschieden die Bilder der Stadtoberhäupter auf der Westseite des großen Ratssaales repräsentativ aufzuhängen (Salonhängung). Die neue Galerie enthält nun Informationen zu allen Stadtoberhäuptern und weist auch in kritischer Auseinandersetzung auf die Wirkung von Reinhard Boos hin. Die Umsetzung dieser neuen Galerie erfolgte am 6. Oktober 2016.[1]
Listen
Liste der Vögte
Zeitraum
Name
1366
Johann von Schallbach
1397
Hans Herbot
1464
Peter Gütlin
1464
Lienhart Ofenhäusle
1504
Johannes Wagner
1538
Friedlin Bachtaler
1594
Hermann Bertschin (1595, 1600, 1602)
1605
Friedlin Bachtaler
1607
Rübin
1609
Friedlin Bachtaler (1611, 1612)
1618
Bartlin Blum (1619–21, 1624, 1625, 1627, 1630)
1635
Hans Greiner
1645
Max Ludin
1647
Hans Greiner (1648–50, 1652, 1653)
1669
Peter Kellermann
1677
Fritz Ludin
1681
Hans Ziegler
1682–1693
Marx Christoph Leibfried (Bürgermeister)
1682–1686
Fritz Ludin, Stadtvogt
1693–1706
Hans Ziegler, Stadtvogt
1706–1715
Caspar Kornkauf (1726 Altvogt)
1717–1726
Wilhelm Roth (1739 Altvogt)
1730
Conrad Hagist (1734, 1739 Altvogt)
1734–1738
Thomas Schupp (1746, 1771 Altvogt)
1738–1740
Abraham Ziegler
1740–1747
Hans Roser (1748 Altvogt)
1747–1756
Abraham Ziegler (1746 Altvogt)
Liste der Stadtoberhäupter seit 1756
Erst seit Erneuerung der Stadtrechts am 3. Juni 1756 durch den Landvogt Gustav Magnus von Wallbrunn trägt das Lörracher Stadtoberhaupt durchgängig den Titel Bürgermeister, später Oberbürgermeister. Am 24. August 1756 wurde das neue Stadtprivileg öffentlich bekannt gegeben. Der Lörracher Privilegienbrief umfasste insgesamt neun Punkte, darunter das Recht auf einen „Burgermeister und sechs Gerichts- und Rathspersonen“. 1756 wurde auch zum ersten Mal ein eigenes Rathaus in Lörrach gebaut. Es stand an der Stelle des heutigen Alten Rathauses in der Wallbrunnstraße. Die heutige Gestaltung des Hauses entstand allerdings erst mit dem Neubau 1869 bis 1870.[2]
Die vier Stadtoberhäupter, die mit einer Unterbrechung zwei Amtsperioden innehatten, werden in dieser Liste nur einfach gezählt.
In der Tabelle sind alle Wahlergebnisse der Lörracher-OB-Wahlen seit 1957 aufgeführt. Die Wahlbeteiligung ist jeweils rechts neben dem Wahltermin aufgeführt. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 20,3 Prozent.[3]
Hubert Bernnat: 65 Jahre OB-Wahlen in Lörrach. In: Stadt Lörrach (Hrsg.): Stadtbuch Lörrach 2022. Stadt Lörrach, Lörrach 2022, ISBN 978-3-9820354-5-1, S. 202–217.
Hubert Bernnat: Lörrachs Bürgermeistergalerie – ein Überblick über 260 Jahre Bürgermeistergeschichte. In: Das Markgräflerland, Jg. 2016, S. 5–64. (Digitalisat der UB Freiburg)
Gerhard Moehring: Kleine Geschichte der Stadt Lörrach. DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 2006, ISBN 3-7650-8347-X, S. 171 f.
Otto Wittmann u. a., Stadt Lörrach (Hrsg.): Lörrach: Landschaft – Geschichte – Kultur. Verlag Stadt Lörrach, Lörrach 1983, ISBN 3-9800841-0-8, S. 683 f.
Gerhard Moehring: Vögte und Bürgermeister von Lörrach. In: Walter Jung, Gerhard Moehring (Hrsg.): Unser Lörrach 1975. Eine Grenzstadt im Spiegel der Zeit. Kropf & Herz, Lörrach-Tumringen 1975, S. 29–35.
↑Hubert Bernnat: Lörrachs Bürgermeistergalerie – ein Überblick über 260 Jahre Bürgermeistergeschichte. In: Das Markgräflerland, Jg. 2016, S. 10. (Digitalisat)
↑Bernnat: 65 Jahre OB-Wahlen in Lörrach., S. 216. (Ergebnisse 1957–2014)