Johanna Tschautscher studierte an der Universität WienPhilosophie und Theaterwissenschaften und von 1988 bis 1992 an der Graumannschule in Wien Schauspiel. 1992 schloss sie ihre Ausbildung ab und spielte in der freien Szene Wien mehrere Rollen. Sie war als Produktionsassistentin und Lichtassistentin Mitarbeiterin der Wiener Taschenoper, schrieb zahlreiche Theaterstücke und inszenierte 1993 ihr erstes Stück Hölle in der Krise in Wien. Zwischen 1993 und 1998 kamen ihre drei Kinder auf die Welt. Sie veröffentlichte in dieser Zeit in Literaturzeitschriften, verfasste ihren ersten Roman Der Garten in der Wüste und schrieb das Stück Die Mutter, die es nicht gab, das in Wien uraufgeführt wurde.
Ein Stoff im Umfeld der italienischen Mafia führte sie im Jahr 2000 mit Hilfe eines Stipendiums nach Palermo. Sie recherchierte für ihren Roman und das Drehbuch Die sieben Raben. Die Recherchen und ein Interview mit einem Oberstaatsanwalt der italienischen Anti-Mafia-Ermittlungsgruppe, Roberto Scarpinato, veranlasste sie, neben der fiktiven Auseinandersetzung mit dem Stoff auch dokumentarisch zu denken. Nach einem Dokumentarfilm-Seminar bei MEDIA, Sources 2, in Finnland arbeitet sie seit 2000 auch als Regisseurin.
Sie bereiste mehrere afrikanische Länder und realisierte zwei Dokumentationen über die irreguläre Migration. Der Informationsfilm „Fluchtziel Europa jenseits vom Traum“ wurde in einer englischen und französischen Version in zahlreichen afrikanischen Ländern gezeigt. Unter anderem in Ghana, im Niger, im Kongo und im Senegal. Der Film wurde 2011 dem senegalesischen Bildungsminister übergeben. Im Zuge der Auseinandersetzung mit Afrika half sie als Ghostwriterin einer nigerianischen Autorin bei der Arbeit an ihrem Buch Wie ich den Bann des Voodoo brach.[1]
Als Zeichen der Anerkennung für ihr Engagement in Afrika und ihren Mut, trotz Widerständen ihren Weg zu gehen, verlieh ihr ihre Heimatstadt 2009 den „Frauenorden der Stadt Linz“.
Im Jahr 2016 beschäftigte sie sich mit dem Politskandal rund um die Hypo Alpe Adria und nutzte zum ersten Mal ein neues Kunstmedium. In einem Frauenteam übernimmt sie für die Installation „aufdecken“ im öffentlichen Raum die Rolle der Recherche und Planung.[2][3]
Das Buch Verwandlung der Mächte brachte sie an Theologie und Spiritualität des amerikanischen Theologen Walter Wink heran, und sie widmete dem Theologen einen Essayfilm.[4]
Werk
Too big to tell (2014)
In ihrer Dokumentation "Too big to tell" analysiert Johanna Tschautscher das Schuldgeldsystem der Wirtschaft und die Arbeitsweise der Finanzindustrie, besonders die Geldschöpfung und den Derivatenmarkt.[5] Die Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen rechnet die Dokumentation zu den Top Ten der Zukunftsliteratur 2014.[6] Die Bundeszentrale für Politische Bildung in Bonn hat für diesen Film eine Vervielfältigungslizenz erworben.[7]
Publikationen
2002: Der Garten in der Wüste, Roman, Arovell Verlag, ISBN 3-901435-48-4
2003: Zeit&Tage, Literaturzeitschrift, Texte
2004: Die Furche, Wochenzeitung, journalistische Artikel