KC compact
Der KC compact ist ein Computer des Kombinats VEB Mikroelektronik „Wilhelm Pieck“ Mühlhausen aus der DDR. Er basiert auf der Systemarchitektur des Heimcomputers Amstrad/Schneider CPC, wobei unter anderem der Z80-Mikroprozessor durch den DDR-eigenen Nachbau U880 ersetzt wurde. Weil der Rechner erst kurz vor Ende der DDR die Serienreife erlangte, sind nur wenige Geräte produziert und verkauft worden. Computernachbauten im OstblockIn Zeiten des Kalten Krieges und der damit einhergehenden Handelsbeschränkungen war es im Ostblock durchaus üblich, Mikroelektronik und auch ganze Rechner im Westen zu besorgen und mittels des Verfahrens des Reverse Engineering zu analysieren. Anschließend wurden die Geräte mit den im Osten vorhandenen Mitteln nachgebaut. Bedarfslücken entsprechend der Planvorgaben konnten so relativ einfach geschlossen werden, außerdem bildete man Spezialisten heran. Ein bekanntes Beispiel sind die zahlreichen Spektrum-Klone des Ostblocks, aber auch IBM-kompatible Großrechner, vor allem das Einheitliche System Elektronischer Rechentechnik, sind jenseits des „eisernen Vorhangs“ erschienen. Im beiliegenden Servicehandbuch wurden Bauteile aus dem Ausland stets als solche gekennzeichnet, z. B. AY-3-8912 (Import NSW), SM 607 (Import Bulgarien) usw.[1] HardwareDer Computer besteht aus einem Grundgerät mit externem Netzteil. Es wurde das gleiche Gehäuse wie beim Robotron BIC A 5105 benutzt, die Elektronik ist aber nicht austauschbar. Folgende Anschlüsse sind am KC vorhanden:
Wegen der zusätzlich eingebauten Spannungsversorgung für externe Geräte ist beim Anschluss von CPC-Originalteilen Vorsicht angebracht. Im Rechner arbeitet eine UA880-CPU, die auf dem U880 basiert. Von den 64 KB RAM dienen standardmäßig 16 KB als Bildwiederholspeicher. Damit lassen sich bei 640×200 Punkten 2, bei 320×200 Punkten 4 und bei 160×200 Punkten 16 aus 27 Farben darstellen. Die Bildschirmansteuerung wird wie beim CPC über einen unkonventionell angeschlossenen Motorola 6845 realisiert; daher sind Größe und Lage des Bildes und Bildwiederholspeichers sehr weitgehend programmierbar. Der Sound (AY-3-8912 Soundchip) konnte Anfang der 90er Jahre noch als gut eingestuft werden und ging deutlich über die Piepsgeräusche der KC-85-Serie hinaus. Es sind sowohl Hüllkurven als auch Rauschen erzeugbar. Der CIO-Schaltkreis U82536/U8036 (bzw. Zilog Z8536) erfüllt die Funktionen von PIO und CTC. Einige Spezialschaltkreise des westlichen Vorbildes wurden durch Logikgatter ersetzt, eine in der DDR gängige Methode. Als Zusatzgerät wurde auch ein Diskettenlaufwerk entwickelt. Damit ist der KC compact prinzipiell CP/M-tauglich. Der Einführungspreis war 2300 Mark, der schnell auf 990 Mark reduziert wurde. Die Stückzahl kann momentan mit mindestens 2440 beziffert werden. SoftwareNach dem Einschalten wird der BASIC-Interpreter gestartet, und man kann sofort anfangen, Programme zu schreiben. Das BASIC 1.1 ist sehr komfortabel (da einfach jenes Locomotive BASIC 1.1 des CPC kopiert wurde). Wegen der Softwarekompatibilität zu den westlichen CPCs kann man auf ein großes Angebot an Spielen und Anwendungen zurückgreifen. Vom Hersteller kamen einige Spiele sowie Anwendungen wie Textverarbeitung, Grafikprogramme und Pascal als Programmiersprache. Der KC compact und seine TechnikMit 64 KB RAM und BASIC 1.1 ist er ein Nachbau des englischen Amstrad CPC 464, der in der BRD als CPC-464 angeboten wurde. Jedoch fehlt beim KC compact das interne Kassettenlaufwerk des CPC 464. Beim KC compact musste dazu ein Kassettenrekorder als Speichermedium extern angeschlossen werden. Als festes Betriebssystem bekam der KC compact eine Kopie des 'Locomotive BASIC 1.1' vom CPC 464. Statt des zusätzlich per externes Diskettenlaufwerk nur von startbaren Disketten verfügbare Betriebssystem CP/M 2.2 des CPC 464 wurde beim KC compact ein eingedeutschter CP/M-2.2-Clone namens MicroDOS verwendet, das zuvor bereits auf verschiedenen DDR-Rechnern im Einsatz war. Die neueren CPC 6128 Rechner stattete Amstrad mit CP/M 3.0 (von Amstrad vermarktet als 'CP/M Plus') und 128 KB Speicher aus. Diese CP/M Version, welche nun mittels Bank Switching auch mehr als 64 kB Speicher unterstützte, wurde nicht mehr eingedeutscht. Eigens entwickelte Software konnte ebenfalls von VEB Mikroelektronik „Wilhelm Pieck“ bezogen werden. Äußerlich im eckig-flachen, hellen Gehäuse ohne Laufwerk, übernommen vom Bildungscomputer A 5105 und dem Tandy TRS-80, der schon für andere DDR Computer Pate stand ähnlicher als von den CPCs, steckte unter der Tastatur ein Nachbau der bekannten Rechnertechnik des CPC 464 mit anderen Mitteln. Verwendet wurde u. a.:
Extern ist festzustellen:
Der Nachbau ist derart gelungen, dass die Kompatibilität des doch etwas anderen Rechners sogar innerhalb der Baureihe der CPC-Rechner einzuschätzen ist. Die Hardwareschnittstellen sind allerdings nur teilweise identisch, auch einzelne Aufrufe unterscheiden sich, es war ja eine andere Peripherie angeschlossen. Ob die mit der veränderten Chipset-Hardware eventuell möglichen I/O-Leistungssteigerungen je ausgenutzt wurden, ist fraglich. Bei zwei mittels Kabel verbundenen Rechnern bestand, einzigartig innerhalb der CPC-Serie, die Möglichkeit, den Speicherinhalt auf den jeweils anderen Rechner zu klonen. Dies dürfte schwerpunktmäßig für die Programmentwicklung und die dabei notwendigen Testläufe gedacht gewesen sein. Unbestätigt ist die Produktionszeit zwischen 7. Oktober 1989 (DDR-Jubiläum) und 1990 (Wiedervereinigung). Über die Verbreitung, Stückzahlen bzw. Verwendung des Rechners innerhalb der DDR ist nicht viel bekannt. Das externe Diskettenlaufwerk, ebenfalls ein Clon des externen Diskettenlaufwerks des CPC hergestellt vom VEB Mikroelektronik „Wilhelm Pieck“, war noch mind. bis zum 5. Juli 1990 für 300,00 DM erhältlich.[2] Aufgrund der kurzen Produktionszeit und damit verbundenen geringen Stückzahlen haben funktionsfähige KC compact einen hohen Sammlerwert, der den seiner westlichen Brüder erheblich übersteigt. Siehe auchWeblinksCommons: KC Compact – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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