Kurt E. BeckerKurt E. Becker (Pseudonym: Oliver Baum; * 26. Oktober 1950 in Ludwigshafen am Rhein) ist ein deutscher Publizist, Rhetorik-Lehrer, Universitätsdozent, Kommunikationsberater und Managementcoach. Leben und WerkNach dem Abitur in Frankenthal/Pfalz und einer Ausbildung als Offizier bei der Bundeswehr (Fallschirmjäger) an den Heeresoffiziersschulen in Hannover und München sowie der Kampftruppenschule in Hammelburg studierte Becker Politikwissenschaft, Philosophie, Soziologie, Psychologie und Pädagogik in Freiburg im Breisgau und Stuttgart. Seine Doktorarbeit Der römische Cäsar mit Christi Seele. Eine Analyse von Max Webers Charisma-Konzept unter Einbeziehung biographischer Fakten (1984, als Buch erschienen 1988) schrieb er bei Martin Greiffenhagen, Günter Endruweit und Eckart Olshausen. Dem Phänomen „Charisma“ gilt seither sein wissenschaftliches Interesse. Populärwissenschaftlich aufgegriffen hat er das Phänomen in seinen Essays Charisma. Der Weg aus der Krise (1996)[1] und in Der Charisma-Faktor. Glücklichsein mit Sisyphos (2016)[2], letzterer den berühmten Mythos sozialphilosophisch durchdringend, indem Becker Camus‘ Glücksindividualismus eine soziale Dimension verleiht: „In einem sozialen Akt der Vergemeinschaftung erweist sich Sisyphos kraft Charisma als heilsstiftender Überwinder des Absurden und Führer aus der menschlichen Sinnkrise“ (Der Charisma-Faktor, S. 10). Philosophische, literarische, psychoanalytisch inspirierte, anthroposophische und historische Kronzeugen seiner charismatisch sinnstiftenden Vergemeinschaftungsthese sind für Becker Nietzsches Zarathustra, Goethes Faust, Freuds Moses, aber auch ein Ajatollah Khomeini, sowie Rudolf Steiner und Karl König mit ihren Ideen zur Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Heilpädagogik. Über das „große Böse“ im Charisma in Gestalt Hitlers hatte Becker in Charisma. Der Weg aus der Krise (S. 111 ff.) reflektiert und dazu die Philosophien eines Sokrates und eines Lao-Tse kontrastiert. Regina C. Henkel schrieb dazu im Januar 1997 in Wirtschaftsbild (S. 6 f): „Der promovierte Philosoph, Unternehmer, Management-Coach und Autor versteht es..., mehr als ein Strickmuster à la einmal rechts einmal links anzubieten. Sein Stil ist...literarisch geschliffen und filigran im Detail...Der Begriff 'Charisma' ist Beckers Vehikel, mit dem er durch Zeiten, Situationen und Philosophiegeschichte rauscht, um den Leser zu einer spannenden wie unterhaltsamen Tour der Befindlichkeiten des Menschen einzuladen.“ Olaf Lismann kommentierte am 8. November 1996 in Die Rheinpfalz: „Dieses Buch ist eine Aufforderung nachzudenken, über uns und die Welt, die wir erschaffen haben. Es ist aber auch eine Herausforderung, weil es uns, so wie wir leben, in Frage stellt.“ Dass die Krise des Menschen existentieller Natur ist, genauso wie die Chancen und Risiken zu deren Bewältigung, hatte Becker bereits 1988 in „Der römische Cäsar mit Christi Seele“ beschrieben, eine grundlegende Frage Max Webers thematisierend (S. 150): „Wenn die existentielle Problematik des abendländischen Menschen mit einer Erkenntniskrise beginnt, mit der Erkenntnis nämlich, daß Gott tot ist, dann ist die dieser Erkenntniskrise folgende eine praktische, die Frage nämlich, woran er sein Handeln in der Praxis des täglichen Miteinander orientieren soll. Nicht zuletzt darauf gibt der charismatische Führer ... eine Antwort. Und nicht zuletzt auf dieser geistig seelischen Krise des Menschen kann Totalitarismus, die entzauberte, entheiligte Form des Charismatismus entstehen.“ Das Thema „Krise“ ist auch Initial von Beckers viertem Charisma-Buch: „Der Charisma-Effekt“. Werner Rohmert schreibt dazu in seiner Rezension in „Der Immobilienbrief“ Nr. 564 vom 24. November 2023, S. 20: „Mit Hilfe seiner charismatischen Protagonisten - von Jesus Christus, Imam Khomenei, über San Myung Mun und Donald Trump bis hin zu Greta Thunberg - nimmt er uns mit auf eine bemerkenswerte Tour d‘Horizon, geleitet von der Frage, ob es denn in dieser komplexen Welt einfache Antworten geben könne. Becker macht nämlich deutlich, dass der Mensch in Krisenzeiten…immer auch auf der Suche nach Erlösung verheißenden Heilsangeboten war und ist.“ Becker lebt in Emmendingen bei Freiburg im Breisgau und in Wattenheim/Pfalz, ist Autor und Herausgeber von mehr als 40 Büchern zu Fragen der Zeit und des Menschen in ihr. Seine Erfahrungen bei der Bundeswehr verarbeitete er in Romanform (Du darfst Acker zu mir sagen).[3] Das weltanschauliche Sfumato des Romans gründet in Beckers unmittelbarer Erfahrung terroristischer Gewalt bei den Olympischen Spielen in München 1972. Dorthin war er von seiner Einheit zum Olympischen Komitee abkommandiert worden und vor Ort eingesetzt im Ehrengastbereich der Boxhalle, wenige hundert Meter entfernt vom Ort der Geiselnahme des israelischen Nationalteams durch palästinensische Terroristen im damaligen olympischen Dorf im Morgengrauen des 5. September. In einem kleinen Essay mit autobiografischem Charakter liefert Becker einige Hinweise zu seinen Eindrücken vom schicksalhaften Einbruch der Barbarei in die Friedenswelt der Olympischen Spiele 1972.[4] Unter anderem war er Herausgeber von „Rudolf Steiner. Ausgewählte Werke in 10 Bänden“. Zusammen mit Hans Peter Schreiner leistete Becker, unterstützt von Hella Wiesberger, Edwin Froböse und Friedrich Hiebel, in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts Pionierarbeit bei der Publikation anthroposophischer Themen in großen deutschen Verlagen wie Kindler in München und S. Fischer in Frankfurt. Sammelbände wie Anthroposophie heute (erste Auflage 1981) oder Beckers Essay Anthroposophie – Revolution von innen (erste Auflage 1985, unveränderter Reprint 2015) erzielten hohe Auflagen. Quasi leitmotivisch für diese Publikationen schrieb Becker in der Einführung zu „Rudolf Steiner. Ausgewählte Werke“ (1985): „Den individuellen Menschen im Mittelpunkt entwickelt sie (die Anthroposophie) - ganz ohne dogmatischen Impetus - ein allumfassendes Koordinatensystem vom Besonderen zum Allgemeinen, vom Kleinsten zum Größten, vom Vergangenen zum Zukünftigen. In diesem Anspruch der Anthroposophie liegen auch ein Maßstab und eine Herausforderung für die etablierten Bollwerke jener Vorstellungen von einem ... relativen Menschen. Denn der Mensch im Mittelpunkt der Anthroposophie ist der ganze Mensch als kleinster 'Baustein' einer Einheit der Welt und gleichzeitig Abbild einer kosmischen Gesamtheit.“ (Band I, S. 17). Becker ist Mitbegründer der „BSK Becker + Schreiner Kommunikation GmbH“ in Willich, betreute die deutschsprachige Öffentlichkeitsarbeit von Jones Lang LaSalle (von Januar 1988 bis Ende 2021) und war Autor im deutschsprachigen Blog[5] von „JLL - vorBUILDer - Der CRE Immobilien Blog von JLL Deutschland“. 1988 war Becker Initiator des „Club der Kurpfälzischen Wirtschaftsjournalisten“. Gert Goebel, damals Wirtschaftschef des „Mannheimer Morgen“, wurde dessen erster Vorsitzender (bis 2019) und Dieter Mauer, damals Chef des privaten Hörfunksenders RPR in Ludwigshafen, sowie Kurt E. Becker, damals u. a. Kommunikationschef Pegulan-Werke in Frankenthal, wurden dessen Stellvertreter.[6] Becker war für die Konzeption, Organisation und Moderation zahlreicher Veranstaltungsreihen wie „Frankenthaler Gespräche“, „Bauen und Leben“, „Futurion“, „Wirtschaft und Gesellschaft im neuen Jahrtausend“ verantwortlich. Bereits 1983 thematisierte er als Leiter der „Frankenthaler Gespräche“ die brisante Frage nach einer „Weltmacht Islam?“. Und ein Jahr später rückte er in der gleichen Veranstaltungsreihe die Anthroposophie in den Fokus öffentlichen Interesses: „Im Mittelpunkt der Mensch“. U. a. Manfred Schmidt-Brabant, Konrad Schily und Ernst Schuberth waren Beiträger des Kongresses. Von Becker konzipiert und moderiert und in Kooperation mit der Universität Witten Herdecke sowie der früheren Thyssen AG als Sponsor und Organisator realisiert, wurde 1996 unter Schirmherrschaft des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl die „Digitalisierung“ thematisiert. Beiträger des Düsseldorfer Symposions „Die Informationsgesellschaft im Neuen Jahrtausend“[7] waren zum Beispiel Arnulf Baring, Johan Galtung, Neil Postman und Alphons Silbermann. In den Jahren 1997/1998 folgte in Erfurt, Hamburg und Berlin die Kongressreihe „Geht uns die Arbeit aus? Beschäftigungsperspektiven in der Gesellschaft von morgen“, dokumentiert als gleichnamiges Buch im Campus Verlag 1998 mit Beiträgen zum Beispiel von Gail D. Fosler, Gunda Röstel, Peter Glotz, Gregor Gysi, Lothar Späth, Reinhard Marx, Claus Wisser und Jeremy Rifkin. In der Einleitung zu diesem Buch schrieb Becker (S. 14): „Auf dem Prüfstand steht nichts anderes als das So-und-nicht-anders-Gewordensein der Industriegesellschaft vornehmlich westlicher Prägung im allgemeinen, sowie deren dadurch in ihrer Lebensweise und in ihrem Verhalten geprägten Individuen im besonderen. Fraglos: Die moderne Welt ist an einem Scheideweg angelangt.“ Auf mediales Interesse[8][9] stießen auch die Einzelgespräche der Frankenthaler Veranstaltungsreihe – mit Esther Vilar etwa über ihr damals neues Buch Alt. Manifest gegen die Herrschaft der Jungen (1980), mit Mehdi Navab-Motlagh, damals Botschafter der Islamischen Republik Iran in Deutschland, über die Revolution in seinem Land (1981), mit Ephraim Kishon über Israel (1981), mit Erhard Eppler über die „Friedensbewegung“ (1982) oder mit Otto von Habsburg über „Konservatismus“ (1982), die beiden Letzteren auch dokumentiert in der begleitenden Buchreihe Frankenthaler Gespräche, erschienen im gleichen Jahr in der Pfälzer Verlagsanstalt, Landau/Pfalz. Zwischen 1982 und 1985 verzeichnete die Buchreihe insgesamt acht Bände, der letzte zum Thema „Menschenrechte“ basierend auf einem zweitägigen Symposion in Waldkirch/Brsg., unterstützt von der Stadt Waldkirch und ihrem Bürgermeister Richard Leibinger, mit Beiträgen zum Beispiel von Romani Rose, Hadayatullah Hübsch, Julius H. Schoeps, Paul Goma und Wladimir Maximow. Als Executive Coach arbeitet Becker für Führungskräfte in der Wirtschaft im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus konzipiert und implementiert er mitarbeiterzentrierte Führungsstrukturen in Unternehmen. Sein Coaching-Konzept basiert auf der Entwicklung charismatischer Persönlichkeitspotentiale.[10] Gemeinsam mit Rudolf M. Bleser, damals Verlagsleiter der Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln, sowie dem Krefelder Personal- und Unternehmensberater Bernd Heuer kreierte Becker 1990 das Fachmagazin Immobilien Manager,[11] für das er als „Oliver Baum“ viele Jahre Porträts über Protagonisten der Immobilienbranche und später unter seinem eigenen Namen auch Glossen schrieb. Zwischen 2006 und 2012 konzipierte Becker Kooperationsprojekte für die Energie- und die Immobilienbranche in Deutschland. So etwa die Denkwerkstatt ENRESO 2020 (Energy – Real Estate – Economy – Society), den „Prom des Jahres“, einen Wettbewerb für die energieeffizienteste gewerblich oder öffentlich genutzte Immobilie Deutschlands,[12] sowie die „Bildungsinitiative Energie“, die das Thema „Energie“ in der deutschen Bildungslandschaft als Lebens- und Lernziel verankern wollte, ein Gemeinschaftsprojekt mit den Euroschulen (Aschaffenburg) und deren damaligem Geschäftsführer Wolfgang Gärthe. Der „Prom des Jahres“,[13] ausgeschrieben in drei Kategorien und pro Kategorie dotiert mit einem Preisgeld von je 20.000 Euro wurde von 2008 bis 2013 insgesamt fünfmal verliehen. Für den Vorsitz der Prom-Jury hatte Becker Gerd Hauser gewinnen können. Von Beckers Initiativen fand das Thema „Klima und Umwelt im bebauten Raum“ früh Beachtung. Die gesamte Veranstaltungs- und Buchreihe „Forum Bauen und Leben“, mäzenatisch gefördert von der Baumeister-Haus-Kooperation und ihrem damaligen Geschäftsführer Klaus Waltenbauer, war nicht zuletzt getragen von dem Gedanken, Ideen für ein zeitgemäß menschengemäßes und gleichzeitig nachhaltiges Bauen zu entwickeln.[14] Zwischen 1986 und 1994 waren in der Forumsreihe insgesamt zehn Bände erschienen mit Beiträgen von Antje Flade, Sylvia Greiffenhagen, Lutz Kandel und Alphons Silbermann. Programmatisch hatte Detlef Glücklich, damals Professor für Bautechnik an der Universität Hamburg und einer der Wegbereiter des ökologischen Bauens in Deutschland,[15] den konzeptionellen Ansatz der Initiative im Band 1 (S. 93) folgendermaßen auf den Punkt gebracht: „Der Blickpunkt ist also nicht mehr nur der Mensch, der im Mittelpunkt der Welt stand, sondern der Blickpunkt ist der, dass der Mensch ein Teil der Natur ist.“ In die Tradition dieses Denkens einzuordnen ist auch Beckers Buch „Der behauste Mensch“.[16] In dessen Einleitung schreibt er (S. 20): „Behaustsein ist das Ergebnis eines umfassend-schöpferischen Prozesses in und an den Wirklichkeiten unserer Welt und wird so als Wirkung wiederum selbst zum kulturellen, sozialen, politischen, ökonomischen und ökologischen Element des Wirklichen. Diese Wirkung kann auch beschrieben werden als umfängliche Arbeit des Menschen an der Welt; sie beinhaltet im Ergebnis das So-und-nicht-anders—Sein des Menschen in einer Zeit und an einem Ort.“ Becker war Mitbegründer und Mitglied im Vorstand verschiedener gemeinnütziger Einrichtungen wie dem Förderkreis Camphill Rheinland/Pfalz (bis Oktober 2013), der Alexandra Lang-Stiftung für Patientenrechte (Vorstandsmitglied bis November 2008) oder der Alexandra Lang-Initiative Schule und Arbeitswelt (ALISA), seit 2012 Stiftung Alexandra Lang – Initiative Soziales und Arbeit (Vorstand bis 31. Dezember 2016). In Worms hatte er 2009 eine „Ethikinitiative“ ins Leben gerufen, die sich dem Thema „Nachhaltigkeit in der Erziehung“ verschrieben hat. Er war 2011 Mitbegründer des Karl König Instituts gem. e.V. in Berlin, bis Juni 2021 Vorsitzender des Vorstands.[17] Oktober 2014 Gründung einer der Berliner Humboldt-Universität assoziierten Initiative „Corporate Communicative Responsibility“, dort Vorsitzender des Vorstands bis 31. Dezember 2021.[18] Werke (Auswahl)
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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