Kazimierz (Oberglogau)
Kazimierz (deutsch Kasimir) ist ein Ort in der Stadt- und Landgemeinde Oberglogau im Powiat Prudnicki (Kreis Neustadt O.S.) der Woiwodschaft Opole in Polen. GeographieDas Angerdorf Kazimierz liegt sechs Kilometer südlich von Oberglogau (Głogówek), 26 Kilometer östlich von Prudnik (Neustadt O.S.) und 50 Kilometer südlich von Opole (Oppeln). Der Ort liegt in der Nizina Śląska (Schlesische Tiefebene) innerhalb der (Leobschützer Lößhügelland). Durch den Ort fließt die Straduna. Ortsteile von Kazimierz sind der Weiler Anachów (Annahof) und das ehemalige Dorf Damasko, dem die Kolonie Langendorf eingegliedert war. Nachbarorte von Kazimierz sind im Westen Góreczno (Bergvorwerk) und Szonów (Schönau), im Nordosten Grötsch (Grodzisko) und im Südosten Ciesznów (Teschenau). GeschichteDas Gebiet des heutigen Kazimierz im südwestlichen Zipfel des Herzogtums Oppeln schenkten die Oppelner Herzöge dem Zisterzienserstift Leubus. Der Ort selbst wurde vermutlich vom Oppelner Herzog Kasimir I. gegründet. Dessen Sohn Mieszko II. erteilte 1238 Kasimir die Genehmigung zur Ansiedlung von Deutschen. Bereits für das Jahr 1223 ist die Propsteikirche in Kasimir urkundlich nachgewiesen, die von den Zisterziensern betreut wurde.[2][3] Der Ort wurde als deutschrechtliche Stadt mit eigenem Schöffenstuhl ausgesetzt. So ist für das Jahr 1393 ein Schöffensiegel nachgewiesen, das den Buchstaben „K“ unter einer Krone und flankiert von zwei gekrönten Häuptern zeigt und damit Bezug nimmt auf den Ortsgründer Herzog Kasimir. Die unbefestigte Stadt wurde 1428 in den Hussitenkriegen zerstört und hatte danach als Dorf ihren Stadtcharakter eingebüßt.[4] Mit der Reformation wurde die örtliche Pfarrkirche kurzzeitig evangelisch, bis die Gegend rekatholisiert wurde. Kasimir gehörte zum Herzogtum Oppeln, das seit 1327 ein Lehen der Krone Böhmen war. Nach dem Tod des letzten Oppelner Herzogs Johann II. im Jahr 1532 fiel das Herzogtum als ein erledigtes Lehen durch Heimfall an Böhmen, dessen Landesherren seit 1526 die Habsburger in ihrer Eigenschaft als Könige von Böhmen waren. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Kasimir 1742 mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Nachfolgend wurde es dem Landkreis Neustadt O.S. eingegliedert. Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster Leubus und mit ihm die Zisterzienser-Propstei Kasimir 1810 aufgelöst. Das Propsteischloss ging an die Familie von Prittwitz über, die dem Ortspfarrer, der bis dahin im Gutsschloss residiert hatte, 1819 ein Pfarrhaus baute und das Patronat über die ehemalige Propsteikirche übernahm.[2] Nach der Neuorganisation der Provinz Schlesien gehörte die Landgemeinde Schönau ab 1816 zum Landkreis Leobschütz im Regierungsbezirk Oppeln. Kasimir bestand damals aus den Dorfteilen Gräflich Kasimir und Propstei Kasimir, die jeweils noch über einen Gutsbezirk verfügten. 1845 bestanden in Gräflich Kasimir 93 Häuser. Propstei Kasimir bestand im Jahr 1845 aus einer katholischen Pfarrkirche, einer katholischen Schule, einem Vorwerk und einem Schloss.[5] 1861 waren alle Einwohner römisch-katholischer Konfession und überwiegend in der Landwirtschaft tätig. Bekannt war der Ort für seine Schafzucht.[2] 1874 wurde der Amtsbezirk Damasko gegründet, zu dem die Landgemeinden Damasko und Kasimir sowie der Gutsbezirk Casimir gehörten. Erster Amtsvorsteher war der Rittergutsbesitzer Bernhard von Prittwitz in Probstei Casimir.[6] Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 stimmten in Kasimir 384 Personen für einen Verbleib bei Deutschland und 3 für Polen. Kasimir verblieb wie der gesamte Stimmkreis Leobschütz beim Deutschen Reich.[7] 1923 wurde das Dorf elektrifiziert. 1933 zählte der Ort 1089 Einwohner, 1939 waren es 1078. Bis 1945 gehörte der Ort zum Landkreis Leobschütz.[8] Am 14. März 1945 erfolgte ein erster Fliegerbombenangriff auf den Ort. Am 17. März erfolgte ein weiterer Fliegerangriff, bei dem zahlreiche Menschen ihr Leben verloren. Am 18. März um zwei Uhr nachts erfolgte der Befehl zur Räumung des Dorfes. Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Kasimir 1945 mit dem größten Teil Schlesiens an Polen. Es wurde in Kazimierz umbenannt und der Woiwodschaft Schlesien eingegliedert. Im Mai und Juni 1945 kehrte ein Teil der vor Kriegsende geflohenen deutschen Bevölkerung zurück nach Kasimir. Am 1. Juni erfolgte die Vertreibung, so dass im Gegensatz zu anderen Orten der Gemeinde Oberglogau in Kasimir nur wenige Angehörige der deutschen Minderheit verblieben sind. Deshalb gelten die zum 1. Dezember 2009 eingeführten zweisprachigen Ortsbezeichnungen in der Gemeinde nicht für Kazimierz.[9] Die neu angesiedelten Bewohner waren Vertriebene aus Ostpolen (Głęboczek, heute Hlybochow bei Borschtschiw), das an die Sowjetunion gefallen war.[10] Ein Großteil der vertriebenen Deutschen kam nach Bockenem in Niedersachsen. 1950 wurde Kazimierz der Woiwodschaft Oppeln eingegliedert. Seit 1999 gehört Kazimierz zum Powiat Prudnicki. Im September 2023 findet das 800-jährige Bestehen des einstigen Zisterzienserortes Kasimir statt.[11] Sehenswürdigkeiten
Vereine
PersönlichkeitenSöhne und Töchter des Ortes
Weitere mit Kasimir verbundene Persönlichkeiten
EinwohnerentwicklungDie Einwohnerzahlen von Kasimir nach dem jeweiligen Gebietsstand (einschließlich des Gutsbezirks):[21]
Literatur
WeblinksCommons: Kazimierz – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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