Verdun ist seit dem 4. Jahrhundert Bischofssitz. Im 10. Jahrhundert brannte die damalige Domkirche ab und verlor dabei den größten Teil ihrer Bücher.[2] Diese frühe Kirche hieß schon Notre-Dame de Verdun, lateinisch Sanctae Mariae in Virduno und hatte bereits eine unterirdische Krypta mit einem Marienaltar.[2] Den Bau der heutigen Kathedrale veranlasste Bischof Haimo um 990. In einer Bauzeit von rund 150 Jahren, unterbrochen von einem Brand im Jahr 1047, entstand eine Basilika im Stil der rheinischen Romanik mit zwei Chören, zwei Querhäusern, zwei Krypten und vier Türmen. Der östliche Chor wurde im 12. Jahrhundert fertiggestellt. Er wird von zwei Portalen flankiert, dem Johannes- und dem Löwenportal, die mit ihren westlichen Gegenstücken die vier Evangelisten symbolisieren. Am 11. November 1147 wurde die Kathedrale von Papst Eugen III.geweiht.
Im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts wurde die flache Holzdecke des 94 Meter langen Langhauses durch Steingewölbe ersetzt sowie die Seitenschiffe mit einem neuen Dach versehen, die Fenster vergrößert und das Innere mit Fresken verziert. Zudem wurde das Bauwerk mit gotischen Seitenkapellen erweitert. Im 16. Jahrhundert wurde der vermutlich frühromanische alte Kreuzgang durch einen Neubau im Flamboyant-Stil ersetzt.
Am 2. April 1755 zerstörten ein Blitzeinschlag und das folgende Großfeuer die Dächer und Türme der Kathedrale. Bei der Wiederherstellung ab 1760 wurden nur zwei der vier Türme wiedererrichtet, nun im Stil des französischen klassizistischenBarock. Im gleichen Stil wurden die beträchtlichen Schäden am Langhaus behoben und die Innenausstattung erneuert. Aus dieser Zeit stammt auch das Altarziborium nach dem Vorbild des Petersdoms in Rom.
Im Ersten Weltkrieg beschädigten zahlreiche Granatentreffer die Kathedrale. Die Restaurierung dauerte von 1920 bis 1935. Dabei wurde die barocke Innenausstattung größtenteils entfernt. Die Krypta, bis dahin zugeschüttet, wurde wieder freigelegt und erhielt moderne Säulenköpfe, die u. a. Kampfszenen aus der Zeit von 1914 bis 1918 darstellen.
1947, 800 Jahre nach ihrer Weihe, verlieh Papst Pius XII. Notre-Dame de Verdun den Titel einer Basilica minor. Die Jahrtausendfeier ihrer Gründung wurde im Jahr 1990 mit großen kirchlichen und kulturellen Veranstaltungen begangen.
Orgel
Die große Orgel wurde 1935 von der Orgelbaufirma Jacquot erbaut und von Marcel Dupre eingeweiht. Sie hat 64 Register auf vier Manualwerken und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektro-pneumatisch.[3]
I Grand Orgue C–c4
Montre
16′
Bourdon
16′
Montre
8′
Bourdon
8′
Flûte Harmonique
8′
Prestant
4′
Fugara
4′
Quinte
22⁄3′
Doublette
2′
Cornet V
Fourniture IV
Basson
16′
Trompette
8′
Clairon
4′
II Positif expressif C–c4
Principal
8′
Bourdon
8′
Grosse Flûte
8′
Diapason
8′
Salicional
8′
Unda Maris
8′
Flûte
4′
Quinte
22⁄3′
Flageolet
2′
Piccolo
1′
Clarinette
16′
Clarinette
8′
Cromorne
8′
Voix Humaine
8′
Trémolo
III Récit expressif C–c4
Quintaton
16′
Cor de Nuit
8′
Flûte traversière
8′
Gambe
8′
Voix Céleste
8′
Flûte
4′
Nazard bouché
22⁄3′
Octavin
2′
Tierce
13⁄5′
Plein-Jeu III
Bombarde
16′
Trompette
8′
Clairon
4′
Basson-Hautbois
8′
Trémolo
IV Bombarde C–c4
Stentor
16′
Stentor
8′
Stentor
4′
Quinte
22⁄3′
Cornet V
Plein-Jeu VI
Bombarde
16′
Trompette
8′
Clairon
4′
Pédale C–g1
Acoustique
32′
Flûte
16′
Bourdon
16′
Quinte
102⁄3′
Flûte
8′
Bourdon
8′
Violon
8′
Quinte
51⁄3′
Flûte
4′
Bombarde
32′
Bombarde
16′
Trompette
8′
Clairon
4′
Koppeln: I/I (Sub- und Superoktavkoppeln), II/I, III/I (auch als Sub- und Superoktavkoppeln), III/II, III/III (Sub- und Superoktavkoppeln), IV/I, IV/II, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P
Glocken
In den Türmen der Kathedrale hängen insgesamt 19 Glocken aus unterschiedlichen Zeiten und von unterschiedlichen Gießern, 16 davon sind Läuteglocken. Damit ist das Geläut von Verdun nach dem des Straßburger Münsters das größte Glockengeläut Frankreichs. Die drei größten Glocken hängen im Nordturm, die anderen sind im südlichen Turm untergebracht.[4]
↑ abBertharius. Excerptum Domni Bertarii Scaerdotis in gestis pontificum S. Virudensis Ecclesiae ad domnum Dadonem Ejusdem sedis antistitem. In: Jacques-Paul Migne. Patrologiae Cursus Completus: Series Latina: Sive, Bibliotheca Universalis, Integra, Uniformis, Commoda, Oeconomica, Omnium SS. Patrum, Doctorum Scriptorumque Ecclesiasticorum Qui Ab Aevo Apostolico Ad Usuque Innocentii III Tempora Floruerunt. Band 132. Migne, 1853. S. 507ff. (online)