Altes Regierungsgebäude an der Mühlenstraße mit Sternwarte, Foto Erwin Quedenfeldt in 1911Blick vom Botanischen Garten in die Mühlenstraße (Darstellung von Benzenbergs erster Sternwarte, Dachreiter über dem weißen Giebel in der Bildmitte)
Benzenberg gründete eine eigene Schule für Landvermesser, für die er auch das grundlegende Werk Handbuch der angewandten Geometrie (3 Bde., Düsseldorf 1815) verfasste. Weiter entwarf er eine Landmesser-Ordnung. Benzenberg setzte sich intensiv mit dem Aufbau eines Katasters auseinander; von ihm stammt die berühmte Aussage: „Beim Cataster ist die Hauptsache, daß es fertig werde; dann zweitens, daß es genau werde.“ (Über das Cataster, 1818) Auch beschäftigte er sich mit Baupreisen, kaufte sich in der sich mit der Erschließung der Carlstadt in 1808 ein Haus in der Breite Straße, verkaufte dieses nach Ausbauten mit einem Türmchen für seine astronomischen Instrumente, und kaufte 1826 ein Haus auf der Hohe Straße in Düsseldorf.[3]
Am 4. Oktober 1807 heiratete er in Düsseldorf Johanna Charlotte Platzhoff (1789–1809), die Tochter des Elberfelder Seidenfabrikanten Friedrich Adolf Platzhoff (1764–1802).
Infolge der Regierungsveränderung im Großherzogtum Berg ging er 1810 in die Schweiz, deren demokratische Regierungsform er zu schätzen lernte und als Vorbild empfahl. Nach dem Sturz Napoleons wandte er sich nach Paris, ging aber später nach Deutschland zurück.
Mit politischen Schriften über den Fürsten Hardenberg und König Friedrich Wilhelm III. machte er sich bei den Preußen unbeliebt. In seiner 1815 in Paris gedruckten Schrift Wünsche und Hoffnungen eines Rheinländers sprach er sich für den Konstitutionalismus aus: „Der Mensch will eine rechtliche Verfassung, nicht allein ihres Werthes wegen, sondern wegen seiner Würde.“[4]
In der Physik machte Benzenberg sich besonders durch seine Fallversuche vom Turm der Hamburger Michaelis-Kirche einen Namen. Das Experiment aus dem Jahr 1802 diente dem Nachweis der Erdrotation. Benzenberg bestieg den Turm des „Michel“ und ließ in dessen Innerem aus 76,30 Metern Höhe Bleikugeln zu Boden fallen. Während des freien Falls der Kugeln, die ihre Bahngeschwindigkeit um die Erde beibehielten, trafen sie nicht genau im Lot auf der Erde auf, sondern im Mittel leicht nach Osten versetzt. Benzenberg stellte eine mittlere Abweichung um neun Millimeter vom Lotpunkt fest. Einen ähnlichen Versuch unternahm er 1803 in dem vorübergehend stillgelegten SchachtZur alten Roßkunst der Zeche Trappe mit einer Fallhöhe von 42 Lachtern (~ 84 Meter). Der Versuch in dem Schacht hatte den Vorteil, dass Benzenberg dort den störenden Luftzug abstellen konnte. Die Ergebnisse wurden von Heinrich Wilhelm Olbers und Carl Friedrich Gauß diskutiert. Gauß berechnete die theoretisch zu erwartende Ablenkung auf 8,7 Millimeter. Benzenbergs Fallversuche am „Hamburger Michel“ zum Nachweis der Erddrehung waren also erfolgreich.
Während seines kurzen Aufenthalts in Hamburg schätzte Benzenberg in Zusammenarbeit mit Heinrich Wilhelm Brandes die Höhe von Sternschnuppen durch gleichzeitige Beobachtungen an verschiedenen Orten ab. Das Ergebnis von 90 bis 110 km zeigte, dass es sich bei Sternschnuppen um Erscheinungen oberhalb der Erdatmosphäre handelt, was zu dieser Zeit noch ungewiss war.
Johann Friedrich Benzenberg starb am 8. Juni 1846 in Düsseldorf-Bilk. Sein Grab befindet sich auf dem alten Golzheimer Friedhof in Düsseldorf-Golzheim.
In Düsseldorf wurde die Benzenberg-Realschule nach ihm benannt.[5]
In mehreren Gemeinden wurden Straßen nach ihm benannt.
Actien zu 50 Thaler. [Düsseldorf] [1833] (Digitalisat).
Alphabetisches Verzeichniß der stimmberechtigten Mitglieder der evangelischen Gemeinde in Düsseldorf. [Düsseldorf] [1839] (Digitalisat).
Alphabetisches Verzeichniß derjenigen Mitglieder der Evangelischen Gemeinde zu Düsseldorf, welche bei der Repräsentanten-Wahl zu stimmen berechtigt sind. [S.l.] [1839] (Digitalisat).
Anfangsgründe der Rechenkunst und Geometrie für die Feldmesser des Großherzogthums Berg. Schreiner, Düsseldorf 1810 (Digitalisat).
Anfangsgründe der Rechenkunst und Geometrie für die Feldmesser des Großherzogthums Berg. Schreiner, Düsseldorf 1818 (Digitalisat).
Die Astronomie, Physische Geographie, Meteorologie und Geologie : Georg Christoph Lichtenbergs Vorlesung 1797/1798. Hrsg. und kommentiert von Hartmut Grosser, Redaktion: Ulrich Joost und Alexander Neumann. Reihe: Lichtenberg-Studien (hrsg. von Stefan Brüdermann und Ulrich Joost); Bd. 13. Göttingen: Wallstein, 2004, ISBN 978-3-89244-816-7.
Versuche die Entfernung, die Geschwindigkeit und die Bahnen der Sternschnuppen zu bestimmen. Perthes, Hamburg 1800 (Digitalisat)
Beschreibung eines einfachen Reisebarometers. Nebst eine Anleitung zur leichten Berechnung der Berghöhen. Schreiner, Düsseldorf 1811 (Digitalisat).
Briefe, geschrieben auf einer Reise nach Paris. Dortmund 1805 (Digitalisat); (Digitalisat)
Briefe geschrieben auf einer Reise durch die Schweiz im Jahr 1810. Schreiner, Düsseldorf 1811 (Digitalisat).
Der Dom in Cöln. Mallinckrodt, Dortmund 1810 (Digitalisat).
Briefe, geschrieben in Paris im Jahr 1815. Dortmund 1816 (Digitalisat)
Ueber das Sinken der Preußischen Staats-Schuld. Severin, Düsseldorf 1829 (Digitalisat).
Über die Dalton’sche Theorie. J. E. Schaub, Düsseldorf 1830 (Digitalisat).
Die englische Nationalschuld und das Jahr 1862. Wolf, [Düsseldorf] 1845 (Digitalisat).
Der Erzbischof in Cöln. [S.l.] 1838 (Digitalisat).
Friedrich Wilhelm der Dritte. Brockhaus, Leipzig 1821 (Digitalisat).
Die Gemeinde-Ausgaben der Städte Düsseldorf, Elberfeld, Coblenz, Trier, Berlin und Paris. [Wolf], [Düsseldorf] 1833 (Digitalisat).
Die Gemeinde-Ausgaben der Städte Düsseldorf, Elberfeld, Barmen, Köln, Bonn, Coblenz, Greuznach, Trier, Aachen, Münster, Minden, Arnsberg, Dortmund, Berlin, [...]. 2. Auflage. E. Weber, Bonn 1835 (Digitalisat).
Instruction für die Landmesser aller Classen in dem Großherzogthum Berg. [Düsseldorf] [ca. 1806] (Digitalisat).
Ist Cönen wirklich ermordet worden?. 1823 (Digitalisat).
Nachrichten von Michael de Molinos. Bötticher, Düsseldorf 1844 (Digitalisat).
Rapport sur les opérations trigonométriques, faites … pour l’arpentage générale du Grand-Duché de Berg dans l'année 1806. [Stahl], [Düsseldorf] 1806 (Digitalisat).
Rother’s Bericht über die Haupt-Verwaltung der preussischen Staatsschulden seit dem Jahre 1820. Weber, Bonn 1835 (Digitalisat).
Die Rechenkunst und Geometrie für die Geometer des Großherzogthums Berg. Schreiner, Düsseldorf 1811 (Digitalisat).
Die Rückzahlung der Nationalschulden von England und das Jahr 1862. Schaub, Düsseldorf 1842 (Digitalisat).
Schreiben an den König bei der Ueberreichung der Gemeinde-Ausgaben der Städte Düsseldorf, Elberfeld, Coblenz, Trier, Berlin und Paris. [S.l.] 1833 (Digitalisat).
Schreiben an den König bei der Ueberreichung der Gemeinde-Ausgaben der Städte Düsseldorf, Elberfeld, Barmen, Cöln, Bonn, Coblenz, Creuznach, Trier, Aachen, […]. [S.l.] 1835 (Digitalisat).
Die Staats-Verfassungen Deutschlands. Bötticher, Düsseldorf 1845 (Digitalisat).
Ueber den Aktienhandel der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn. [Düsseldorf] [1838] (Digitalisat).
Ueber die Bestimmung der geographischen Länge durch Sternschnuppen. Perthes, Hamburg 1802 (Digitalisat).
Ueber die Grabmonumente auf dem Düsseldorfer Kirchhofe. Wolf, Düsseldorf 1844 (Digitalisat).
Julius Heyderhoff: Johann Friedrich Benzenberg – der erste Rheinische Liberale. Edition Lintz, Düsseldorf 1909.
Julius Heyderhoff: Der junge Benzenberg. Freundschaftsbriefe eines rheinischen Naturforschers der Goethezeit. Edition Lintz, Düsseldorf 1927.
Julius Heyderhoff (Hrsg.): Johann Friedrich Benzenberg. Der Rheinländer und Preusse. 1815–1823. Politische Briefe aus den Anfängen der preussischen Verfassungsfrage. (= Rheinisches Archiv, Heft 7). F. Klopp, Bonn 1928.
Carl Reinhertz: J. F. Benzenberg als Geodät. In: Zeitschrift für Vermessungswesen, 32. Jg. 1903, S. 17–25, 52–57, 65–92.
Harald Horst: Der Physiker und Publizist Johann Friedrich Benzenberg – Binterims „Nachbar“ in Bilk. In: Der Bilker Pastor Anton Josef Binterim, Seelsorger und Kirchenhistoriker im wiedererrichteten Erzbistum Köln. (= Libelli Rhenani; Bd. 10). Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Köln 2005, S. 209–306.
Harald Lucht: Johann Friedrich Benzenberg. Jugendliebe in Bremen. Sein Wirken für Landesvermessung und Kataster. In: Kurt Kröger (Hrsg.): Wegbereiter in der deutschen Landesvermessung. Wittwer, Stuttgart 1999, ISBN 3-87919-267-7, S. 55–73.
Anton Vaillant: Johann Friedrich Benzenberg. Ein rheinischer Geograph und politischer Publizist. In: Analecta Coloniensia. Jahrbuch der Diözesan- und Dombibliothek Köln. Bd. 7/8. 2007/08. Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Köln 2009, S. 233–256.
Anton Vaillant: Die Sternwarten des Herrn Benzenberg. In: Die Bilker Sternwarte. Düsseldorf, 53 (2007), Heft 1, S. 5–8.
Michael Wiescher: Johann Friedrich Benzenberg als Naturforscher zwischen Revolution und Restauration. In: Düsseldorfer Jahrbuch, Band 89 (2019), S. 9–65.
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 36.
↑Die Häuser in der Carlstadt erbaut.Die Baupreise von Düsseldorf verglichen mit den Baupreisen in Coblenz, Berlin und Paris, Johann Friedrich Benzenberg, Selbstverlag, 1837, S. 34
↑Wünsche und Hoffnungen eines Rheinländers, Firmin Didot, Paris 1815, S. 17 (Digitalisat)