Karl & Faber Kunstauktionen
Karl & Faber Kunstauktionen GmbH ist ein 1923 in München gegründetes Kunstauktionshaus mit einer Spezialisierung auf die bildende Kunst des 15. bis 21. Jahrhunderts. Die Unternehmung ist in die Abteilungen Alte Meister, 19. Jahrhundert, Moderne Kunst sowie Zeitgenössische Kunst gegliedert. Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten ist die Provenienzforschung. Karl & Faber hat seinen Hauptstandort in München. Daneben unterhält das Auktionshaus Niederlassungen in Hamburg, Düsseldorf, Tegernsee, Basel, London, Italien sowie in Österreich und den USA.[1] Am Hauptstandort München führt Karl & Faber sechs regelmäßige Auktionen pro Jahr durch, die sich jeweils einem anderen Schwerpunktthema widmen. Die Auktionen sind öffentlich zugänglich und können live über das Internet verfolgt werden. Die bisher verkauften Loswerte lagen zwischen 500 und 975.000 Euro.[2] Neben dem Auktionsgeschäft veranstaltet Karl & Faber Verkaufsausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst. Des Weiteren finden Vorträge und Podiumsdiskussionen statt. Seit 2008 vergibt die Firma gemeinsam mit der Stiftung der Akademie der Bildenden Künste München im Dreijahresrhythmus den Karl & Faber-Kunstpreis. Seit Frühjahr 2019 führt Karl & Faber Online–Only–Auktionen durch, bei denen Werke renommierter Künstler mit einem Schätzpreis von bis zu 3.000 Euro innerhalb von 14 Tagen online versteigert werden. Im Jahr 2022 versteigerte das Auktionshaus Werke im Wert von rund 23 Millionen Euro.[3] Zum 100-jährigen Firmenjubiläum erschien das Buch Zum Ersten, zum Zweiten, zum 100. KARL & FABER – Kunstauktionen seit 1923 im Hanser Verlag.[4] Geschichte1923 gründeten der Kunsthistoriker Georg Karl und der Germanist Curt von Faber du Faur das Auktionshaus Karl & Faber in München. Der Schwerpunkt des Kunst- und Literatur-Antiquariats lag zunächst auf Buchverkäufen und -versteigerungen. Die erste Auktion fand 1927 statt: Das Spitzenlos „Der abenteuerliche Simplicissimus“ von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen aus der Sammlung Victor Manheimer erzielte ein Ergebnis von 1750 Reichsmark. 1939 stieg Curt von Faber du Faur aus dem operativen Geschäft aus und emigrierte in die USA, wo er zunächst als Gastlehrer an der Harvard University tätig war und schließlich 1944 Research Associate Professor in Yale wurde. Georg Karl führte fortan die Geschäfte allein. In den Folgejahren fanden Auktionen wie etwa die Versteigerung von Büchern aus der Bibliothek des Augsburger Kaufmanns Markus Fugger oder von Werken aus der Sammlung der Fürsten Oettingen-Wallerstein statt. Die 25. und letzte Auktion der Kriegsjahre wurde im Jahr 1944 aus Sicherheitsgründen nach Murnau verlegt. In den Nachkriegsjahren wurde in der 30. Auktion des Hauses zum ersten Mal separat Kunst versteigert. Louis Karl, der damals 19-jährige Sohn von Georg Karl, trat 1961 als Auktionator ein und übernahm das Unternehmen zehn Jahre später als alleiniger Inhaber. Er verlagerte den Schwerpunkt des Hauses von Buchverkäufen und -auktionen hin zu Kunstversteigerungen. Louis Karl zeigte außerdem regelmäßig Ausstellungen und versteigerte Sammlungen wie etwa 1981 die des Verlegers Reinhard Piper. Im Jahr 2003 erwarben Rupert Keim und seine Familie das Unternehmen. Das Angebot an Zeitgenössischer Kunst wurde erweitert und diverse Niederlassungen in Europa und den USA eröffnet. Bedeutende Auktionen der letzten Jahre waren beispielsweise die Auktionen der Sammlung Walter Bareiss 2007 oder die Auktion eines Teils der Sammlung Marvin und Janet Fishman 2010, bei der Objekte deutscher Kunst der 1920er und 1930er Jahre versteigert wurden. 2015 wurde das Fachkomitee Adolf Erbslöh ins Leben gerufen. Es entscheidet über Zu- oder Abschreibungen von Werken und stellt Echtheitsbescheinigungen aus. Seit 2016 widmet sich Karl & Faber neben der Versteigerung und Vermittlung von Kunst auch der Forschung. So brachte das Auktionshaus 2016 Adolf Erbslöh. Werkverzeichnis der Gemälde heraus.[5] Im Jahr 2018 folgte das Werkverzeichnis zu dem Künstler Alexander Kanoldt.[6] Sheila Scott trat 2020 in die Geschäftsführung ein und mit der Sonderauktion „Tendenzen der Abstraktion“ wurde ein bis dahin wenig beachtetes künstlerisches Spektrum gezeigt. AuktionenZeitgenössische Kunst und Kunst nach 1945Im Bereich der Zeitgenössischen Kunst und Kunst nach 1945 werden regelmäßig Werke von Künstlern wie Ernst Wilhelm Nay, Willi Baumeister, Gerhard Hoehme, Emil Schumacher, Fred Thieler oder Joseph Beuys versteigert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Handel mit Grafiken der Pop Art. Moderne KunstSeit den 1950er Jahren finden Auktionen zu Werken der Modernen Kunst statt. Vertreter der Modernen Kunst, deren Arbeiten regelmäßig in den Auktionen zu finden waren, sind unter anderem Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky, Gabriele Münter und Alfred Kubin sowie die sogenannten Brücke-Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Emil Nolde.[7] Neben Gemälden und Arbeiten auf Papier kamen auch Druckgrafiken und Skulpturen zum Aufruf. Ein bekanntes Gemälde, das durch Karl & Faber versteigert wurde, war Heinrich Campendonks „Mädchen mit Katze“.[8] Des Weiteren kamen auch andere Werke wie Bronzearbeiten (Max Beckmanns „Kriechende Frau“) Lithographien (Marc Chagalls „Daphnis und Chloe“) zur Versteigerung.[9] 2022 erzielte Pablo Picassos Gouache „Pierrot et Arlequin à la Terrasse d'un Café“ 600.000 Euro.[10] Kunst des 19. JahrhundertsIn diesem Bereich liegt das Hauptaugenmerk des Hauses auf süddeutschen Künstlern aus der Zeit um 1800, wie Franz und Wilhelm von Kobell, Johann Georg von Dillis und Cantius Dillis. 2007 wurde dem Haus eine Privatsammlung mit über 40 Aquarellen, Zeichnungen und Druckgrafiken Adrian Ludwig Richters sowie die Zeichnungssammlung des US-amerikanischen Sammlers Walter Bareiss, übergeben. Im Herbst 2008 wurde mit der Sammlung des Juristen Johann Nepomuk Seiler eine Sammlung von Zeichnungen und Druckgrafiken, die seit mehr als 120 Jahren nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich gewesen war, eingeliefert. Alte MeisterKupferstiche, Radierungen und Holzschnitte von Künstlern wie Albrecht Dürer, Martin Schongauer, Albrecht Altdorfer und Rembrandt van Rijn[11][12] wurden in den letzten Jahren versteigert. Das Angebot umfasst komplette druckgrafische Folgen, z. B. Dürers „Kleine Holzschnittpassion“ oder das „Marienleben“, wie auch Einzelblätter in Abzügen, etwa die Stiche „Melancolia I“ oder „Hieronymus im Gehäuse“. Ebenso werden Kupferstiche Martin Schongauers versteigert. Seit 2017 erscheint ein separater Auktionskatalog für die Druckgrafik der Alten Meister und des 19. Jahrhunderts. Ein weiterer Schwerpunkt der Abteilung liegt auf den Zeichnungen Alter Meister. In diesem Bereich wurden unter anderem Blätter von Giovanni Battista Tiepolo, Jusepe de Ribera und Claude Lorrain verkauft. In jüngster Zeit konnte durch die Abteilung eine als anonymes Werk eingelieferte Predellentafel als Auftragsarbeit Fillipino Lippis für die Kirche von San Donato bei Florenz identifiziert werden. Sonderauktionen
Verkaufsausstellungen und sonstige VeranstaltungenJedes Jahr veranstaltet Karl & Faber Verkaufsausstellungen moderner und zeitgenössischer Werke. Alle drei Jahre findet zudem die Preisträgerausstellung des Karl & Faber Preises der Stiftung Kunstakademie München in den Auktionsräumen statt.
Neben Sonderauktionen und Verkaufsausstellungen veranstaltet Karl & Faber Sammler-Dinner, Talks und Symposien. Hierbei werden Themen wie das Kulturgutschutzgesetz, die Rolle der Frau in der Kunst, oder die Digitalisierung der Kunst behandelt.
In der 2020 gegründeten digitalen Talk-Reihe „KARL & FABER im Austausch“ unterhält sich die Geschäftsführung, Rupert Keim oder Sheila Scott, mit Experten aus der Kunstszene. Zu Gast waren bereits Lisa Zeitz (Chefredakteurin, Weltkunst), Thomas Girst (Cultural Engagement, BMW), Matthias Mühling (Museumsdirektor, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München), Mon Müllerschön (Kunstberaterin und -kolumnistin), Sophie Neuendorf (Vice President artnet), Sonja Lechner (Art Consulting) und Johann König (Galerist, König Galerie). WeblinksBelege
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