Liste der Bürgermeister und Oberbürgermeister von Schweinfurt
Die Liste der Bürgermeister und Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt versammelt die Stadtoberhäupter der kreisfreien, unterfränkischen Stadt Schweinfurt und ihre Stellvertreter. Bereits während der Zeit als Reichsstadt (bis 1803) übten die Bürgermeister eines der wichtigsten Ämter der Verwaltung aus. Ab dem 19. Jahrhundert stiegen sie nach und nach zum Chef der Stadtverwaltung und Vorsitzenden des Stadtrates auf.
Die überlieferten Namen der Bürgermeister der Stadt Schweinfurt sind eng mit der Stadtgeschichte verbunden. Das sogenannte Zweite Stadtverderben am 13. Juni 1554 nach der Belagerung der Stadt im Zweiten Markgrafenkrieg brachte die weitgehende Vernichtung der Archivbestände in der Stadt. Deshalb haben sich die Namen der Ober- bzw. Unterbürgermeister erst ab der Mitte des 16. Jahrhunderts überliefert. Die Stadt besaß aber bereits vor ihrer Zerstörung eine voll ausgebildete Verwaltung mit einem Bürgermeister an der Spitze, vor dem Stadtverderben stand bereits Ludwig Schäffer senior als Oberbürgermeister an der Spitze der Stadt. Er starb während der Verwüstung.[1]
Schweinfurt war während des Mittelalters und der Frühen Neuzeit eine Reichsstadt und damit lediglich dem Kaiser unterstellt. Ihre Bürgermeister und der Rat standen der städtischen Selbstverwaltung vor. Anders als in den abhängigen Städten der Umgebung besaß der Rat echte Gestaltungsmöglichkeiten. Der Oberbürgermeister führte den Vorsitz bei den Ratssitzungen und war gleichzeitig oberster Richter bei Stadtgerichtsverhandlungen. Viele von ihnen stiegen nach ihrer Amtszeit zu Reichsvögten auf, die über die Einhaltung der Reichsgesetze wachten.
Die Macht der Oberbürgermeister der Reichsstadt wurde durch komplizierte Wahlverfahren beschränkt. Um eine zu große Machtkonzentration auf eine Person zu vermeiden, wählte man zwischen 1554 und 1617 an zwei Terminen im Jahr immer einen anderen zum Oberbürgermeister, sodass eine einzelne Person immer nur etwa ein halbes Jahr ihr Amt innehatte. Ab dem Jahr 1617 erhöhte man die Wahltermine auf vier im Jahr, sodass vierteljährlich ein anderer dem Rat vorstand.[2]
Nicht jeder Mann in der Stadt war wahlberechtigt, die Bürgermeister rekrutierten sich aus den bereits im Rat sitzenden Personen, die allein wahlberechtigt waren. Bis um 1565 war der sogenannte Zwölferrat verantwortlich für die Wahl der beiden Bürgermeister, ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts rekrutierten sich die Oberbürgermeister aus dem Gremium der sogenannten Sechserherren. Die Unterbürgermeister waren Leiter des städtischen Polizeiamtes und für die innere Sicherheit in Schweinfurt verantwortlich. Sie kamen aus dem Rat der 24.
Bis heute
Nach dem Ende der Reichsstadtherrlichkeit durch die Mediatisierung im Jahr 1803 kam es nicht zu einem vollständigen Austausch der Verantwortlichen an der Spitze Schweinfurts. Stattdessen besetzten auch weiterhin die Männer aus dem Sechserstand das Amt des Bürgermeisters. Erst 1814 wurde Schweinfurt endgültig Teil des Königreichs Bayern. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt erfuhr auch die Verwaltung eine bayernweite Vereinheitlichung.
Nach dem Zensuswahlrecht wählten die Männer der Stadt den Gemeindeausschuss, der aus den sogenannten Gemeindebevollmächtigten bestand. Hierzu wurden allerdings zunächst Wahlmänner bestimmt. Die Bevollmächtigten wählten wiederum den Magistrat, dem der Bürgermeister vorstand. Ab 1821 bestand das Kollegium aus 24 Mitgliedern und setzte sich aus bürgerlichen und rechtskundigen Räten zusammen. In Schweinfurt wurden zunächst zwei bürgerliche Räte zum Bürgermeister ernannt. Mit Carl Cramer und seinen Nachfolgern gelangten drei rechtskundige Räte in das Amt.[3]
Mit der Gemeindeordnung von 1869 erfuhren die Bürgermeister eine Stärkung. Da Schweinfurt über 10.000 Einwohner hatte, erhielt der Bürgermeister einen Stellvertreter an seine Seite. Die Bezeichnungen unterschieden nun zwischen dem Ersten und dem Zweiten Bürgermeister. Der Bürgermeister hatte eine sehr starke Stellung und war Vorsitzender des Magistrats und zugleich Leiter der Stadtverwaltung. Erst 1919 verloren die Schweinfurter Bürgermeister gegenüber dem jetzt Stadtrat genannten Magistrat an Einfluss.
Während der nationalsozialistischen Diktatur wurde die Verwaltung auf das Führerprinzip umgestellt. In Schweinfurt setzte man 1933 den bisherigen Bürgermeister Benno Merkle ab, als dieser in Würzburg interniert war.[4] Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten zunächst die amerikanischen Besatzer den Bürgermeister ein und wählten hierfür den unbelasteten Prokuristen Otto Stoffers, ab 1946 erhielt der Stadtrat wieder seine ursprüngliche Rolle.
Die Gemeindeordnung von 1952 gab den Bürgermeistern der Stadt wieder eine starke Position. Der Oberbürgermeister der kreisfreien Stadt Schweinfurt ist Vorsitzender des Stadtrats und zugleich Chef der Stadtverwaltung. Außerdem repräsentiert er die Stadt nach außen und setzt zwei Stellvertreter ein.[5] Die Bürgermeister werden alle fünf Jahre gewählt. Besonders einschneidend war 1992 die Wahl von Gudrun Grieser (CSU), mit der die jahrzehntelange Dominanz der SPD in der Stadt endete.
Listen
Bürgermeister der Frühen Neuzeit
1554 bis 1617
Der Liste liegt der Aufsatz die Ober- und Unterbürgermeister der Reichsstadt Schweinfurt von Erich Saffert aus dem Jahr 1951 zugrunde. Für Ergänzungen wurde das Grundlagenwerk Verzeichniß der Bürgermeister, Räthe und Gemeindebevollmächtigen der Stadt Schweinfurt von Ludwig Schubert aus dem Jahr 1888 herangezogen, das allerdings an vielen Stellen ungenau ist. Daneben wurde auf die Zusammenstellung von Otto Mohr, Rat der Reichsstadt Schweinfurt zurückgegriffen.
Die Liste ist nach den Amtszeiten geordnet, wobei die Buchstaben Hinweise auf das Wahlhalbjahr geben (L = Luciae, W = Walpurgis).
Zwischen dem Zweiten Stadtverderben 1554 und dem Jahr 1617 wurden die Bürgermeister zweimal im Jahr gewählt. Die Wahlen wurden an den Gedenktagen der Heiligen Lucia (13. Dezember) und am Walpurgistag (1. Mai) bzw. als Walpurgiswahl um Pfingsten herum vollzogen, sodass sich die Amtszeiten jeweils über etwa ein Halbjahr erstreckten. Bemerkenswert ist die Häufung von Amtszeiten einiger Personen. Selten besetzte ein Mann dasselbe Amt ein ganzes Jahr oder länger, wohl um Machtakkumulationen zu verhindern.
Die Liste orientiert sich am Verzeichniß der Bürgermeister, Räthe und Gemeindebevollmächtigten der Stadt Schweinfurt von Ludwig Schubert. Die Zusammenstellung Schuberts greift allerdings nur das Wahljahr der ersten Amtszeit des jeweiligen Bürgermeisters auf und differenziert nicht zwischen Ober- und Unterbürgermeister. Dies erklärt die teilweise vorhandene Dopplung der Jahreszahlen. In diesem Fall sind die beiden Bürgermeister nach ihren Nachnamen alphabetisch geordnet.
Die Fehljahre in der Tabelle können mit einer zweiten Wahl eines bereits vorher erwähnten Mannes erklärt werden, da sich der Bürgermeister weiterhin nur aus den wenigen Ratsmitgliedern rekrutierte. Um einen möglichen Kandidaten herauszustellen, wurde in der Tabelle das Ausscheiden der jeweiligen Person aus dem Rat vermerkt. Zwischen seiner ersten Wahl zum Bürgermeister und seinem Ausscheiden kann ein Rat nochmals Bürgermeister gewesen sein. Hierzu wurde die Internetseite über den Rat der Reichsstadt Schweinfurt vergleichend herangezogen.
Zwischen dem zweiten Halbjahr 1617 und der Auflösung der Reichsstadt im Jahr 1803 wurden die beiden Bürgermeister viermal im Jahr gewählt, sodass eine große Fluktuation unter den Ratsherren stattfand.[7] In dieser Zeit kristallisierten sich auch Familien heraus, deren Mitglieder im Laufe mehrerer Jahrzehnte immer wieder das Bürgermeisteramt innehatten. Zu erwähnen sind hier die Fehr, die Glock, die Körnacher, die Stöhr und die Weselius.
nach 1803 ebenfalls Bürgermeister, * 1744, Jurist, † 1824
Bürgermeister des 19., 20. und 21. Jahrhunderts
Der Liste der Bürgermeister von Schweinfurt in den letzten zwei Jahrhunderten, liegt eine Aufstellung zugrunde, die von der Stadt Schweinfurt selbst erstellt wurde. Ergänzt wurde sie um die Bürgermeister vor 1818, die Schuberts Verzeichniß der Bürgermeister, Räthe und Gemeindebevollmächtigten der Stadt Schweinfurt entnommen wurden. Die Zweiten und Dritten Bürgermeister als Stellvertreter der Oberbürgermeister sind nur unvollständig ermittelbar.
Bemerkenswert sind die langen Amtszeiten der jeweiligen (Ober-)Bürgermeister. Insbesondere seit Inkrafttreten des Zweiten Gemeindeedikts von 1818 zeichnen sich die Schweinfurter Stadtoberhäupter durch sehr lange Zeiten im Amt aus. Spitzenreiter ist mit 45 Amtsjahren Carl von Schultes. Die Bezeichnung Oberbürgermeister wurde in den 1920er Jahren als Ehrentitel von der Staatsregierung verliehen, erst ab 1933 wurde die Bezeichnung fester Bestandteil des Amtes. Mit Gudrun Grieser wurde im Jahr 1992 auch erstmals eine Frau an die Spitze der Stadtverwaltung gewählt.
Kathi Petersen: Benno Merkle. Oberbürgermeister von Schweinfurt. 1920–1933 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schweinfurt Nr. 18). Schweinfurt 2003.
Kurt Petzold: Carl von Schultes (1824–1896), Bürgermeister in Schweinfurt. In: Uwe Müller (Hrsg.): erinnern. Bürgermeister Carl von Schultes (18.10.1824–20.11.1896) zum 100. Todestag. Ausstellung des Stadtarchivs Schweinfurt und der Städtischen Sparkasse Schweinfurt 13. Februar 1997 bis 14. März 1997 (= Ausstellungshefte des Stadtarchivs Schweinfurt Nr. 2). Schweinfurt 1997. S. 3–29.
Erich Saffert: Die Ober- und Unterbürgermeister der Reichsstadt Schweinfurt von 1554 bis 1617. In: Schweinfurter Heimatblätter Jhg. 1951/Nr. 18–20. Schweinfurt 1951. S. 72, 76, 78–79.
Ludwig Schubert: Verzeichniß der Bürgermeister, Räthe und Gemeindebevollmächtigten der Stadt Schweinfurt in den Jahren 1554 bis 1888. Schweinfurt 1888.
↑Saffert, Erich: Die Ober- und Unterbürgermeister der Reichsstadt Schweinfurt von 1554 bis 1617. S. 72, 76, 78 f.
↑Saffert, Erich: Die Ober- und Unterbürgermeister der Reichsstadt Schweinfurt. S. 72.
↑Schubert, Ludwig: Verzeichniß der Bürgermeister, Räthe und Gemeindebevollmächtigen der Stadt Schweinfurt. S. 12–42.
↑Rat der Reichsstadt Schweinfurt (Otto Mohr): Amtsjahr, abgerufen am 13. September 2019.
↑Name taucht bei Mohr nicht auf. Vgl.: Rat der Reichsstadt Schweinfurt (Otto Mohr): Ratsherren-alphabetische Übersicht, abgerufen am 13. September 2019.