Johann Bernhard Wilbrand

Johann Bernhard Wilbrand

Johann Bernhard Wilbrand (* 8. März 1779 in Clarholz (bei Herzebrock); † 9. Mai[1] 1846 in Gießen) war ein deutscher romantischer Mediziner, Physiologe und Naturphilosoph.

Leben

Wilbrand studierte von 1801 bis 1805 die theoretischen Fächer der Medizin in Münster und die praktischen in Würzburg und Bamberg. Er war ab 1809 Professor für vergleichende Anatomie, Physiologie und Naturgeschichte und ab 1817 Direktor des Botanischen Gartens in Gießen.

Er war ein wichtiger Vertreter der naturphilosophischen Medizin Schellingscher Prägung, der häufig in kontroverse Auseinandersetzungen mit strenger naturwissenschaftlich orientierten Medizinern geriet.

Seine Arbeiten betrafen Atmungs- und Kreislaufphysiologie. Außerdem forschte er über vergleichende Anatomie, Botanik und Zoologie. Am 28. November 1818 wurde er mit dem akademischen Beinamen Arcturus Mitglied (Matrikel-Nr. 1122) der Leopoldina.[2]

In den Galerieräumen des Hauses Samson in seinem Geburtsort Herzebrock-Clarholz wird in dem „Wilbrand-Zimmer“ an ihn erinnert.

Trivia

Wilbrand war an der Universität in Gießen ab 1833 einer der Dozenten von Georg Büchner und diente diesem später als Vorlage des skrupellosen Doktors in dem Dramenfragment Woyzeck.

Schriften

  • Darstellung der gesamten Organisation. 1809
  • Über den Ursprung und die Bedeutung der Bewegung auf Erden. 1813
  • Physiologie des Menschen. 1815
  • Gemälde der organischen Natur in ihrer Verbreitung auf der Erde. 1821 (mit F.A.M. von Ritgen)
  • Erläuterungen der Lehre vom Kreislauf. 1826
  • Übersicht des Thierreiches nach natürlichen Abstufungen und Familien. 1828
  • Allgemeine Physiologie. 1833
  • Handbuch der Botanik. 1837
  • Handbuch der vergleichenden Anatomie. 1838

Literatur

  • Reinhard Feldmann und Johannes Meier (Hgg.): Natur und Geist. Johann Bernhard Wilbrand (1779-1846): Mediziner, Anatom, Physiologe, Botaniker und Philosoph. Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Münster 2012.
  • Wilhelm HeßWilbrand, Johann Bernhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 520 f.
  • Axel H. Murken: Johann Bernhard Wilbrand (1779–1846), a natural scientist of romantic period and his relation with J. W. von Goethe. In: Med. Monatsschr. 1970 Apr; 24(4): S. 165–70.
  • Axel H. Murken: Johann Bernhard Wilbrand, ein Clarholzer Naturwissenschaftler der Romantik. In: Clarholz und Lette in Geschichte und Gegenwart 1133–1983. Hrsg. von den Heimatvereinen Clarholz und Lette. Clarholz und Lette 1983. S. 804–812.
  • Axel H. Murken: Das Lebenswerk Johann Bernhard Wilbrands (1779–1846). Ein Westfälischer Mediziner und Naturforscher der deutschen Romantik. In: Clarholtensis Ecclesia. Hrsg. von Johannes Meier. Paderborn 1983. (Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte; Bd. 21). S. 311–321.
  • Christian Maaß: Johann Bernhard Wilbrand (1779–1846): Herausragender Vertreter der romantischen Naturlehre in Giessen. In: Arbeiten zur Geschichte der Medizin in Giessen. Band 19. Diss. med. Gießen 1994
  • Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, S. 248 Digitalisat
  • Christian Probst: Johann Bernhard Wilbrand (1779–1846) und die Physiologie der Romantik. In: Sudhoffs Archiv. Band 50, 1966, S. 157–178.
  • Manfred Wenzel: Wilbrand, Johann Bernhard. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1495 f.
  • Dietrich von EngelhardtJohann Bernhard Wilbrand. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 45, Bautz, Nordhausen 2023, ISBN 978-3-95948-584-5, Sp. 1495–1502.

Einzelnachweise

  1. nach einigen Quellen 6. Mai.
  2. Mitgliedseintrag von Johann Bernhard Wilbrand bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 26. Januar 2016.