Komi-Syrjänisch
Komi-Syrjänisch, oft auch nur Syrjänisch, ist einer der beiden Hauptdialekte des Komi. Er wird hauptsächlich in der autonomen Republik Komi in Russland gesprochen. Einige Siedlungen gibt es auch auf der Kola-Halbinsel. Die 1917 eingeführte Schriftsprache basiert auf der Varietät der Hauptstadt Syktywkar, geschrieben wird sie mit dem kyrillischen Alphabet. Seit 1992 hat Komi-Syrjänisch den Status einer Amtssprache in der Republik Komi. Die Zahl der Syrjänen liegt nach der Volkszählung von 1989 etwa bei 344.000. Ethnologue gibt 262.200 Muttersprachler nach einer Quelle von 1993 an. Die wichtigsten Unterschiede zum Komi-Permjakischen, dem anderen Hauptdialekt, sind phonologischer Natur. Es gibt jedoch auch einige wenige morphologische Unterschiede. Die im Altkomi palatalisierten Laute tʲ und dʲ haben im Syrjänischen ihre Palatalisierung verloren. Einige vokalische Endungen unterscheiden sich und silbenschließendes l ist im Syrjänischen teilweise geschwunden oder hat sich zu v oder w entwickelt (z. B. vëv „Pferd“, vëv-tëg „ohne Pferd“, aber vël-ën „mit einem Pferd“). Letzteres gilt auch für einige permjakische Varietäten, wo jedoch ursprüngliches l in allen Positionen zu v wurde. Alle Komi-Dialekte südlich des Flusses Wytschegda haben allerdings ursprüngliches l erhalten. Im Syrjänischen verschmilzt j am Anfang von Endungen mit davorstehenden palatalisierten Konsonanten (z. B. kanʲnʲas „Katzen“, von kanʲ „Katze“ + -jas „Mehrzahl“), während es im Permjakischen mit allen Konsonanten verschmilzt. Die Betonung ist nur im Syrjänischen frei. Das heißt, dass jede Silbe eines Wortes betont werden kann, ohne dass sich die Bedeutung ändert. Die morphologischen Unterschiede betreffen das Kasussystem. Syrjänisch verfügt über 17 grammatische Fälle, fünf weniger als Permjakisch. Die Einteilung des Komi in diese beiden Hauptdialekte ist daher relativ schwach und hat hauptsächlich territoriale und politische Gründe. Einige Wissenschaftler nehmen jedoch sogar an, dass die beiden Hauptdialekte des Komi zwei unterschiedliche Sprachen sind.[1] Bemerkenswert ist im Syrjänischen die große Variation im Pronominalsystem. Für das Personalpronomen der dritten Person Mehrzahl gibt es beispielsweise die Varianten naja, najëzda, nijëzda, nijë, nija, nïa, nïda, nʲida, nʲidajas, sijajas, sijëzda und ënžajas, die alle gleichbedeutend sind. Schrift und RechtschreibungDas Alphabet in Komi (Коми анбур) Komi wird mit kyrillischen Buchstaben, samt einigen zusätzlichen Zeichen, geschrieben.
PhonologieKomi verfügt über 33 Phoneme; sieben Vokal- und 26 Konsonantenphoneme. Damit ist das Vokalinventar des Komi typologisch als „groß“ zu kategorisieren (WALS), und das Konsonanteninventar als "moderat groß" (WALS).[2][3] VokaleIn der folgenden Tabelle sind die Vokale im Komi gelistet. Die Symbole in den eckigen Klammern [ ] geben den IPA-Wert des Lautes an, die in den Häkchen < > repräsentieren den Buchstaben.
Konsonanten
ProsodieDie Position der Wortbetonung im Komi-Syrjänisch ist frei (im Gegensatz zu den anderen Varianten von Komi). Doch wird generell die erste Silbe stärker betont. MorphologieKomi ist eine agglutinierende Sprache. NomenKomi-Syrjänisch verfügt über 17 Kasus, die mittels Suffixe gebildet werden. Ein grammatisches Genus gibt es in Komi nicht. Nomen werden in den Numera Singular und Plural flektiert. Der Singular ist unmarkiert, der Plural ist durch das Suffix /-jas/ gekennzeichnet. Dieses Suffix wird nach palatalem Konsonanten -яс geschrieben, nach nicht-palatalen Konsonanten -ъяс. Das Pluralsuffix steht an erster Stelle, das Kasussuffix an zweiter. So wird beispielsweise aus dem Nominativ Singular книга (kniga) „Buch“ der Nominativ Plural книга-яс (kniga-jas); der Genitiv Plural wird durch ein weiteres Suffix markiert: книга-яс-лӧн (kniga-jas-len) „der Bücher“.
PronomenPronomina werden in Komi in den Kategorien Numerus (Singular und Plural), Person und Kasus flektiert. PersonalpronomenDas unabhängige Personalpronomen im Nominativ hat folgende Formen:
Das gesamte Paradigma sieht wie folgt aus:
PossessivsuffixeDurch das Anhängen von Possessivsuffixen an ein Nomen kann der Besitzer angezeigt werden. Das Possessivsuffix erscheint generell zwischen Nomen und Kasussuffix.
Abgesehen von Nomen kann das Possessivsuffix in bestimmten syntaktischen Positionen auch an Adjektive angehängt werden, um Definiertheit auszudrücken. ReflexivpronominaReziprokes PronomenKomi verfügt über ein bipartitives reziprokes Pronomen ӧта-мӧд „einander“. Das reziproke Pronomen kann für Kasus und Person markiert werden. DemonstrativpronomenDemonstrativpronomina in Komi unterscheiden zwischen zwei Entfernungen, nahe und fern: тайӧ „diese(s/r) (hier/nahe)“ und сійӧ „diese(s/r) (dort)“. Wenn Demonstrativpronomina pronominal verwendet werden, können sie in den Kategorien Numerus und Kasus flektiert werden. VerbenVerben in Komi werden in den Kategorien Numerus (Singular/Plural), Person, Tempus (Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur) und Modus (Indikativ/Imperativ) flektiert. Die Markierung geschieht durch Suffixe, die oft synkratisch sind, das heißt mehrere Kategorien gleichzeitig markieren.
Das Futur ist identisch mit den Formen des Präsens bis auf den Vokal (a statt ö) in der dritten Person. Perfekt und Plusquamperfekt sind syntaktische (zusammengesetzte) Formen. NegationsverbNegation wird in Komi, wie auch in anderen uralischen Sprachen, nicht mit einem Negationspartikel (vgl. Deutsch „nicht“, Englisch „not“) ausgedrückt, sondern mit einem negierten Hilfsverb „nicht.sein“. Dieses Negationsverb wird in Komi in den Kategorien Numerus, Person und Tempus flektiert. Siehe folgende Tabelle:
Das Paradigma des Negationshilfsverbes „nicht.sein“ ist wie folgt:
ZahlwörterDas Zahlensystem in Komi ist ein Dezimalsystem, das heißt, es beruht auf einem Zehnersystem. Die Zahlen in Komi sind:
Einzelnachweise
LiteraturGrammatiken
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