Johannes MensingaJohannes Aletta Marinus Mensinga (* 15. August 1809 in Utrecht, Niederlande; † 6. August 1898 in Flensburg) war niederländischer Prediger, Schriftsteller und Architekt der Remonstrantenkirche Friedrichstadt. Herkunft und AusbildungMensinga kam als Sohn des Kaufmanns Eento Lesterhuis Mensinga und seiner 2. Frau Johanna Aletta Suidhof zu Welt. Er studierte 1826 in Utrecht Theologie und wurde 1834 Pastor der niederländisch-reformierten Kirche in Sijpekarspel, einer kleinen Gemeinde in West-Friesland. Dort heiratete er im selben Jahr Pieternella Jacoba Barbas (1810–1895). Ein Jahr später übernahm er die Stelle als Prediger, die er bis 1850 ausübte. In dieser Zeit verfasste er zahlreiche Schriften und Abhandlungen. Besondere Aufmerksamkeit fand sein dreiteiliges Werk „Die Verehrung der Maria, der Mutter unseres Herrn“ (Haarlem 1846/47), welches insbesondere durch eine bis dahin einmalige kunsthistorische Analyse auffiel. Kunst und Religion zog sich auch durch zahlreiche weitere Werke Mensingas. Die berühmte niederländische Schriftstellerin Anna Louisa Geertruida Bosboom-Toussaint (1812–1886) gehörte zu seinen größten Bewunderern, teilte seine kulturhistorische Leidenschaft und ließ sich – als häufiger Gast in seinem Pfarrhaus – von den gemeinsamen Gesprächen inspirieren. Erbauer der neuen Remonstrantenkirche in Friedrichstadt1850 folgte er einem Ruf der Remonstranten-Gemeinde ins schleswig-holsteinische Friedrichstadt – ohne selber bis dahin der Remonstrantischen Bruderschaft anzugehören. Diese Stelle galt als besondere Auszeichnung, denn Friedrichstadt war die erste Gemeinde dieser protestantischen Religionsgemeinschaft mit einer eigenen Kirche. Schon 1621 hatte der damalige König von Dänemark und Herzog von Schleswig-Holstein, Friedrich der III., die Holländer mit dem Versprechen der Glaubensfreiheit nach Friedrichstadt geholt und nur vier Jahre später wurde 1625 die erste Remonstrantische Kirche dort eingeweiht. Mensinga erreichte Friedrichstadt Anfang 1850 mitten in den Wirren des Schleswig-Holsteinischen Krieges. Dänische Truppen hatten die mit ihrem Übergang über die Eider strategisch wichtige Stadt besetzt, die Schleswig-Holsteiner wollten sie zurückerobern. Vom 29. September bis zum 4. Oktober 1850 wurde Friedrichstadt von Schleswig-Holsteinischen Truppen belagert und beschossen, obwohl die Einwohner als Befürworter der Unabhängigkeit Schleswig-Holsteins galten. Eine Rückeroberung gelang jedoch nicht, die Schleswig-Holsteiner verloren den Krieg. Unter den 137 Häusern, die vollkommen niederbrannten, war neben dem Rathaus auch die alte Remonstrantenkirche, die als militärisches Quartier genutzt worden war. Mensinga, der mit vielen anderen Friedrichstädtern nach Husum geflohen war, setzte sich sofort nach Ende des Krieges für den Neubau ein, führte Sammlungen durch, arrangierte Buchveröffentlichungen und Stiftungsgründungen zur Finanzierung des Baues. Sein jahrelanges kunsthistorisches und architektonisches Selbststudium halfen ihm bei den Planungen, deren Umsetzung 1852–1854 exakt nach seinen Vorstellungen durch den Architekten Johann Friedrich Holm aus Rendsburg erfolgte. Mensinga ließ das Bauwerk im spätklassizistischen Stil errichten – „klar, hell, schlicht, offen und frei“. Am 3. Mai 1854 wurde die neue Remonstranten-Kirche eingeweiht. Der 38 Meter hohe Kirchturm wurde schnell zum Wahrzeichen der Stadt. In der Folgezeit veröffentlichte Mensinga weitere kirchliche und kulturhistorische Schriften und Aufsätze, nunmehr auch in deutscher Sprache. 1858 trat Mensinga, der bis dahin nur von der niederländisch-reformierten Kirche ausgeliehen gewesen war, der remonstrantischen Bruderschaft bei. Im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 half er im Hospital in Friedrichstadt und sorgte für die Behandlung preußischer Verwundeter, wofür er ein Jahr später den Preußischen Kronenorden, 4. Klasse erhielt. Trotzdem stand Mensinga der preußischen Einverleibung Schleswig-Holsteins kritisch gegenüber. 1867 verweigerte er mit Hinweis darauf, dass er vom Staat Holland als Prediger bestellt worden war, den obligatorischen Lehnseid auf den preußischen König. Zum Geburtstag Kaiser Wilhelm I. am 22. März 1871, versagte Mensinga dem stattfindenden Festzug der Friedrichstädter zur Pflanzung einer Friedenseiche anlässlich des gewonnenen Deutsch-Französischen Krieges das Glockengeläut der Remonstrantenkirche und seine Anwesenheit. Die preußenkritische Rechtfertigung seines Verhaltens veröffentlichte er im Eiderstädter und Stapelholmer Wochenblatt. Sie wurde daraufhin vor allen Dingen in den dänisch-freundlichen Zeitungen des Landes, aber auch im Deutscher Demokrat vom 9. April 1871 (Kaiserslautern) veröffentlicht, der den „Schleswig-Holsteinern aufrichtiges Glück zum Besitze eines so wackeren Bürgers“ wünschte. Das Schulamt der preußischen Regierung in Schleswig unter Oberpräsident Carl von Scheel-Plessen entzog ihm daraufhin das Recht der Schulinspektion für Unterrichtserteilung in holländischer Sprache. Weitere persönliche Konsequenzen für Mensinga konnten nur durch Vermittlung der Friedrichstädter Bürgermeisters Wiese verhindert werden. 1871 veröffentlichte er auch seine Schrift Über alte und neuere Astrologie, die sich noch heute im aktuellen Reprint auf dem Buchmarkt befindet. 1881 wurde Mensinga emeritiert. 1887 unterstützte er seinen Sohn Wilhelm Mensinga, den berühmten Frauenarzt und Wegbereiter der Geburtenkontrolle, beim Kampf um die Anerkennung seiner Verhütungsmethoden mit der Schrift Über religiöse Bedanken gegen die willkürliche Unfructbarkeit (facultative Sterilität). Mansinga starb 1898 und wurde auf dem Remonstranten-Friedhof hinter seiner Kirche beerdigt, wo das Familiengrab noch heute zu besichtigen ist. Dort bestattet ist auch sein Sohn Wilhelm Mensinga. Ehrungen
Schriften
Literatur
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