Jessie Stephenson(Sara) Jessie Stephenson (* 6. Februar 1873 in Walmsgate, Louth, Lincolnshire; † 9. August 1966 in Cromer, Norfolk) war eine englisch-britische Suffragette.[1] LebenStephenson wurde als zweite Tochter in einer Familie von mindestens drei Töchtern und vier Söhnen des wohlhabenden Landbesitzers und Landwirts Leslie William Stephenson (1844–1922) und seiner Frau Sarah Jane, geborene Willows (1840–1933), geboren.[1] Stephenson und ihre Schwestern wurden von einer Gouvernante erzogen und die Eltern beschränkten die Erziehung ihrer Töchter auf häusliche Werte. In ihren unveröffentlichten Memoiren berichtet Stephenson, dass sie zum ersten Mal mit der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern konfrontiert wurde, als ein Freund der Familie ohne Konsequenzen eine Affäre hatte.[1] Trotz des Widerstandes ihrer Eltern wollte sie mehr als nur ein häusliches Leben führen und reiste als Englischlehrerin durch Frankreich und Deutschland.[2] Zurück in England zog Stephenson 1903 in eine moderne Unterkunft für berufstätige Frauen, den Twentieth Century Club in London, wo auch Ada Flatman wohnte,[3] und trat eine Stelle als Sekretärin eines Anwaltsan, um sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Stephenson schloss sich der Women’s Social and Political Union (WSPU) an und spendete einen Teil ihres Einkommens aus der Lehrtätigkeit für deren Zwecke.[2] Stephenson engagierte sich 1907 aktiv, indem sie während ihres Urlaubs mit einem Transparent „Keep the Liberal Out“ und „Votes For Women“ herumfuhr, um die WSPU mit Christabel Pankhurst, Nellie Martel und Mary Gawthorpe bei den Nachwahlen in Jarrow zu unterstützen.[3] Am 21. Juni 1908 war Stephenson Anführerin des Paddington-Abschnitts des großen Frauenmarsches am „Women’s Sunday“ im Hyde Park. Sie war eine hervorragende Rednerin und gehörte zu den Hauptrednerinnen bei dieser Veranstaltung. Sie hatte sich zu diesem Anlass ein neues, weißes Musselin-Kleid, Handschuhe und einen Hut gekauft, wobei sie Weiß und eine Schärpe in den WSPU-Farben Lila, Weiß und Grün trug.[1] Stephenson gehörte auch zu der Frauendelegation mit Emmeline Pethick-Lawrence, Florence Haig, Maud Joachim und Mary Phillips, die zusammen mit Emmeline Pankhurst versuchte, das House of Commons zu betreten. Sie gehörte aber nicht zu den Verhafteten.[2] Im November 1910 wurde sie jedoch für einen Monat im Holloway Prison inhaftiert, weil sie das Haus des liberalen Abgeordneten Herbert Samuel beschädigte und sich weigerte, die Geldstrafe von 5 Pfund sowie den Schadensersatz (1 Pfund 10 Schilling) zu leisten.[1][3] Stephenson beschrieb die Behandlung von Frauen, denen bei ihrer Ankunft die Haare heruntergelassen und durchsucht wurden, wozu sie sich ausziehen mussten. Aber nach einer Änderung der Vorschriften durften sie im Gegensatz zu den meisten anderen Gefangenen ihre eigene Kleidung tragen. Sie durfte auch ein Schreiben ihres Arbeitgebers erhalten, in dem ihr mitgeteilt wurde, dass sie ihren Arbeitsplatz und ihre Unterkunft verlieren würde, wenn sie die Geldstrafe nicht bezahlte, um freigelassen zu werden. Doch sie weigerte sich und verbüßte ihre Strafe zusammen mit den anderen inhaftierten Suffragetten.[3] Bei dem Festessen anlässlich der Entlassung der Gefangenen erhielt Stephenson ein Abeitsangebot, als bezahlte Organisatorin für die WSPU in Manchester tätig zu werden und wurde neben Christabel Pankhurst platziert. Sie hielt eine Rede, über die in Votes for Women vom 30. Dezember 1910 unter der Überschrift Thank God for Mrs. Pankhurst berichtet wurde.[2] Die Suffragetten-Organisationen, darunter die WSPU, führten unter dem Motto „No Vote, No Census“ und „Until We Count We Won't Be Counted“ einen Massenboykott der Volkszählung im April 1911 durch. Stephenson konnte sich in einem Haus im wohlhabenden Stadtteil Victoria Park von Manchester einquartieren, wo sie einen Boykott der Volkszählung organisierte. Als eigentliche Mieterin war Stephenson für das Ausfüllen der Volkszählungslisten in ihrer Wohnung verantwortlich und ermöglichte es trotz Androhung von Strafverfolgung zahlreichen Frauen, sich der Volkszählung zu entziehen, indem sie dort übernachteten. Sie lud Journalisten ein, das Haus zu besuchen und ihrem Protest beizuwohnen, der nicht von Verhaftungen begleitet wurde.[1][2][4] Nach dem Volkszählungsboykott gab Stephenson den militanten Aktivismus auf. Sie war gesundheitlich angegriffen und nach der Gefängnisstrafe hatten sich die Beziehungen zu ihrer Familie, vor allem zu allem ihren Schwestern, dramatisch verschlechtert.[1] Als im Jahr 1918, nachdem der Erste Weltkrieg fast vorbei war und Frauen durch den Krieg in Rollen gedrängt worden waren, die es in Großbritannien bis dahin nicht gegeben hatte, wurde im Representation of the People Act 1918 das Wahlrecht für einen Teil der Frauen gewährt. Stephenson schrieb dazu in ihren zweibändigen Memoiren No Other Way (1932) darüber im Klaren, dass es ohne den militanten Einsatz der Suffragetten nicht dazu gekommen wäre:
– Jessie Stephenson: No Other Way[3] In den Memoiren, die sie der Suffragette Fellowship schenkte und die sich heute in der Suffragetten-Sammlung des Museum of London befinden, schrieb sie auch:
– Jessie Stephenson: No Other Way[3] Stephenson verbrachte ihr Lebensende in Norfolk, in Sheringham und starb 1966 im Krankenhaus in Cromer.[1] Einzelnachweise
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