Julius TinzmannHeinz Julius Tinzmann (* 4. April 1907 in Rixdorf, heute Berlin-Neukölln; † 20. April 1982 in Berlin-Spandau) war ein deutscher Schriftsteller, Hörspielautor und Maler sowie im Vorkriegs-Deutschland Kameramann. LebenJulius Tinzmann, Sohn des Malers Max Tinzmann, wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Jugendbewegung und Arbeiterbildungsverein verschafften ihm das Erleben progressiver Kunst und den Kontakt zu einigen der Künstler. So lernte er László Moholy-Nagy kennen, der ihn nach seiner Berufung ans Bauhaus Weimar, 1923, dorthin zum Studium einlud.[1] In dem einen Bauhaus-Jahr von 1923 bis 1924[2] waren seine Lehrer im künstlerischen Vorkurs Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer und Lyonel Feininger[1] und vor allem Paul Klee.[3][4] Von 1925 bis 1928[2] lebte er in Berlin, wo er das Handwerk der Lichtbildnerei als Volontär bei der Kulturfilmproduktion erlernte.[1] Nebenbei betätigte er sich als freier Maler in konstruktivistischer Richtung und stellte verschiedentlich aus.[1] Allerdings sind nur wenige Bilder aus dieser Zeit erhalten.[5] Weil er damit seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten konnte, verrichtete er Gelegenheitsarbeiten und -aufträge.[1] Beispielsweise ging er den Bühnenregisseuren Erwin Piscator und Leopold Jessner zur Hand.[4] 1928 schrieb er sich an der Kunst- und Gewerbeschule Burg Giebichstein in Halle (Saale) ein.[2] Als Meisterschüler[2][6] studierte er bei Charles Crodel und Erwin Hahs.[7] Mit seinem Atelierpartner[1] Fritz Winter entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft.[5] Eine Vielzahl von Tinzmanns expressionistischen Arbeiten hatte die Stadt Halle zum Gegenstand;[6] sie wurden in Halle und Berlin ausgestellt.[2] 1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ nachweislich aus dem Städtischen Museum für Kunst und Kunstgewerbe der Stadt Halle (Saale) die beiden 1932 entstandenen Öl-Gemälde „Marktkirche und Roter Turm“ (1932) und „Roter Turm“ (1932) beschlagnahmt. Letzteres wurde danach vernichtet.[8] Unter den neuen politischen Vorzeichen 1933 verließ er Halle[1] und gab das Malen auf.[2] Zurückgekehrt nach Berlin,[1] übte er von 1933 bis 1940[2] den Beruf eines Kameraassistenten bei Wochenschau, Werbung und Filmindustrie aus.[1] In dieser Zeit schrieb er Tagebuch und notierte auch Gedichtentwürfe.[1] Von 1940 bis 1945 diente er als Unteroffizier in der Wehrmacht.[2] In Italien geriet er nach Einstellung der Kampfhandlungen in Kriegsgefangenschaft und wurde ins Lager Rimini-Miramare („Deutsches Hauptquartier“) verbracht. Dort leitete er eine deutsche Theatergruppe, die vor Gefangenen in Ober- und Mittelitalien auftreten durfte, wobei ein erstes Bühnenstück entstand.[1] Im Juni 1946 wurde er entlassen und nach einigen in Göttingen und Umgebung zugebrachten Tagen konnte er nach Berlin heimkehren. Von 1946 bis 1973 war er als freier Schriftsteller tätig.[2] Ein halbes Dutzend Romane fanden keinen Verleger, lediglich eine Reihe seiner Hörspiele und Fernsehdrehbücher wurden angenommen, wobei viele der von den Westberliner Sendern SFB und RIAS produzierten Hörspiele mehrfach gesendet wurden.[1] Mit der Romantrilogie Das Klavier, einem sich über 50 Jahre erstreckenden Familienepos, hatte er 1968 einen Achtungserfolg, der auch als Hörspiel und als Fernseh-Zweiteiler (Regie Fritz Umgelter, zu Weihnachten 1972 ausgestrahlt) sein Publikum erreichte.[1] Nach einer Griechenlandreise 1973 widmete er sich wieder der Malerei.[1] Er malte zumeist Natur- und Industrielandschaften mit Deckfarben (Gouache oder Acrylfarbe) auf Karton.[1][9] Am 20. April 1982 starb Julius Tinzmann in Berlin.[2] WerkeBücher
Hörspiele
Fernsehspiele
Ausstellungen(Frühe Ausstellungen sind nicht dokumentiert.)
RezeptionDie Farbgebungen sind das Markante in Tinzmanns Bildern. Der Kunsthistoriker Hans Wille beschrieb dies 1984 in seinem Katalogtext als „farbige Durchdringung und Erhellung“ der dargestellten Dinge und Landschaften, die so eine „unerhörte Leuchtkraft“ erhielten.[5] Seine Kollegin Dorit Litt hob 2003 in ihrer Rede zur Vernissage in Halle (Saale) ebenfalls den „deutlich expressiven“ Farbauftrag hervor. „Die häufig zerfasernden Ränder geben seinen Stadt- und Landschaftsansichten etwas Irreales“, fügte sie hinzu.[10] Tinzmanns frühes Hörspiel Die Vögel wurde als „pseudoromantisch“ und daher nicht überzeugend empfunden.[11] Ein knappes Jahr später erntete er Anerkennung für seine innovative Ausführung von Im Schatten der Arena.[12] Als „unkonventionelle“[13] beziehungsweise „neue Form“[14][15], die „neue Wirkungsmöglichkeiten des Bildschirms“ erprobe,[16] wurde auch sein Fernsehspiel Ein schöner Tag eingestuft. Es sei ein „Experiment“[14][16][17][18], je nach Rezensent „spröde-poetisch“[14], „humorvoll-poetisch“[16], „kabarettistisch-poetisch“[13], „burlesk“[15] oder „hintergründig“[19]. Dabei fiel als Vergleich immer wieder der Name Ionesco.[15][16][19][20] Dagegen erhielt Hinter der Tür schlechte Kritiken: Das Gebotene sei „dürftig“ und „klischiert“, hieß es im Tagesspiegel.[21] Der General-Anzeiger aus Wuppertal schrieb von einer konventionellen Erzählweise und enttäuschender Auflösung.[22] Dem Rezensenten der Stuttgarter Zeitung erschien der Stil „penetrant“ und die Botschaft moralinsauer.[23] Der „misslungene Schluss“ wurde auch im Tag, West-Berliner-Ausgabe, bemängelt.[24] Der Fernsehkritiker der Stuttgarter Nachrichten fasste das Stück als „mittelmäßige Fleißarbeit“ zusammen.[25] Bezüglich seines Romanwerks wurde Tinzmann im Spiegel als ein „Erzähler von solidem Mittelmaß“ bezeichnet.[26] Einzelnachweise
Literatur
Weblinks
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