Kallstadt liegt im westlichen Odenwald in der Nähe der Bergstraße im Tal des Kallstädter Bachs, einem linken östlichen Seitental der Weschnitz. Bei dem Ort handelt es sich um einen Weiler, der im Wesentlichen aus einigen verstreut liegenden landwirtschaftlichen Gehöften besteht, von denen sich einige südlich des Bachs in einer Höhe den Hang entlangziehen. Das Tal beginnt oberhalb des östlichen Nachbarorts Löhrbach, in der Nähe von Ober-Abtsteinach, und endet nach der Passage eines steil abfallenden engen und waldreichen Taleinschnitts zwei Kilometer westlich von Kallstadt im Zentrum der Kerngemeinde Birkenau. Der südlich von Kallstadt liegende 389 Meter hohe Berg ist weitgehend waldfrei und landwirtschaftlich genutzt. Hinter diesem Berg ist der Ortsteil Buchklingen benachbart.
Geschichte
Ortsgeschichte
In Kallstadt steht eines der ältesten Häuser der Gemeinde Birkenau, ein Bauernhaus aus dem Jahre 1580. Die Ortschaft Kallstadt war keine eigene Gemeinde, sondern wurde von der Bürgermeisterei in Birkenau mitverwaltet.[3]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Birkenau:
„Kallstadt (L. Bez. Lindenfels) Filialdorf, liegt 31⁄2 St. von Lindenfels und gehört dem Freiherrn von Wambold. Die Bevölkerung ist unter der von Birkenau enthalten. – Vom Kloster Lorsch kam Kallstadt an Mainz. Die Familie Schwendt war damit belehnt und endlich kam es als ein Lehen an die Wambolde. Der Ort gehörte zum vormaligen Ritterkanton Odenwald, und 1806 kam die von Baden anerkannte Souveränität an Hessen.“[4]
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Im Zuge der Gebietsreform in Hessenschloss sich die Ortschaft Kallstadt am 1. Juli 1970 freiwillig der Gemeinde Birkenau an.[5] Da für Kallstadt wie für die Kerngemeinde ein Ortsbezirk nicht eingerichtet wurde, hatte der Ort nur noch katastermäßig als Gemarkung eine gewisse Eigenständigkeit. Nach einer Änderung der Hauptsatzung wurde ein Ortsbezirk Birkenau Kerngemeinde und Kallstadt eingerichtet.[6] Nach den Kommunalwahlen 2011 wurde für diesen Ortsbezirk erstmals ein Ortsbeirat mit Ortsvorsteher gebildet.[7]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Kallstadt angehört(e):[1][8][9]
ab 1970: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Bergstraße, Gemeinde Birkenau[Anm. 8]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Kallstadt 39 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 9 Einwohner unter 18 Jahren, 18 waren zwischen 18 und 49, 6 zwischen 50 und 64 und 9 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 15 Haushalten. Davon waren 3 Singlehaushalte, 3 Paare ohne Kinder und 6 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 3 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 9 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2]
Nach der Hauptsatzung der Gemeinde Birkenau besteht der Ortsbeirat für den OrtsbezirkKerngemeinde Birkenau und Kallstadt aus neun Mitgliedern. Die Sitzverteilung nach dem Ergebnis der Kommunalwahl vom 14. März 2021 ist aus dem nebenstehenden Diagramm ersichtlich.[12]
Für den Straßenverkehr ist Kallstadt durch die Landesstraße L 3408 erschlossen, die der Länge nach durch das Tal führt und Birkenau mit Abtsteinach verbindet.
↑Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
↑Eingliederungen der Gemeinde Kallstadt in die Gemeinde Birkenau, Landkreis Bergstraße vom 19. Juni 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr.27, S.1365, Punkt 1323 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0MB]).
↑Hauptsatzung. (PDF; KK kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Birkebau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. April 2016; abgerufen im Februar 2019.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).