Den Rufnamen „Joff“ habe Winterhart von seinem älteren Bruder, der Jonathan nicht habe aussprechen können.[1] Privat und in allen öffentlichen und künstlerischen Zusammenhängen blieb es bei „Joff“. Winterhart studierte Film und Animation an der Newport Arts School in Südwales. 2002 schrieb und drehte er den AnimationsfilmViolet and Turquoise, der 2003 einen Award der British Academy of Film and Television gewann und beim Edinburgh International Film Festival präsentiert wurde.[2] 2011 veröffentlichte er mit Sue Palmer (Text) eine Dokumentation des gemeinsamen Kunstprojekts im Rahmen des b-side festival in Weymouth und Portland, Dorset.[3]
Im folgenden Jahr erschien seine erste Einzelveröffentlichung Days of the Bagnold Summer, „as affecting as Raymond Briggs, as beady as Posy Simmonds, a truly fantastic debut“, befand The Guardian.[4] Im Herald wurde Winterharts „story of a mother and her metalhead son“ als „one of the funniest and sweetest accounts of family life“ bezeichnet.[5] Fünf Jahre darauf hieß es über das nachfolgende Album Driving Short Distances, es sei „ein Meisterwerk“.[6] Als „exquisitely rendered tale of masculinity and urban isolation“ wurde der Band in einer Auflistung von Eight mind-blowing graphic novels for beginners der Royal Academy beschrieben.[7] 2018 kam in den USA unter dem Titel Other People ein Band, der die beiden Alben zusammenführte, heraus.[8] Winterharts Figuren mögen steif erscheinen, meinten die Kirkus Reviews, „like positioned figurines rather than people“, dennoch atmeten sie Leben durch den Detailreichtum, mit dem Winterhart Gesichter und Hände, selbst Finger ausstatte, des Weiteren wurde sein „superb ear for dialogue“ hervorgehoben.[9]
Seine bislang zwei Graphic Novels (Stand 2021) erschienen auch in französischer Übersetzung.[10] Als Erzählung von „unvorstellbarer Finesse“ bezeichnete die Kritikerin von Les Inrockuptibles Winterharts Geschichte über einen jungen Mann und seinen nicht mehr ganz jungen Fahrlehrer.[11] In Bezug auf ebenjenes Werk wies der Rezensent des Webmagazins Benzine auf das monochrome Dunkelblau von Courtes distances hin und betonte die Stärke der Porträts, welche Winterhart von seinen Protagonisten, zwei einsamen Verlierern („loosers esseulés“) zeichne.[12]
In seiner Band Bucky ist Winterhart als Schlagzeuger aktiv.[13] Mit einer Nebenformation, The 100 Year Old Band,[14] spielte er 2014 beim Wochenende zum zwanzigjährigen Bestehen von Gob Squad in Berlin.[15]
Auf die Frage nach seinem Lieblingsautor nannte er Carson McCullers: „The Heart is a Lonely Hunter, The Mortgaged Heart and most of all The Member of the Wedding are all mind-blowingly great.“ Vorbilder außerhalb der Literatur seien Jonathan Richman und Sister Corita Kent, „radical screen-printing hippie nun from 1960s Los Angeles“.[16]
2018 wurde Winterhart Fellow der Royal Society of Literature[17]. Die Verfilmung seiner Graphic NovelDays of the Bagnold Summer (2012)[18] mit Musik von Belle and Sebastian wurde 2019 beim Locarno Film Festival präsentiert.[19] Die Drehbuchautorin Lisa Owens meinte über Winterharts Vorlage, das Buch sei „a wonderful portrait of teen angst and the pains and joys of parenthood“, und sie empfehle es wärmstens („highly“).[20] Falk Straub schrieb in Anbetracht der deutschen Filmfassung Mein etwas anderer Florida Sommer von „Winterharts von allen überflüssigen Details befreite[n] Panels“ und davon, dass sich „der lakonische Humor des Comics“ auch im fertigen Film finde.[21] Das Zusammenwirken von Vorlage und Verfilmung wurde an anderer Stelle weniger positiv betrachtet: Gerade, weil der Regisseur sich über Gebühr bemüht habe, die Atmosphäre der Wurzeln des Films in Winterharts Comic zu würdigen, reiche das Ergebnis nicht an gelungene Comicverfilmungen wie Ghost World heran.[22]
The No 1 drawing book: Joff's drawings, Sue's writing. A documentation of the project 'On the No 1 bus', LabCulture Ltd., Portland / Weymouth, Dorset, 2011, ISBN 978-0-9560187-1-7
↑Teddy Jamiesons Auflistung von The 50 greatest graphic novels of all time, aus der die zitierte Kurzcharakterisierung stammt, listete Joff Winterharts Debüt auf Platz 19 (The Herald, 18. August 2013).
↑ Die Rezensentin Rachel Cooke (The Guardian, 15. August 2017) betont die Verwendung dieses Ausdrucks, obwohl er oft inflationär gebraucht werde: "Masterpiece is an overused word in reviews and ordinarily I avoid it with much the same determination as Keith tries to avoid getting crumbs on his work trousers. In this case, however, it is the only one that will do. Winterhart has delivered a perfect book, as good and mostly much better than many of the regular novels I’ve read so far this year. Like his first, the brilliant Days of the Bagnold Summer, its characters are superbly drawn. But with its themes of depression and its tender examination of the ways men talk (and fail to talk) to one another, it has a depth that book perhaps lacked."