Kosmochlor

Kosmochlor
Kosmochlor aus dem Kachin-Staat
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1988 s.p.[1]

IMA-Symbol

Kos[2]

Andere Namen
Chemische Formel NaCr[Si2O6][4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Kettensilikate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.01
VIII/F.01-170[5]

9.DA.25
65.01.03c.04
Ähnliche Minerale Jadeit
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[6]
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15[4]
Gitterparameter a = 9,55 Å; b = 8,71 Å; c = 5,27 Å
β = 107,4°[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Zwillingsbildung einfach und lamellar nach {100} und {001}[7]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6
Dichte (g/cm3) 3,51 bis 3,60; berechnet: 3,60[7]
Spaltbarkeit gut nach {110}, Absonderung nach {001}[7]
Bruch; Tenazität nicht definiert
Farbe smaragdgrün; grün oder gelb in dünnen Schichten
Strichfarbe hellgrün
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,740 bis 1,766[7]
nβ = 1,756 bis 1,778[7]
nγ = 1,745 bis 1,781[7]
Doppelbrechung δ = 0,015[8]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 6 bis 70°[7]
Pleochroismus stark:[7]
X = gelblichgrün
Y = blaugrün, grasgrün
Z = smaragdgrün

Kosmochlor ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der Endgliedzusammensetzung NaCr[Si2O6][4] und ist damit chemisch gesehen ein Natrium-Chrom-Silikat. Strukturell gehört er zu den Ketten- und Bandsilikaten und dort zur Gruppe der Klinopyroxene.

Kosmochlor kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt durchscheinende, kurzprismatische Kristalle bis etwa zwei Millimetern Länge mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen, die überwiegend in faserigen, polykristallinen Mineral-Aggregaten angeordnet sind. In kompakter Form wird seine Farbe als „Smaragdgrün“ beschrieben, in dünnen Schichten kann er grün oder gelb erscheinen.[7]

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Kosmochlor in dem Eisenmeteorit Toluca, der im Municipio Jiquipilco in Mexiko gefunden wurde. Erstmals beschrieben wurde das Mineral 1897 durch Hugo Laspeyres, der es nach seiner „kosmischen“ Herkunft und seiner grünen Farbe (altgriechisch χλωρός chlōrós „hellgrün, grüngelb“) benannte.

Ein in demselben Meteoriten gefundenes Mineral wurde 1965 durch Clifford Frondel und Cornelis Klein beschrieben und zu Ehren von Harold C. Urey als Ureyit bezeichnet. A. Neuhaus stellte jedoch 1967 fest, dass es sich bei Ureyit und Kosmochlor um dasselbe Mineral handelte.[9][10]

Klassifikation

In der strukturellen Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) gehört Kosmochlor zusammen mit Aegirin, Jadeit, Jervisit, Natalyit und Namansilit zu den Natriumpyroxenen in der Pyroxengruppe.[11]

Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Kosmochlor zur Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Aegirin, Augit, Diopsid, Esseneit, Jadeit, Jervisit, Johannsenit, Hedenbergit, Kanoit, Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Namansilit, Natalyit, Omphacit, Petedunnit, Pigeonit, Spodumen die Untergruppe der „Klinopyroxene“ mit der System-Nr. VIII/F.01 innerhalb der Pyroxengruppe bildete.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/F.01-140. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Ketten- und Bandsilikate“, wo Aegirin zusammen mit Aegirin, Augit, Aegirin-Augit (Aegirinaugit), Davisit, Diopsid, Esseneit, Grossmanit, Hedenbergit, Jadeit, Jervisit, Johannsenit, Kanoit, Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Kushiroit, Namansilit, Natalyit, Omphacit, Petedunnit, Pigeonit, Spodumen und Tissintit die Untergruppe der „Klinopyroxene“ innerhalb der von F.01 bis F.02 reichenden „Pyroxen-Gruppe“ bildet (Stand 2018).[5]

Die von der IMA bis 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kosmochlor ebenfalls in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Struktur der Kettenbildung, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Einfachketten Si2O6; Pyroxen-Familie“ zu finden ist, wo es zusammen mit Aegirin, Jadeit, Jervisit, Namansilit und Natalyit die „Na-Klinopyroxene, Jadeitgruppe“ mit der System-Nr. 9.DA.25 bildet.[12]

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kosmochlor in die Abteilung der „Kettensilikatminerale“ ein. Hier ist er als Mitglied der „C2/c Klinopyroxene (Na-Klinopyroxene)“ mit der System-Nr. 65.01.03c innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=2“ zu finden.

Kristallstruktur

Kosmochlor kristallisiert mit monokliner Symmetrie der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 9,55 Å; b = 8,71 Å; c = 5,27 Å und β = 107,4° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte

Kosmochlor bildet sich neben dem Jadeit als wesentlicher Bestandteil in einigen Jadeititen, entsteht aber auch als akzessorischer Bestandteil in einigen Eisenmeteoriten. Als Begleitminerale können unter anderem chromhaltiger Albit, Cliftonit (pseudokubischer Graphit), Chlorit, Chromit, Daubréelith, Diopsid, Krinovit, Richterit, Roedderit und Troilit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Kosmochlor nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2013) rund 10 Fundorte als bekannt gelten.[13] Neben seiner Typlokalität Toluca-Meteorit trat das Mineral noch im ebenfalls in Mexiko entdeckten Meteorit Coahuila auf.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind Tawmaw (Tawhmaw, Taw Maw) im Kachin-Staat in Myanmar, Mocchie in der italienischen Gemeinde Condove (Piemont), der Fluss Hime nahe Itoigawa und der Berg Ohsa nahe Niimi auf der japanischen Insel Honshū, der in Polen nahe Poznań entdeckte Meteorit Morakso, die Tersky-Küste am Weißen Meer auf der Halbinsel Kola und im Marmortagebau Perewal nahe der Stadt Sljudjanka[14] in der Oblast Irkutsk in Russland, der am südafrikanischen Westkap entdeckte „Hex River Mountains“-Meteorit und der in der Umgebung des Barringer-Kraters in Arizona (USA) entdeckte „Canyon Diablo“-Meteorit.[15]

Literatur

  • H. Laspeyres: Die steinigen Gemengtheile in Meteoreisen von Toluca in Mexico. Kosmochlor, ein neues kosmisches Mineral. In: Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. Band 27, 1897, S. 586–600 (rruff.info [PDF; 656 kB; abgerufen am 16. Oktober 2024]).
Commons: Kosmochlor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 1. September 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 722 (Erstausgabe: 1891).
  4. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 621.
  5. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. Kosmochlor. In: webmineral.com. Abgerufen am 12. Mai 2024.
  7. a b c d e f g h i Kosmochlor. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 81 kB; abgerufen am 16. Oktober 2024]).
  8. Kosmochlor. In: Mindat.org. Abgerufen am 12. Mai 2024.
  9. C. Frondel, C. Klein: Ureyite, NaCrSi2O6: A new meteoritic pyroxene. In: Science. Band 149, 1965, S. 742–744 (M. Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 50, S. 2096. PDF 1,2 MB)
  10. A. Neuhaus: Über Kosmochlor (Ureyit). In: Naturwissenschaften. Band 54, 1967, S. 440–441 (M. Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 53, S. 511. PDF 345,8 kB)
  11. Subcommite on Pyroxenes, CNMMN; Nobuo Morimoto: Nomenclature of Pyroxenes. In: The Canadian Mineralogist. Band 27, 1989, S. 143–156 (mineralogicalassociation.ca [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 11. November 2018]).
  12. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  13. Mindat – Anzahl der Fundorte für Kosmochlor
  14. Mineralfunde (unter anderem Kosmochlor, russisch Космохлор) nahe Sljudjanka (russisch Слюдянка) (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mineral.nsu.ru
  15. Fundortliste für Kosmochlor beim Mineralienatlas und bei Mindat