Kremmen liegt im Südwesten des Landkreises Oberhavel. Im Stadtgebiet befindet sich der westlichste Punkt des Landkreises. Die Kernstadt entstand im 13. Jahrhundert an einem Übergang (Kremmer Damm; auch Kremmener Damm geschrieben) über das Kremmener Luch. Südlich der Stadt erstreckt sich das Waldgebiet des Krämer, dessen Name sich ebenfalls vom Namen der Stadt ableitet. Im Norden liegt das Waldgebiet Rüthnicker Heide, im Osten schließt sich die Zehdenick-Spandauer Havelniederung an. Die mittelalterlichen Wurzeln sind in etlichen heutigen Straßennamen wie Alte Wallstraße, Schwedengasse, Burgweg usw. bis heute erkennbar.
Stadtgliederung
Die Stadt Kremmen gliedert sich nach ihrer Hauptsatzung[2] in sieben Ortsteile:
Beetz mit den bewohnten Gemeindeteilen Ludwigsaue und Neu Ludwigsaue
Es gibt die Wohnplätze Alter Hof, Behrensbrück, Charlottenhof, Döringsbrück, Dorotheenhof, Karolinenhof, Klein Asien, Knödels Hof, Lange Horst, Moldenhauer Hof, Moorhof, Neukammer, Sana-Kliniken, Schleuener Luch, Schleuse Hohenbruch und Siemenshof.[3]
Geschichte
Geschichte Kremmens
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes als Cremmene datiert auf den 28. Dezember 1216, als der Brandenburger Bischof Siegfried II. bei seiner Amtsübernahme dem Brandenburger Domkapitel seine Archidiakonatsrechte bestätigte. 1298 erhielt er die Stadtrechte. Allerdings ist die heute im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam-Golm liegende Urkunde eine Fälschung aus dem 16. Jh.[4] Der Ortsname stammt aus dem Slawischen und bedeutet Kieselstein.
Mit dem Vertrag von Kremmen vom 29. Januar 1318, als den Johannitern die vom markgräflichen Vogt zurückgehaltenen Güter des 1312 aufgelösten Templerordens, darunter Tempelhof, mit allen Pertinentien (Zubehör zum Grundbesitz in Form von Rechten und Sachen) gegen Zahlung von 1250 Mark für die Ernennung Markgraf Woldemars zum Schutzherrn und Sachwalter der Interessen der Johanniter ausgehändigt wurden, konnte der Übergang der brandenburgischen Templergüter in den Besitz der Johanniter endgültig realisiert werden.
Am Kremmer Damm fanden im Mittelalter zwei bedeutende Schlachten statt. Im Pommersch-Brandenburgischen Krieg kämpfte der brandenburgische Markgraf Ludwig von Brandenburg gegen die Herzöge von Pommern und verlor. Im Jahre 1412 kämpften hier erneut die Brandenburger gegen die Pommern. Die Überlieferungen beider Schlachten sind teilweise widersprüchlich und haben sich über die lange Zeit vermutlich vermischt. 1845, also mehr als 400 Jahre später, ließ Friedrich Wilhelm IV. am Straßenrand des Kremmener Dammes ein steinernes Gedenkkreuz aufstellen, das alle Vorüberkommenden an die Kämpfe des Jahres 1412 erinnern und vor allem den fränkischen Ritter Graf Johann von Hohenlohe ehren sollte, der an der Seite des Brandenburgers kämpfte und hier starb.[5]
Durch ihre Loyalität in den Brandenburgisch-Pommerschen Kriege kam die Familie von Bredow in den Besitz der Gerichtsbarkeit der Stadt und wurde damit zum adeligen Landesherren.[6]
Wie viele andere Städte wurde Kremmen im 17. Jahrhundert von der Pest heimgesucht. Stadtbrände sind aus den Jahren 1606, 1630 und 1680 überliefert. Der brandenburgische Kurfürst erließ deshalb Mitte des 17. Jahrhunderts die Order, dass Scheunen künftig nur noch außerhalb der Stadtmauern zu errichten seien. So entstand das Scheunenviertel am Rande Kremmens, das heute als das deutschlandweit größte noch erhaltene historische Scheunenviertel gilt.
Der Dreißigjährige Krieg verwüstete Stadt und Land schwer. Die von Bredows verloren Güter und Geld und trennten sich nach dem Krieg von ihren Besitzungen in Kremmen. Da die Familie in viele Teile zerfallen war, dauerte dieser Prozess mehrere Jahrzehnte und die Herrschaft über Kremmen zerfiel in mehrere Teile. 1653 ging ein Teil an die Kurfürstin Luise Henriette von Oranien, andere Teile gingen 1649 an den kurbrandenburgen Generalmajor Marcus von der Lütcke.[6]
1879 wurde die Stadt Sitz des Amtsgerichts Kremmen. Kremmen erhielt 1893 durch den Bau der Kremmener Bahn einen Eisenbahnanschluss nach Berlin.
Zur Zeit des NS-Regimes befand sich im Ortsteil Orion eine Bunkeranlage, die als Munitionsfabrik genutzt wurde. Sie wurde im Krieg beschädigt und in den Folgejahren geplündert, zugeschüttet und ab dem Jahr 2000 beseitigt. Im Zweiten Weltkrieg waren um Kremmen, ungefähr in den heutigen Ortsteilen Groß-Ziethen, Sommerfeld und Verlorenort, Scheinwerferstellungen der Flakartillerie stationiert, die mit Luftwaffenhelfern einer Oberschule aus Zwickau in Sachsen besetzt waren.
Geschichte der Ortsteile (Auswahl)
Flatow wurde 1355 erstmals urkundlich erwähnt. Bereits damals trug der Ort seinen heutigen Namen. Er bedeutet Ort, wo Ähren wachsen. Der älteste Besitzer des Ortes war die Familie von Bredow. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Dietrich von Hake Eigentümer des Gutes Flatow wie auch des Gutes Kremmen.
Im Zuge der Ämterbildung 1992 im Land Brandenburg schlossen sich Beetz, Flatow, Groß-Ziethen, Sommerfeld, Staffelde und die Stadt Kremmen zum Amt Kremmen zusammen. Als Zeitpunkt des Zustandekommens des Amtes wurde der 31. Juli 1992 festgelegt.[8] Die Gemeinden Beetz, Flatow, Groß-Ziethen, Sommerfeld, Staffelde und die Stadt Kremmen (Amt Kremmen) und die Gemeinde Hohenbruch (Amt Oranienburg-Land[9]) schlossen sich am 31. Dezember 2001 zur neuen Stadt Kremmen zusammen.[10] Das Amt Kremmen wurde aufgelöst.[10]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1875
2 841
1890
2 758
1910
2 784
1925
2 769
1933
2 977
1939
3 304
Jahr
Einwohner
1946
3 605
1950
3 823
1964
3 301
1971
3 154
1981
2 954
1985
2 898
Jahr
Einwohner
1990
2 680
1995
2 713
2000
2 944
2005
7 373
2010
7 102
2015
7 238
Jahr
Einwohner
2020
7 700
2021
7 710
2022
7 781
2023
7 745
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[11][12][13], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Die Zunahme der Einwohnerzahl 2005 ist auf den Zusammenschluss mehrerer Gemeinden mit der Stadt Kremmen im Jahr 2001 zurückzuführen.
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Stadtverordnetenversammlung von Kremmen besteht aus 18 Mitgliedern und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte bei einer Wahlbeteiligung von 69,2 % zu folgendem Ergebnis:[14]
Busse wurde in der Bürgermeisterstichwahl am 27. November 2016 mit 56,9 Prozent der gültigen Stimmen gewählt.[16] Er trat sein Amt am 21. März 2017 an.[17]
In der Stichwahl am 13. Oktober 2024 wurde er mit 52,5 % der gültigen Stimmen in seinem Amt bestätigt.[18] Seine Amtszeit beträgt acht Jahre.[19]
Wappen
Blasonierung: „In Blau linksgewendet ein goldener Adler mit roten Fängen, der sich auf einer rot-bewehrten silbernen Gans festkrallt und seinen Schnabel in ihren Hals schlägt.“[20]
Wappenbegründung: Das Wappen wird in der heutigen Form seit 1842 benutzt. Über die Symbolik gibt es mehrere Deutungsversuche z. B. ein Hahn, der eine Henne befruchtet, in Anspielung darauf, dass 1298 ein Vogt Gallus als Gründer genannt wird; oder ein Adler, der eine Gans „krimmt“ (mittelhochdeutsch krimmen = totkratzen) als den Stadtnamen erklärendes Wappenbild. Auch auf älteren Siegeln, z. B. von 1584 ist ein beutemachender Raubvogel zu erkennen.[21]
Das Wappen wurde vom Erfurter HeraldikerFrank Diemar gestaltet und am 14. November 2002 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Flagge
„Die Flagge ist Gelb - Blau - Weiß (1:4:1) und zeigt die Wappenfiguren im Mittelstreifen.“[2]
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Wappen der Stadt mit der Umschrift STADT KREMMEN • LANDKREIS OBERHAVEL.[2]
Partnergemeinde
Mit dem polnischen Suchożebry hat Kremmen eine Gemeindepartnerschaft geschlossen.
Gedenktafel von 1973 Am Markt Nr. 5 für die jüdische Familie Borchardt, die in einem Vernichtungslager ermordet wurde
Gedenktafel in Kremmen -Staffelde für Theodor Billroth
Gedenktafel in der Raniesstraße/Ecke Dammstraße für den Arbeitersportler und Antifaschisten Erich Paulig, der 1941 im KZ Groß-Rosen ermordet wurde
Gedenktafel an der Schule Straße der Einheit/Ecke Ruppiner Chaussee für die Häftlinge eines KZ-Todesmarsches, die im April 1945 von SS-Männern erschossen wurden
Todesmarsch-Tafel an der Einfriedungsmauer der Kirche im Ortsteil Sommerfeld
Todesmarsch-Tafel am Ortsausgang von Sommerfeld in Richtung Hohenbruch
Kremmen ist landwirtschaftlich geprägt, ein großer Teil der Bevölkerung lebt direkt oder indirekt von der Landwirtschaft. Größter nicht-landwirtschaftlicher Arbeitgeber in Kremmen dürfte seit 1994 die Lidl Lagergesellschaft sein. Hier arbeiten ca. 120 Kommissionierer. Im Ortsteil Sommerfeld befindet sich die Hellmuth-Ulrici-Klinik, ein medizinisches Zentrum für Erkrankungen des Bewegungssystems.
Der BahnhofKremmen ist Endpunkt der in Berlin-Schönholz beginnenden Kremmener Bahn. Diese Strecke wird fortgeführt von der Strecke nach Meyenburg, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Ruppiner Eisenbahn AG betrieben wurde. An dieser befindet sich auch der HaltepunktBeetz-Sommerfeld im Ortsteil Sommerfeld. Zudem verlief durch Kremmen die Bahnstrecke Nauen–Oranienburg, auf der 1967 der Personenverkehr und 1993 der Güterverkehr eingestellt wurde. Alle diese Strecken treffen sich im Kremmener Bahnhof. Direkt am Bahnhof befindet sich eine Fahrradabstellanlage, die durch Schüler und Pendler sehr gut ausgelastet ist.[23]
Die Musikvideos zu den Bosse-Liedern „Ich warte auf dich“ und „Hallo Hometown“ wurden beide in Kremmen gedreht.[25][26][27]
Literatur
700 Jahre Stadt Kremmen. Wanderung durch Stadt und Geschichte mit Gerhard Henniger begleitet von Petra Born und Heiko Hohenhaus, 1998
Gerd Kley (Text), Ulf Böttcher (Fotos): Kremmen und seine Ortsteile, Leipzig 2020
Fred Sobik: Mehr als Sumpf und Sand. Die Orte um Kremmen und Fehrbellin. 2000
Friedrich Werwach: Die Kremmener Studenten auf den deutschen Universitäten bis 1700. In: „Brandenburgia“. Monatsblatt der Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg zu Berlin, 9. Jahrgang 1900/1901. Berlin: Stankiewicz 1901, S. 144–159 (Digitalisat in der Google-Buchsuche-USA)
Hermann Wille: Heimatbuch für Kremmen und Umgegend. 1971
Ulrich Koerth: Die bäuerlichen Erbgewohnheiten im Amtsgerichtsbezirk Kremmen. Nebst Thesen. 1939
Hermann Wille: Heimatbuch für Kremmen und Umgegend. 1930–1937
↑Digitalisat der Urkunde auf dfg-viewer.de Otto [IV.], Konrad [I.], Heinrich [I.] und Johann [IV.], Markgrafen von Brandenburg, bestätigen der Stadt Kremmen alle Rechte und Freiheiten mit Markt [?] und Mühle, schenken einen Wald [oder See] und legen die Grenzen der Feldmark fest mit 3 Schilling Pfennigen Zins pro Hufe und gegen Zahlung von 1.
↑Stadtbrände von einst – Glücksfall für heute. In: Christa und Johannes Jankowiak: Brandenburg. Nicht nur Sand und Heide. Stapp Verlag Berlin 2009, ISBN 978-3-87776-573-9, S. 17 ff.
↑ abJürgen Splett: Grüwel, Johann. In: Lothar Noack, Jürgen Splett (Hrsg.): Bio-Bibliographien. Brandenburgische Gelehrte der Frühen Neuzeit. Mark Brandenburg 1640–1713. Akademie Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-05-003570-6, S.236–238.
↑
Bildung der Ämter Nordwestuckermark, Kremmen, Spreenhagen, Oder-Welse, Prenzlau-Land, Am Senftenberger See, Schipkau und Werder. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 20. Juli 1992. Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 3. Jahrgang, Nummer 58, 12. August 1992, S. 1015–1017.
↑
Änderung des Amtes Oranienburg-Land Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 14. Dezember 2001. Amtsblatt für Brandenburg Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 12. Jahrgang, 2001, Nummer 52, Potsdam, den 27. Dezember 2001, S. 906 (PDF)
↑ ab
Bildung einer neuen Stadt Kremmen, Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 14. Dezember 2001. Amtsblatt für Brandenburg, Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 12. Jahrgang, 2001, Nummer 52, Potsdam, den 27. Dezember 2001, S. 905 (PDF)
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)