Legros de RumignyLegros de Rumigny (* 1710; † 30. Mai 1770) war in der Zeit von König Ludwig XV. in Paris als Friseur tätig. Er machte sich einen Namen durch die Veröffentlichung eines Frisurenbuchs und durch den Betrieb einer Friseurakademie. LebenLegros de Rumigny wurde 1710 geboren.[1] Bevor er sich der Frisierkunst zuwandte, war er Koch bei einem Marquis de Bellemare. In seinem Frisurenbuch erwähnt Legros das Manuskript eines Kochbuchs, das aus Zeitmangel unvollendet geblieben sei. Seit 1754 beschäftigte er sich mit der Frisierkunst und schaffte es ohne fremde Anleitung zur Meisterschaft in diesem Fach. Zur Demonstration seiner Frisurenschöpfungen stellte er 1763 und 1765 auf dem Jahrmarkt Saint-Ovide in Paris 30 bzw. 100 frisierte Modepuppen aus, die den Beifall der Damenwelt fanden. Ebenfalls 1765 veröffentlichte er die erste Ausgabe seines Frisurenbuchs „L’art de la coiffure des dames françaises“, das er bis zu seinem Tod 1770 mehrfach erweiterte und verbesserte. 1765 gründete er seine Akademie zur Friseurausbildung „Académie des coiffures“.[2] Die häufig kolportierte Behauptung, Legros sei offizieller Hoffriseur am Hofe von Ludwig XV. gewesen und habe Madame de Pompadour und später Madame Dubarry frisiert, ist durch keine Quelle belegt. Legros, der in seinen Büchern keine Gelegenheit ausließ, für sich Reklame zu machen, würde es mit Sicherheit stolz in seinen Büchern erwähnt haben, wenn er das Amt eines Hoffriseurs bekleidet hätte. 1769 kam der Friseur Léonard Autié nach Paris. In Autiés angeblichen Memoiren wird sein Treffen mit dem als eitel und hochnäsig geschilderten Legros beschrieben. Hinterher erklärt Autié einem Freund, „Léonard wird der größte Friseur der Welt werden“. Er erfindet Turmfrisuren, die im Rokoko Marie-Antoinettes Furore machten. Als Legros Autiés Frisuren zu Gesicht kriegt, verkündet er, dieser Neuerer werde ihm den Rang ablaufen.[3] Am 16. Mai 1770 wurde in Versailles die Heirat des französischen Thronfolgers Ludwig XVI. mit der österreichischen Prinzessin Marie-Antoinette gefeiert. In der Nacht des 30. Mai 1770 entstand während der öffentlichen Abschlussfeierlichkeiten in Paris ein Brand, dem Hunderte Zuschauer zum Opfer fielen, darunter auch Legros, der erstickt aufgefunden wurde.[4] Zusammen mit den übrigen Todesopfern wurde er am 31. Mai oder am 1. Juni 1770 auf dem Friedhof Madeleine beerdigt.[5] WerkFrisurenbuch1757 veröffentlichte der Schriftsteller Jean Henri Marchand eine Persiflage unter dem Titel „L’enciclopédie perruquière“ (Perücken-Enzyklopädie). Auf der Titelseite wird als fiktiver Autor der Friseur Beaumont genannt, der angeblich im Viertel des Hospitals Quinze-Vingts seinen Laden hatte. Dem Buch sind 44 Abbildungen männlicher Perückenköpfe mit spöttischen Bildunterschriften beigefügt.[6] Im Jahr 1765 veröffentlichte Legros de Rumigny die erste Ausgabe seines Frisurenbuchs „Livre d’estampes de l’art de la coeffure des dames françoises“.[7] Möglicherweise ließ sich Legros, der sein Friseurgeschäft im Quinze-Vingts-Viertel betrieb, von der spöttischen Perücken-Enzyklopädie zu seinem ernsthaften Frisurenbuch anregen. 1766 und 1768 erschienen erweiterte und verbesserte Ausgaben des Buchs. Die Ausgabe von 1768 trug den Titel „L’art de la coëffure des dames françoises, avec des estampes où sont représentées les têtes coeffées“[8] Ab 1768 brachte Legros außerdem 4 Supplemente heraus. Das Frisurenbuch besteht aus einem Textteil und einem Tafelteil. Im Textteil werden folgende Themen behandelt:
Der Tafelteil des Frisurenbuchs enthält kolorierte Kupferstiche mit Frisurmodellen nach Originalzeichnungen von Legros. 1765 belief sich die Anzahl der durchnummerierten Modelle auf 28 und 1768 auf 38. Die 4 Supplemente, die ab 1768 erschienen, ergänzten die Zahl der Modelle bis zum Jahr 1770 auf 100. Dem 1. Supplement fügte Legros als Zugabe einen kolorierte Kupferstich bei mit dem Titel „Une Dame Française à la Chasse, Habillée en Amazone“.[9] Die ersten Exemplare des Frisurenbuchs versandte Legros an die Damen der europäischen Herrscherhäuser, unter anderem an die Töchter des französischen Königs, an die österreichische und die russische Kaiserin und an die englische und die preußische Königin.[10] Legros hoffte offenbar auf Perückenbestellungen aus dem Ausland, genauso wie er auch gerne Filialen seiner Friseurakademie in anderen europäischen Hauptstädten errichtet hätte. Es ist nicht bekannt, wie erfolgreich Legros’ Bücher waren. Sie wurden zwar in den Zeitschriften besprochen, ohne dass sich jedoch die Autoren kritisch über den Inhalt der Bücher ausließen. Friedrich Melchior Grimm äußerte sich in der französischen Literaturzeitschrift „Correspondance littéraire, philosophique et critique“ über das Frisurenbuch und den „großen Legros“ mit leicht ironischem Unterton:[11]
Tatsächlich sah sich der frühere Koch Legros genötigt, sich in seinem Buch gegen missgünstige Kollegen („eine Menge eifersüchtiger Ignoranten“) zu verteidigen, die ihm jede Fähigkeit zum Frisieren und zum Perückenmachen abstreiten wollten.[12] Friseurakademie1765 wandelte Legros seinen Friseurladen in eine Friseurschule um, die er als „Académie des Coëffures du Sieur le Gros“[13] oder „Académie des Coiffures des Dames Françoises à Paris“ bezeichnete.[14] Sein Ladenlokal befand sich bis mindestens 1767 auf dem Gelände des Hospitals Quinze-Vingts in der Nähe des Louvre.[15] Spätestens 1769 zog er in einen Laden beim Palais Royal um, gegenüber dem Hospital Quinze-Vingts.[16] Legros glaubte, dass manche Leute den Titel seines Frisurenbuchs „Frisierkunst der Damen“ und die Bezeichnung seiner Friseurschule als Akademie für unangebracht halten könnten. Den Titel seines Buchs hielt er jedoch für gerechtfertigt, denn das Frisieren der Damen sei für ihn zu einer Kunst geworden, und die Bezeichnung Akademie treffe ebenfalls zu, da er in seiner Schule die Grundzüge der Frisierkunst lehre.[17] Friedrich Melchior Grimm äußerte sich in der französischen Literaturzeitschrift „Correspondance littéraire, philosophique et critique“ über die Namenswahl „Akademie“ leicht ironisch:[18]
Die Akademie bestand aus 3 Klassen:
Die Schüler der 1. und 2. Klasse erlernten die handwerklichen Fertigkeiten eines Friseurs anhand von 38 bzw. 28 großformatigen Zeichnungen von Frisurmodellen. Die Schülerinnen der 3. Klasse erlernten die notwendigen Fertigkeiten zum Frisieren ihrer Damen, nicht jedoch das Haareschneiden. Zum erfolgreichen Abschluss der Ausbildung erhielten die Schüler ein Zeugnis mit einem Prüfungssiegel. Damen aus der Provinz oder Damen von ausländischen Höfen konnten Perücken nach den Frisurmodellen in Legros’ Büchern unter Angabe von Haarfarbe und Kopfgröße bestellen. Die Versandgebinde mit den Perücken wurden durch ein spezielles Versandsiegel gekennzeichnet.[19] Alle Angaben über die Friseurakademie und das Versandgeschäft beruhen auf Legros’ Beschreibung in seinen Büchern. Unabhängige Zeugnisse Dritter sind nicht bekannt. Zitate
Veröffentlichungen
LiteraturLeben
Sonstiges
WeblinksCommons: Legros de Rumigny – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Fußnoten
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