Leonhard Dobusch

Leonhard Dobusch (2018)

Leonhard Dobusch (* 30. Mai 1980 in Linz) ist ein österreichischer Wirtschaftswissenschaftler. Seit 2016 ist er Professor für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Organisation am Institut für Organisation und Lernen der Universität Innsbruck. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Offenheit als Organisationsprinzip, Standardisierung und private Regulierung.

Karriere und Forschung

Nach seinem Studium arbeitete Dobusch zunächst am Oberlandesgericht Linz, bevor er ein DFG-Stipendium annahm und am DFG-Graduiertenkolleg „Pfade organisatorischer Prozesse“ an der Freien Universität Berlin zum Thema „Windows versus Linux: Markt – Organisation – Pfad“ unter der Betreuung von Jörg Sydow, Sigrid Quack und Georg Schreyögg promovierte.[1] Danach war Dobusch als Postdoc am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln tätig, unter anderem gastierte er auch an der Stanford Law School sowie dem Wissenschaftszentrum Berlin.

Im Jahr 2012 übernahm Dobusch eine Juniorprofessur für Organisationstheorie am Management-Department der Freien Universität Berlin, wo er unter anderem zu transnationaler Urheberrechtsregulierung und Management digitaler Gemeinschaften forschte. Zum 1. Februar 2016 wurde Dobusch als Professor für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Organisation am Institut für Organisation und Lernen der Universität Innsbruck berufen.[2]

Im Mai 2016 wurde Dobusch als Vertreter für die Interessensgruppe „Internet“ in der XV. Amtsperiode (ab Juli 2016) des ZDF-Fernsehrates berufen. Er war vom Land Berlin auf Vorschlag der Vereine Chaos Computer Club, D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt, eco – Verband der Internetwirtschaft und media.net berlinbrandenburg nominiert worden.[3] Nach sechs Jahren im Fernsehrat wurde er am 11. März 2022 in den ZDF-Verwaltungsrat gewählt.[4] Über seine Tätigkeiten in den ZDF-Kontrollgremien bloggt Dobusch auf Netzpolitik.org.[5]

2019 gründete er gemeinsam mit Barbara Blaha das Momentum Institut.

Dobusch ist ein Organisationswissenschaftler, der sich für die Beziehung zwischen formellen Organisationen und eher informellen Gemeinschaften und Menschenmengen interessiert. Er hat den Fall der Wikimedia Foundation und der Gemeinschaft der Wikipedia-Freiwilligen empirisch untersucht. Insbesondere untersuchte er den ersten offenen Strategieprozess von Wikimedia, der 2009 gestartet wurde, und wies auf potenziell ausschließende Folgen radikal offener Ansätze zur Strategieentwicklung hin.[6]

Im Oktober 2023 wurde er von der Bundesregierung Nehammer zum Mitglied des Generalrats der Oesterreichischen Nationalbank ernannt.[7]

Politisches Engagement

Leonhard Dobusch engagierte sich während seines Studiums unter anderem für die Sozialistische Jugend. Von 2000 bis 2002 war er Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Linz, von 2000 bis 2003 stellvertretender Vorsitzender auf Bundesebene. Zudem war Dobusch von 2003 bis 2004 als Wirtschaftsreferent in der Bundesvertretung der Österreichischen Hochschülerschaft in Wien tätig.

Leonhard Dobusch auf der Re:publica 2022.

Dobusch ist regelmäßig Referent auf netzpolitischen Kongressen und Veranstaltungen sowie Mitbegründer der Veranstaltungsreihe „Netzpolitischer Abend AT“ in Wien.[8] Zudem engagiert er sich für den SPD-nahen Verein D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt e. V.,[9] Digitale Gesellschaft e. V. und die Initiative „Recht auf Remix“.[10]

Leben

Leonhard Dobusch wurde 1980 im österreichischen Linz als Sohn des Linzer Bürgermeisters Franz Dobusch geboren. Dobusch studierte Betriebswirtschaft (bis 2003) und Rechtswissenschaft (bis 2004) an der Johannes-Kepler-Universität Linz.

Auszeichnungen

  • 2020: Gewinner des "Ideas Worth Teaching Award" des Business & Society Program within the Aspen Institute für den offenen Kurs "Organizing in Times of Crisis: The Case of Covid19"[11]
  • 2019: Besondere Ehrung beim Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik für die Reihe "Neues aus dem Fernsehrat" (für sein "Engagement für Transparenz im öffentlich-rechtlichen Gremiendickicht")[12]
  • 2013: Carolyn Dexter Best International Paper Award im Rahmen des Academy of Management Annual Meeting, Orlando, Florida[13]
  • 2009: Dissertationspreis der Alcatel-Lucent-Stiftung für Telekommunikationsforschung (Forschungspreis Technische Kommunikation)[14]

Schriften (Auswahl)

Leonhard Dobusch publiziert regelmäßig zu seinen Forschungsthemen in wissenschaftlichen Publikationen, in netzpolitischen Blogs, unter anderem Netzpolitik.org[15] und iRights. Zudem betreibt er gemeinsam mit Sigrid Quack und Philip Mader den Wissenschaftsblog governance across borders.

Commons: Leonhard Dobusch – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

  1. Sigrid Quack | Curriculum vitae. Abgerufen am 10. Januar 2019.
  2. Leonhard Dobusch: 4 Open: Wiki-based Course on “Open Organizations and Organizing Openness”. In: Governance Across Borders. 27. April 2016, abgerufen am 2. Mai 2016.
  3. leonido: #fernsehrat. In: leonidobusch.blogspot.de. Abgerufen am 12. Mai 2016.
  4. Leonhard Dobusch: Neues aus dem Fernsehrat (84): Vom Fernsehrat in den Verwaltungsrat. In: Netzpolitik.org. 11. März 2022, abgerufen am 12. März 2022.
  5. Neues aus dem Fernsehrat. Abgerufen am 12. März 2022 (Serie von Leonhard Dobusch auf Netzpolitik.org).
  6. a b Laura Dobusch, Leonhard Dobusch, Gordon Müller-Seitz: Closing for the Benefit of Openness? The case of Wikimedia’s open strategy process. In: Organization Studies. 2017, doi:10.1177/0170840617736930.
  7. Bernhard Gaul: Regierung einigt sich auf neue Köpfe im Generalrat der Nationalbank. In: Kurier.at. 11. Oktober 2023, abgerufen am 7. November 2023.
  8. Wer wir sind. Netzpolitischer Abend AT, 16. Oktober 2015, abgerufen am 19. November 2016.
  9. Leonhard Dobusch. D64, abgerufen am 2. Mai 2016.
  10. Unser Team. Recht auf Remix, abgerufen am 2. Mai 2016.
  11. Aspen Institute, Ideas Worth Teaching Awards, abgerufen am 2. Feb. 2025
  12. Grimme Institut, „Bergfest“ und Verleihung des Bert-Donnepp-Preises, abgerufen am 2. Feb. 2025
  13. FU Berlin News, abgerufen am 2. Feb. 2025
  14. FU Berlin News, abgerufen am 2. Feb. 2025
  15. Leonhard Dobusch: FES-Diskussion: Wessen Internet? Geschlechterverhältnisse und Gender-Debatten im Netz. auf netzpolitik.org vom 18. Februar 2015, abgerufen am 19. April 2019.
  16. Leonhard Dobusch, Maximilian Heimstädt: The structural transformation of the scientific public sphere: Constitution and consequences of the path towards open access. In: Philosophy & Social Criticism. Band 50, Nr. 1, Januar 2024, ISSN 0191-4537, S. 216–238, doi:10.1177/01914537231203558 (sagepub.com [abgerufen am 2. Februar 2025]).

 

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