Vorbemerkung:
In diesen Jahren gab es bei den Bestleistungen und Rekorden eine Zweiteilung. Es wurden nebeneinander handgestoppte und elektronisch ermittelte Leistungen geführt. Die offizielle Angabe der Zeiten erfolgte in der Regel noch in Zehntelsekunden, die bei Vorhandensein elektronischer Messung gerundet wurden. Wegen des Wegfalls der Reaktionszeit des Zeitnehmers bei elektronischer Zeitnahme stand in der Diskussion, einen sogenannten Vorschaltwert einzuführen, um die handgestoppten Leistungen nicht automatisch besser zu stellen. Doch es blieb dann bei der korrekten Angabe dieser Zeiten, die später auch offiziell mit Hundertstelsekunden nach dem Komma geführt wurden.
Europameisterin Renate Stecher aus der DDR verbesserte den bestehenden EM-Rekord im Finale am 13. August bei Windstille um vier Zehntelsekunden auf 22,7 s. Den Welt- und Europarekord verfehlte sie um nur zwei Zehntelsekunden.
Europameisterin Renate Stecher aus der DDR verbesserte den bestehenden EM-Rekord bei diesen Europameisterschaften zweimal:
23,26 s – zweites Halbfinale am 12. August bei Windstille
22,70 s – Finale am 13. August bei Windstille
Vorrunde
12. August 1971, 12:00 Uhr
Die Vorrunde wurde in vier Läufen durchgeführt. Die ersten vier Athletinnen pro Lauf – hellblau unterlegt – qualifizierten sich für das Halbfinale.
Die Vorlaufeinteilung war sehr kritikwürdig. Von den nur neunzehn Teilnehmerinnen mussten eigentlich drei Athletinnen vor dem Halbfinale ausscheiden. In zwei der vier Rennen starteten jeweils fünf Läuferinnen, von denen je eine nicht in die nächste Runde kam. Für den vierten Vorlauf waren sechs Sprinterinnen eingeteilt, zwei von ihnen schieden aus. Der zweite Vorlauf war mit nur drei Sportlerinnen besetzt, die bei Erreichen des Ziels alle automatisch für das Semifinale qualifiziert waren. Aus diesem Rennen erwarben folgerichtig auch nur drei Athletinnen die Startberechtigung für die nächste Runde, sodass statt möglicher sechzehn Sprinterinnen nur fünfzehn im Halbfinale standen und vier statt drei Läuferinnen ausscheiden mussten.
Erklärbar wird diese fehlgelaufene Organisation vielleicht dadurch, dass einige Teilnehmerinnen erst kurz vor dem Start ihre Meldung zurückzogen.
Sprint-Doppeleuropameisterin Renate Stecher (hier im Jahr 2017) – 1972 auch Sprint-Doppelolympiasiegerin
Auch bei diesen Europameisterschaften errang die Olympiasiegerin von 1968 Irena Szewińska (auf dem Foto im Jahr 2012) mit Bronze wieder eine Medaille, ihren letzten Olympiasieg machte sie 1976 über 400 Meter perfekt