Johann Rudolf Ulrich war der Sohn des Pfarrers Friedrich Salomon Ulrich (* 1696 in Zürich; 1754)[1] und dessen Ehefrau Regula, Tochter von Hans Kaspar Locher (1675–1738), Handelsherr zum goldenen Ring, 1697 Zünfter zur Waag, Hauptmann[2]; er hatte noch vier weitere Geschwister und war mit dem Zürcher AntistesJohann Jakob Ulrich verwandt.
Johann Rudolf Ulrich war mit Anna Maria, Tochter des Chirurgen und Zürcher Stadtarztes Peter Lavater (1695–1745) verheiratet; gemeinsam hatten sie drei Kinder:
Anna Regula Ulrich (* 1769 in Zürich; † 1816), verheiratet mit Johann Heinrich Bremi;
Johann Rudolf Ulrich (* 1773 in Zürich; † 1844), verheiratet in erster Ehe mit Anna Margaretha (1774–1820), Tochter des Handelsherrn und Hauptmann Melchior Römer (1747–1819) und in zweiter Ehe mit Anna Maria (1788–1873), Tochter von Salomon Pestalozzi (1753–1840), Bankier.
1769 erfolgte seine Wahl zum Antistes der Zürcher Kirche sowie zum Pfarrer am Grossmünster.
Geistliches und schriftstellerisches Wirken
Johann Rudolf Ulrich vertrat einen gemässigten Rationalismus und setzte sich ganz bewusst für eine aufklärerische Gesinnung der Schulreform von 1775 ein.[5]
1770 warnte er auf der Herbstsynode die Pfarrer vor einer allzu starken Hervorhebung der Erbsünde in ihren Predigten, die zu einer Demoralisierung der Bevölkerung führen könne und dem Kirchenbesuch abträglich sein würde.[6]
Er versuchte 1782 seinen Amtskollegen Johann Jakob Tschudi (1722–1824)[7] von der Eröffnung eines Hexenprozesses gegen Anna Göldi abzuhalten[8], konnte diesen jedoch nicht verhindern, sodass Anna Göldi am 13. Juni 1782 hingerichtet wurde; im Urteil wurden jedoch die Begriffe «Hexe» und «Hexerei» vermieden.
Neben seinen verschiedenen Predigten, so unter anderem Predigten zur Befoerderung des thaetigen Christenthums, veröffentlichte er 1766 Das Neue Testament mit den Summarien von Jean-Frédéric Ostervald.
Neue Sammlung von Predigten zur Beförderung des thätigen Christenthums. 1775.
Das zur Mördergrube gemachte Bethaus, oder christliche Predigt über die Worte Luca XIX. 41-46. gehalten aus Anlass der Vergiftung des H. Nachtmahlweins. 1777.
↑Gerhard Lauer: Das Erdbeben von Lissabon und der Katastrophendiskurs im 18. Jahrhundert. Wallstein Verlag, 2008, ISBN 978-3-8353-0267-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 15. August 2020]).
↑Marion Gindhart, Karin Marti-Weissenbach, Hanspeter Marti, Robert Seidel: Frühneuzeitliche Disputationen: Polyvalente Produktionsapparate gelehrten Wissens. Böhlau Verlag Köln Weimar, 2016, ISBN 978-3-412-50330-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 15. August 2020]).
↑Esther Berner: Im Zeichen von Vernunft und Christentum: die Zürcher Landschulreform im ausgehenden 18. Jahrhundert. Böhlau Verlag Köln Weimar, 2010, ISBN 978-3-412-20388-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 15. August 2020]).