Nach Grund- und Realschule wurde Karl Stangenberg als Flakhelfer in den Kriegsdienst verpflichtet, 1945 kam er als 17-Jähriger in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1946 begann er sein Studium an der Folkwangschule für Musik, Tanz und Sprechen in Essen, das er 1950 mit Auszeichnung abschloss. Es folgten Engagements als Orchestermusiker in Recklinghausen und Hannover. Ab 1953 genoss er eine weitere Ausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik in München, die er 1955 mit der Staatlichen Prüfung für Musiklehrer abschloss. Einer seiner bekanntesten Schüler auf der historischen Blockflöte war der japanische Dirigent und Komponist Masaaki Hayakawa.
Seit 1954 widmete Karl Stangenberg sich einige Jahre auch der Malerei. Eine Auswahl seiner Bilder ist im Museum Stangenberg Merck in Seeheim-Jugenheim ausgestellt.
1959 gründete Karl Stangenberg zusammen mit dem Konzert- und Oratoriensänger Friedrich Brückner-Rüggeberg die Capella Monacensis – Münchner Solistenvereinigung zur Pflege alter Musik e. V., der er als Erster Vorsitzender und Geschäftsführer bis 1972 vorstand. Von 1963 bis 1985 unternahm Karl Stangenberg zusammen mit der Capella Monacensis weltweite Tourneen als Blockflötensolist. Er gab Konzerte in Frankreich, Belgien, Italien, Österreich, der Dominikanischen Republik, Venezuela, Brasilien, Paraguay, Uruguay, Argentinien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Mexiko, Indien, Ceylon, Singapur, Hongkong, China, Japan, Korea, Malaysia, auf den Philippinen, in Thailand und im Iran. Eine große Anzahl von Radio-, Film- und Fernsehaufnahmen im In- und Ausland entstanden parallel; zu dieser Zeit wurden etwa 20 Tonträger eingespielt. Seinen letzten öffentlichen Auftritt als Musiker hatte Karl Stangenberg am 25. September 1985 im gotischen Saal des hessischen Landesmuseums in Darmstadt.
1985 erfolgte ein konsequenter Wechsel von der Musik zur Lyrik. Ab 1986 veröffentlichte er eigene Gedichte, seitdem konzentriert er sich ausschließlich auf Lyrik. 1992 erschien der erste Stangenberg-Gedichtband „Gedanken Spiele“.
Stangenbergs Gedichte nehmen heute einen festen Platz im Bereich der deutschen Gegenwartslyrik und der Komischen Lyrik ein. Schauspieler wie Charlotte Asendorf oder Walter Renneisen lesen auf Tonträgern und auf Veranstaltungen Stangenberg-Gedichte.
„Der Lyriker Karl Stangenberg hat den Wortzweifel zu seiner Muse erklärt, die eine Narrenkappe trägt. Er will, dass die Sprache sich von ihren Erstarrungen befreit, und er legt, wo er nur kann, Stolpersteine aus, um die eingebildete Gewissheit des Schwätzers zu erschüttern. So wird er zum Satiriker, der wohl weiß, dass spöttische Kritik üben heißt: Arznei im giftigen Becher zu reichen. Er hat etwas von einem Jongleur, der auf dem dünnen Seil der Grammatik seine Kunststücke vorführt.“„ (…) Er wendet sich der Einfachheit zu, weil er erfahren hat, dass sie das Komplizierteste ist, und er wählt die Kürze, um dem Leser die Gelegenheit zu geben, sich den Rest selbst zu denken. Karl Stangenberg - das zeigen seine Gedichte sehr deutlich - hat seinen Spaß mit der Sprache. Er wagt sich in alle Sackgassen, die uns unsre Welt beschert und stellt fest, dass man doch durchkommt.“[1]
„Liebevoll beschäftigt Stangenberg sich mit dem Sinn des Unsinns; in skurrilen Bildern wird die fragwürdige Zwiespältigkeit des Menschlich-Allzumenschlichen in den banalen Verstrickungen des Alltags, aber auch der mitunter nur sich selbst bestätigende Leerlauf mancher dichterischer Versuche aufs Korn genommen …“[2]
Werkliste
Werke Musik (Auswahl)
1969 bis 1970 Einspielung von 2 Schallplatten bei Quadriga-Ton
1973 Pavillon de Musique (Schallplatte, Quadriga-Ton)
1978 G. Ph. Telemann (MusiCasette, Heritage/USA; Flauto Amabile (Schallplatte, CALIG))
1979 G. Ph. Telemann (MusiCasette, Polyband)
1980 Musik des Barock (MusiCasette, Polyband; Flauto Animato (Schallplatte, CALIG)); Les riches heures de la Flute a bec (Schallplatte, AUVIDIS, Paris)
Aus dem Leben – Stangenberg liest Stangenberg Ausgewählte Gedichte auf CD (Orlandus Verlag, 2011)
Die Welt in vier Zeilen Gedichte von Karl Stangenberg mit Scherenschnitten von Wolfgang Niesner (Orlandus Verlag, 2015)
Einzelnachweise
↑Herbert Heckmann, Schriftsteller und Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, am 5. Juli 1998 in einen Vortrag anlässlich der Buchvorstellung von Stangenbergs Buch Kein Problem-nix Verstehn in Seeheim-Jugenheim
↑Die Neue Ruhrzeitung, Ausgabe vom Dienstag, 6. Mai 2003, Verfasser Roland Dymke