Johann Daniel Sander

Johann Daniel Sander (* 8. Februar 1759 in Magdeburg; † 27. Januar 1825 in Berlin) war ein Lehrer, Privatgelehrter, Buchhändler, Verleger, Komponist und Gegner der Romantik. Er war verheiratet mit der Salonnière Sophie Sander.

Leben

Johann Daniels Vater war ein Magdeburger Handwerksmeister. Über eine Freistelle konnte Sander die Magdeburger Domschule besuchen und anschließend an der Friedrichs-Universität Halle evangelische Theologie studieren. Eine feste Lehrerstelle an der Realschule für Knaben in Berlin gab er 1785 auf und war bis 1789 Herausgeber und Schriftleiter der Berliner Zeitung. Anschließend arbeitete er als Lektor und Chefredakteur bei der Berliner Verlagsbuchhandlung Voß und konnte sich Ende 1798 durch den Kauf der Weverschen Verlags- und Sortimentsbuchhandlung selbständig machen. Als Verleger gab er jungen Schriftstellern die Chance zu veröffentlichen. Darunter waren Karl August Böttiger und August Lafontaine.[1]

Der Sander’sche Salon, geführt von seiner Ehefrau Sophie und ihm, war von 1800 bis 1810 ein wichtiges gesellschaftliches und geistiges Zentrum Berlins. Der als Stilist und Übersetzer geschätzte Gelehrte wurde durch die Vermittlung Wilhelm von Humboldts zum „Korrektor letzter Hand“ für Goethe. Auch Johann Gottfried Herder und seine Frau standen beispielsweise in Briefwechsel mit Johann Daniel und Sophie. Theodor Fontane fügte den Verleger Sander als literarische Figur in seine Erzählung Schach von Wuthenow ein.

Die Blütezeit des Salons der Sanders war bereits im Jahre 1805 Vergangenheit. Geschäftliche Probleme Sanders, die sich mit der napoleonischen Besetzung und der Niederlage Preußens im Jahre 1806 noch verschlimmerten, führten zu schweren psychischen Problemen bei Johann Daniel Sander, der im selben Jahr erstmals in eine Irrenanstalt eingewiesen wurde. Im Jahre 1810 versuchte seine Ehefrau Sophie, ihren früheren geselligen Salon auferstehen zu lassen, konnte jedoch nicht an ihre alten Erfolge anknüpfen.[2]

Bei der Frauenrechtlerin Else Lüders handelt es sich um eine Urenkelin, die sich im Jahr 1940 dem Leben der Sanders in dem Buch Die Sanders widmete.[3]

Werke

Kompositionen:

  • (Hg.) Die Heilige Cäcilia (geistliche Oden, Motetten, Psalmen, Chöre und Gesänge verschiedener Komponisten), 1818/19.

Opernübersetzungen:

  • Orpheus und Euridike, 1786
  • Iphigenie auf Tauris, 1790
  • Iphigenie in Aulis, 1809

Libretto:

  • Eines wird doch helfen oder Die Werbung aus Liebe (Komponist: Johann André), 1782;

Herausgeber

Literatur

  • Johann Daniel Sander, Karl August Böttiger, Bernd Maurach: Die Briefe Johann Daniel Sanders an Carl August Böttiger. 1796–1825; P. Lang, Bern/ New York 1990–1993, ISBN 3-261-04262-1.
  • Uwe Hentschel: "Wäre ich Ramler, so könnte ich mir Antheil an manchem Lafontainschen Buch zuschreiben!" Der Verleger Johann Daniel Sander und sein Erfolgsautor August Lafontaine. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte, Jg. 7 (1997), S. 75–106.
  • Dirk Sangmeister: Heinrich von Kleists verhinderter Verleger. Der angeblich verrückte Johann Daniel Sander und der Salon seiner schönen Frau Sophie. In: Monika Estermann, Ernst Fischer, Ute Schneider (Hrsg.): Buchkulturen. Beiträge zur Geschichte der Literaturvermittlung. Festschrift für Reinhard Wittmann. Harrassowitz, Wiesbaden 2005, ISBN 3-447-05260-0, S. 321–354.
  • weitere zu Johann Daniel Sander:

Einzelnachweise

  1. Detlef Gaus: Geselligkeit und Gesellige. Bildung, Bürgertum und bildungsbürgerliche Kultur um 1800 (= M & P Schriftenreihe für Wissenschaft und Forschung.). Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-45203-4, S. 137.
  2. Detlef Gaus: Geselligkeit und Gesellige. Weimar/Stuttgart 1998, S. 138
  3. Neue Zeit vom 27. Juli 1947, S. 2