Joseph Franz Bittner war Sohn des Orgelbauers Joseph Bittner. Er durchlief eine Ausbildung im elterlichen Betrieb und besuchte die Gewerbeschule in Augsburg. Anschließend ging er auf die Wanderschaft und war „in verschiedenen angesehenen Orgelbauanstalten tätig“. Nach Erfüllung der Pflichtwehrzeit arbeitete er kurz bei seinem Vater und übernahm 1880 die Firma des Augustin Ferdinand Bittner jun. in Nürnberg. Er konnte sie durch Ankauf eines neuen Grundstückes an der Deutschherrnstraße erweitern. Zeitweise unterstützte ihn auch sein Vater bei seiner Arbeit. Aus Konkurrenzdruck gab er 1897 die Nürnberger Firma auf, die bis zu diesem Zeitpunkt bereits eine 70-jährige Tradition aufwies, übernahm die Werkstatt des Vaters und verlegte 1897 den Betrieb nach Eichstätt. 1900 errichtete er in der Antonigasse E 166 (heute Hausnummer 59) ein neues Werkstattgebäude mit Wohnhaus.[1] Am 7. Juni 1907 erhielt er den Titel Hoforgelbauer.[2] Sein jüngerer Bruder Karl wurde ebenfalls Orgelbauer, desgleichen seine Söhne Wilhelm August und Max Rupert. Wilhelm August, der bereits seit 1908 in der Firma tätig war, übernahm den Betrieb nach dem Tod von Joseph Franz Bittner.[3]
Werke
Am Anfang seiner Tätigkeit baute er Orgeln mit mechanischer Traktur. Wie die meisten seiner Orgelbauerkollegen begann er, Orgeln mit pneumatischen Trakturen zu bauen. Seine spezifische Entwicklung ist die „Schüssellade“: Das ist eine Registerkanzellenlade, die der üblichen Membran- oder Taschenlade mit liegenden Taschen nachempfunden ist. Anstatt eines rechteckigen hohlen Holzkörpers, auf dessen oberen Rand die Membran aus feinstem Nappaleder aufgeleimt ist, findet man bei seiner Konstruktion ein rundes halbkugelförmiges, innen hohles Holzstück, ähnlich einer Schüssel vor[4]. All diese Membranenkonstruktionen, besonders die Bauart mit der Variante der liegenden Taschen, hatten sich nicht besonders bewährt. Im Falle einer Störung (Heuler), die durch eine Verschmutzung oder Alterung des Leders verursacht wird, müssen die Pfeifen abgeräumt werden, um an die Ventile zu kommen. Versuche, diesen Ladentyp „servicefreundlicher“ umzubauen verursachten (zum Beispiel in Beilngries) schwere statische Schäden an der Ladenkonstruktion[5].
↑Hermann Fischer und Theodor Wohnhaas: Der Nürnberger Orgelbau im 19. Jahrhundert. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 59, 1972, S. 233. online, abgerufen am 20. Juli 2016