Kurt BuchwaldKurt Buchwald (* 1953 in Wittenberg) ist ein deutscher Fotograf und Künstler. LebenKurt Buchwald besuchte in der Lutherstadt Wittenberg die polytechnische Oberschule und schloss 1974 das Abitur mit Berufsausbildung als Instandhaltungsmechaniker im VEB Stickstoffwerk Piesteritz ab. Anschließend studierte er von 1976 bis 1981 an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) mit Abschluss als Diplom-Ingenieur für Polygraphische Technik. Parallel dazu absolvierte er 1980 die Spezialschule für Leiter des Künstlerischen Volksschaffens Fachrichtung Fotografie an der Bezirkskulturakademie unter der Leitung von Ralf-Rainer Wasse. Während seines Studiums bekam Kurt Buchwald Kontakt zur Chemnitzer Kunstszene (Klaus-Hähner Springmühl), die unter dem Einfluss der Künstlergruppe Clara Mosch nonkonforme Positionen in der DDR vertrat. Er führte 1979 erste künstlerisch orientierte Fotoprojekte und Aktionen durch und begann nach seinem Umzug nach Berlin 1982 die Auseinandersetzung mit der konzeptionellen Fotografie. Buchwalds Arbeiten erreichten bis 1989 vor allem ein kleines alternatives Publikum. Seine Kunstaktionen und Arbeiten wirkten im Kontext der offiziellen Kunstdoktrin des Sozialistischen Realismus auf Funktionäre wie das Publikum irritierend. Seine fotografischen Erkundungen stellten die Dominanz sozial-dokumentarischer Fotografie in der DDR infrage. 1986 wurde Buchwald mit dem Fotoprojekt Asphalt & Arbeit, in den Verband Bildender Künstler der DDR aufgenommen, dem er bis 1990 angehörte. Seit diesem Zeitpunkt ist er freischaffend tätig. Zur politischen Wende war Buchwald von 1989 bis 1991 Meisterschüler bei Lothar Reher, Akademie der Künste Berlin (-Ost). 1993 wurde Kurt Buchwald in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPH) aufgenommen. Im Jahre 2000 erfolgte die Berufung in die Deutsche Fotografische Akademie (DFA) und er wurde Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler*innen Berlin (bbk belin e.V.). 2005 erhielt er den Master of Art, im Institut: Kunst im Context, Universität der Künste Berlin und beschäftigte sich bis 2016 mit Projekten und Workshops zur kulturellen Bildung in Berlin und Sachsen-Anhalt. WerkKurt Buchwald setzt sich in seinem Werk in Performances, Dokumentationen, konzeptuelle Arbeiten, Fotoserien, Moment- und Einzelaufnahmen sowie Texten mit Fragen der Wahrnehmung, der Bildentstehung und dem Einfluss der Medien auseinander. Wichtig ist ihm, dass aus dem Medium Fotografie heraus originäre ästhetische Konzepte entstehen, die sich mit dem Zeitgeist verbinden. Buchwald bringt die Fotografie dazu über sich selbst zu sprechen oder benutzt sie, um über die Welt nachzudenken. Er ist ein Grenzgänger der ein breites im künstlerischen Schaffen entfaltet. In frühen Arbeiten wendete er Methoden des automatischen Schreibens sowie der Montage und Collage an. Mit Aktionen (ab 1979) bekam seine künstlerische Arbeit eine neue Dimension. Nicht immer war das Aktionistische direkt sichtbar, aber das Performative, das Apparative (Vilém Flusser) und die daraus folgenden Konsequenzen spielten für ihn eine große Rolle. 1982 erzeugte er Störbilder mit einem Fernseher und verbrannte anschließend den Apparat. Damit begann die Auseinandersetzung mit gestörter Sicht und Entfremdung durch die moderne Welt. Das Dadaismus-Modell der Verunsicherung, Experiment und Spiel wurden zum Motor seines künstlerischen Schaffens. 1984 verstellte er mit dem eigenen Körper die Kamerasicht. Nach der Aktion „Stehbilder-Störbilder“ auf dem Berliner Alexanderplatz 1984 („Zwischen Bild und Welt steht der Fotograf“), entstand das Bildtableau „Ein Tag in Ostberlin“ 1986. Buchwald verbot 1989 mit seiner Aktion „Fotografieren verboten!“ das Fotografieren an der Weltzeituhr am Alexanderplatz zum 150. Jahrestag der Fotografie. Was in der DDR als Angriff auf das Machtmonopol des Staates erschien, war als Antithese zur Bilderflut gedacht. Buchwald führte die Aktion „Fotografieren verboten!“ bis 2005 weltweit fort. Als einer von wenigen ostdeutschen Künstlern griff er schon in den 1980er Jahren Ansätze aus der Konzeptkunst auf. Dazu zählten die Aktionen „Finden-Fotografieren-Inbesitznehmen-Wegtragen“ und „Fahren-Fotografien-Fahren“ (1985). Aus letzterer entwickelte er eine neue Bildidee für die Serie „Landschaft & Bewegung“ 1985/86. Aus der Aktion „Laufen-Fotografieren-Laufen“ entstand 1989 die Videoperformance „Fotografieren-Fotografieren“ Auch beim Projekt „Asphalt & Arbeit“ (1985/86) näherte sich Buchwald dem Thema auf konzeptuelle Weise. Er fragmentierte das Geschehen, spielte mit der Schärfe-Unschärferelation, verrätselte Sujets und löste den Bildraum auf. Dann zeigte er Arbeitsgeräte und Spuren, die Arbeiter im Porträt und führte die unterschiedlichen Sichten In einem 12-teiligen Bildtableau zusammen. Die Fotoserie stellte ein Novum in der künstlerischen Fotografie der DDR dar, da es den Rahmen der sozialdokumentarischen Fotografie aufbrach. Mit dem Bildtableau begann eine für ihn typische Präsentationsform, die entweder heterogen zur Darstellung eines Themas oder einer Situation dient („ein Film auf der Fläche“). In den 1990er Jahren entstanden zahlreiche Tableaus in narrativer („heil Deutschland“) oder in experimenteller Ausrichtung (Projekt „Bilder+Blenden“). Zur Wendezeit 1989/1991 beschäftigte sich Buchwald mit Performances wie: „Die große Säuberung, hinter großen Männern...“ (Stalin-Aktion mit Joerg Waehner). 1993 gründete Buchwald das Kunstprojekt „Amt für Wahrnehmungsstörung (AFW)“ das absurde Verbote, Anordnungen und pseudowissenschaftliche Darstellungen herausgab. Mit dem AFW verarbeitete Buchwald die Transformationszeit nach der Wende in Ostdeutschland und nahm Entwicklungen Fake News und neue künstlerische Strategien Zentrum für Politische Schönheit vorweg. Es folgte das performative Projekt „Die Röhrenmenschen“ (2003–2009). Der Künstler selbst, aber auch andere Personen probten den „Tunnelblick“ und setzten eine Röhre auf, die als Objektiv verstanden werden konnte und Ausschnitte der Realität herstellte, wie sie konstitutiv in der Fotografie sind. Aus dem Störbildprinzip der 1980er Jahre entwickelte Buchwald das Projekt „Bilder+Blenden“ (1990–2000). Er ersetzte die Körperaktion durch eine schwarze Scheibe mit Loch, Spalt oder Gitter, die er an die Kamera montierte. Die noch sichtbaren Fragmente der Stadt oder Landschaft, musste der Betrachter ergänzen. Darüber hinaus entstanden experimentelle Porträts an der Grenze zwischen Figuration und Abstraktion. 1991 begann Buchwald mit der Farbfotografie, arbeitete mit Farbscheiben und konstruierte mannshohe Objekte aus Stahl („Wahrnehmungsinstrumente“), die das Störprinzip auch ohne Kamera möglich machten. Für die Serie „Stripes“ (2000) baute Buchwald eine Versuchsanordnung mit Streifenblenden, erzeugte Interferenzbilder und verließ das Gegenständliche. Seine Experimente zur Wahrnehmung führt er mit den Serien im „Kreis der Wahrnehmung“ (2001–2006), „Im Kasten“ (2012) und „Magic Triangel“ (2019) fort. Nun ersetzte er die Blende durch ein Rohr und stellte es auf eine Fläche. Dadurch entstand ein geometrisch definierter dunkler Raum mit reduziertem „Licht-Ein-Fall“. Werke von Kurt Buchwald befinden sich in vielen internationalen Sammlungen und Museen: Kupferstichkabinett, Dresden, Deutsches Historisches Museum, Fotografische Sammlung des Stadtmuseums Berlin, Artothek der Sozialen Künstlerförderung, Berlinische Galerie, Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin. Staatliche Galerie Moritzburg, Halle, Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst Frankfurt (Oder) und Cottbus, Musée de la Photographie, Charleroi (Belgien), Museum für Angewandte Kunst, Gera, Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg, Universitätssammlungen Kunst+Technik, Dresden, Getty Research Institute, Los Angeles, Rheinisches Landesmuseum Bonn, Kunstarchiv Beeskow sowie im Besitz privater Sammler in Deutschland, Frankreich und den USA. Stipendien
Ausstellungen (unvollständig)Einzelausstellungen
Gruppenausstellungen
Publikationen (Auswahl)In den Jahren von 1987 bis 1994 gaben Uwe Warnke und Kurt Buchwald fünf Sonderausgaben der Künstlerzeitschrift Entweder/Oder zur zeitgenössischen Fotografie heraus. Um 1987 veröffentlichte Buchwald ein „Statement zur Konzeptionellen Fotografie“. Fotografie in Aktion, Herausgeber: Gunhild Brandler. Mit Texten von Piotr Olszowka, Stefan Wendel, Gunhild Brandler, Kurt Buchwald I
Literatur
Weblinks
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