Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Kirchvers erfolgte unter dem Namen Ferse um das Jahr 1130. Das Mainzer St. Stephansstift bezog zu dieser Zeit Gefälle aus seinem dortigen Güterbesitz. Unklar ist bis heute, ob es sich bei Ferse um Kirchvers oder um den Nachbarort Altenvers handelt.[1] Während des Dreißigjährigen Krieges brannte ein Großteil des Dorfes nieder, auch die Kirchenbücher gingen in den Flammen verloren.
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Gemeinde Lohra
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Marburg war für die Verwaltung und das Justizamt Fronhausen war als Gericht in erster Instanz für Kirchvers zuständig.[9] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Fronhausen.[10][11] Das Amtsgericht Fronhausen wurde 1943 geschlossen. Es wurde zunächst als Zweigstelle des Amtsgerichts Marburg geführt und 1948 endgültig aufgelöst. Der Gerichtsbezirk wurde dem Amtsgericht Marburg zugeordnet.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Kirchvers 906 Einwohner. Darunter waren 33 (3,6 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 156 Einwohner unter 18 Jahren, 372 zwischen 18 und 49, 222 zwischen 50 und 64 und 159 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 378 Haushalten. Davon waren 108 Singlehaushalte, 102 Paare ohne Kinder und 135 Paare mit Kindern sowie 27 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 75 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 258 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]
Familien: 30 nutzungsberechtigte, 12 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 3 Beisassen
Kirchvers: Einwohnerzahlen von 1745 bis 2011
Jahr
Einwohner
1745
190
1800
?
1834
221
1840
243
1846
263
1852
279
1858
279
1864
295
1871
301
1875
333
1885
328
1895
309
1905
345
1910
372
1925
402
1939
426
1946
570
1950
587
1956
520
1961
550
1967
665
1980
?
1990
?
2000
?
2011
906
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[12]
Erwerbspersonen: drei Schneider, zwei Müller, ein Maurer, ein Leineweber, ein Weißbinder, ein Wirt, ein Branntweinbrenner, zwei Schmiede, ein Braumeister, zwei Zimmerleute, 5 Tagelöhner (-innen).
• 1838:
Familien: 29 Ackerbau, 11 Gewerbe, 3 Tagelöhner.
• 1961:
Erwerbspersonen: 116 Land- und Forstwirtschaft, 137 Produzierendes Gewerbe, 16 Handel und Verkehr, 15 Dienstleistungen und Sonstiges.
Politik
Für Kirchvers besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Kirchvers.[4]
Der Ortsbeirat Kirchvers besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 63,99 %. Alle Kandidaten gehörten der „Bürgerliste Kirchvers“ an.[13] Der Ortsbeirat wählte Margarete Fiedler zur Ortsvorsteherin.[14]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Besonders sehenswert ist die romanische Kirche aus dem 13. Jahrhundert.
Das Waldschwimmbad wurde in den 1990er Jahren durch Eigeninitiative eines Fördervereins renoviert.
Neben einer Fußballabteilung, die inzwischen zusammen mit dem VfB Altenvers in einer Fußballspielgemeinschaft als SG Versbachtal am Spielbetrieb teilnimmt und seine Heimspiele auf dem Kunstrasenplatz in Altenvers austrägt, hat der SV Kirchvers auch eine Volleyball- und eine Turnabteilung. Zudem gestalten mit der Freiwilligen Feuerwehr, dem Männergesangverein „Concordia“ Kirchvers und der Burschenschaft „Club Einigkeit 1951“ weitere Vereine das dörfliche Leben.
Literatur
Alfred Horst: Die Chronik von Lohra. 1970
Karl Huth: Die Gemeinde Lohra und ihre 10 Ortsteile im Wandel der Jahrhunderte. 1989
↑
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.112 (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
↑
Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S.158ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
↑Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)