Als Kiddusch (hebräisch קידוש von kadosch, heilig, deutsch wörtlich „Heiligung“, manchmal „Segensspruch“) wird der Segensspruch über einen Becher Wein bezeichnet, mit dem der Sabbat und die jüdischen Feiertage eingeleitet werden. Der Kiddusch wird abgeleitet aus dem 2. Buch Mose 20,8 LUT: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst“.
Daneben gibt es den Begriff Kiddusch Haschem, die „Heiligung des Namens (Gottes)“.
Der Kiddusch am Schabbat und an den Feiertagen wird unmittelbar vor der Mahlzeit zu Hause üblicherweise vom männlichen Familienoberhaupt gesprochen – aber auch Frauen sind verpflichtet, Kiddusch zu zelebrieren. Der Kiddusch wird über Wein und meist anschließend über die Schabbatbrote (Challa) gesprochen. Aschkenasim sprechen am Freitagabend auch in der Synagoge einen Kiddusch, der darauf zurückgeht, dass früher Durchreisende in den Synagogen zu essen pflegten.[1]
Du hast uns deinen heiligen Schabbat in Liebe und Freude als unser Erbe gegeben.
ברוך אתה יי מקדש השבת
bārûk̠ ʾattāh ʾăd̠ōnāi məqaddēš ha-šabbāt̠.
Gesegnet bist du, HERR, der den Schabbat heiligt.
Dem folgt ein Schabbatsegen, der an den Beginn der Schöpfung und den Auszug aus Ägypten erinnert.
Nachdem der Vater und die Tischgesellschaft von dem Wein getrunken haben, werden wie immer vor dem Essen die Hände gewaschen; nach manchen Ortstraditionen bereits vor dem Kiddusch. Dann spricht er den üblichen Segen über das Brot:
bārûk̠ ʾattāh ʾăd̠ōnāi ʾĕlōhênû melek̠ hāʿôlām ham-môṣîʾ leḥem min hā-ʾāreṣ.
„Gelobt seist Du, Ewiger, unser G'tt, der Du das Brot aus der Erde hervorgehen lässt“.
Davon abgeleitet wird ein Imbiss,[2] der in aschkenasischen jüdischen Gemeinden meist am Schabbat, manchmal auch an Feiertagen, nach dem Vormittagsgottesdienst von Gemeindemitgliedern zu besonderen Gelegenheiten offeriert wird, als Kiddusch bezeichnet.[3] In einigen Gemeinden ist er heute fester Bestandteil des Gemeindelebens und wird von der Gemeinde finanziert.[4]
Kiddusch HaSchem
Das Konzept des Kiddusch HaSchem (hebräisch קידוש השם), Heiligung des Namens (Gottes), bildete sich während der Judenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Hadrian heraus. Es bezeichnet das Festhalten am jüdischen Glauben durch Martyrium bis hin zum Suizid bei drohender Zwangskonversion und durch Gebet und Lebensführung. Das Gegenteil von Kiddusch HaSchem ist der Chillul HaSchem, die Entweihung des Namens (Gottes).[1]
Vertonungen des Kiddusch gibt es unter anderem von Kurt Weill, hier Kiddush (Bariton-Solo, Chor (SATBB), Orgel).[5][6]
Medien
Der Spielfilm Schindlers Liste von Steven Spielberg aus dem Jahr 1993 beginnt mit dem Anzünden zweier Kerzen neben einer Flasche Wein und einer Schale mit zugedecktem Brot und dem Sprechen des Kiddusch – in Farbe, während der restliche Teil des Films überwiegend in Schwarzweiß gehalten ist.