Beim kontrastmittelverstärkten Ultraschall – auch CEUS (contrast enhanced ultrasound) – wird Ultraschallkontrastmittel bei der Sonografie oder Echokardiografie eingesetzt. Diese Kontrastmittel sind gasgefüllte Mikrobläschen (microbubbles), die in den meisten Anwendungen intravenös gegeben werden und entweder lungengängig oder nicht-lungengängig sind. Kontrastmittel sind sehr echogen.
Detektion und Charakterisierung von Lebertumoren: Das Muster und der Zeitpunkt der Kontrastmittelaufnahme von Veränderungen in der Leber macht in vielen Fällen eine genaue Artzuordnung möglich. Hier macht man sich eine Besonderheit der Leber zunutze. Im Gegensatz zu den meisten anderen Organen (Ausnahme Hypophyse) besitzt die Leber eine duale Blutversorgung: neben der Leberarterie wird das Organ über die Pfortader versorgt, welche nährstoffreiches Blut aus dem Darm zuführt. Spritzt man Kontrastmittel in eine Armvene, so wird dieses zuerst über die Arterien in die Leber gelangen (um dort u. a. die Gallenwege mit Sauerstoff zu versorgen), anschließend stellt sich das Kontrastmittel abfließend in den Lebervenen dar. Die Anflutung des Kontrastmittels in der Pfortader dauert am längsten (30–40 s), da das Blut erst im Darm zirkuliert und anschließend zur Leber gelangt. Lebereigenes Gewebe wird also auch in dieser sog. Spätphase Kontrastmittel enthalten. Metastasen leberfremder Tumoren enthalten natürlich kein Pfortadersystem und erscheinen daher kontrastmittelfrei (dunkel). Manche Tumoren stellen sich im Kontrastmittelverstärkten Ultraschall so typisch dar, dass bei ihnen auf eine Leberbiopsie mittlerweile verzichtet wird.
Hämangiom: Aus dem zeitlichen Verlauf des Kontrastmittelanflutung von außen nach innen („Irisblenden-Phänomen“) wird auf ein Hämangiom geschlossen.
Perfusion der Niere: Hier können nicht durchblutete Bezirke (z. B. Niereninfarkt) frühzeitig abgebildet werden.
Darstellung von Pankreastumoren: Hier kann die KM-Sonographie bei der Differenzierung von Raumforderungen hilfreich sein. Insbesondere können die stark vaskularisierten neuroendokrinen Tumoren von den prognostisch wesentlich ungünstigeren kaum Kontrastverstärker aufnehmenden Adenokarzinomen unterschieden werden.
Verletzungen innerer Organe: Hier kann ein Hämatom (Blutansammlung) im Organ beobachtet werden. Zudem weist das Kontrastmittel bereits geringste Blutungen in den freien Bauchraum nach.
Zur Verlaufskontrolle nach EVAR (endovaskulärem Aortenrepair) eines Bauchaortenaneurysma. Hierbei kann mittels kontrastmittelverstärktem Ultraschall ein Endoleak diagnostiziert bzw. ausgeschlossen werden.
Um einen Rückfluss (Reflux) von Urin aus der Blase in die Niere auszuschließen: Diese Untersuchung, genannt Miktionsurosonografie (MUS), kann die bisher durchgeführte Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel (Miktionscystourogramm, MCU) ersetzen. Auf diese Weise ist also eine Refluxprüfung ohneStrahlenbelastung möglich. Da die empfindlichen Gonaden bei der Röntgenuntersuchung regelmäßig mit im Nutzstrahlenbündel liegen, ist dies ein großer Vorteil.
Um beim Jungen die Harnröhre mit darzustellen (da Jungen Harnröhrenklappen (Urethralklappen) haben können, Mädchen aber nicht), erfolgt die Erstuntersuchung beim Junge meist als klassisches MCU, Verlaufsuntersuchungen dann aber als MUS.
Mikrobläschen
Auf dem Markt befinden sich lungengängige und nicht-lungengängige Kontrastmittel, die aus Mikrobläschen („microbubbles“) bestehen und sich im Wesentlichen in ihrer Hülle und ihrem Gasinhalt unterscheiden. Sie sind etwa 1 bis 4 μm groß.
Mikrobläschen bei steigenden Schalldruck-Amplituden des Ultraschalls
Ultraschall wird linear zurückgestreut
Ultraschall wird nichtlinear zurückgestreut
Das Mikrobläschen wird zerstört
Einzelnachweise
↑O. I. I. Soliman u. a.: The use of contrast echocardiography for the detection of cardiac shunts. In: Eur J Echocardiography. 8, 2007, S. S2–S12. doi:10.1016/j.euje.2007.03.006
↑R. Sicari u. a.: Stress echocardiography expert consensus statement. In: European Journal of Echocardiography. 9, 2008, S. 415–437. doi:10.1093/eurheartj/ehn492
Literatur
T. Albrecht u. a.: Guidelines for the use of contrast agents in ultrasound. In: Ultraschall Med. 25(4), Aug 2004, S. 249–256.
H. Becher: Contrast echocardiography: clinical applications and future prospects. In: Herz. 27(3), Mai 2002, S. 201–216.
M. Riccabona: Contrast ultrasound of the urethra in children. In: Eur Radiol. 13(7), Jul 2003, S. 1494–1495.
Ulf Teichgräber, Thomas Fischer, Dirk-André Clevert (Hrsg.): Praxisbuch Kontrastmittelsonografie. Kursbuch des CEUS-Kurs-Zertifikats der DRG. Springer, Berlin / Heidelberg 2022, ISBN 978-3-662-61685-7, doi:10.1007/978-3-662-61686-4.
S. Tinkov, R. Bekeredjian, G. Winter, C. Coester: Microbubbles as ultrasound triggered drug carriers. In: J Pharm Sci. 98, 2009, S. 1935–1961. PMID 18979536 (Review).
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