Woyzeck
Woyzeck ist ein Dramenfragment des deutschen Dramatikers Georg Büchner, der mit der Niederschrift vermutlich zwischen etwa Ende Juli und Anfang Oktober 1836 begann. Bei seinem frühen Tod im Februar 1837 blieb das Werk als Fragment zurück. Das Manuskript ist in mehreren Entwurfsstufen überliefert. Im Druck erschien Woyzeck erstmals 1879 in der stark überarbeiteten und vom Herausgeber veränderten Fassung von Karl Emil Franzos. Erst am 8. November 1913 wurde Woyzeck im Residenztheater München uraufgeführt. Seitdem ist es in zahlreiche Sprachen übersetzt und viele Male neu interpretiert worden. Es verkörpert, vor allem seiner lockeren Episoden-Folge wegen, den Typus des offenen Dramas, auch wenn man in neuerer Zeit eher von dieser Interpretation abkommt und eine Zuordnung zum offenen Drama nur aufgrund der Fragmenthaftigkeit des Stückes angenommen wird. Woyzeck gehört heute zu den meistgespielten und einflussreichsten Dramen der deutschen Literatur und inspirierte zahlreiche Künstler zu eigenen Werken. EntstehungsgeschichteQuellen, historische VorbilderHistorisches Vorbild für den Büchnerschen Woyzeck ist der am 3. Januar 1780 in Leipzig als Sohn eines Perückenmachers geborene Johann Christian Woyzeck.[1] Aus Eifersucht erstach er am 2. Juni 1821 die 46-jährige Witwe Johanna Christiane Woost in einem Hausflur in der Leipziger Sandgasse im Seeburgviertel. Im Prozess erstellte der Medizinprofessor Johann Christian August Clarus zwei Gutachten über die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten.[2] Woyzeck wurde nach einem langen Verfahren, in dem sich sogar der sächsische Thronfolger mit einem Gutachten für ihn einsetzte, verurteilt und am 27. August 1824 auf dem Marktplatz in Leipzig öffentlich hingerichtet. Diese historische Vorlage ist in jüngerer Zeit editorisch umfangreich bearbeitet worden.[3] So sind heute alle den historischen Woyzeck betreffenden Urteile und Gutachten im Volltext zugänglich und sowohl rechts- als auch psychiatriehistorisch ausgewertet. Clarus’ Gutachten mit dem Titel Die Zurechnungsfähigkeit des Mörders J. C. Woyzeck, nach Grundsätzen der Staatsarzneikunde aktenmäßig erwiesen erschien in dem Fachblatt Henkes Zeitschrift für die Staatsarzneikunde. Büchners Vater hatte die Zeitschrift abonniert und veröffentlichte darin selbst Fälle aus seiner Praxis als Arzt. Aus dieser Zeitschrift hat Georg Büchner wahrscheinlich auch Informationen über den Tabakspinnergesellen Daniel Schmolling, der am 25. September 1817 seine Geliebte Henriette Lehne in der Hasenheide bei Berlin umbrachte, und über den Leinenwebergesellen Johann Dieß, der am 15. August 1830 seine Geliebte Elisabeth Reuter in der Nähe von Darmstadt erstach. Eine neuere Quelle[4] weist auf eine weitere Vorlage hin: Am 15. April 1816 ermordete der Schustergeselle Johann Philipp Schneider, weil er seine Schulden nicht bezahlen konnte, den Druckereigesellen Bernhard Lebrecht vor dem Rheintor in Darmstadt. Anschließend reinigte er Hände und Gesicht am Bessunger Tor in Darmstadt und wusch seine Kleider im Großen Woog, einem am Rand der Innenstadt von Darmstadt gelegenen See. Nach der Tat erholte sich Schneider in einem Wirtshaus. Ein Barbier fand Lebrechts Leiche und verständigte die Polizei. Schneider wurde anhand der Mordwaffe überführt, verurteilt und hingerichtet. Parallelen zu Büchners Drama sind offensichtlich. Als Separatdruck wurde dieser Fall 1816 vom Stabs-Auditeur Friedrich Schenk veröffentlicht und vom Darmstädter Hofgerichts-Advokat Philipp Bopp 1834 in einen Sammelband ausgewählter Fälle aufgenommen. Es lässt sich nicht nachweisen, dass Büchner die Veröffentlichung kannte, doch könnte er Bopp über gemeinsame Bekannte aus dem Kreis radikaler Demokraten in Darmstadt begegnet sein. Eine weitere historische Begebenheit wurde mit den „Erbsbrei-Experimenten“ des Gießener Wissenschaftlers Justus von Liebig in das Drama eingearbeitet. Um herauszufinden, ob man Militär und Proletariat nicht mit eiweißreichen Hülsenfrüchten günstiger verköstigen könne, mussten Soldaten bei diesen Menschenversuchen drei Monate lang ausschließlich Erbsbrei essen. Die Probanden litten bald unter Halluzinationen, verloren die Kontrolle über ihre Muskeln einschließlich des Schließmuskels und des Harndrangs. Die neurologischen Krankheitssymptome, die Woyzeck beim einseitigen Erbsenessen entwickelte, sind dabei tatsächlich die Folgen einer Vergiftung mit einem Übermaß an nichtproteinogenen Aminosäuren. In Anbauländern wie Bangladesch oder Äthiopien kommt es noch heute zu solchen Vergiftungserscheinungen bei armen Leuten, die sich nur einseitige Kost leisten können.[5] Die HandschriftenGeorg Büchner begann im Verlauf des Jahres 1836 in Straßburg mit der Arbeit an Woyzeck. Fertigstellen konnte Büchner das Drama wegen seines frühen Todes nicht. Insgesamt liegen dem Drama – Streichungen und verworfene Passagen nicht eingerechnet – 31 Szenen aus der Hand Büchners zugrunde, die wahrscheinlich vier Entwicklungsstadien zugeordnet werden können. Es ist nicht erkennbar, wie Büchner diese Szenen anordnen wollte. Die Manuskriptseiten haben keine Seitenzahlen, die Szenen des nicht in Akte gegliederten Stücks sind nicht nummeriert. Viele Szenen sind sehr kurz und trotzdem eigenständig. Die Tinte des Manuskripts ist so stark verblasst, dass Büchners Bruder Schwierigkeiten hatte, das Werk zu entziffern; auch deshalb nahm er es nicht in die erste Gesamtausgabe von 1850 auf. Das Woyzeck-Fragment liegt handschriftlich in mehreren Entwurfsfassungen vor, die heute im Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv aufbewahrt werden. Eine Faksimileausgabe der Handschriften veröffentlichte 1981 Gerhard Schmid (s. Literatur). Das Manuskript ist folgendermaßen überliefert:
EditionsgeschichteDer fragmentarische Charakter des Stücks hatte für seine Veröffentlichung – wie auch für die Inszenierungen – weitreichende Folgen. Die Handschriften mussten wieder lesbar gemacht, transkribiert, die Szenenfolge für die Aufführung auf der Bühne festgelegt werden. Für die Interpreten des Woyzeck wie auch für die Büchner-Gelehrten bot sich reichlich Gelegenheit zu Diskussionen. Vierzehn Jahre nach Georg Büchners Tod brachte sein Bruder Ludwig 1850 die Nachgelassenen Schriften heraus. Woyzeck wurde nicht aufgenommen, da das Manuskript stark verblasst und weitgehend unleserlich war. Der österreichische Schriftsteller Karl Emil Franzos konnte das Manuskript mit chemischer Behandlung wieder lesbar machen (s. Franzos’ Textkritik). Er publizierte 1879 das Fragment in einer stark überarbeiteten Fassung in Georg Büchner: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß (s. Weblinks). Die Hauptperson heißt nach Franzos’ Lesart Wozzeck. An den Anfang des Stückes hat Franzos nicht die Szene auf dem freien Feld vor der Stadt, sondern die Rasierszene gesetzt (s. Szenenfolge: 5. Szene). Entscheidungen, die bis heute nachwirken: Werner Herzogs Woyzeck-Film beispielsweise beginnt mit der Rasierszene, genau so, wie die im Projekt Gutenberg veröffentlichte Fassung.[6] Diese Reihenfolge wird u. a. auch vom Oldenbourg-Verlag verwendet. Auf die von Franzos herausgegebene Fassung bezog sich Paul Landau, der 1909 in Georg Büchners gesammelte Schriften eine weitere Fassung herausgab, die sich lediglich in der Szenenanordnung von Franzos’ Ausgabe unterschied. Diese Version benutzte Alban Berg als Grundlage für seine Oper „Wozzeck“. Die Entzifferung des Namens der Hauptfigur als „Woyzeck“ und die Rekonstruktion des Zusammenhangs mit dem Leipziger Kriminalfall gelang erst Georg Witkowski (1920). Fritz Bergemann gab 1922 Sämtliche Werke und Briefe heraus; diese Ausgabe wurde bis in die 1970er Jahre vielfach nachgedruckt. Die nicht abgeschlossene Kritisch-historische Ausgabe von Werner R. Lehmann (zuerst 1967) war auch die Grundlage der Münchner Ausgabe im Carl Hanser Verlag im Jahr 1980. Sämtliche Werke, Briefe und Dokumente in zwei Bänden, herausgegeben von Henri Poschmann (Textband zuerst 1992), ist die jüngste Edition von Büchners Gesamtwerk (seit 2002 als Taschenbuch im Insel-Verlag). Burghard Dedner ist zusammen mit Thomas Michael Mayer verantwortlich für die Studienausgabe bei Reclam (s. Literatur). 2001 erschien im K.G.Saur Verlag, München, Georg Büchner: Woyzeck. Faksimile, Transkription, Emendation und Lesetext – Buch- und CD-Rom Ausgabe, herausgegeben von Enrico De Angelis.[7] Im Januar 2006 ist als aktuelle Edition der Woyzeck als Band 7 der Historisch-kritische(n) Ausgabe der Sämtlichen Werke und Schriften Georg Büchners, der Marburger Ausgabe, erschienen. Der Textband (Band 7.1) wurde von Burghard Dedner und Gerald Funk herausgegeben, der Erläuterungsband (Band 7.2) von Burghard Dedner. Die Marburger Ausgabe ist seit September 2013 abgeschlossen. Das DramaHandlung im ÜberblickDer einfache Soldat Franz Woyzeck, der seine Freundin Marie und das gemeinsame uneheliche Kind finanziell zu unterstützen versucht, arbeitet als Diener für seinen Hauptmann. Um sich einen zusätzlichen Verdienst zu seinem mageren Sold, den er restlos an Marie abgibt, zu sichern, lässt er sich von einem skrupellosen Arzt zu Versuchszwecken auf Erbsendiät setzen. Hauptmann und Arzt nutzen Woyzeck nicht nur physisch und psychisch aus, sondern demütigen ihn obendrein in aller Öffentlichkeit. Als Marie heimlich eine Affäre mit einem Tambourmajor beginnt und Woyzecks aufkeimender Verdacht sich bestätigt, nachdem er Marie im Wirtshaus beim Tanz mit dem Nebenbuhler beobachtet hat, glaubt er, innere Stimmen zu hören, die ihm befehlen, die treulose Marie umzubringen. Weil sein Geld für den Kauf einer Pistole nicht ausreicht, besorgt er sich ein Messer, führt Marie auf einem abendlichen Spaziergang in den nahegelegenen Wald und ersticht sie dort am Ufer eines Sees. FigurenWoyzeckFriedrich Johann Franz Woyzeck, genannt Franz, ist ein 30 Jahre alter Mann, dessen Hauptberuf Wehrmann ist. Er hat ein uneheliches Kind mit Marie. Da Woyzeck nur einen kargen Soldatensold bekommt und für Marie und ihr Kind Christian Unterhalt bezahlen muss, versucht er sich mit Nebenberufen über Wasser zu halten. So arbeitet er als persönlicher Assistent für den Hauptmann und als Proband für den Dorfarzt. Er leidet an Schizophrenie und ist psychisch labil. Maries Beziehung zum Tambourmajor, welche sie zu verheimlichen versucht, macht ihn eifersüchtig und misstrauisch. MarieMarie ist die Geliebte von Woyzeck und die Mutter des gemeinsamen unehelichen Kindes. Sie wird als sehr attraktiv beschrieben. Sie lässt sich auf eine Affäre mit dem Tambourmajor ein, wodurch sich ihr anfangs vertrautes Verhältnis zu Woyzeck zunehmend verschlechtert. Letztlich führt das gestörte Verhältnis dazu, dass Woyzeck sie eines Abends am Teich ermordet. Marie erscheint untreu, da sie sich dem Tambourmajor hingibt, wenn auch erst widerwillig. Sie lässt sich durch die Verlockung materiellen Besitzes und Geschenke beeinflussen. Des Weiteren strebt sie einen gesellschaftlichen Aufstieg durch die Liaison mit dem Tambourmajor an. Trotz ihrer Untreue ist sie jedoch nicht gewissenlos, da sie diese später sehr bereut und Hilfe in der Bibel sucht. HauptmannDer Hauptmann gehört zur höheren Gesellschaftsschicht. Woyzeck dient ihm als persönlicher Assistent, der ihm den Bart rasiert und kleinere Besorgungen erledigt. Der Doktor beschreibt ihn als aufgedunsen und mit fettem Hals (vgl. „Straße“). Seine Abneigung gegen Moralverstöße, wie es ein uneheliches Kind für ihn beispielsweise darstellt, sowie die für ihn große Wichtigkeit des kirchlichen Segens zeigen, dass er allgemein kirchlich-konservativ eingestellt ist (vgl. „Beim Hauptmann“). Zudem vermitteln seine herablassenden Aussagen gegenüber Woyzeck bzw. das Sich-lustig-Machen über ihn eine gewisse Arroganz (vgl. „Beim Hauptmann“). Auch seine pfiffige Sprechweise, um Klugheit zu beweisen, zeugt davon. Des Weiteren ist er nach eigener Aussage ein schwermütiger bzw. schwärmerischer Mensch (vgl. „Straße“) und nicht zuletzt mit seinen mündlichen Überlegungen zur Ewigkeit sehr philosophisch (vgl. „Beim Hauptmann“). Sein offensichtlichstes Merkmal stellt jedoch seine enorme Abneigung gegen Hetzerei und Eile dar. So passt allein das Rennen nicht in sein Bild eines guten Menschen, denn Eile gründet seiner Meinung nach auf einem schlechten Gewissen. DoktorDer Doktor ist Teil der gebildeten Schicht und tritt im Buch nicht als Privatperson, sondern nur als Wissenschaftler und Forscher auf. Er ist höchst interessiert an naturwissenschaftlichen Phänomenen. Aus diesem Grund führt er diverse Experimente durch. So testet er an Woyzeck, wie sich das dauerhafte und ausschließliche Essen von Erbsen auf den Körper auswirkt. Bei diesem Experiment wird auch die skrupellose Natur des Doktors deutlich, da er Woyzeck nicht als Menschen betrachtet, sondern als Versuchsobjekt, und ihm die negativen Auswirkungen auf Woyzeck egal sind. Er ist leicht reizbar und findet Gefallen daran, anderen Leuten mit einer Diagnose des medizinischen Zustandes einen Schrecken einzujagen. Auch er schikaniert Woyzeck mehrmals öffentlich, erhöht jedoch bei jeder Verschlechterung seines körperlichen und psychischen Zustands dessen Sold. TambourmajorDer Tambourmajor führt die Militärkapelle an. Er wird als starker und selbstbewusster, wenn nicht eingebildeter Mann beschrieben. Marie und ihre Nachbarin Margreth vergleichen ihn mit einem Baum und einem Löwen (vgl. „Die Stadt“). Maries Anblick erfüllt ihn mit großer Lust und sexuellem Verlangen, weshalb er versucht, sie sich zu eigen zu machen (vgl. „Buden. Lichter. Volk“). Er überredet Marie in der Szene „Mariens Kammer“ dazu, mit ihm intim zu werden. Marie wehrt sich zunächst, macht sich ihm aber auf erneutes Drängen fast schon gleichgültig gefügig. Der Tambourmajor legt großen Wert auf seine äußerliche Erscheinung. Er trägt seine Uniform sowie seine weißen Handschuhe und einen prächtigen Federbusch mit Überzeugung (vgl. „Mariens Zimmer“). Er kann Marie teure Geschenke machen, beispielsweise goldene Ohrringe (vgl. „Mariens Zimmer“), da er keine Familie zu ernähren hat. In seinem letzten Auftritt verhält sich der Tambourmajor sehr aggressiv und ringt Woyzeck zu Boden (vgl. „Wirtshaus“). Insgesamt kann er als Gegenspieler zur Figur des Woyzeck gesehen werden. AndresAndres und Woyzeck sind Zimmergenossen und üben beide den Beruf des Soldaten aus. Er singt gerne und viel, was darauf hindeutet, dass er ein fröhlicher und positiver Mensch ist. Er steht zu seinen Gefühlen und Ängsten. Sowohl in der Szene „Die Wachtstube“ als auch in „Ein Zimmer in der Kaserne“ versucht Woyzeck Andres seine innerlichen Unruhen mitzuteilen, jedoch nimmt dieser ihn und seine Sorgen nicht ernst bzw. ist überfordert mit dessen psychischen Erkrankungen. Dadurch wirkt er desinteressiert. Beide sind Kollegen und Woyzeck hat zu ihm vergleichsweise viel Vertrauen, da er, abgesehen von Marie, die einzige Person ist, die Woyzeck auf Augenhöhe begegnet. Andres’ Loyalität gegenüber Woyzeck wird in der Szene „Kasernenhof“ ersichtlich: Er zitiert die Aussage des Tambourmajors über Marie. Andres’ Vertrauenswürdigkeit wird zudem deutlich, als ihm Woyzeck in der Szene „Kaserne“ sein Erbe und seine Identität anvertraut. SzenenfolgeEs gibt bis heute mehrere Lese- und Bühnenfassungen von Woyzeck. Werner R. Lehmann (s. Literatur) hat folgende Szenenfolge auf der Grundlage von Büchners Handschriften konstruiert:
Besonderheiten von Büchners StilIm Gegensatz zur Sprache des klassischen Dramas herrscht im Woyzeck die Umgangssprache vor: „WOYZECK: Aber mit der Natur ist’s was anders, sehn Sie; mit der Natur, das ist so was, wie soll ich doch sagen, zum Beispiel …“ – Durch bewusst eingebaute Satzbrüche, Ellipsen und Interjektionen vermittelt Büchner Authentizität. Gleichzeitig dient diese Form der Umgangssprache als Spannung steigerndes Mittel. Das Aneinandervorbeireden der Menschen versinnbildlicht die Einsamkeit Woyzecks und seine zerbrechende Beziehung zu Marie. Darüber hinaus gelingt es Büchner, durch verschiedene Sprachebenen den gesellschaftlichen Rang der Sprecher anzudeuten. Der Doktor spricht hochsprachlich, während die Sprache Woyzecks und Maries, die den untersten Gesellschaftsschichten angehören, dialektgefärbt und fehlerhaft ist. Die sozial Höherstehenden sprechen zwar meistens grammatikalisch korrekter, ergehen sich aber häufig in hohlen Phrasen (z. B. der Doktor: … der Mensch ist frei, in dem Menschen verklärt sich die Individualität zur Freiheit, 8. Szene) oder formulieren vage und unpräzise in Form von Tautologien (z. B. der Hauptmann: Er hat keine Moral! Moral, das ist, wenn man moralisch ist, versteht Er! 5. Szene). Woyzeck dagegen äußert sich, wenn er einmal den Mut fasst und aus sich herausgeht, sehr konkret und anschaulich. Durch zahlreiche Metaphern entsteht der Eindruck, dass er nicht in logischen Begriffen, sondern ausschließlich in Bildern denkt (z. B. Über der Stadt is alles Glut! Ein Feuer fährt um den Himmel und ein Getös herunter wie Posaunen, 1. Szene; … der liebe Gott wird den armen Wurm nicht drum ansehen, ob das Amen drüber gesagt ist, eh er gemacht wurde, 5. Szene; … so ein schöner, fester, grauer Himmel; man könnte Lust bekommen, ein’ Kloben hineinzuschlagen und sich daran zu hängen, 9. Szene; Wenn man kalt is, so friert man nicht mehr. Du wirst vom Morgentau nicht frieren, 20. Szene; Nein, keine Schuh, man kann auch ohne Schuh in die Höll gehn, 22. Szene). Und das überaus anschauliche, poetisch anmutende „Märchen“ (19. Szene) wird von der Großmutter erzählt, die ebenfalls der Unterschicht angehört. Auch die Bezeichnungen der Rollen sind aussagekräftig: Viele Personen, die der unteren Gesellschaftsschicht entstammen (Woyzeck, sein Stubenkamerad Andres, Marie, das Mädchen Käthe, Maries Nachbarin Margreth und der Narr Karl) wurden vom Autor mit Namen versehen und erscheinen, obwohl nur skizzenhaft gezeichnet, als Charaktere, zum Teil sogar als Identifikationsfiguren. Die meisten übrigen Rollen dagegen sind lediglich nach ihren beruflichen bzw. sozialen Funktionen benannt: „Tambourmajor“, „Hauptmann“, „Doktor“, aber auch „Großmutter“, „Budenbesitzer“, „Jude“ u. a. Ihre Rollen sind oft flacher und eindimensionaler, sie scheinen daher eher Typen als Charaktere zu sein. Auffallend und oft rätselhaft sind die literarischen Bezüge des Dramenfragments: die zahlreichen Anspielungen auf die Bibel, auf Goethes Faust (19. Szene, Entwurfsstufe 1, Louis: Was hast du eine rote Schnur um den Hals), auf Shakespeares Hamlet (1. Szene: der rollende Kopf, der Igel und der hohle Boden unter den Füßen verweisen auf die Friedhofs- und die Geistszene) und nicht zuletzt auf Büchners eigene Werke (Dantons Tod und Lenz).[8] Büchner beschreibt hier die Deformation eines Menschen zum animalischen Wesen, weil ihm Besitz, soziale Anerkennung und lebensnotwendiges Geld fehlen. Der Tambourmajor hat ihn aus dem einzigen noch vorhandenen Umfeld, in dem er noch Mensch sein konnte, verdrängt. „Viehische Vernunft, wildes Tier, der Affe als Soldat, das pissende Pferd, ein thierischer Mensch“ spiegeln all diese Deformationen wider.[9] InterpretationWoyzecks MotiveBemerkenswert ist, dass das Drama verschiedene Mordmotive Woyzecks anbietet, die je nach Ausgabe und Abfolge der Szenen unterschiedlich gewichtet werden:
Der Kern des DramasUm den Kernpunkt des Dramas Woyzeck zu erfassen, ist es wichtig, auf das Mordmotiv einzugehen.[10] Es genügt jedoch nicht, sich auf Woyzecks Eifersucht gegenüber dem Tambourmajor zu beschränken. Eine große Rolle spielen auch die gesellschaftlichen Hintergründe, ganz besonders die ständische Gliederung der Gesellschaft. Deutlich wird dies vor allem mit einem Blick auf die Personenkonstellation und die Sprache von Büchners Figuren. Woyzeck wird in dieser Gesellschaft unterdrückt und gedemütigt, was sich in den Beziehungen zu dem Hauptmann, dem Doktor, aber auch dem Tambourmajor widerspiegelt: zum Hauptmann, der Woyzeck aufgrund seiner ärmlichen Herkunft und seines unehelichen Kindes mit Marie als „unmoralisch“ bezeichnet; zum Doktor, der ihn als Versuchsobjekt ansieht und zur gesundheitsschädigenden Ernährung zwingt, dessen Experimenten sich Woyzeck jedoch nicht entziehen kann, da er auf diesen Nebenverdienst angewiesen ist, um seine Familie zu ernähren; zum Tambourmajor, der Woyzeck gegenüber keinen Respekt erweist und ihn sowohl öffentlich als auch privat lächerlich macht. Woyzeck ist zudem nicht nur physisch, sondern auch psychisch labil. Das hat zur Folge, dass er sich der Willkür anderer Menschen unterordnet, obwohl deren Unterdrückung in ihm Wut und Verzweiflung auslösen. Allein die Beziehung zu Marie gibt ihm Halt und vermittelt ihm das Gefühl, ein wertvoller Mensch zu sein. Maries Untreue ist demnach als Anlass für den Mord zu betrachten, nicht aber als Ursache: Durch den Verlust ihrer Treue kann Woyzeck dem gesellschaftlichen Druck, der auf ihm lastet, nicht länger standhalten. Der Mord an Marie kann als ein Akt der Selbstzerstörung Woyzecks und als eine Befreiung von der Gesellschaft interpretiert werden. Rezeption des WoyzeckAuf Künstler, Regisseure, Maler, Musiker und Filmemacher in der ganzen Welt hatte Woyzeck erheblichen Einfluss. Dichter, Kritiker, Dramatiker über „Woyzeck“
– Rainer Maria Rilke, Brief an Maria von Thurn und Taxis, 9. Juli 1915
– Alfred Kerr, Theater-Kritik, 15. Dezember 1927
– Hans Mayer, Theater-Kritik, 15. Dezember 1927[11]
– Heiner Müller, Die Wunde Woyzeck, 1985[12]
– Dževad Karahasan, Meine Sicht auf Woyzeck, 2007[13] Woyzeck auf dem TheaterDer Regisseur der Uraufführung des Woyzeck (unter diesem von Karl Emil Franzos so eingeführten Titel), am Münchner Residenztheater (8. November 1913), die auf beharrliche Anregung Hugo von Hofmannsthals zustande kam, war Eugen Kilian. Die Bühnenbilder und die Kostüme schuf Alfred Roller. Den Woyzeck spielte Albert Steinrück. Die Inszenierung brachte es auf 20 nachweisbare Vorstellungen. Dernière war am 21. August 1919. Bis zum Juni 1915 erschien es in vier Inszenierungen. In dreien von ihnen spielte Albert Steinrück den Woyzeck, außer in der Uraufführung in München, in Berlin am Lessingtheater und in Wien an der Residenzbühne (Premiere am 5. Mai 1914). Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Stück zu einem vielbeachteten, geradezu modisch sensationellen Spieltext für die deutschsprachigen Theater, mit dem man sich vielfach an ein speziell literatur- und theaterinteressiertes Publikum wandte und der in den Feuilletons im Pro und Contra eine wahre Büchnereuphorie weckte. Den eigentlichen Durchbruch als Bühnentext brachte dem Werk dessen 14. Inszenierung, die Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin (Premiere am 5. April 1921) mit Eugen Klöpfer als Woyzeck herausbrachte. In der dichten Folge der Woyzeck-Inszenierungen während der 1920er Jahre schälten sich als Regiekonzeptionen vier szenische Lesarten heraus:
So begeistert der Woyzeck von der Theaterpublizistik bejubelt wurde, ein Publikumserfolg wurden die Inszenierungen der Zwischenkriegszeit nur selten, und wenn, dann lediglich als ein Erfolg für die Schauspieler als Träger ergiebiger Rollen. Hingegen gab es oft massive, teils turbulente Proteste im Publikum. Die dichte Folge der Woyzeck-Inszenierungen in den 1920er Jahren wurde nicht, wie vielfach angenommen, durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten gewaltsam beendet, sondern sie endete bereits drei Jahre zuvor mit einer Premiere am 21. März 1930 in Erfurt. Das war die 63. Inszenierung, die dem Stück zwischen 1918 und 1930 zuteilwurde. Ihr folgte am 15. Oktober 1932 noch eine einzige Vorstellung an einem Studio 33 in Berlin. In den weitaus meisten Städten, deren Theater sich das nach ihrer Struktur und nach ihrem Publikumsumfeld erlauben konnten, hatte man das Stück gesehen. Dort galt es als abgespielt. Zudem konnten sich die Theater in wirtschaftlich katastrophalen Krisenzeiten kein Stück mehr leisten, das nach aller Erfahrung als Publikumsrisiko gelten musste. Das häufig erwähnte Verbot des Stückes durch die Nationalsozialisten hat es nicht gegeben. Es erschien vor dem Zweiten Weltkrieg im Reichsgebiet nochmals an zwei Gauhauptstädten, in Frankfurt am Main zum 100. Todestag Büchners (1937) und in Hannover (1939). Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien der Woyzeck sehr bald wieder auf den Spielplänen deutscher Theater. So schon am 27. September 1945 in einem Nottheater im Weißen Saal des Zoos in Leipzig unter der Regie von Hans Schüler mit Peter Lühr als Woyzeck und am 6. Oktober 1945 unter Fred Schroer an den Kammerspielen des Neuen Theaters in Stuttgart mit Kunibert Gensichen als Woyzeck. In den folgenden Jahren wurde der Woyzeck zu einer beliebten Spielvorlage des autonomen Regietheaters. (Prägnante Beispiele: Die Inszenierung einer eigenen Kroetz’schen Fassung durch Franz Xaver Kroetz in Hamburg am Schauspielhaus 1996 und die Michael Thalheimers in Salzburg 2003.) Alle Theater, die ihn bis dahin gespielt hatten, brachten – teils mehrfach – Neuinszenierungen. Auch in kleineren Theaterstädten, an den gastierenden Landesbühnen, auf Freilichtbühnen inszenierte man das Stück und mit Vorliebe an den Studentenbühnen und an den Bühnen der vielschichtigen alternativen Szene (Prägnantes Beispiel: Das Obdachlosentheater Ratten 07 in der Volksbühne, Berlin 1995). Das im Lauf seines inzwischen über 30-jährigen Bestehens bundesweit bekannt gewordene regionale Theater Lindenhof aus der etwa 1000 Einwohner zählenden Ortschaft Melchingen erhielt 1992 für seine schwäbische Interpretation des Woyzeck den Theaterpreis der Stuttgarter Zeitung.[14] Der Woyzeck, der seine Bühnenlaufbahn als Text für ein Elitepublikum begonnen hatte, gehörte nun zum Standardrepertoire. Bis zum Ende der Spielzeit 1999/2000 sind 420 Inszenierungen nachweisbar. Woyzeck in der MusikEin Meilenstein in der Auseinandersetzung mit Büchners Fragment war Alban Bergs 1921 vollendete Oper Wozzeck. Eine Aufführung dreier Ausschnitte im Jahr 1924 brachte Berg den ersten öffentlichen Erfolg. Doch erst Erich Kleiber, Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, erkannte die Genialität der Partitur und brachte den Wozzeck am 14. Dezember 1925 zur Uraufführung. Eine weitere Opernfassung unter demselben Titel schuf Manfred Gurlitt. Sie wurde 1926 in Bremen uraufgeführt.[15] Die Band Subway to Sally hat Woyzecks Mord an Marie in dem Lied Element des Verbrechens aus dem Album Bannkreis thematisiert. Im November 2000 brachte Robert Wilson das Stück am Betty Nansen Theater in Kopenhagen als Musical auf die Bühne. Die Musik stammt von Tom Waits. Blood Money heißt das Album mit den Songs aus dieser Inszenierung. Im Jahre 2003 veröffentlichte die italienische Neofolk-Band Rose Rovine e Amanti ein Woyzeck betiteltes Album, dessen Titelsong auf dem Büchner’schen Drama basiert. Eine weitere Musicalfassung von Woyzeck wurde 2023 im Theater für Niedersachsen in Hildesheim uraufgeführt. Die Musik stammt von Manuel de Rien, der Text von Oliver Graf. Im September 2023 veröffentlichte der deutsche Pop-Künstler Tristan Brusch ein Konzeptalbum mit dem Namen Woyzeck, welches im Rahmen einer Theaterinszenierung des Dramas uraufgeführt wurde. Woyzeck im Ballett/Tanztheater1996 Premiere von „Franz Woyzeck“ an der Komischen Oper Berlin. Abendfüllendes Handlungsballett in 16 Szenen (Akt I, Akt II). Choreografie: Birgit Scherzer. Musik: Heiner Grenzland. Libretto: Birgit Scherzer und Matthias Kaiser. Bühnenbild: Reinhart Zimmermann. Titelrolle: Gregor Seyffert. Dirigent: Vladimir Jurowski. Ballett und Orchester der Komischen Oper Berlin. Am 24. September 2011 wurde das Ballett Woyzeck von Choreograf Christian Spuck an Den Norske Opera & Ballett in Oslo uraufgeführt. Die Musik stammt von Martin Donner, Philip Glass, György Kurtág und Alfred Schnittke, Bühne und Kostüme von Emma Ryott. Im Oktober 2013[16] wurde das Werk ans Zürcher Ballett übernommen. Dort tanzten Jan Casier den Woyzeck, Katja Wünsche die Marie und William Moore den Tambourmajor. Woyzeck im FilmGeorg Klaren war der erste Filmregisseur, der „Woyzeck“ in die Kinos brachte (Titel: Wozzeck). Klaren hatte schon 1930 die Idee für den Film, konnte sie aber erst in der Nachkriegszeit umsetzen. Die Rahmenhandlung spielt in einem Anatomiesaal einer deutschen Universität. Dort ist der Körper des Füsiliers Woyzeck aufgebahrt, der gehenkt wurde. Dem Professor gilt er als Mörder, der Student Büchner antwortet: „… den wir ermordet haben“. Im weiteren Verlauf der Handlung erzählt er dann seinen Kommilitonen die Geschichte, die dem Drama zu Grunde liegt. Kurt Meisel spielte den Woyzeck, Paul Henckels den Doktor und Helga Zülch die Marie. In weiteren Rollen: Max Eckard, Karl Hellmer, Rotraut Richter und Willi Rose. „Bei dieser Arbeit“, so Klaren in einem Gespräch mit der Berliner Zeitung am 18. Mai 1947, „sehe ich wiederum meine Auffassung über die Verfilmung literarischer Themen bestätigt: Fragmente wie Woyzeck oder Novellen eignen sich viel besser für die Verfilmung als Theaterstücke oder Romane. Fragmente deshalb, weil sie der optischen Phantasie jeden Spielraum lassen, weil ihre Zuspitzung auf eine einzige Pointe der Wesensform des Films ganz besonders entspricht.“ Nach der Fertigstellung galt der Film als künstlerisch sehr beachtenswert, da er ein an den Expressionismus angelegtes Filmwerk darstellt. Doch er wurde wegen Bedenken an der marxistischen Grundhaltung bald nach der Premiere zurückgezogen und kam erst Ende 1958[17] in die bundesrepublikanischen Lichtspieltheater. Dort hieß er Der Fall Wozzeck. Seit Klarens Woyzeck haben eine Reihe von Regisseuren das Fragment verfilmt. Die bekannteste Adaption ist Werner Herzogs Woyzeck aus dem Jahr 1979, in der Klaus Kinski die Titelrolle übernahm. 1983/84 folgte Oliver Herbrichs Filmadaption Wodzeck, die im Ruhrgebiet der 1980er Jahre angesiedelt ist. Detlef Kügow erhielt für seine Darstellung des Akkordarbeiters Franz Wodzeck den Darstellerpreis auf dem Internationalen Filmfestival Moskau.[18] 1994 legte der ungarische Regisseur János Szász seine Woyzeck-Verfilmung vor, die vor allem durch ihre expressionistische Schwarz-weiß-Kameraführung bestach. In einem vom Bundesverband Deutscher Film-Autoren gekrönten expressiven Kurzfilm Woyzeck – The Film werden die Originaldialoge dem experimentell dargestellten Handlungsablauf in kurzen Filmepisoden gegenübergestellt. Regie führten Minona von Vietinghoff und Max Michael Rohland 2012.[19] 2013 wurde eine moderne Woyzeck-Adaption unter Regie von Nuran David Calis als Fernsehspiel veröffentlicht, die die Handlung in einen Berliner Kiez in der Gegenwart verlagert.[20] Woyzeck als ComicIm Wuppertaler Verlag Edition 52 erschien 2019 die Graphic-Novel-Adaption des Zeichners Andreas Eikenroth. Woyzeck im Hörspiel
Woyzeck in der SchuleBüchners Woyzeck hat sich einen festen Platz im Kanon schulischer Lektüren gesichert: Im Schöningh-Verlag gibt es das von Norbert Schläbitz besorgte Unterrichtsmodell Georg Büchner: Woyzeck für die gymnasiale Oberstufe in der von Johannes Diekhans herausgegebenen Reihe EinFach Deutsch,[23] im Abitur ist es immer mal wieder als Pflichtlektüre im Fach Deutsch vorgesehen, so etwa in Nordrhein-Westfalen wieder für die Jahre 2024[24] und 2025[25], und bei Lehrerinnen und Lehrern werden die Vorzüge des kleinen Textes durchaus wahrgenommen. 1993 benannte Victoria M. Stiles fünf Gründe für die unterrichtliche Behandlung des Textes und zwar „(1) Die Sprache ist relativ einfach; (2) das Drama ist kurz; (3) der Handlungsverlauf ist fesselnd; (4) es gibt Woyzeck-Bearbeitungen in Oper und Film, die sich sehr gut als Unterrichtshilfe eignen; und (5) die Themen sind zeitlos“.[26] Woyzeck-InterpretationenDie Theatergruppe „PENG! Palast“ erstellte auf Basis des Woyzecks eine ganz neue Fassung des Fragments und nannte diese „Woyzeckmaschine“. Zentrales Bühnen- und Spielelement bot dabei ein Kasten, der als eigenlebige Maschine die vier Figuren-Interpretationen aus „Woyzeck“, „Marie“, dem „Tambourmajor“ und dem „Arzt“ in nicht festgelegten Improvisationsfragmenten gegeneinander ausspielt. Spielanlage war dabei die Überlegung, dass die vier Figuren die letzten vier Menschen auf der Erde sind. Die Gruppe erhielt mit dem Stück den Hauptpreis des Schweizerischen Nachwuchspreis für Theater und Tanz PREMIO, der mit 22000,– Franken dotiert war.[27] Der gehörlose Schauspieler Werner Mössler übersetzte 2007 die Fassung des bosnischen Dichters Dževad Karahasan in die österreichische Gebärdensprache. 2023 übersetzte die Hamburger Abiturientin Asin Andkohiy Woyzeck in die Jugendsprache. Diese neue Version wurde vom Reclam-Verlag veröffentlicht.[28] LiteraturWerkausgaben
Sekundärliteratur
WeblinksWikiquote: Wozzeck – Zitate
Wikisource: Wozzeck – Quellen und Volltexte
Wikisource: Die Zurechnungsfähigkeit des Mörders Johann Christian Woyzeck – Quellen und Volltexte
Einzelnachweise
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