Zur Klett Gruppe zählt unter anderem der Ernst Klett Verlag als einer der größten deutschen Bildungsverlage.[3]
Die Gruppe ist 2022 international in 18 Ländern mit über 9.400 Mitarbeitern vertreten.[1] Die Mitarbeiter in den Unternehmen der Gruppe erwirtschafteten im Jahr 2021 einen Umsatz von 985,4 Millionen Euro.[1] Im Ranking der größten deutschen Verlage stand die Klett Gruppe 2018 auf dem dritten Platz hinter Springer Nature und der Haufe-Gruppe.[4]
Die Ursprünge der Gruppe gehen zurück auf das Jahr 1897. Ernst Klett der Ältere übernahm zu diesem Zeitpunkt die um 1850 gegründete Königliche Hofbuchdruckerei zu Gutenberg. Der Schwerpunkt der Unternehmungen lag auf der Druckerei und einem angeschlossenen Plakatanschlagsinstitut sowie einem kleinen, in erster Linie musikwissenschaftlichen Verlag. Für die Aufstellung neuer Druckmaschinen bezog das Unternehmen im Frühjahr 1900 einen Neubau in der Stuttgarter Rotebühlstraße 77, wo sich auch heute noch der Stammsitz des Unternehmens befindet.[5]
In den 1920er Jahren erscheinen die ersten Schulbücher für den württembergischen Raum. 1921 trat Fritz Klett in den Betrieb ein. Zusammen mit seinem Vater Ernst Klett d. Ä. trieb er die Expansion seines Unternehmens voran.[5] 1936 trat auch Ernst Klett der Jüngere in das Unternehmen ein und beschäftigte sich vorrangig mit den Verlagsgeschäften. Der Schwerpunkt veränderte sich von Musikwissenschaft zu Belletristik und Sachbüchern. Während des Zweiten Weltkriegs lagen die Verlagsgeschäfte zum größten Teil brach. Die Betriebsgebäude in der Rotebühlstraße wurden jedoch nicht zerstört.[5]
Für die Wiederaufnahme der Verlags- und Druckereigeschäfte nach Kriegsende erhielt Klett 1945 die Lizenz der amerikanischen Militärregierung: Neben Belletristik, Sachbüchern und Werken zur Psychoanalyse wurden unter dem Ernst Klett Verlag nun auch Schulbücher vertrieben. 1953 trat Fritz Kletts Sohn Roland in das Unternehmen ein. Es folgte eine weitere Expansion auf die gesamte Bundesrepublik Deutschland.[5]
1969 wurde Michael Klett, der älteste Sohn von Ernst Klett d. J., Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsleitung. 1976 übernahm er die Verlagsleitung. Sein jüngerer Bruder Thomas Klett (1944–2023[6]) wurde 1973 Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsleitung. In diese Zeit fielen erste Druckereikrisen und rückläufige Schülerzahlen. Durch Zukäufe (Axel Andersson Akademie – heute Hamburger Akademie für Fernstudien), Beteiligungen (Friedrich Verlag, Esslinger Verlag) bzw. Neugründungen (PONS) expandierte Klett daher in den 1970er und 1980er Jahren dennoch weiter. Die Verlagsgemeinschaft Klett-Cotta vertrieb ab 1977 die Belletristik. Vom traditionellen Standbein, der Klett-Druckerei, trennte sich Klett im Jahr 1989.[5]
Die erste Zweigniederlassung eines westdeutschen Verlags in den neuen Bundesländern wurde 1990 mit dem Ernst Klett Verlag Leipzig gegründet. 1992 übernahm die damalige Ernst Klett Schulbuchverlag GmbH, Stuttgart, den reprivatisierten Verlag Haack Gotha (vormals Justus PerthesGeographische Verlagsanstalt, gegründet 1785 in Gotha, 1953 enteignet, verstaatlicht und 1955 in VEB Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha umbenannt). Der ebenfalls 1992 übernommene Verlag Justus Perthes Geographische Verlagsanstalt Darmstadt (neu gegründet 1953) wurde ab 1994 in die Justus Perthes Verlag Gotha GmbH integriert; die Klett-Redaktionen Geographie und Kartographie folgten aus Stuttgart.
2003 firmierte der Gothaer Verlag um in Klett-Perthes Verlag GmbH; 2008 wurde dieser eine Zweigniederlassung der Ernst Klett Verlag GmbH. Deren restliche Aktivitäten wurden im März 2016 zum Ernst Klett Verlag Leipzig verlagert.
An der historischen Verlagsadresse in Gotha befindet sich nun das Perthes-Forum mit der geographisch-kartographischen Sammlung Perthes Gotha.
Mit der Umwandlung der seit 1992 bestehenden Ernst Klett GmbH & Co. KG in eine Aktiengesellschaft wurden 1995 die Geschäftsfelder neu strukturiert und weitere Beteiligungen übernommen. In den 1990er-Jahren wurde die Klett Gruppe verstärkt im Ausland tätig und verzeichnete Aktivitäten in zahlreichen europäischen Staaten. Zudem gründete das Unternehmen 1994 die Deutsche Weiterbildungsgesellschaft (DWG) und baute in ihrem Rahmen den Bereich der Fernschulen und Fernhochschulen auf und aus.[5]
Per 1. Januar 2019 übernahm die Klett Gruppe die Kalaidos Bildungsgruppe Schweiz mit Sitz in der Schweiz. Zuvor besaß die Klett Gruppe eine Minderheitsbeteiligung am größten, privaten Schweizer Bildungsanbieter.[7]
Im April 2019 genehmigte das Bundeskartellamt, dass die Klett Gruppe mittelbar wesentliche Vermögensteile der Langenscheidt GmbH & Co. KG und der Langenscheidt Digital GmbH & Co. KG erwerben darf.[8] Übernommen wurden die Markenrechte, nicht jedoch die Mitarbeiter von Langenscheidt, da es nach Angaben einer Klett-Sprecherin bereits genug „Fachkompetenz im Haus“ gebe.[9]
Das Familienunternehmen wird als Aktiengesellschaft von seinen Vorstandsmitgliedern Christian Döttinger, Philipp Haußmann, Lothar Kleiner, Dr. David Klett und Tilo Knoche geleitet. Mit Philipp Haußmann und Dr. David Klett ist die vierte Generation der Unternehmerfamilie Klett vertreten.[5]
Geschäftsbereiche
Die einzelnen Geschäftsfelder der Gruppe gliedern sich in folgende Hauptbereiche: Verlage und Bildungsmedien, Erwachsenen- und Weiterbildung sowie Kindertagesstätten und Schulen. Der größte Geschäftsbereich sind die Bildungsmedienverlage, mit einem Umsatzanteil von 46,1 % im Jahr 2021. An zweiter Stelle folgen Kindertagesstätten und Schulen mit 30,6 %. Drittgrößter Umsatzanteil ist der Bereich Erwachsenen- und Weiterbildung mit einem Anteil von 20,8 %.[1]
Im deutschen Weiterbildungsmarkt ist die Klett Gruppe der führende private Anbieter von Fernhochschulen und Fernfachhochschulen. Alle in Deutschland angebotenen Fernkurse der Gruppe sind von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) zugelassen und die Studiengänge sind von den nationalen Zulassungsinstitutionen akkreditiert. Die Gruppe zählt jährlich mehr als 185.000 Fernkursteilnehmer und Studierende.
Die Unternehmen der Klett Gruppe im Bereich Erwachsenen- und Weiterbildung:
↑Carla Neuhaus: Pons darf Langenscheidt übernehmen. In: Der Tagesspiegel Online. 26. April 2019, ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 2. Mai 2022]).