Kfz-Kennzeichen (Palästinensische Autonomiegebiete)Palästinensische Kfz-Kennzeichen wurden 1994 eingeführt und werden von der im gleichen Jahr geschaffenen Palästinensischen Autonomiebehörde vergeben. Ursprünglich wurden die Schilder sowohl im Westjordanland als auch im Gazastreifen einheitlich eingesetzt. 2012 wurden im Gazastreifen von der dortigen Verwaltung allerdings neue Kennzeichen eingeführt. Im Juli 2018 führte die Autonomiebehörde auch im Westjordanland für private Fahrzeuge ein neues Nummerierungssystem ein. Da die Kennzeichen unabhängig von Besitzerwechsel bis zur Exmatrikulierung am Fahrzeug verbleiben, existieren in den jeweiligen Autonomiegebieten auch weiterhin Kennzeichen früherer Systeme. Aktuelle NummerierungssystemeWestjordanlandDas aktuell gültige System für das Westjordanland wurde 2018 eingeführt. Die Änderung wurde nötig, weil Ramallah als größte autonome Stadt und als Provinz alle möglichen Nummernkombinationen für Privatfahrzeuge voll ausgeschöpft hatte und deswegen keine weiteren Kfz-Kennzeichen mehr zur Verfügung standen. Die Autonomiebehörde teilte daraufhin den einzelnen Gouvernements einen lateinischen Buchstaben statt einer Ziffer zu.[1] Privatfahrzeuge haben weiße Nummerntafeln mit grüner Schrift. Palästinensische Nummernschilder bestehen hauptsächlich aus Ziffern nach dem Schema Die Vergabe der Nummern erfolgt bei der Erstzulassung. In der Folge bleibt die Nummer beim Fahrzeug, auch bei einem Besitzerwechsel. Nummerntafeln nach dem alten System behalten auch weiterhin ihre Gültigkeit, so lange, bis ein Fahrzeug exmatrikuliert und verschrottet wird. Alle übrigen Kennzeichen für den öffentlichen Verkehr, Behörden und Polizeien werden vorerst nach dem alten Muster von 1994 weitergeführt.
Die folgenden Buchstaben sind für den Gazastreifen vorgesehen, wurden bisher aber noch nicht implementiert, da die Behörden in Gaza ihr eigenes System verfolgen.
Anmerkungen
GazastreifenDas aktuelle Nummerierungssystem im Gazastreifen wurde im Frühjahr 2012 eingeführt. Es unterscheidet sich seither in Logik und Design von den Kennzeichen im Westjordanland. Der grundlegende Aufbau aus sieben Ziffern des Systems 1994 blieb erhalten, als erste Ziffer wird weiterhin die 3 genutzt. Das ursprüngliche „P“ auf der rechten Seite wurde durch eine vertikal stehende, nach unten gerichtete palästinensische Flagge ersetzt.[2] Im Jahr 2021 wurde das Design nochmals geändert, wobei ein Muster des Wortes „Palästina“ in Arabisch und Englisch über die Zahlen gelegt wurde. Das „P“ wurde auf großen Wunsch wieder eingeführt, die palästinensische Flagge wurde stattdessen horizontal gelegt. Private und staatliche PersonenfahrzeugeSchwarze Schrift und Umrandung auf weißem Grund. Kennzeichen von Privatfahrzeugen enden mit „0X“, jene von staatlichen Personenfahrzeugen mit „5X“. NutzfahrzeugeNutzfahrzeuge, wie z. B. Lastwagen, haben grüne Ziffern und Umrandungen. Kennzeichen von Nutzfahrzeugen enden mit „1X“. Öffentlicher TransportÖffentliche Fahrzeuge wie Taxis, Busse oder Kommunalfahrzeuge haben blaue Ziffern und Umrandungen. Öffentliche Kfz-Kennzeichen enden mit „2X“. Kommunale Kfz-Kennzeichen enden mit „4X“. Kennzeichen der Behörden und PolizeiRegierungsfahrzeuge, wie Polizeiautos, Krankenwagen des Gesundheitsministeriums und dergleichen, haben rote Ziffern und Umrandungen. Staatliche Kfz-Kennzeichen enden mit „5X“. Sonderfall der Fahrzeugkennzeichen für gestohlene FahrzeugeDieser weltweit einzigartige Schildertyp war das schlechte Ergebnis der Komplikationen im Zusammenhang mit dem israelisch-palästinensischen Friedensprozess. Kurz nach der Unterzeichnung des Gaza-Jericho-Abkommens, der Einrichtung der palästinensischen Zivilpolizei und der Ersetzung der israelischen Polizeikräfte in den Gebieten des Gazastreifens durch diese neu geschaffene Polizei, haben Autodiebe die Gelegenheit genutzt und etwa 15.000 gestohlene Autos in den Gazastreifen gebracht, wo sie anschließend außerhalb der Reichweite der israelischen Polizei verkauft wurden. Israelische Autobesitzer, die ihre Autos nicht mehr rechtzeitig zurückholen konnten, bekamen von ihrer Versicherung das Geld zurückerstattet. Somit zahlten also tatsächlich israelische Versicherungsgesellschaften für den Gebrauchtwagenhandel im Gazastreifen. Als die Versicherungsunternehmen klagten, glich die Palästinensische Autonomiebehörde den entstandenen Schaden aus, nahm aber die Vergleichskosten durch teilweise viel höhere Zulassungsgebühren wieder ein. Um diese Autos zu kennzeichnen, erhielten sie spezielle Nummernschilder, weiße Tafeln mit schwarzen Zahlen. Statt P und ف trugen sie stattdessen ف / م als nationale Kennung auf der rechten Seite. Das arabische Schriftzeichen für M bedeutete in diesem Falle wegen fehlender Wagenpapiere und Versicherungsdokumenten المقيدة „eingeschränkt“, ein Euphemismus, der sich auf die unzweifelhafte Herkunft des Fahrzeugs bezog. Im Volksmund wurde es stattdessen lästerhaft als مسروق „masruq“ (arab. für: gestohlen) bezeichnet. Sie trugen zudem eine schematische Darstellung des Wappen Palästinas. Das Format war
Die letzten verbliebenen Nummernschilder dieser Art wurden von den Behörden 2005 eingezogen und die Halter solcher Fahrzeuge bekamen normale Nummerntafeln zugeteilt.[3] GeschichteSystem von 1994Beim System von 1994 bestanden palästinensische Nummernschilder hauptsächlich aus Ziffern nach dem Muster Die Zuordnung der ersten Ziffer vor der Abtrennung war wie folgt:
Öffentlicher TransportFahrzeuge des öffentlichen Transports (Taxis, Sammeltaxis und Autobusse) besaßen grüne Kennzeichen mit weißer Aufschrift. Taxis hatten die Endziffern 30. Mietwagen trugen reguläre Nummerntafeln (weiß auf grün) mit den Endziffern 32. Kennzeichen der BehördenBehördliche Fahrzeuge nutzten weiße Nummernschilder mit roter Schrift. Dazu zählten Behörden-Pkw, Ambulanzen, Fahrzeuge der Post, des Rundfunksenders PBC sowie der Feuerwehr und Sonderpolizei (Militär). Diese Nummern wurden fortlaufend im Format PolizeikennzeichenFahrzeuge der palästinensischen Polizei besaßen ursprünglich rote Kennzeichen mit weißer Aufschrift. ProbekennzeichenProbekennzeichen für Werkstätten und Autohändler waren blau mit weißer Schrift und zeigten in der oberen Zeile das Wort „TEST“ in arabischer (اختبار) und hebräischer (במבחן) Schrift über der Nummer. In der ersten Version war der Text nur in lateinischer Schrift vorhanden, neuere Schilder zeigten den englischen Schriftzug ON TEST. Die Nummern hatten ebenfalls sieben Stellen, aber das Format 12-345-67 und zeigen zudem eine schematische Darstellung des Wappen Palästinas. Alte israelische Kennzeichen bis 1994Vor der Einführung eigener palästinensischer Kennzeichen wurden die Nummernschilder von der israelischen Zivilverwaltung ausgegeben. Benutzt wurde jeweils das aktuelle Nummernsystem Israels. Von 1967 bis 1969 waren dies fünf Ziffern nach dem Schema WestjordanlandKfz-Kennzeichen im Westjordanland hatten schwarzen Text und schwarze Ränder auf hellblauem Hintergrund. Der Buchstabencode war schwarz auf weißem oder andersfarbigem Hintergrund. Ein weißer Hintergrund implizierte im Allgemeinen, dass der Fahrzeugbesitzer in der Regionshauptstadt wohnte, während ein andersfarbiger Hintergrund anzeigte, dass der Besitzer im Umland, einer kleineren Stadt oder den Dörfern der jeweiligen Region wohnte.[5] Ab 1979 trugen die letzten beiden Ziffern im Westjordanland GazaKfz-Kennzeichen im Gazastreifen hatten schwarze Buchstaben und schwarze Ränder auf weißem Hintergrund, damit man sie von den Schildern im Westjordanland sowie von den gelben israelischen Nummernschildern unterscheiden konnte. Ähnlich wie im Westjordanland war der Buchstabencode schwarz auf weißem oder andersfarbigen Hintergrund, um eine Herkunft anzeigen zu können. Bei späteren Ausführungen war der Hintergrund immer weiß, die Buchstaben hingegen andersfarbig. Ab 1979 waren im Gazastreifen die letzten beiden Ziffern „4X“, um auch hier doppelte Ausgaben von Nummernschildern zu vermeiden. Kürzel
Rechtliche Situation als SpezialfallFahrzeuge mit palästinensischen Kennzeichen dürfen nur von Palästinensern gelenkt werden. Inhaber von israelischen oder Ostjerusalemer Identitätsausweisen und Ausländer erhalten israelische Autonummern. Diese dürfen dann auch im israelischen Kernland unterwegs sein. Seit dem Gaza-Jericho-Abkommen von 1994 sind bestimmte Straßen im Westjordanland Fahrzeugen mit gelben, israelischen Kennzeichen vorbehalten.[6] Deswegen boomt der Handel mit in Israel gestohlenen oder günstig erstandenen Fahrzeugen oder solchen, die verschrottet werden sollen. Noch bestückt mit israelischen Kfz-Kennzeichen, verkehren sie in den palästinensischen Städten oder Provinzen. Diese sind nicht legal registriert und ohne Versicherung unterwegs. Israelische Soldaten und auch palästinensische Sonderpolizisten stoppen gezielt solche Fahrzeuge, um sie aus dem Verkehr zu ziehen.[7] Die Israelische Regierung, andere Behörden, Reiseveranstalter und Blogger warnen ausdrücklich davor, mit gelben Nummerntafeln in autonome Städte zu fahren.[8][9] Autoversicherer oder auch Vermieter von Leihwagen übernehmen im Schadensfall keine Haftung.[10] Es sind auf alle Fälle die Zonenregelung sowie die individuell geltenden Bedingungen der Verleihfirmen zu beachten. Vor dem Beginn der Zweiten Intifada im September 2000 waren auf israelischen Straßen jeden Tag Fahrzeuge mit palästinensischen Kennzeichen aus dem Westjordanland oder auch dem Gazastreifen unterwegs. Palästinenser arbeiteten nicht nur dort, weil sie bessere Löhne ausbezahlt bekamen und auch krankenversichert waren, sondern sie konnten auch ihre Verwandten in den anderen Landesteilen mit ihren Fahrzeugen besuchen. Erst seit 2017, also rund 17 Jahre später, durften Fahrzeuge mit palästinensischen Kontrollschildern die Grenzübergänge wieder passieren. Einer stark beschränkten Anzahl von Palästinensern aus dem Westjordanland wurde es ermöglicht, ihre eigenen Motorfahrzeuge auf dem israelischen Straßennetz zu bewegen.[11] Rund 100 Ärzte durften bereits 2015 die Straßen schon wieder benutzen, um Patienten in israelischen Krankenhäusern behandeln zu können.[12][13] Ebenfalls durften die Straßen für Notfalltransporte benutzt werden. Bewilligungen werden unter anderem Geschäftsmännern und Arbeitern erteilt, um Geschäftstätigkeiten oder ihrem Beruf in Israel nachgehen zu können. Das Befahren der Straßennetzes ist allerdings nur unter diesen Voraussetzungen gestattet, private Fahrten sind weiterhin nicht erlaubt. Die große Mehrheit der rund 100‘000 täglich in Israel arbeitenden Palästinenser passiert die 13 offenen Checkpoints allerdings nach wie vor zu Fuß.[14][15] Galerie
WeblinksCommons: Palästinensische Kfz-Kennzeichen – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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