Johann Georg NeidhardtJohann Georg Neidhardt (* um 1680 in Bernstadt, Schlesien; † 1. Januar 1739 in Königsberg) war ein Organist, Komponist und Theoretiker der Barockzeit. LebenJohann Georg Neidhardt studierte an den Universitäten in Wittenberg, Jena und Königsberg, und nahm Unterricht bei Johann Nikolaus Bach. 1720 wurde er Hofkapellmeister in Königsberg. WerkVon seinen musikalischen und literarischen Werken ist wenig überliefert. Es sind vor allem seine Schriften zur musikalischen Stimmung, die zu seiner musikgeschichtlichen Bedeutung beigetragen haben. Neidhardt propagiert dort mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit uneingeschränkter Transpositionsmöglichkeiten in alle Tonarten eine sogenannte „gleichschwebende Temperatur“.[1] Zuspruch hierin erhielt er unter anderem von Johann Kuhnau und Johann Mattheson, sowie ganz besonders von Andreas Werckmeister, der in seinen 1707 posthum erschienen Musicalischen Paradoxal-Discoursen den Anspruch erhebt, der erste gewesen zu sein, „der diesen Vorschlag getan“, und der sich nun durch „rechtschaffene Leute“ wie Neidhardt ermutigt fühlt, ebenfalls die gleichschwebende Temperatur zu „statuieren“.[2] Im Laufe der Jahre schlug Neidhardt verschiedene Temperaturmodelle („für eine große Stadt“, „für eine kleine Stadt“, „für das Dorf“) vor, die dem örtlichen Qualitätsstandard und den musikalischen Fähigkeiten der Musiker entsprechend angepasst werden sollten. Neidhardt forderte, ausgehend vom geringsten Standard in den Dorfkirchen, kompromisslos den Einsatz der gleichstufigen Temperatur in der Hofmusik. RezeptionDer konkrete Nachweis bestimmter wohltemperierter Stimmungen des späten 17. und 18. Jahrhunderts in historischen Orgeln, und zwar zu Lebzeiten ihrer jeweiligen Urheber (wie Andreas Werckmeister oder Neidhardt), ist bis heute trotz vielfacher Annahmen nicht geführt. Dies gilt auch für die Neidhardtschen Vorschläge, deren konkrete Umsetzung zu seinen Lebzeiten im Orgelbau nicht belegt ist. Er selbst hatte wohl in Königsberg noch an mitteltönigen Instrumenten gewirkt, wie von ihm selbst überlieferte Äußerungen vermuten lassen.[3] In Naumburg (Saale) stimmte Zacharias Hildebrandt die von ihm 1746 vollendete Orgel der Stadtkirche St. Wenzel vermutlich in einer Temperatur „nach dem Neidhardt“, Diese Äußerung lässt offen, ob Hildebrandt genau einem der Neidhardtschen Vorschläge folgte, oder ob er nur allgemein dessen Prinzipien folgte.[4] Der Orgelbau des späten 20. Jahrhunderts kennt demgegenüber zahlreiche Beispiele, bei denen Restaurierungen historischer Instrumente oder Neubauten zu Temperaturen führten, die auf Neidhardts Vorschlägen bzw. Prinzipien beruhen. Beispiele:
Theoretische Schriften
Literatur
WeblinksEinzelnachweise
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