Lambert Friedrich Corfey war der Sohn des Brigadiers gleichen Namens Lambert Friedrich Corfey.[1] Der Vater war Generalmajor in kurkölner und stiftmünsterschen Diensten.[2] Bei der Belagerung von Belgrad 1688 war er Chef der Artillerie und trug als solcher entscheidend zur Eroberung der Stadt bei. Als Geometer und Baumeister erwarb er sich weitere Verdienste. So war er, vielfach kritisiert, für den Bau des Max-Clemens-Kanals verantwortlich.[3]
Zwischen 1698 und 1700 machte Corfey gemeinsam mit seinem Bruder Christian Heinrich Corfey eine Kavalierstour durch Frankreich und Italien (mit einem Abstecher nach Malta), die er ausführlich in seinen Reiseaufzeichnungen beschrieb.[4] In Paris besichtigte er die unter der Regierung von Ludwig XIV. entstandenen Bauprojekte und vor allem das Schloss Versailles. In Italien, das er per Schiff über Marseille und Genua erreichte, besuchte er vor allem Pisa und Florenz und hielt sich sechs Monate in Rom auf. Anschließend reiste er über Neapel nach Sizilien und Malta. Der Rückweg führte ihn über Bologna, Venedig, München, Wien und Straßburg.
Wie sein Bruder, der ihm 1734 im Rang eines Generalmajors nachfolgte, blieb Corfey unvermählt. Das Adelsprädikat „von“ wurde Lambert Friedrich Corfey als General zugelegt, obwohl keine formelle Adelserhebung stattfand.[5]
In allen seinen Projekten zeigt Corfey durch die Verwendung einfacher klassischer Bauformen und eines sehr flachen Wandreliefs seine Zugehörigkeit zum Barock-Klassizismus Nordwesteuropas, wobei die französische Komponente deutlich hervortritt. In dieser Hinsicht unterscheidet sich sein Werk deutlich von dem seines Nachfolgers Johann Conrad Schlaun, der sich stärker am römischen Barock orientierte.
Schriften
Reisetagebuch 1698–1700. Herausgegeben von Helmut Lahrkamp (= Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster, Neue Folge, Bd. 9). Münster 1977, ISBN 3-402-05534-1.
Gerd Dethlefs: „weylen dieses Werck zur Splendeur der Kirchen gereichet“. Die Planungen von Corfey und Pictorius für die Kettelersche Doppelkurie am Domplatz zu Münster. In: Udo Grote (Hrsg.): Westfalen und Italien. Festschrift für Karl Noehles zum 80. Geburtstag, Petersberg 2002, S. 153–171.
Johannes Janssen: Die Münsterischen Chroniken von Röchell, Stevermann und Corfey. In Geschichtsquellen des Bisthums Münster, Band 3, Münster 1856. Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek.
Helmut Lahrkamp: Lambert Friedrich Corfey. In: Westfälische Lebensbilder, Bd. 14. Aschendorff, Münster 1987, ISBN 3-402-06065-5, S. 78–100
Jochen Luckhardt: Die Dominikanerkirche des Lambert Friedrich Corfey zu Münster. Studien zu Geschichte, Form und Funktion einer Ordenskirche „um 1700“. Diss. Münster 1977.
Karl Eugen Mummenhoff: Beiträge zum architektonischen Oeuvre des Lambert Friedrich Corfey. In: Westfalen, Jg. 62 (1984), S. 93–128.
Online Edition eines Teils von Corfeys Reisetagebuch des Forschungsprojektes ARCHITRAVE
Einzelnachweise
↑Gerd Dethlefs: Der Brigadier Lambert Friedrich Corfey (1645–1700). In: Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster, Neue Folge, Band 9. Münster 1977, S. 339–355.
↑Gerd Dethlefs: Die Corfeys in Warendorf. In: Paul Leidinger (Hrsg.): Geschichte der Stadt Warendorf, Bd. 1: Vor- und Frühgeschichte, Mittelalter, frühe Neuzeit (vor 1800). Ardey-Verlag, Münster 2000, Bd. 1, S. 705–716.
↑Georg von Alten, Georg Karl Friedrich Viktor von Alten: Handbuch für Heer und Flotte. Enzyklopädie der Kriegswissenschaften und verwandter Gebiete. Bd. 2, S. 841.
↑Helmut Lahrkamp (Hrsg.): Lambert Friedrich Corfey, Reisetagebuch 1698–1700. In: Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster, Neue Folge, Band 9. Aschendorff, Münster 1977.
↑Lambert Friedrich Corfey im Internet-Portal Westfälische Geschichte auf lwl.org, besucht am 26. Juli 2022.
↑Johann Josef Böker: Unbekannte Planzeichnungen Lambert Friedrich Corfeys. In: Westfalen 67, Jg. (1989), S. 171–183.
↑Johann Josef Böker: Eine Planung Lambert Friedrich Corfeys für Schloß Nordkirchen. In: Westfalen, Jg. 68 (1990), S. 89–100.
↑Jochen Luckhardt: Die Dominikanerkirche des Lambert Friedrich Corfey zu Münster. Studien zu Geschichte, Form und Funktion einer Ordenskirche „um 1700“. Diss. Münster 1977.