Das Lemma von Schanuel, benannt nach Stephen Schanuel, ist eine einfache und grundlegende Aussage aus dem mathematischen Teilgebiet der homologischen Algebra.
Es sei
ein Ring und es seien
![{\displaystyle 0\rightarrow K_{1}\rightarrow P_{1}\rightarrow M\rightarrow 0}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/4894592977167cd4658921b94470eae2c4dfafa4)
![{\displaystyle 0\rightarrow K_{2}\rightarrow P_{2}\rightarrow M\rightarrow 0}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/92eecaa4e98522c15880e7524926e7307fd9c5d1)
kurze exakte Sequenzen in der Kategorie der Links-
-Moduln mit projektiven
. Dann gilt
, das heißt, die beiden direkten Summen sind isomorph.[1]
Beweis
Wir nennen die Surjektionen
und betrachten ihr Faserprodukt
.
Dies ist ein
-Modul, und es werden Abbildungen
![{\displaystyle {\hat {\pi }}_{i}:P_{1}\times _{M}P_{2}\to P_{i}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/099d605f387fc1423a5ae0e5a29690bdfc708298)
induziert, die ebenfalls surjektiv sind, wie allgemeiner Unsinn zeigt. Es ist leicht zu sehen, dass der Kern von
isomorph zu
ist, ebenso folgt, dass der Kern von
isomorph zu
ist. Da die
aber projektiv sind, zerfallen diese Surjektionen, was bedeutet, dass
![{\displaystyle P_{1}\oplus K_{2}\cong P_{1}\times _{M}P_{2}\cong P_{2}\oplus K_{1}\ .}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/15a634a4c0791c6dae24fc553d756eac737f591d)
Anwendung
Ist
eine projektive Auflösung, so dass
projektiv ist, so gilt das für jede projektive Auflösung.
Ist nämlich
eine weitere projektive Auflösung, so betrachte die kurzen exakten Sequenzen
![{\displaystyle 0\rightarrow \mathrm {ker} (f_{0})\rightarrow P_{0}\rightarrow M\rightarrow 0}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/cf4cff0eaaab096479c8bb2dc7b10627984273c1)
![{\displaystyle 0\rightarrow \mathrm {ker} (g_{0})\rightarrow Q_{0}\rightarrow M\rightarrow 0}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/dd1c0b91e979962e811f1c477a433b4e64effdfa)
Nach dem Lemma von Schanuel ist
, das heißt
ist direkter Summand des nach Voraussetzung projektiven Moduls
und daher ebenfalls projektiv.
Entstehung
Stephen Schanuel entdeckte dieses Lemma 1958 während einer von Irving Kaplansky gehaltenen Vorlesung über homologische Algebra. Dabei ging es im Wesentlichen um die oben genannte Anwendung. Kaplansky berichtet[2]:
- Während einer Vorlesung führte ich den ersten Schritt einer projektiven Auflösung eines Moduls aus und erwähnte, dass, wenn der Kern einer Auflösung wieder projektiv ist, das auch für alle gelte. Ich fügte hinzu, dass diese Aussage zwar einfach sei, der Beweis aber noch einige Zeit beanspruchen würde. Da ergriff Steve Schanuel das Wort und erklärte mir und den Studenten, dass dies ziemlich einfach sei, und skizzierte das, was heute als „Lemma von Schanuel“ bekannt ist.
Einzelnachweise
- ↑ Louis H. Rowen: Ring Theory. Band 1. Academic Press Inc., Boston u. a. 1988, ISBN 0-12-599841-4 (Pure and Applied Mathematics 127), Proposition 2.8.26
- ↑ Irving Kaplansky: Fields and Rings, University Of Chicago Press (1972), ISBN 0-226-42451-0, Seite 166