Johannes Knubel war eines von neun Kindern eines Eisenbahnarbeiters. Zwei seiner Brüder waren Bernard, Radsportler und Teilnehmer an den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen, und der 20 Jahre ältere Anton, ebenfalls Radrennfahrer und späterer Luftfahrtpionier.[2][3]
Seine Ausbildung erhielt Knubel in Berlin, Breslau und München. Er bereiste Italien und ließ sich um 1900 in Düsseldorf nieder. In Düsseldorf schuf er hauptsächlich Bauplastik und pflegte dabei eine enge Zusammenarbeit mit bekannten Architekten wie Joseph Maria Olbrich und Wilhelm Kreis. Wie Kreis lehrte Johannes Knubel an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf, welche 1919 auf die Kunstakademie Düsseldorf überging und er dort ab 1920 als Professor tätig war. So entstanden aus dieser Zusammenarbeit unter anderem seine Bildhauerarbeiten an den Warenhäusern von Leonhard Tietz, darunter das Haus an der Heinrich-Heine-Allee.[4]
1905–1906 ließ er für sich und seine Familie in Düsseldorf-Oberkassel auf dem Grundstück Wildenbruchstraße 28 ein Wohnhaus von den Düsseldorfer Architekten Rudolf Wilhelm Verheyen und Julius Stobbe bauen, das seit 1988 unter Denkmalschutz steht. In diesem gab es einen Lichtschacht, den Knubel nutzte, um mit Hilfe eines Flaschenzugs, die Steinblöcke von seiner Hof-Werkstatt (heute Nr. 28a) in das Atelier im Dachgeschoss zu befördern.[5][6]
Knubel war von 1907 bis 1941 mit zahlreichen Porträt- und Tierplastiken sowie meist weiblichen Akten auf den großen Kunstausstellungen in Düsseldorf, Wien, München, Berlin und Dresden vertreten. Er prägte das Stadtbild Düsseldorfs durch seine Skulpturen entscheidend mit; am bekanntesten ist die goldene Pallas Athene. Sie stand früher direkt vor der Tonhalle und wurde 1933 von den Nationalsozialisten als „entartet“ entfernt. Heute steht die Pallas Athene an der Hofgartenrampe, der Auffahrt zur Oberkasseler Brücke, mit Blick auf die Kunstakademie Düsseldorf.
Im Herbst 1915 schuf Knubel ein Standbild des Bergischen Löwen aus Holz, das auf dem Graf-Adolf-Platz als „Kriegswahrzeichen“ errichtet wurde. Gegen einen Obolus konnten Bürger dort einen Nagel einschlagen und so ihre Verbundenheit mit dem Deutschen Reich und seinen Soldaten ausdrücken (Kriegsnagelungen). 1934 wurde der durch Witterung stark angegriffene Löwe abgebrochen, und Knubel schuf bis 1937 einen neuen aus Teakholz. Die erneuerte Skulptur wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und daraufhin abgeräumt. Die aus Metall gegossene Kopfmaske des ursprünglichen Löwen sowie der Kopf des zweiten befinden sich im Düsseldorfer Stadtmuseum.[1][8][9]
Johannes Knubel war ab 1926 im Verwaltungsrat der Deutschen Kunstausstellung Düsseldorf und wurde 1933 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Niederrhein und Bergisch-Land des Deutschen Werkbunds. Als solcher unterbreitete er dem NS-Kulturpolitiker Hans Hinkel am 27. April 1933 ein Memorandum zur Neuorganisation des Deutschen Werkbunds.[11]
Verheiratet war Knubel mit Claire, eine geborene Kuschmann (1879–1948). Sie hatte zusammen zwei Söhne. Beerdigt wurde Johannes Knubel an der Seite seiner Frau auf dem Heerdter Friedhof. Das Grabmal trägt trägt die Zeilen „Als vorrüber Krieg und Not – da kam der Tod“.
Werk
1900: vier Treppenpfosten in Sandstein für die Ruhmeshalle in (Wuppertal-)Barmen[1]
1929: Ehrenmahl mit Adler aus Bronze auf steinerner Stele, dem Andenken gefallener Mitarbeiter der Rheinischen Bahngesellschaft AG im Ersten Weltkrieg gewidmet, wurde im August 1929 auf dem Gelände des Betriebshof Heerdt enthüllt.
1930 und 1932: Porträtbüsten von Gustav und Hermine Nahrhaft im Mausoleum der Familie Nahrhaft auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof, Feld 50[21]
1931: Relief am Haupteingang des Shell-Hauses in Hamburg (Architekt: Rudolf Brüning)[22]
1935: Steinrelief „Blitzschleuderer“ am Hauptpostamt in Wuppertal-Elberfeld, Morianstraße[1]
1936: zwei Steinreliefs am Haupteingang des ehem. Karstadt-Verwaltungsgebäudes Fehrbelliner Platz 1 in Berlin-Wilmersdorf
1937: Holzskulptur Bergischer Löwe in Düsseldorf, Königsallee (Ersatz für den 1934 abgetragenen Löwen; 1942 nach Bombenschaden abgeräumt)
1940: männliche Figur aus Muschelkalk auf dem Gelände der Diedenhofen-Kaserne in Wuppertal. Heute befindet sich diese Figur auf dem Gelände der Bergischen Kaserne Düsseldorf (Sie ist leicht beschädigt und als Baudenkmal in die Wuppertaler Denkmalliste Nr. 1358 eingetragen.).[24]
um 1947: Skulptur „Trauernde“ aus weißem Marmor, auf der Grabstätte Oppenhorst, Nordfriedhof Düsseldorf
Knubel, Johannes. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band3: K–P. E. A. Seemann, Leipzig 1956, S.73 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
↑Bernd Haunfelder: Bernard Knubel Kraftfahrzeuge – Eine Chronik. Münster 1995, S. 12.
↑Max Creutz: Joseph M. Olbrich; das Warenhaus Tietz in Düsseldorf. E. Wasmuth, Berlin 1909, S.11–14, Abbildungen auf S. 31–39 (Textarchiv – Internet Archive).
↑Gerhard Schneider: In eiserner Zeit. Kriegswahrzeichen im Ersten Weltkrieg. Ein Katalog. Schwalbach (Taunus) 2013, S. 189 f. (mit Anmerkungen zur fälschlichen Datierung auf 1916 in anderer Literatur).
↑Bundesarchiv: Kanzlei Rosenberg NS 8/136. – Vgl. Joan Campbell: The German Werkbund. The Politics of Reform in the Applied Arts. Princeton Legacy Library, Princeton University Press, ISBN 978-1-4008-6762-2, S. 250 (Leseprobe, books.google.de).
↑Skulptur „Affe“ von Johannes Knubel, 1905 gefertigt und dem Löbbecke-Museum 1953 von dem Weinhändler Arthur Hauth als Geschenk überlassen (duesseldorf.de, das Digitale Kunst- und Kulturarchiv Düsseldorf).
↑Sylvia Ferino-Pagden (Hrsg.): Wir sind Maske. Ausstellungskatalog, Museum für Völkerkunde, Wien 2009, S. 95, Kat.-Nr. 1.25.
↑Max Schmid (Hrsg.): Hundert Entwürfe aus dem Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück-Bingen. Düsseldorfer Verlagsanstalt, Düsseldorf 1911. (Fig. 106, Ragusa (223) Johannes Knubel-Düsseldorf).
↑Max Creutz: Das Warenhaus Tietz in Düsseldorf. Wasmuth, Berlin 1909.
↑Jörn Richter: Das Tietz Chemnitz. Verlag Heimatland Sachsen, Chemnitz 2004, ISBN 3-910186-48-3, S. 80.
↑I. Zacher, H. Hahn: Die Innengestaltung der Eingangshalle des Mausoleums der Familie Nahrhaft auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof. In: Denkmalpflege im Rheinland (ISSN0177-2619), 7. Jahrgang 1990, Heft 3.
↑Knubel, Johannes. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band3: K–P. E. A. Seemann, Leipzig 1956, S.73 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).