Am 14. Februar 1905 in Graz als Sohn eines Buchhalters geboren, übersiedelte Bauer mit der Familie 1908 nach Kärnten, zuerst nach Obertrixen, später nach Völkermarkt, wo der Vater selbstständig als Holzhändler und Sägewerksbesitzer tätig war. 1912 erfolgte die Übersiedlung nach Klagenfurt. Schulbesuche erfolgten in Völkermarkt und Klagenfurt. Von Klagenfurt aus ging Bauer im Jahre 1925 an die Akademie der bildenden Künste Wien, wo er bis 1929 bei den Professoren Josef Jungwirth, Wilhelm Dachauer, Alois Delug und Rudolf Bacher studierte. Noch während des Studiums legte er 1929 die Lehramtsprüfung für Mittelschulen in Freihandzeichnen, Darstellende Geometrie und Mathematik ab. Von 1930 bis 1934 erfolgte eine Verwendung als Vertragslehrer im Realgymnasium Wien in der Diefenbachgasse. 1932 wurde Bauer auch Mitglied im Kunstverein für Kärnten. Nach dem Abbau im Jahre 1934 war er von 1935 bis 1938 freiberuflich als Maler und Graphiker zuerst in Wien und Klagenfurt und dann als Zeitungsillustrator in München tätig, wo er 1938 auch Leopoldine geb. Koci aus Wien heiratete, mit der er bis zum Tode zusammenlebte und zwei Kinder hat.
Nach dem Anschluss Österreichs beantragte Bauer am 17. Mai 1938 die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 6.261.958).[2][3] Von 1938 bis 1942 übte er wieder ein Lehramt aus, diesmal an der Oberschule in Klosterneuburg. 1941 wurde seine Tochter Rotraud geboren, die nachmalig als Rotraud Bauer[4]Kunsthistorikerin und Spezialistin für Tapisserien am Kunsthistorischen Museum Wien wurde. 1942 wurde Karl Bauer zur Wehrmacht eingezogen. Dem Einsatz in Tunesien 1943 folgte eine dreijährige Kriegsgefangenschaft in den USA (Texas) mit der Möglichkeit, sich künstlerisch zu betätigen. Nach der Entlassung im Jahr 1946 lebte Bauer als freiberuflicher Maler und Graphiker in Klagenfurt, wo 1955 auch sein Sohn Herbert Bauer geboren wurde. Ab der Gründung 1949 war Karl Bauer auch langjähriges Vorstandsmitglied im Landesverband Kärnten der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs. Von 1946 bis zu seinem Tode erfolgten personale Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Klagenfurt, Villach, Wien, St. Pölten, Graz, Ljubljana, Passau, Wiesbaden, Köln, Salzburg sowie Auftragsarbeiten für Kirche und Öffentlichkeit.
Am 21. April 1993 starb Karl Bauer in Klagenfurt, „der Tod nahm ihm den Pinsel aus der Hand“.[5]
Werk
Inspiration für seine Motive waren die Kärntner Landschaft, Menschengruppen und religiöse Themen sowie Porträts. Sein Hauptaugenmerk galt der Komposition der Farben. Seine Einflüsse reichen von den Alten Meistern bis zu den Klassikern der Moderne.
„Das nuancenreiche blaue Farbenspiel, die differenzierte landschaftliche Rhythmik Kärntens sind immer wiederkehrende Themen für ihn. Maßvolle Proportionen dominieren zunächst in Figur und Landschaft, Farbe und Form befinden sich immer in Balance. Später verschieben sich die klassischen Proportionen. Kleinköpfige, breitbeckige Figuren treten in seine Bildwelt. Es entsteht eine neue Expressivität und Verinnerlichung mit stark meditativ-religiösem Charakter. Parallel dazu die Tendenz, einzelne Formpartien reliefartig aus der Farbfläche herauswachsen zu lassen. Die zweite Dimension genügte ihm nicht mehr. Auch sein komplizierter, zeitaufwendiger Bildaufbau dient der haptischen Bildstruktur. Der volle, dunkle Klang in Bauers Bildern verängstigt nicht, hoffnungsvoll ist er, getragen. Staunenswert vital, dicht und vertieft präsentiert sich Karl Bauer in seinem Alterswerk.“[6]
„Die Eigenart und Stärke der Kunst von Karl Bauer war es, Einflüsse und Erinnerungen – aus Wien und München – sowie die Kenntnis aus den aktuellen Kunstentwicklungen durch den eigenen hohen Intellekt mit den Gegebenheiten der landschaftlichen Besonderheiten Kärntens – auch der lebendigen malerischen Tradition des Landes – zu einem Konzentrat aus reiner Malerei und gedanklicher Tiefe verbunden zu haben. Wahrscheinlich ist er der letzte in der langen Reihe, der als ein Großer der Kärntner Malerei des 20. Jahrhunderts genannt werden kann.“[7]
„In seinem Spätwerk ist Karl Bauer getragen von einem radikalen, ethisch begründeten Subjektivismus, unverwechselbar, eine singuläre Erscheinung in der österreichischen Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.“[8]
Rotraud Bauer (Hrsg.): Karl Bauer: 14.2.1905 – 21.4.1993; Gleichklang im Einklang. Katalogbuch zur Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstags. Lorli Ritschl Foundation, Graz 2005, ISBN 3-9502096-6-2.
↑Registrierungsblatt zur Verzeichnung der Nationalsozialisten; Kärntner Landesarchiv, abgelegt unter KLA, Klagenfurt, Stadt, Sch. 712, 1959 Ak, Nr. 14.
↑Grete Misar: Tod nahm ihm den Pinsel aus der Hand. In: Kleine Zeitung, Kärnten. 24. April 1993, S.43.
↑Rotraud Bauer, Gerbert Frodl (Hrsg.): Karl Bauer (1905–1993) – Ein Lyriker der modernen Malerei. Ritter Verlag, Klagenfurt 1995, ISBN 3-85415-145-4, S.117.
↑Rotraud Bauer, Gerbert Frodl (Hrsg.): Karl Bauer (1905–1993) – Ein Lyriker der modernen Malerei. Ritter Verlag, Klagenfurt 1995, ISBN 3-85415-145-4, S.13.
↑Rotraud Bauer, Hannelore Ulrich, Franz Kaindl: Karl Bauer – Gleichklang im Einklang. Franz Kaindl: Karl Bauer – Das Philosophieren mit der Farbe. In: Rotraud Bauer, Hannelore Ulrich, Lorli Ritschl Foundation Graz-Wien-New York (Hrsg.): Katalogbuch zur Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstag von Karl Bauer. Graz 2005, ISBN 3-9502096-6-2, S.23.
↑Rotraud Bauer, Hannelore Ulrich, Franz Kaindl: Karl Bauer - Gleichklang im Einklang. Katalogbuch zur Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstag von Karl Bauer. Graz 2005, ISBN 3-9502096-6-2.