Kreis Senftenberg

Basisdaten (Stand 1993)
Bestandszeitraum: 1952–1993
Bezirk: Cottbus
Sitz der Verwaltung: Senftenberg
Fläche: 598 km²
Einwohner: 113.769 (1989)
Bevölkerungsdichte: 190 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen: Z (1953–1990)
ZO, ZP (1974–1990)
SFB (1991–1993)
Lage des Kreises in der DDR
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Karte

Der Kreis Senftenberg war ein Kreis im Bezirk Cottbus in der DDR.

Nach der Verwaltungsreform in der DDR, die am 25. Juli 1952 in Kraft trat, wurde der Kreis Senftenberg aus dem südlichen Teil des ehemaligen Landkreises Calau gebildet[1], der bereits seit dem 1. Juli 1950 den Namen Senftenberg trug. Am 17. Mai 1990 wurde aus dem Kreis durch Umbenennung der Landkreis Senftenberg.[2] Mit der Wiedervereinigung im Oktober 1990 wurde der Kreis Senftenberg ein Landkreis nach deutschem Kommunalrecht. Am 6. Dezember 1993 wurde der Landkreis Senftenberg im Zuge der Kreisreform in Brandenburg mit dem Landkreis Calau zum Landkreis Oberspreewald-Lausitz vereinigt.[1]

Der Sitz der Kreisverwaltung befand sich in Senftenberg.

Geografie

Lage

Der Kreis Senftenberg lag im Süden des Bezirkes Cottbus. Geographisch gehörte der Kreis zum Breslau-Magdeburger Urstromtal. Durchflossen wurde er von der Schwarzen Elster und der Pulsnitz. Im Kreis lag der Senftenberger See.

Der nördliche Teil des Kreisgebietes lag in der Niederlausitz, der südliche in der Oberlausitz. Einzelne Gemeinden im Südwesten waren dem Schraden zuzuordnen.

Nachbarkreise

Angrenzende Kreise waren:

im Norden: Kreise Finsterwalde und Calau (Bezirk Cottbus)

im Osten: Kreise Spremberg und Hoyerswerda (Bezirk Cottbus)

im Süden: Kreise Kamenz und Großenhain (Bezirk Dresden)

im Westen: Kreis Bad Liebenwerda (Bezirk Cottbus)

Geschichte

Hotel Kronprinz, provisorischer Sitz des Landrats in Senftenberg

Mit Wirkung vom 1. April 1947 wurden die Büroräume der Kreisverwaltung des Landkreises Calau nach Senftenberg verlegt. Im landwirtschaftlich geprägten Calau verblieben die Abteilungen Landwirtschaft und Forsten sowie Erfassung pflanzlicher und tierischer Produkte. In Senftenberg wurde die Kreisverwaltung im gesamten Stadtgebiet untergebracht. Im Hotel Kronprinz in der Ernst-Thälmann-Straße hatten der Landrat sowie das Finanzamt seinen Sitz. Im Senftenberger Schloss waren unter anderem die Hauptverwaltung und das Kreisbauamt untergebracht. In der POS I Artur Wölk kamen die Kreispolizei, das Sozialamt und das Kreisjugendamt unter.

Am 27. Juni 1950 stimmte der Kreistag des Landkreises Calau der Umbenennung des Landkreises in Kreis Senftenberg zu. Durch die „Ordnung über den Aufbau und die Arbeitsweise der staatlichen Organe der Kreise“ vom 23./24. Juli 1952 wurde der nunmehr im Bezirk Cottbus gelegene Landkreis Senftenberg in die neuen Kreise Kreis Calau und Senftenberg aufgeteilt.

Der Kreis Senftenberg entstand aus dem südlichen Teil des Landkreises Calau, dem östlichen Teil des Landkreises Liebenwerda und einem Teil des Landkreises Hoyerswerda. Der nördliche Teil des neuen Kreises entsprach ungefähr der ehemaligen Amt Senftenberg und dem sogenannten Mückenberger Ländchen (das Gebiet um Lauchhammer) als Teil des Landkreises Liebenwerda. Der Südteil umfasste die Gegend um Ortrand und Ruhland.

Im Jahr 1952 lebten etwa 128.000 Einwohner im Kreis Senftenberg.

Im Zuge der Länderneubildung nach der politischen Wende im Jahr 1989 wurden in Gebieten, deren Länderzugehörigkeit umstritten war, jeweils Volksbefragungen durchgeführt. Diese fand im Kreis Senftenberg Mitte Juli 1990 statt. Danach entschieden sich 54,10 % der Bürger für eine zukünftige Zugehörigkeit zu Sachsen und 45,90 % für eine Zugehörigkeit zu Brandenburg. Der damalige Kreistag des Kreises Senftenberg entschied sich jedoch, entgegen dem Ergebnis der Volksbefragung, für eine Zugehörigkeit zu Brandenburg. Der Beschluss wurde mit lediglich einer Stimme Mehrheit verabschiedet.[3]

Trotz verschiedener Proteste gegen diese Entscheidung bestätigte jedoch die Volkskammer der DDR mit dem Ländereinführungsgesetz vom 22. Juli 1990 diesen Kreistagsbeschluss.[4]

Auch spätere Versuche die Landesgrenze entsprechend der Abstimmungsergebnisse zu verändern hatten keinen Erfolg. So hatten im nördlichen Teil des damaligen Kreisgebietes die Bürger mehrheitlich für Brandenburg votiert, im Süd- und Westteil dagegen mit größeren Mehrheiten für Sachsen. Im Jahr 1993 ging der Kreis Senftenberg dann im Landkreis Oberspreewald-Lausitz auf.(s.o.)[5]

Kreisangehörige Gemeinden und Städte

Aufgeführt sind alle Gemeinden des Kreises Senftenberg.

Allmosen, am 1. Januar 1974 zu Bahnsdorf, am 6. Mai 1990 neugebildet
Annahütte
Arnsdorf, am 1. Januar 1974 zu Ruhland
Bahnsdorf
Biehlen, am 1. Januar 1974 zu Schwarzbach
Brieske
Burkersdorf, am 1. Januar 1960 zu Ortrand
Dörrwalde, am 1. Januar 1974 zu Großräschen
Drochow
Frauendorf, am 19. Mai 1974 zu Tettau eingemeindet, am 6. Mai 1990 neugebildet
Frauwalde, am 1. Januar 1974 zu Großkmehlen
Freienhufen
Großkmehlen
Großkoschen
Großräschen (Stadt)
Grünewald
Grünewalde
Guteborn, am 19. Mai 1974 zu Schwarzbach, am 6. Mai 1990 neugebildet
Hermsdorf
Hohenbocka
Hörlitz, am 1. Januar 1974 zu Senftenberg, am 6. Mai 1990 neugebildet
Hosena
Jannowitz
Kleinkmehlen, am 1. Januar 1974 zu Großkmehlen
Kleinkoschen, am 1. Januar 1974 zu Großkoschen
Kleinleipisch, am 19. Mai 1974 zu Lauchhammer
Klettwitz
Kostebrau
Kroppen
Lauchhammer (Stadt)
Lieske, am 1. Juni 1974 zu Bahnsdorf
Lindenau, am 19. Mai 1974 zu Tettau, am 6. Mai 1990 neugebildet
Meuro, am 1. Juni 1974 zu Bahnsdorf, am 6. Mai 1990 neugebildet
Niemtsch, am 1. Januar 1974 zu Drochow, am 6. Mai 1990 neugebildet
Ortrand (Stadt)
Peickwitz
Rauno, am 1. Januar 1974 zu Senftenberg
Reppist, am 1. Januar 1974 zu Senftenberg
Ruhland (Stadt)
Saalhausen
Sauo, am 1. Januar 1973 zu Drochow
Schipkau
Schwarzbach
Schwarzheide (Stadt)
Sedlitz
Senftenberg (Stadt)
Sorno
Tettau

Politik

Verwaltung

Vorsitzender des Rates des Kreises

Erster Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates
Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates und Vorsitzender der Kreisplankommission
Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates und Vorsitzender des Rates für Landwirtschaft und Nahrungsgüterproduktion
Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates für Inneres
Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates für Handel und Versorgung
Sekretär des Rates
Mitglieder des Rates
  • für Finanzen und Preise
  • Kreisbaudirektor
  • für Wohnungspolitik und Wohnungswirtschaft
  • für Arbeit
  • für örtliche Versorgungswirtschaft
  • für Energie
  • für Verkehrs- und Nachrichtenwesen
  • für Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Erholungswesen
  • Kreisschulrat
  • für Kultur
  • für Jugendfragen, Körperkultur und Sport
  • Kreisarzt[6]

Infrastruktur

Wirtschaft

Synthesewerk Schwarzheide
Gebäude der ehemaligen Ingenieurschule

Der Kreis Senftenberg war wesentlich geprägt durch die Energiewirtschaft und die damit im Zusammenhang stehenden Großtagebaue wie Klettwitz und Meuro, in denen Braunkohle abgebaut wurde. Bergbauzentren waren Senftenberg, Großräschen und Lauchhammer. An diesen Standorten befanden sich Kraftwerke und Kokerei.

Der Schwermaschinenbau konzentrierte sich in vor allem in Lauchhammer mit dem VEB Bagger-, Förderbrücken- und Gerätebau (BFG) Lauchhammer sowie in Senftenberg und Ruhland. Zentren der Glasindustrie waren Großräschen, Annahütte und Hosena. Chemiestandort war Schwarzheide mit dem Synthesewerk Schwarzheide.

Bildung

In Senftenberg wurde bereits 1947 eine Bergingenieurschule gegründet. Im Jahr 1954 wurde das Hauptgebäude der Hochschule fertiggestellt. Später wandelte man die Bergingenieurschule wurde in die Ingenieurschule für Bergbau und Energie „Ernst Thälmann“ um. Diese Ingenieurschule ist Vorgänger der heutigen Hochschule Lausitz.

Medizinische Versorgung

Im Jahr 1989 gab es im Kreis Senftenberg drei Krankenhäuser, sieben Polikliniken, drei Fachambulanzen, vier Ambulatorien sowie drei Betriebsambulatorien und acht staatliche Arztpraxen.

Verkehr

Die Hauptverkehrsachsen im Kreis waren die Fernverkehrsstraße 169 und die Fernverkehrsstraße 96 sowie die Autobahn Berlin-Dresden.

Sport

Zu den überregional bekannten Sportvereinen gehörte die Fußballmannschaft des SC Aktivist Brieske-Senftenberg, die 1956 Vizemeister wurde.

Kfz-Kennzeichen

Den Kraftfahrzeugen (mit Ausnahme der Motorräder) und Anhängern wurden von etwa 1974 bis Ende 1990 dreibuchstabige Unterscheidungszeichen, die mit den Buchstabenpaaren ZO und ZP begannen, zugewiesen.[7] Die letzte für Motorräder genutzte Kennzeichenserie war ZY 00-01 bis ZY 99-99.[8]

Anfang 1991 erhielt der Landkreis das Unterscheidungszeichen SFB. Es wurde bis Ende 1993 ausgegeben. Seit dem 15. März 2013 ist es im Landkreis Oberspreewald-Lausitz erhältlich.

Literatur

  • Schriftenreihe für Heimatforschung Kreis Senftenberg, Heft Nr. 1
  • Schriftenreihe für Heimatforschung Kreis Senftenberg, Heft Nr. 3

Einzelnachweise

  1. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  2. Durch Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR (Kommunalverfassung) vom 17. Mai 1990, im Gesetzblatt der DDR 1990, Band I, S. 255, Online (PDF).
  3. Michael Richter: Entscheidung für Sachsen: Grenzkreise und -kommunen bei der Bildung des Freistaates 1989-1994; Bürgerwille und repräsentative Demokratie. Hannah-Arendt-Institut, Dresden, ISBN 3-931648-41-9, S. 32 ff.
  4. Michael Richter: Entscheidung für Sachsen: Grenzkreise und -kommunen bei der Bildung des Freistaates 1989-1994; Bürgerwille und repräsentative Demokratie. Hannah-Arendt-Institut, Dresden, ISBN 3-931648-41-9, S. 54 ff.
  5. Michael Richter: Entscheidung für Sachsen: Grenzkreise und -kommunen bei der Bildung des Freistaates 1989-1994; Bürgerwille und repräsentative Demokratie. Hannah-Arendt-Institut, Dresden, ISBN 3-931648-41-9, S. 93 ff.
  6. Verwaltungs- und Archivgeschichte der brandenburgischen Kreise seit 1815 im Überblick. Von Wolfgang Blöß
  7. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 303.
  8. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 494.