John EhrlichmanJohn Ehrlichman (20. März 1925 in Tacoma, Washington; † 14. Februar 1999 in Atlanta, Georgia) war ein US-amerikanischer Anwalt, Politiker und Autor. Er war vom 4. November 1969 bis zum 30. April 1973 US-Präsident Richard Nixons Chefberater für innere Angelegenheiten. Er gehörte mit Bob Haldeman zu Nixons engstem Zirkel und war eine der Schlüsselfiguren in der Watergate-Affäre. ; *LebenEhrlichman wurde als einziges Kind von Lillian Catherine (geb. Danielson) und Rudolph Irwin Ehrlichman in Tacoma, US-Bundesstaat Washington, geboren. In seiner Jugend war er sehr engagierter und dekorierter Pfadfinder und aktiver Angler. Er heiratete dreimal in seinem Leben und war Vater von insgesamt 6 Kindern aus seinen ersten zwei Ehen. Im Zweiten Weltkrieg wurde John Ehrlichman für seinen Dienst als B-24-Navigator der 8. US-Luftflotte für 26 Einsätze über Deutschland mit dem Distinguished Flying Cross ausgezeichnet. Sein Vater diente für die kanadische Luftwaffe gleichfalls im Kriegsdienst und kam dabei im Mai 1942 bei einem Absturz in Torbay Neufundland ums Leben. Im Anschluss an seinen Kriegsdienst studierte er mit einem Soldaten-Stipendium bis 1948 Politik-Wissenschaften an der Universität von Kalifornien und erreichte dort einen B.A.-Abschluss. Im Jahre 1951 graduierte er dann an der Stanford Law School in Jura und wurde anschließend von 1951 bis 1968 Partner in einer Anwaltskanzlei in Seattle.[1][2][3][4] Politische KarriereSein Eintritt in die Politik erfolgte im Jahr 1960, als er in Nixons Wahlkampfkomitee in dessen ersten Präsidentschaftswahlkampf gegen John F. Kennedy arbeitete. Gleichfalls war er in Nixons erfolgloser Wahlkampfkampagne zur Wahl des kalifornischen Gouverneurs 1962 tätig.[3] Bei Nixons Wahlsieg 1968 war er maßgeblich in dessen Kampagne tätig und er wurde anschließend am 20. Januar 1969 zum Rechtsberater des Weißen Hauses berufen. Am 4. November des gleichen Jahres avancierte er zum Chef-Berater für Innere Angelegenheiten des Präsidenten und stieß so in Nixons engsten Zirkel vor. Zusammen mit Stabschef Bob Haldeman, den er vom College her kannte, schirmte er den Präsidenten weitgehend von der Außenwelt ab. Wegen dieser Abschirmung und ihrer deutsch klingenden Familiennamen wurden die beiden später auch als "Berliner Mauer" tituliert. Außerhalb des Weißen Hauses waren Ehrlichman und Haldeman dagegen ziemlich isoliert. Nach der Veröffentlichung der geheimen Pentagon-Papiere (über den Vietnamkrieg) durch Daniel Ellsberg installierten Haldeman und Ehrlichman 1971 die illegale Gruppe der „Klempner“ zum Abdichten von Presse-Lecks. Die erste Tätigkeit der „Klempner“ war denn auch der Einbruch in die Praxis von Ellsbergs Psychiater, um Ellsberg zu schädigen. Bei dem Einbruch fand man allerdings nichts Verwertbares, nur den Namen Ellsberg in einem Notizbuch. Die Rolle Ehrlichmans während seiner Zeit im Weißen Haus beschränkte sich im Wesentlichen auf das Aufspüren von Nixons Feinden und deren Ausschaltung. Er wurde deswegen auch als „Feuerwehrmann des Weißen Hauses“ bezeichnet.[3] Watergate-SkandalDie vertraulichen Gespräche zwischen Nixon, Haldeman und Ehrlichman im Oval Office wurden durch ein Tonbandsystem des Weißen Hauses aufgezeichnet und sie belegen, dass Ehrlichman und Haldeman die Schlüsselfiguren im Watergate-Skandal waren. Eines der aufgezeichneten Gespräche zwischen Nixon und Ehrlichman vom 1. November 1972 belegt beispielsweise den Tatbestand der Verschwörung. Beide diskutierten dabei Maßnahmen gegen die Washington Post, die den Skandal aufdeckte:
Bei einem sehr emotionalen Treffen in Camp David am 30. April 1973 zwischen Nixon, Haldeman und Ehrlichman überredete Nixon seine beiden Berater in sehr persönlichen Einzelgesprächen zum Rücktritt wegen Watergate. Nixon sagte später in einem Interview mit dem britischen Fernsehjournalisten David Frost: „Ich sagte ihm, dass ich gestern Abend vor dem Schlafengehen betete, sogar bettelte, ich würde nicht mehr aufwachen.“ Nixon erwähnte diesen Satz auch in seinen Memoiren. Vermutlich war Ehrlichman, nicht zuletzt durch seine ständige Nähe zum Präsidenten, dessen Freund (zumindest nach Nixons Einschätzung). VerurteilungEhrlichman hatte hinsichtlich seiner Rolle im Watergate-Skandal niemals ein Unrechtsbewusstsein (was bereits bei seiner Anhörung vor dem Untersuchungsausschuss zu beobachten war) und plädierte während seines Prozesses dementsprechend auf „nicht schuldig.“ 1975 wurde er wegen Verschwörung, Behinderung der Justiz und Meineides zu 2½ bis 8 Jahren Gefängnis und für den Einbruch bei Ellsbergs Psychiater im Jahr 1971 zusätzlich zu 20 Monaten bis 5 Jahren verurteilt. Sein Haftantritt erfolgte am 28. Oktober 1976 im Bundesgefängnis in Safford, Arizona, wo er insgesamt 18 Monate in Haft verbüßte, bevor er im April 1978 entlassen wurde. Aufgrund seiner Verurteilung wegen einer Straftat durfte er nach seiner Entlassung nicht mehr als Anwalt tätig werden.[1][3][4] „War On Drugs“Der Journalist Dan Baum veröffentlichte in der Zeitschrift „Harpers“ im Jahr 2016 Aufzeichnungen seiner Recherchen aus dem Jahre 1994. Er befragte damals Ehrlichman im Rahmen seines Buchprojektes über die Politik der Drogenprohibition. Ehrlichman habe seine Fragen abgeschnitten und ihm die Motive für Nixons War on Drugs geschildert:[5][6]
Drei Mitarbeiter aus der Nixon-Regierung Jeffrey Donfeld,[7] Jerome H. Jaffe und Robert DuPont antworteten auf dieses Statement und sandten einen Brief an die The Huffington Post. In diesem widersprachen sie der Darstellung. Sollte Ehrlichman diese Aussagen wirklich gemacht haben, seien sie nur Beispiel für seinen scharfen Sarkasmus. Daraufhin veröffentlichte die Huffington Post Abdrucke von Zitaten Nixons, die eher Ehrlichmans Version unterstützen, wie zum Beispiel abfällige Bemerkung über Afroamerikaner. Nixon nannte sie "the 'little Negro bastards' on welfare [who] 'live like a bunch of dogs'" (diese kleinen Neger-Bastarde, die von Sozialhilfe wie eine Meute Hunde leben).[8] Späte JahreNach seiner Entlassung aus dem Gefängnis zog er nach Santa Fe und nahm verschiedene Tätigkeiten als Kommentator und freier Schriftsteller wahr. Als Ehrlichman 1981 interviewt wurde, bezeichnete er Nixon als eine „sehr mitleiderregende Persönlichkeit in der amerikanischen Geschichte.“ 1982 erschien sein Buch „Witness To Power“. Ehrlichman – inzwischen völlig desillusioniert – ließ Nixon in seinem Buch in einem besonders negativen Licht erscheinen. John Ehrlichman starb 1999 in Atlanta infolge einer Diabeteskomplikation nach einer Dialysebehandlung. Bis zu seinem Tod glaubte er, dass Henry Kissinger "Deep Throat" gewesen sei und nicht Mark Felt. Werke
MedienIn dem Film Nixon von Oliver Stone wurde Ehrlichman von J. T. Walsh dargestellt. WeblinksCommons: John Ehrlichman – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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