Die Familie Löbbecke war eine alteingesessene Kaufmannsfamilie aus Iserlohn, deren Stammbaum bis ins 14. Jahrhundert reicht. Der Familie entstammen diverse Ratsherren und Bürgermeister Iserlohns. Etwa ab dem 17./18. Jahrhundert haben viele Mitglieder unternehmerische oder militärische Laufbahnen eingeschlagen. In Braunschweig wurde das Bankhaus Löbbecke gegründet. Im 19. Jahrhundert wurde viele, meist landgesessene Mitglieder der Familie in den preußischen Adelsstand erhoben.
Die meisten Löbbeckes gehörten der Iserlohner Reformierten Gemeinde seit ihrer Gründung im 17. Jahrhundert an. Da die Gemeinde in hohem Ansehen der Landesherren stand, begünstigte dies den politischen und wirtschaftlichen Einfluss der Familie.
21. Oktober 1418 erscheint Hinrich Lobbeke urkundlich[3]
1459 wird Hermann Löbbecke urkundlich als Bürgermeister von Iserlohn erwähnt[4]
Von 1611 bis 1620 war Hermann Löbbecke Bürgermeister.[5] Hermann Löbbecke hatte eine Tochter Anna Elisabeth (1638–1726), die mit dem Pastor der Dortmunder Nikolaikirche, Arnold Baack, vermählt wurde.
von 1636 bis 1670 erscheint Hermann Löbbecke urkundlich als Ratsherr und Bürgermeister von Iserlohn. Mit ihm beginnt die sichere Stammreihe
Von 1660 bis 1681 war Caspar Löbbecke insgesamt elfmal Bürgermeister, Melchior junior bekleidete dieses Amt insgesamt 13-mal.[6]
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begründeten die Löbbeckes Wirtschaftsunternehmen. Einer der ersten war Johann Anton Löbbecke (1683–1730), der 1729 ein Handelsgeschäft für Messingartikel einrichtete.
Johann Anton Löbbecke war verheiratet mit Anna Sophia Leusmann und hatte fünf Söhne:
Der älteste Sohn Johann Heinrich Löbbecke (1711–1757) heiratete Anna Theresia Pütter, mit der er drei Kinder hatte. Die älteste Tochter Theresia Maria wurde neun Jahre alt (1742–1751), zwei weitere Kinder starben noch früher. Johann Heinrich war Hoffiskal, Dritter Bürgermeister (1738) sowie Anwalt.
Friedrich Karl Löbbecke (1716–1761) hatte mit seiner Frau Charlotte Bernhardine von Deutecom sechs Kinder. Er gründete mit Simeon Henrich Kloeber, einem ehemaligen Mitarbeiter seines Vaters, die Firma Kloeber & Löbbecke.
Stephan Bernhard Löbbecke (1690–1740) war Sohn des Ratsmannes und Kämmerers Melchior Löbbecke. Er war Notar und Gerichtsprokurator. 1709 heiratete er Marie Margarete Helke.
Der Braunschweiger Zweig: Handelshaus und Bankhaus Löbbecke
Johann Hermann Löbbecke (1727–1793) gründete 1761 gemeinsam mit seinem Bruder Johann Melchior Löbbecke (1728–1783) das Handelsgeschäft Gebr. Löbbecke & Co. von Iserlohn. 1763 kam eine Niederlassung in Braunschweig hinzu. Während Johann Hermann in Iserlohn blieb, führte Johann Melchior das Geschäft in Braunschweig. Johann Melchior hatte mit Anna Dorothea Krause fünf Kinder.
Nach Johann Melchiors Tod übernahm sein ältester Sohn Carl Friedrich Löbbecke (1768–1839) ab 1783 die Geschäfte in Braunschweig. 1792 stieg Karl Heinrich Löbbecke (1768–1832) in das Geschäft ein. 1795 wurde eine Zweigstelle (Löbbecke und Hollmann) in Breslau eröffnet. 1812 zogen sich Carl Friedrich und Karl Heinrich aus dem Geschäft zurück. Während Karl Heinrich zurück ins Sauerland ging und in Hemer mehrere Rittergüter erwarb (Edelburg, Klusenstein, Apricke), die 1839 an seinen Sohn Rudolf (1815–1849) gingen, übernahm Carl Friedrichs Sohn Carl Löbbecke (1809–1869) das Geschäft in Braunschweig. Aus dem Handelshaus wurde das Bankhaus Gebrüder Löbbecke & Co..
Luise Löbbecke, Ehrenbürgerin der Stadt Braunschweig
Luise Löbbecke (1808–1892) engagierte sich in Braunschweig verstärkt im sozialen Bereich und wurde Ehrenbürgerin. Das Bankhaus Löbbecke wurde über Generationen von der Familie fortgeführt. Weitere Bankiers waren insbesondere Alfred Löbbecke (um 1880), Rudolf Löbbecke (während des Zweiten Weltkriegs), sowie bis zum Verkauf der Bank 1983 Carl-Friedrich Löbbecke.
Der Iserlohner Zweig: Wilhelm Friedrich Löbbecke & Co. und Gut Schleddenhof
Der jüngste Sohn des Bankhaus-Mitbegründers Johann Hermann, Johann Wilhelm Friedrich Löbbecke (1783–1835), machte von 1797 bis 1803 seine Kaufmanns-Ausbildung im Löbbeckeschen Handelshaus in Braunschweig. 1805 gründete er in Iserlohn die Wilhelm Friedrich Löbbecke & Co. sowie gemeinsam mit dem Kaufmann Striebeck eine Fabrik für Reitgeschirr sowie eine Woll- und Tuchhandlung.
Alexander Löbbecke
Johann Wilhelm Friedrich war verheiratet mit Caroline Dorothea Brune, mit der er fünf Kinder hatte, unter anderem Alexander Löbbecke (1812–1867) und Friedrich Hermann Löbbecke (1817–1882). Diese beiden Söhne übernahmen das Geschäft des Vaters. Alexander stieg 1842 aus und kaufte die Fa. J. H. Schmidt Söhne, die er mit seinem Schwager Wilhelm Schmidt leitete. Er machte zudem eine militärische Karriere (eine der Hauptfiguren des sog. Iserlohner Aufstands 1849) und war Mitglied des Iserlohner Bürger-Schützenvereins.
Friedrich Hermann erwarb zwei Messingwerke im heutigen Hemer sowie 1864 das Gut Schleddenhof als Wohnsitz, das im Bereich der heutigen Kreuzung Mendener Straße / Seilerseestraße lag. Zum Gut Schleddenhof gehörte ein Gelände von 400 Morgen, um 100 Hektar. Östlich des Schleddenhofs lag der 285 m hohe Hengstenberg, der in Löbbeckenkopf umgetauft wurde, und auch heute noch so heißt. Das Gebäude des ehemaligen Gutshofs bestand bis vor wenigen Jahren an der Mendener Straße 150.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gerieten alle Löbbeckeschen Unternehmen in wirtschaftliche Probleme und wurden geschlossen oder verkauft. Friedrich Hermanns Messingwerke wurden 1882 an seinen Sohn Karl (Carl) (1848–1914) vererbt. Nach dessen Tod wurden auch diese Werke verkauft.
20. Jahrhundert
In Schlesien besaß der Familie von Löbbecke bis 1945 die Begüterungen Schloss Wiese und Schloss Klochfelde, zeitweise auch Garbendorf. Das Rittergut Dorstadt (I) ist dagegen bis heute im Besitz der Familie von Löbbecke.[7] Aus der Linie Groß-Denkte, vormals Familienfideikommiss, stammte der Oberst Gerhard von Löbbecke (1869–1939), Ritter des Ordens Pour le mérite.
Jobst Robert Alexander von Löbbecke lebte in den USA und führte den Namen Jean Oran. Hans-Jost Freiherr von Girsewald führte den Namen Hans-Jost von Löbbecke Freiherr von Girsewald. Er war der Neffe und Adoptivsohn der Helmtrud von Wulffen-Lohburg und ihres Ehemannes Ernst von Löbbecke (1882–1958). Der Gutsbesitzer auf Nachrodt führt den Namen Christian von Löbbecke-Campe.[8]
14. September 1889 für den Premierleutnant Robert Löbbecke auf Dorstadt, Kreis Goslar
26. Juli 1896 für den preußischen Rittmeister der Landwehr Eduard Löbbecke auf Nachrodt, Kreis Altena[10]
2. Mai 1897 für dessen Bruder Dr. jur. Otto Löbbecke[11]
30. Mai 1901 (braunschweigischer Adelsstand) für den preußischen Major Bernhard Löbbecke, Fideikommißherr auf Groß-Denkte bei Wolfenbüttel
21. Oktober 1901 für Richard Löbbecke auf Glöthe, Kreis Calbe[12]
Der 1864 gegründete Geschlechtsverband (Löbbecke und von Löbbecke) hält alle drei Jahre Familientag ab.
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Gold drei (2:1) schwarze Schilde. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Helmdecken ein offener, rechts goldener, links schwarzer Flug.
Wappen der Löbbecke im Wappen- und Handbuch des Schlesischen (einschließlich der Oberlausitz) landgesessenen Adels
Karl Friedrich von Löbbecke (1829–1900), auf Waitze, Krs. Schwerin, Reg. - Bez. Posen; unvermählt
Edmund Emanuel von Löbbecke (1831–1894), auf Mahlen (b. Breslau), ⚭ Wilhelmine von Tümpling
Erik von Löbbecke (1865–1912), Fhkr. auf Wiese etc., ⚭ I Anna von Reibnitz (1874–1899), Tochter d. Generalleutnants Rudolf von Reibnitz; ⚭ II Minette von Brünneck, jüngste Tochter von zehn Kindern des Geh. Justizrats Wilhelm von Brünneck-Wulkow
Egbert von Löbbecke (1906–1943), auf Wiese etc. ⚭ Rita Haase, auf Wiese
Wolf von Löbbecke (1867–1938), auf Klochfelde etc. ⚭ Margarete Gärtner (1877–1963)
Siegfried von Löbbecke (1874–1930), Fhkr. auf Nieder-Eisersdorf etc. ⚭ Clementine von Lindheim (1881–1931)
Franz Heinrich von Löbbecke (1832–1918), auf Garbendorf ⚭ Eva Schneider (1850–1910)
Oskar von Löbbecke (1873–1936), auf Garbendorf ⚭ I Berta Walter (1886–1918), Fhkrherrin auf Eisenberg (gesch. 1906); ⚭ II Käthe von Stutterheim (1886–1964)
Friedrich-Eduard von Löbbecke (1913–1964), auf Garbendorf ⚭ Hyppolita Gräfin von Bray-Steinburg
fünf Töchter, davon zwei im Kindesalter verstorben
Wilhelm Löbbecke (1839–1881)
Hermann Löbbecke (1840–1900)
Karl (Carl) Löbbecke (1848–1914) ⚭ Ida Wangemann
Rudolf Löbbecke (1850–1884)
drei weitere Söhne
Sonstige
Theodor Löbbecke (1821–1901), Apotheker und Begründer der Sammlungen des Löbbecke Museums in Düsseldorf; Seine verwandtschaftliche Beziehung zur Hauptfamilie ist unklar.
Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon, Christoph Franke, Band VIII, Band 113 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1997. ISSN0435-2408
Götz Bettge: Iserlohn-Lexikon, Hans-Herbert Mönnig Verlag, Iserlohn 1987. ISBN 3-922885-37-3.
Hermann Holtmeier, Manfred Reinertz: Iserlohner Straßennamen erzählen, in: Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum, Band 3/19, Hrsg. Förderkreis Iserlohner Museen e. V., Iserlohn 2009. ISBN 978-3-89053-121-2.
↑Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1907. Erster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1906, S. 490.
↑Iserlohner Straßennamen erzählen. Hrsg. Förderkreis Iserlohner Museen e. V. in: Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum. Band 19. Iserlohn 2009, S. 25. ISBN 978-3-89053-121-2.
↑Bildnisse einer Iserlohner Kaufmannsfamilie, Hrsg.: Stadtarchiv Iserlohn. Hans-Herbert Mönnig Verlag, Iserlohn 1996, S. 31. ISBN 3-922885-82-9.
↑Iserlohner Straßennamen erzählen, in: Förderkreis Iserlohner Museen e. V. (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum. Band 19. Iserlohn 2009, S. 25. ISBN 978-3-89053-121-2.
↑Stefanie v. Wietersheim: Ein maßgeschneidertes Erbe, in: Deutsches Adelsblatt, Christina v. Flotow, Selbstverlag Deutsches Adelsblatt GmbH, Kirchbrak 2023, S. 1 f.ISSN0012-1193
↑Albrecht Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873–1918. C. A. Starke Verlag, Görlitz 1939, S. 62.
↑Albrecht Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873–1918. C. A. Starke Verlag, Görlitz 1939, S. 101.
↑Albrecht Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873–1918. C. A. Starke Verlag, Görlitz 1939, S. 104.
↑Albrecht Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873–1918. C. A. Starke Verlag, Görlitz 1939, S. 129.
↑Hartmut Hegeler (Hrsg.): Geheimnis der Grabsteine der Evangelischen Stadtkirche Unna. Menschen und ihre Schicksale, Online-Auflage, LIT, Münster 2021, S. 105.ISBN 978-3-643-34807-4.
↑Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg, Dritter Band, Erl 53, Lebus, Kr. 2. Ritterschftl.: Fam. Löbbecke, Verlag Adolph Müller, Brandenburg 1856, S. 239.
↑Der Deutsche Herold. Zeitschrift für Heraldig, Sphragistik und Genealogie., Jg. XX, Nr. 12, Hrsg. Herold (Verein), Carl Heymanns Verlag, Druck Julius Sittenfeld, Berlin 1889, S. 192.
↑Jahrbuch der K. K. Heraldischen Gesellschaft "Adler", Neue Folge, Erster Band, Druck Carl Gerold`s Sohn, Selbstverlag der K. K. Heraldischen Gesellschaft "Adler", Wien 1891, S. 267.