Joseph Bergöntzle war Sohn des Kunstschreiners und Orgelbauers Martin Bergäntzel (1722–1803). Dieser fertigte für den bekannten Orgelbauer Ludwig Dubois aus Pruntrut hochwertige Orgelgehäuse und eignete sich dort Kenntnisse im Orgelbau an. Nach Dubois’ Tod übernahm er die Werkstatt, verlegte diese nach Ammerschwihr und machte sich als Orgelbauer selbstständig.
Gemeinsam mit seinem Vater, der ihn an seine Seite gerufen hatte und für den er als 22-jähriger das Priesterseminar aufgab, baute Joseph Bergöntzle ca. 20 Instrumente. Bis zum Tod seines Vaters im Jahr 1803 ist deshalb in der Literatur bzw. als Erbauer oft von Martin avec Joseph (vor allem im Elsass) oder Martin und Joseph Bergöntzle die Rede.[2]
Die französische Revolution sowie finanzielle Probleme seiner Kundschaft zwangen ihn zur Flucht ins Ausland. Also ging er erst nach Einsiedeln und von dort aus mit den besten Empfehlungen nach Vorarlberg. Dort arbeitete er von 1799 bis 1816 an verschiedenen Instrumenten, zunächst an der Orgel in der Pfarrkirche Schlins (1804), bevor er weitere Werke in Au im Bregenzerwald, Thüringerberg und Thüringen (1805), und schließlich in Tschagguns (1815–1816) schuf, umbaute und erweiterte. Bergöntzle baute ausschließlich Schleifladen mit mechanischer Traktur.
Mit seinem Sohn Bernhard sowie seinen Mitarbeitern Valentin Rinckenbach und Mathias Bihler als Opus maximum et ultimum erbaut,[7] viele Register sind vollständig erhalten. 1994 restauriert durch Georges Lhôte und Ferdinand Stemmer.
Mehreren Quellen zufolge sind auch Arbeiten an einer Orgel in Thüringerberg nachweisbar. Vermutlich handelt es sich dabei um eine Orgel, die 1773 erbaut wurde und 1805 aus der Pfarrkirche Thüringen abgebaut und in die Pfarrkirche Thüringerberg überbracht wurde. Anschließend baute Bergöntzle ein neues Werk in Thüringen ein.
1814 baute er auch eine Orgel für die Pfarrkirche Nenzing, die jedoch nicht erhalten ist.
Literatur
Alois Forer: Orgeln in Österreich. Wien 1973, S. 194.
H. Nadler: Orgelbau in Vorarlberg und Liechtenstein. 1–4 (1985); Eberstaller 1955.
Franz Howorka: Die Orgelbauer J. Gabler und J. Bergöntzle in Vorarlberg. In: Österreichische Musikzeitschrift, Vol. 25, No. 8, 1970, S. 473–477.
Josef Behmann: Josef Bergöntzle und die Orgel in Bludesch. In: Zeitschrift für Instrumentenbau, Leipzig 1932, S. 241 (digitale-sammlungen.de); enthält teilweise falsche Informationen!
↑Montafoner Museen, Josef Bergöntzle Orgel-Matinee anlässlich Bergöntzles 200. Todestag. Mit Informationen über den Bau der Tschaggunser Orgel. Abgerufen am 2. Februar 2022