Kongress von Frauen in Naturwissenschaft und Technik
Der Kongress von Frauen in Naturwissenschaft und Technik (kurz FiNuT-Kongress) ist ein autonomer Kongress, der seit 1977 jedes Jahr über vier Tage am Himmelfahrtswochenende stattfindet und von und für Frauen in Naturwissenschaft und Technik organisiert wird.
Der Kongress fand das erste Mal als Treffen von Frauen in Naturwissenschaft und Technik statt, danach zunächst halbjährlich und später jährlich in wechselnden Städten. Beim ersten Treffen nahmen ca. 40 Frauen teil. Die Teilnehmerinnenzahl stieg sehr schnell an und erreichte in den frühen 1990er Jahren mit 700–800 Teilnehmerinnen ihren Höhepunkt. In den 2000er Jahren hatte sich die Teilnehmerinnenzahl auf 300 bis 400 eingependelt. Viele Jahre war der Kongress an Universitäten und Hochschulen angesiedelt und die Vorbereitungsgruppen waren universitär verankert.
Seit 2010 findet die Veranstaltung in deutlich kleinerem Rahmen in Tagungshäusern statt.
Im Archiv der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin wird in der Rubrik 1.3 Vereine und Verbände unter dem Namen VV FiNuT ein Bestand von Unterlagen aus den Jahren 1977 bis 2010 verwahrt.[2]
Themen
Die Themen spannen sich vom Erfahrungsaustausch über Fachvorträge bis zu politischen Diskussionen. Jeder Kongress hat ein Schwerpunktthema, das von der Vorbereitungsgruppe ausgesucht wird (zum Beispiel „Nachhaltig vorsorgen“, „GeZeitenwechsel“, „Wissen schaf(f)t Widerstand“). Zusätzlich gibt es in der Regel Veranstaltungen zu den folgenden Themen:
Lebens-, Studien- und Arbeitssituation von Frauen und Lesben in Naturwissenschaft und Technik
Geschichte von Naturwissenschaft, Technik und Gesellschaft
Die Teilnehmerinnen kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, zum Teil aber auch außerhalb von diesem. Das Spektrum der Teilnehmerinnen reicht dabei von der Schülerin bis zur Rentnerin, und von der Professorin bis zur Handwerkerin.
„Autonom“ bedeutet, dass hinter dem Kongress kein Verband oder Verein steht. Bei jedem Kongress gibt es ein Plenum, auf dem alle Kongressteilnehmerinnen stimmberechtigt sind. Die Vorbereitungsgruppe eines Kongress wird jeweils auf dem Kongress zwei Jahre vorher von diesem Plenum bestimmt. Die Vorbereitungsgruppe organisiert den Kongress eigenständig und selbstverantwortlich, wobei sie aber an die demokratisch gefassten Beschlüsse der vorhergehenden Kongresse gebunden ist.
Der Kongress lebt von der Vielzahl der angebotenen Veranstaltungen, bei denen es sich um Vorträge, Workshops, Exkursionen, Ausstellungen, Gruppentreffen u.v.m. handeln kann. In der Regel wird im Oktober des Vorjahres ein Call for Paper für den Kongress versandt. Der Kongress wird am Donnerstag mit dem Eröffnungsplenum eingeleitet und mit dem Abschlussplenum am Sonntag beendet.
Literatur
Helene Götschel: Die Geschichte des Kongresses von Frauen in Naturwissenschaft und Technik 1977 bis 1989. Schriftenreihe / NUT – Frauen in Naturwissenschaft und Technik e.V., Band 8, 2002, Talheimer, Mössingen-Talheim, ISBN 3-89376-095-4.
Dokumentationen der Kongresse von Frauen in Naturwissenschaft und Technik erschienen im FiT-Verlag (zum Beispiel Kassel 2002 ISBN 3-933611-28-8).
Verein FLuMiNuT (Hrsg.): Wissen_schaf(f)t Widerstand, Dokumentation des 27. Kongresses von Frauen in Naturwissenschaft und Technik, Reihe Dokumentation Band 25, Milena Verlag 2002, ISBN 3-85286-100-4.
Heidi Rebsamen, Sandra Gloor, Anita Huber, Nicole Näf, Christa Schmid, Sabine Schweizer (Hrsg.): FINUT04 no limits?, Dokumentation des 30. Kongress von „Frauen in Naturwissenschaft und Technik“ vom 20. bis 23. Mai 2004 an der Zürcher Hochschule Winterthur ZHW in Winterthur, Staatssekretariat für Bildung und Forschung SBF, 2005. ISSN 1424-3342.
TechNaM e.V. (Hrsg.): Nachhaltig Versorgen, 33. Kongress Frauen in Naturwissenschaft und Technik, 17. bis 20. Mai 2007 in Lüneburg, Dokumentation, v. Stern’sche Druckerei, Lüneburg, 2008. ISBN 978-3-00-024256-4.
Corinna Bath, Smilla Ebeling, Melanie Nowak: 4. Feministische Naturwissenschaftsforschung und FiNuT-Kongresse seit den 1980er Jahren: Strukturen, Individuen, Themen in Barbara Paul, Corinna Bath und Silke Wenk (Hrsg.): Geschlechterwissen in und zwischen den Disziplinen: Perspektiven der Kritik an akademischer Wissensproduktion, transcript Verlag, Bielefeld 2020, S. 97–132. ISBN 978-3-8394-5237-0